Ich komme nicht zurück

Buch von Rasha Khayat

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ich komme nicht zurück

Hanna, Zeyna und Cem – eine leuchtende Freundschaft, die in einem Sommer in den späten Achtzigerjahren ihren Anfang nimmt. Gemeinsam wachsen sie in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf, bilden eine Wahlfamilie, in der Herkunft keine Rolle spielt. Zuhause ist, wo sie zusammen sein können. Doch je älter die Kinder werden, umso klarer treten die Unterschiede zwischen ihnen hervor. Mit dem 11. September 2001 wird ihre Freundschaft endgültig vor eine Zerreißprobe gestellt, bis sich die Risse zwischen Hanna und Zeyna zum Bruch ausweiten. Jahre später kehrt Hanna zurück in die alte Heimat, in die Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern. Die Stadt steht still, und Hanna fühlt sich einsam. Cem, ihr Fels, ist immer noch da, aber Zeyna schon seit Jahren aus ihrem Leben verschwunden. Hanna begibt sich auf die Suche – nach Zeyna, nach Spuren ihrer Geschichte, nach dem, was damals zwischen sie fiel. Sprachlich zupackend und gleichzeitig poetisch erzählt Rasha Khayat von den Leer-stellen in unserem Leben und wie wir sie zu überwinden suchen, von der unendlichen Liebe in einer ungewöhnlichen Familienkonstellation und einer tiefen Freundschaft in einer Welt, die aus den Fugen gerät.
Weiterlesen

Bewertungen

Ich komme nicht zurück wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

(3)
(2)
(0)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ich komme nicht zurück

    Ein Buch zwischen Einsamkeit, Verlust und Verbundenheit
    Rasha Khayats Roman tut weh und ist in meinen Augen kein Werk, dass mensch schnell weglesen kann. Er spielt primär 2020 und damit im ersten Pandemiejahr, was dem Buch eine ganz besondere Atmosphäre verleiht, die uns in der Literatur wohl noch häufiger begegnen wird.
    Protagonistin Hanna sieht sich mit mehreren Ebenen an Einsamkeit konfrontiert. Da ist die Isolation als alleinstehende Person innerhalb eines Lockdowns. Da ist aber auch der Tod der Großeltern, die ihr sehr früh ein Elternersatz waren. Und zusätzlich spielt der Verlust einer Freundinnenschaft eine zentrale Rolle.
    Denn in Rückblenden lernen wir auch Cem und Zeyna kennen, mit denen Hanna in einem nicht näher benannten kleinen Ort eng befreundet war. Zeyna und ihr Vater Nabil flohen aus einem Kriegsgebiet nach Deutschland und obwohl das Trauma gar nicht so explizit thematisiert wird, trägt es viel zur Schwere des Buches bei. Cem und Zeyna teilen zudem eine von Rassismus geprägte Realität, die nach dem 11. September 2001 an Intensität zunimmt. Hanna sieht den Schmerz, ist aber hilflos und kämpft gleichzeitig mit einer widersprüchlichen Eifersucht. Damit bekommt diese Figur eine ambivalente Tiefe, die ich großartig umgesetzt fand.
    Und auch das Pacing des Buches ist einfach besonders. Während die Phasen der Gegenwart regelrecht entschleunigt sind und damit die Isolation der Pandemie so gut greifbar machen, zieht das Tempo in den Rückblenden stark an. In denen erfahren wir mehr über den Aufbau und Zerfall einer Freundinnenschaft.
    Das Dreiergespann befindet sich in einem Feld voller verbindender und trennender Elemente. Ob der Alltagsrassismus, den Hanna nicht nachempfinden kann, oder der Tod der eigenen Mutter, der wiederum Zeyna und Hanna auf besondere Art miteinander verbindet. Trotz all dessen ist diese Gemeinschaft lange ein stabilisierendes Element, das erste Krisen überwindet, bis sie an einem Zwischenfall zerbricht. Was genau passiert ist und ob in der Gegenwart wieder eine Annäherung stattfinden kann, müssen die Lesenden selbst herausfinden.
    Dieses Buch ist einzigartig und bei einer geringen Seitenzahl unglaublich dicht. Khayat schreibt atmosphärisch und schafft es damit, Schmerz und Einsamkeit auf eine subtile Art eindrücklich zu vermitteln. Der Text wirkte lange in mir nach und kann deshalb auch nicht einfach wegkonsumiert werden. Die wechselnden Erzähltempi fand ich rückblickend sehr schlüssig, beim Lesen hat es mich aber auch manchmal aus dem Konzept gebracht.
    Insgesamt aber eine klare Leseempfehlung für dieses gefühlvolle Werk!
    Weiterlesen
  • Rezension zu Ich komme nicht zurück

    Erwachsenwerden voller Verluste - 4 Sterne
    Worum geht es?
    Zeyna, Hanna und Cem wachsen miteinander auf, doch bereits in ihrer Kindheit gibt es einschneidende Erlebnisse und Jahre später ist von der engen Freundschaft nicht mehr viel übrig. Hanna versucht diesen Verlust zu verarbeiten und ihn ungeschehen zu machen.
    Worum geht es wirklich?
    Neuanfänge, Freundschaft und Rassismus.
    Lesenswert?
    Ja, obwohl keine sehr umfangreiche Geschichte, so dennoch recht bewegend und teilweise schön teilweise traurig. Erzählt wird die Handlung von der erwachsenen Hanna, die von den Erlebnissen in diesem Moment und der Vergangenheit berichtet. Dabei widmet sie ihre Erzählung immer einer anderen Figur, die sie mit „du“ anspricht und bei der es sich um Zeyna handelt, ihre Kinderfreundin, die sie aber mittlerweile verloren hat. Auch zwischen Hanna und Cem ist nicht mehr alles so leicht wie früher.
    Erst nach und nach erfährt man, wie sich die Freundschaft entwickelt hat, welche Hürden sich zwischen sie gestellt haben, sowohl von außen als auch von innen.
    Die Freundschaft entsteht eher spontan und ohne viel Nachdenken, die drei Kinder haben einige Gemeinsamkeiten in ihrem Leben. Und dennoch ist da immer eine Kluft zwischen Hanna und Zeyna, was erstere nie sehen will und zweitere ihr sehr deutlich sagt. Denn während Hanna viele Dinge unbeteiligt miterlebt, werden Zeyna und ihr Vater angefeindet nach den Terroranschlägen 9/11 und ist es Zeyna, die schon jung auf die Suche nach einer neuen Heimat gehen muss. Dazu kommen rassistische Anschläge auf geflüchtete Menschen.
    Ich finde die Figuren sehr interessant, ebenso wie die Nebenfiguren, die teilweise echt sympathisch aufgefallen sind.
    Interessant ist der Blickwinkel aus Hannas Sicht, einerseits zurückgelassen, andererseits aber auch naiv unwissend (oder angeblich unwissend) und auf sich selbst fokussiert. Spannend, dass die Autorin, die selbst als Kind aus einem anderen Land nach Deutschland gekommen ist, aus der Sicht der hier geborenen Hanna erzählt und damit quasi den Blickwinkel der Figur einnimmt, die nicht von Rassismus betroffen ist.
    Sprachlich hat mir das Buch gefallen die Perspektive in der Du-Form ist wie gesagt Geschmacksache, aber die teilweise poetischen Stellen mochte ich sehr. Man kann das Buch sehr zügig lesen, möchte dabei keine Stellen überspringen und wird immer wieder ein bisschen emotional und/oder nachdenklich.
    Hat mir im Großen und Ganzen recht gut gefallen und habe ich gerne gelesen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Ich komme nicht zurück

    Bereits von der ersten Seite an hat mich Rasha Khayats Schreibstil gefangen genommen – schnörkellos, präzise und dennoch einfühlsam und lebensnah. Geschickt verwebt sie Hannas Gegenwart mit Rückblenden in die Kindheit und Jugend. Zur selben Zeit aufgewachsen, wenn auch unter anderen Umständen, konnte ich mich sehr gut in Hanna hineinversetzen, ihre teils widerstrebenden Gefühle nachvollziehen. Eindrucksvoll beschreibt die Ich-Erzählerin ihre Freundschaft zu Zeyna und Cem und deren Veränderung im Laufe der Zeit, zu der auch gesellschaftliche und politische Umstände beitragen. Nach den Attentaten des 11. September 2001 sahen sich Cem, Zeyna und ihre Familien pauschalen Verdächtigungen und Diskriminierungen ausgesetzt, aus denen sie unterschiedliche Konsequenzen gezogen haben. In Zusammenhang mit dem 11. September gab es jedoch eine Stelle im Buch, an der mich Zeynas Haltung sehr verstört hat. Ich kann hier nicht näher darauf eingehen, da ich nicht spoilern möchte, aber wer das Buch gelesen hat, wird vermutlich verstehen, was ich meine. Gegen Ende entglitt mir das Buch leider etwas und insbesondere Zeynas Figur war für mich schwer greifbar. Auch ein geschildertes, für Hannas und Zeynas Freundschaft folgenreiches Ereignis wirkte auf mich doch sehr konstruiert. Insgesamt ein vor allem in der ersten Hälfte packender, fein beobachteter und dicht erzählter Roman, der anschließend leider etwas an Stärke verlor.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Ich komme nicht zurück

    Klappentext/Verlagstext
    Hanna, Zeyna und Cem – eine leuchtende Freundschaft, die in einem Sommer in den späten Achtzigerjahren ihren Anfang nimmt. Gemeinsam wachsen sie in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf, bilden eine Wahlfamilie, in der Herkunft keine Rolle spielt. Zuhause ist, wo sie zusammen sein können. Doch je älter die Kinder werden, umso klarer treten die Unterschiede zwischen ihnen hervor. Mit dem 11. September 2001 wird ihre Freundschaft endgültig vor eine Zerreißprobe gestellt, bis sich die Risse zwischen Hanna und Zeyna zum Bruch ausweiten. Jahre später kehrt Hanna zurück in die alte Heimat, in die Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern. Die Stadt steht still, und Hanna fühlt sich einsam. Cem, ihr Fels, ist immer noch da, aber Zeyna schon seit Jahren aus ihrem Leben verschwunden. Hanna begibt sich auf die Suche – nach Zeyna, nach Spuren ihrer Geschichte, nach dem, was damals zwischen sie fiel. Sprachlich zupackend und gleichzeitig poetisch erzählt Rasha Khayat von den Leerstellen in unserem Leben und wie wir sie zu überwinden suchen, von der unendlichen Liebe in einer ungewöhnlichen Familienkonstellation und einer tiefen Freundschaft in einer Welt, die aus den Fugen gerät.
    Die Autorin
    Rasha Khayat, geboren 1978 in Dortmund, wuchs in Jeddah, Saudi-Arabien, auf. Als sie elf war, siedelte ihre Familie nach Deutschland zurück. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Bonn. Seit 2005 arbeitet sie als freie Autorin, Übersetzerin und Dozentin. 2016 erschien ihr Debüt ›Weil wir längst woanders sind‹. (… gekürzt)
    Inhalt
    Hanna und Zeyna wuchsen in den 80ern beide mutterlos auf; Hanna bei ihren Großeltern Feliza und Theo, Zeyna bei ihrem Vater Nabil. Der Dritte im Bunde war Cem, dessen Eltern ein Lebensmittelgeschäft führten. Als Erwachsene kommt die Icherzählerin Hanna zur Zeit der Corona-Pandemie in die Wohnung ihrer Kindheit und in ihr Stadtviertel zurück. Ein klassisches Arbeiterviertel, in dem damals regelmäßig der Eiswagen und der Altmetallhändler vorfuhren. Hanna glaubt, im Viertel eine kleine, dunkelhaarige Frau gesehen zu haben, daher kreisen ihre Gedanken um die Erinnerung an eine wunderbare Kindheit, die mit dem Attentat von Mölln 1992 und dem Bruch mit Zeyna nach dem 11.9.2001 endete. Die in der Schule gedisste Dreierclique mit ihren Angehörigen bildete damals eine Wahlfamilie, die einander adoptierte und in der sich besonders Nabil und Theo nahestanden. Cems Mutter Aylin und Feliza wandten sich besonders Zeyna zu, die in der Fremde aufwuchs und vermutlich von ihnen als einsamer gesehen wurde als Hanna. Hanna lebt heute in der alten Wohnung; sie könnte sich als die von allen Zurückgelassene definieren. Noch immer eifersüchtig auf Zayna, muss sie endlich realisieren, dass zwischen ihrem Aufwachsen und Zeynas ein eklatanter Unterschied bestand. Ohne Cem, schon damals das Scharnier zwischen den beiden Dramaqueens, werden Hanna und Zeyna einander wohl kaum die Hand reichen können.
    Fazit
    Rasha Khayat arbeitet mit Andeutungen eines großen Geheimnisses. Hannas durch Satzfragmente gehetzt wirkende Sprache könnte vermuten lassen, dass sie wiederholt Anlauf nimmt, bis sie endlich zum Kern des Konflikts kommt. Auch wenn ich das Kreisen um das verdrängte Geschehen als unbefriedigend empfunden habe, zeigt Rasha Khayat in ihrem 176 Seiten kurzen Roman am Beispiel der Mädchen, dass nicht alle das Gleiche benötigen, sondern jede Person das, was sie braucht.
    Weiterlesen

Ausgaben von Ich komme nicht zurück

Hardcover

Seitenzahl: 176

Besitzer des Buches 3

Update: