Erste Töchter
Buch von Ljuba Arnautovic
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Buchdetails
Titel: Erste Töchter
Ljuba Arnautovic (Autor)
Verlag: Paul Zsolnay Verlag
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 160
ISBN: 9783552075085
Termin: Neuerscheinung August 2024
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Kurzmeinung
MaesliEs ist wenig romanhaftes zu finden, sondern vielmehr Lebensgeschichten in Telegrammstil
Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Erste Töchter
Karl kehrt nach zwölf Jahren Gulag mit russischer Ehefrau und zwei Töchtern nach Wien zurück. Von dem, was ihm passiert ist, will man im Nachkriegsösterreich nichts wissen. Den „Russen“ begegnet man bestenfalls mit Misstrauen. So rasch wie nur möglich und mit allen Mitteln muss deshalb der gesellschaftliche Aufstieg gelingen. Karl lässt sich scheiden, heiratet eine junge Medizinstudentin, zieht nach Deutschland, knüpft zweifelhafte Verbindungen nach Moskau – und trennt seine Töchter. Lara und Luna wachsen fortan in verschiedenen Welten auf: die eine in einfachen Verhältnissen bei der Mutter in Wien, die andere beim Vater und seiner neuen bürgerlichen Familie in München. Ljuba Arnautović erzählt „in einer klaren, poetischen Sprache, ohne Sentimentalität“ (Ö1) von sich – und den Verwerfungen eines Jahrhunderts.
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Erste Töchter wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 2,5 Sternen.
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Es ist wenig romanhaftes zu finden, sondern vielmehr Lebensgeschichten in Telegrammstil
Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Erste Töchter
- drawe
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Klappentext:
Karl kehrt nach zwölf Jahren Gulag mit russischer Ehefrau und zwei Töchtern nach Wien zurück. Von dem, was ihm passiert ist, will man im Nachkriegsösterreich nichts wissen. Den „Russen“ begegnet man bestenfalls mit Misstrauen. So rasch wie nur möglich und mit allen Mitteln muss deshalb der gesellschaftliche Aufstieg gelingen. Karl lässt sich scheiden, heiratet eine junge Medizinstudentin, zieht nach Deutschland, knüpft zweifelhafte Verbindungen nach Moskau – und trennt seine Töchter. Lara und Luna wachsen fortan in verschiedenen Welten auf: die eine in einfachen Verhältnissen bei der Mutter in Wien, die andere beim Vater und seiner neuen bürgerlichen Familie in München.
Ljuba Arnautović erzählt „in einer klaren, poetischen Sprache, ohne Sentimentalität“ (Ö1) von sich – und den Verwerfungen eines Jahrhunderts.
Mein Lese-Eindruck:
„Er raucht filterlos.“ Ein starker Beginn, der sogleich die eigentliche Hauptfigur ins Zentrum rückt: Karl, den Vater der „Ersten Töchter“. Karl wurde als sog. Schutzbundkind von seinen kommunistischen Eltern in die UdSSR geschickt und gerät dort in den Strudel der Ideologien, deren Opfer er wird. Nach einem langen Aufenthalt im GULAG kehrt er erst 1953, nach Stalins Tod, nach Österreich zurück. Er ist seiner Familie und seiner Heimat entfremdet, er kennt keine Werte und keine Moral, er hat nur ein einziges Ziel: er will auf der sozialen Stufenleiter aufsteigen. Diesem Ziel ordnet er alles unter. Er ist ein Egomane, er kennt keine Rücksichten, er lügt und betrügt, tauscht seine Ehefrauen nach Bedarf und sozialem Status aus.
Wie ergeht es seinen beiden Töchtern mit diesem schwer traumatisierten Vater? Das ist das Thema des Buches bzw. könnte es sein. Die Autorin folgt dem Leben der beiden Mädchen und der Leser sieht, wie die Traumatisierung ihres Vaters den Kindern ihre Kindheit stiehlt. Sie wachsen heimatlos auf, können keine festen Bindungen entwickeln und müssen sich ganz dem Diktat des Vaters fügen, der seinen Aufstiegswillen rücksichtslos auslebt. Die Mädchen werden getrennt, und beide kompensieren ihre Heimatlosigkeit auf unterschiedliche Weise.
Das ist ein gewaltiger und packender Stoff: wie nämlich die politischen Verwerfungen des frühen 20. Jahrhunderts in die nachfolgende Generation hineinwirken und ihr Leben beeinflussen.
Damit ließe sich auch ein packender Roman schreiben. Die Autorin erzählt aber nicht, sondern sie zählt eher auf und berichtet. Chronikartig reiht sie die Erlebnisse aneinander und gibt ihnen Authentizität durch Namen, Daten und den Verweis auf historische Ereignisse. Diese historischen Ereignisse werden zu oft isoliert aufgezählt, teilweise in äußerst komprimierter Form, und sie werden vor allem nicht mit den Augen der Protagonistin gesehen. Nichts gegen Rückgriffe; hier aber werden sie immer wieder unmotiviert und ohne weiteren Erkenntniswert vorgenommen, und die Zeitsprünge verwirren den Leser.
Nicht nur die Zeitsprünge verwirren, sondern auch die Brüche in der Chronologie, die Auslassungen, bislang unbekannte Namen und auch bekannte Namen, die dann aber doch keine Rolle spielen, unmotivierte Ortswechsel, plötzliche Wechsel des Schauplatzes, Nebensächlichkeiten, Leerstellen, unklare Vertiefungen – das alles erschwert das Lesen. Verlässt sich die Autorin vielleicht darauf, dass man die Vorgängerbände gelesen hat?
Vermutlich ist dem Leser so wirr im Kopf, wie auch das Leben der beiden Schwestern sehr wirr verlief. Immerhin findet die Autorin ein markantes Schlussbild: die Schwestern setzen ihren Eltern und Großeltern einen Grabstein, der einen familiären Zusammenhalt symbolisiert, den es nie gab. Und drum liegt auch nicht jeder in dem Grab, der auf der Inschrift erwähnt wird.
Fazit: packendes Thema, aber kein Roman. Auch keine Biografie; die autofiktionalen Elemente werden am Schluss relativiert. Verwirrung allüberall. -
Rezension zu Erste Töchter
- Maesli
Mit ihrem neuesten Roman „Erste Töchter“ erzählt Ljuba Arnautović die Familiengeschichte, die mit ihrem Roman Junischnee begann, weiter. Sie nimmt den Faden der Erinnerungen an Russland wieder auf um den Schicksale der Familie Arnautović in Österreich und Deutschland weiterzufolgen. Wiederum im Mittelpunkt steht Vater Karl und um ihn Kreisen, wie Satelliten, seine Frauen und seine ältesten Töchter.Weiterlesen
Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich habe mich sehr auf den neuen Roman von Ljuba Arnautović gefreut und bin schon nach ein paar Seiten in einer im Stile eines Berichtes verfassten Familiengeschichte gelandet. Auf den ersten Seiten skizziert sie in groben Zügen eine Zusammenfassung ihres vorherigen Familienromans, in der Karl schon die Hauptfigur gab, um dann in einem rasanten Tempo die Kinderjahre der beiden Töchter aus erster Ehe zusammenfassen. Es sind wiederum nur 160 Seiten und einige muss sie opfern, damit all jene, die den vorherigen Roman nicht kennen, sich hier zurecht finden. Daraus geworden ist eine Familienchronik im Schnelldurchlauf und ich fühle mich etwas vor den Kopf gestoßen.
Noch habe ich die wunderbare Erzählungen von Junischnee in Erinnerungen, diese bewegende, anrührende und erschütternde Erzählung über menschliche Schicksale, als Teil der österreichisch-russischen Geschichte des letzten Jahrhunderts und bin etwas enttäuscht von dem vorliegenden Roman.
Karls gesellschaftlichem Aufstieg nach der Rückkehr aus Russland darf nichts im Wege stehen; weder Töchter noch Ehefrauen. Die Härte, mit der er seine gesellschaftliche und berufliche Karriere antreibt, wird in wenigen Szenen zusammengefasst und so betrachte ich distanziert die Geschehnisse dieses seltsamen Familienkonstrukt. So richtig verstehen kann ich Karl nicht, denn dafür hat mir Ljuba Arnautović kaum Möglichkeit gegeben in ihn zu blicken. Es ist einfach nicht genug, die kargen Erklärungen zu Karls Gulagvergangenheit in den Raum zu werfen ohne darauf in irgendeiner Weise einzugehen. Da kommen einfach keine Emotionen, die hier doch am Platz wären!
Karl treibt ein ruheloser Geist um. Gierig will er nachholen, was ihm vermeintlich versagt geblieben ist. Seite 35
Gefühle, die ich noch bei Junischnee empfunden habe, kommen hier gar nicht mehr vor. Das geht auch gar nicht, weil 39 Kapitel auf knapp 150 Seiten verteilt nicht mehr hergeben als knappe Auszüge der Leben in abstrakten Handlungsbildern. Die Autorin konzentriert sich neben Karl auf das Wesentliche im Leben der erstgeborenen Töchter Luna und Lara, zumindest der Titel ist gut gewählt. Ansonsten ist wenig romanhaftes zu finden, sondern vielmehr Lebensgeschichten in Telegrammstil. Ljuba Arnautović kann es definitiv besser.
Eine, die von selben Eltern stammt, mit der sie einige Jahre lang das gleiche Schicksal teilte, die ihr äußerlich so ähnelt und fast die gleich Stimme hat. Seite 151
Es ist definitiv kein Buch für mich, ich kann mich vom vorherigen Roman nicht lösen, der in mir so große Empfindungen hervorgerufen hatte.
Fazit
„Erste Töchter“ ist der 2. Teil der Familiengeschichte und erzählt in groben Zügen das Leben des Vaters, der die Jahren der sibirischen Gefangenschaft verbissen nachholen will, und dabei das Leben seiner erstgeborenen Töchter Luna und Lara, beide aus der Beziehung zu seiner ersten Frau Nina, herrisch bestimmt. Roman ist vielleicht nicht das richtige Genre. Der Erzählstil hätte besser zu einer Biographie gepasst.
Ausgaben von Erste Töchter
Besitzer des Buches 2
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