Dorf ohne Franz

Buch von Verena Dolovai

Bewertungen

Dorf ohne Franz wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Dorf ohne Franz

    Klappentext (gekürzt):
    Maria erinnert sich, wie sie in den 1960er-Jahren auf einem Bauernhof mit ihren Brüdern Josef und Franz im Dorf aufgewachsen ist. Während Josef, der Älteste, in die Fußstapfen des Vaters tritt, entzieht sich Franz, Nesthäkchen und Liebling der Mutter, den traditionellen Erwartungen des rauen Alltags. Maria ist zerrissen zwischen Anpassung und Sehnsucht. Sie träumt von einem selbstbestimmten Leben außerhalb der engen Grenzen des Dorfes, bleibt aber, heiratet Toni und bekommt ein Kind. Mittellos und in Abhängigkeit gefangen, arbeitet Maria pflichtbewusst mit, wo sie gebraucht wird, und pflegt nahe Angehörige. Als Maria Toni eines Tages reglos am Boden vorfindet, sieht sie erstmals eine Chance, dem vorgezeichneten Leben zu entgehen.
    Mein Lese-Eindruck:
    Der kleine Roman versetzt uns in ein österreichisches Dorf in den 60er Jahren. Hier wächst Maria, die Ich-Erzählerin, auf einem kleinen Bauernhof auf. Sie ist das mittlere von drei Kindern und als einzige Tochter für beide Eltern nur als Arbeitskraft von Interesse. Sie verzichtet notariell auf ihr Erbteil, und so erhält Josef, der ältere Sohn, den Hof und den Grundbesitz. Franz ist als Nesthäkchen der Liebling seiner Mutter; er lässt sich auszahlen und verlässt das Dorf. Erst spät erkennt Maria den Grund für seinen Wegzug. Franz ist homosexuell und entzieht sich den starren Normen und den Rollenzuweisungen des Dorfes.
    Die Erzählerin bleibt eng an ihrer Protagonistin und zeichnet ein desillusionierendes Bild des ländlichen Lebens. Maria lässt sich widerspruchslos in starre patriarchalische und sehr raue Strukturen einordnen. Eine Ausbildung bleibt ihr verwehrt, weil die Eltern den Nutzen einer Tochter ausschließlich in der Haus- und Hofarbeit sowie in dem sehen, was man heute Care-Arbeit nennt.
    Bei der Partnersuche zeigt sich ihr anerzogener Sinn fürs Wirtschaftliche und Praktische, aber sie wird bitter enttäuscht. Immer wieder taucht Franz, der abwesende Bruder in ihren Gedanken auf, und Maria erkennt zunehmend, dass Franz ein selbstbestimmtes Leben lebt und sich von den strengen Rollenzuweisungen befreit hat. Insofern ist der Titel „Dorf ohne Franz“ zugleich ein Programm: Franz ist gerade wegen seiner Abwesenheit der Katalysator für Marias Entwicklung. Maria wagt schließlich auch den Schritt in die Selbstbestimmtheit, aber hier verschwimmt der Roman, das Ende ist allzu offen und unrealistisch.
    Das Besondere an dem Roman ist weniger der illusionslose Blick auf das dörfliche Leben und seine traditionellen Rollenerwartungen, sondern die Sprache der Autorin. So karg wie Marias Leben ist auch die Sprache, mit der sie in beklemmender Nüchternheit ihr Leben erzählt. Mit dieser nüchternen und einfach gehaltenen Sprache wirkt die Protagonistin beklemmend authentisch.
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  • Rezension zu Dorf ohne Franz

    Verlagstext:
    Maria erinnert sich, wie sie in den 1960er-Jahren auf einem Bauernhof mit ihren Brüdern Josef und Franz im Dorf aufgewachsen ist. Während Josef, der Älteste, in die Fußstapfen des Vaters tritt, entzieht sich Franz, Nesthäkchen und Liebling der Mutter, den traditionellen Erwartungen des rauen Alltags. Maria ist zerrissen zwischen Anpassung und Sehnsucht. Sie träumt von einem selbstbestimmten Leben außerhalb der engen Grenzen des Dorfes, bleibt aber, heiratet Toni und bekommt ein Kind. Mittellos und in Abhängigkeit gefangen, arbeitet Maria pflichtbewusst mit, wo sie gebraucht wird, und pflegt nahe Angehörige. Als Maria Toni eines Tages reglos am Boden vorfindet, sieht sie erstmals eine Chance, dem vorgezeichneten Leben zu entgehen. Verena Dolovai erzählt in ihrem Roman von patriarchal geprägten dörflichen Strukturen und der Schwierigkeit, auszubrechen. Gelingt es Maria, das Dorf hinter sich zu lassen? Und wo ist eigentlich Franz?
    Quelle: amazon.de
    Meine Meinung:
    Ich lese gern Romane, die in dörflichen Regionen spielen, das Leben dort beschreiben, aber auch die Frage thematisieren, was mit den Menschen geschieht, denen ein solches Leben eng oder trist erscheint. Insofern habe ich mit diesem Buch richtig gelegen: Es schildert auf ruhige Weise das vorhersehbare und auch weitgehend durch ihre Familie vorherbestimmte Leben des Kindes, später der Frau Maria, die immer nur die Erwartungen anderer zu erfüllen hat und nie nach ihren eigenen Wünschen gefragt wird. Dabei ist ein anderes Leben als zwischen Hof und Wirtschaft für sie denkbar: Sieht sie doch ihre Freundin Theresa vor sich, die es auf ein Internat in der Stadt geschafft hat und sich zunehmend vom Dorf entfremdet, oder ihren titelgebenden Bruder Franz, den es ebenfalls nicht am elterlichen Hof hält, der sein Erbe ausbezahlt bekommt, sich aufmacht, die Welt zu entdecken - und fortan ward von ihm nichts mehr gesehen. Auch Maria lockt die Stadt, die Ferne, Bildung, Kultur. Doch Maria, um ihren Anteil am Erbe betrogen - sie ist ja nur ein Mädchen und wird eh am Hof gebraucht - , bleibt. Sie füllt die ihr zugewiesenen Rollen als fürsorgende Tochter und Schwiegertochter, fürsorgende Ehefrau und fürsorgende Mutter aus und erlebt nur in der letzten einige Jahre echten Glücks, bis das Kind flügge wird. Sie lässt es ziehen; ihr eigenes Leben soll sich an der Tochter nicht wiederholen. Aber soll es das nun für sie, Maria, gewesen sein?
    Bis hierher bot der Roman wenige Überraschungen (und über die möchte ich hier nichts verraten), aber genau das ist ja auch dem Thema geschuldet, war für mich also stimmig. Auf die an dieser Stelle nun vom Klappentext angekündigte neue Chance war ich sehr gespannt. In dieser Hinsicht hat der Roman mich jedoch enttäuscht. Die folgenden Wendungen erschienen mir unglaubwürdig und wenig schlüssig; ich konnte ihnen nicht wirklich folgen. (Auch dazu möchte ich nicht mehr schreiben.)
    Dennoch bleibt am Ende der Gesamteindruck eines stillen Buches über ein stilles und gewöhnliches Leben, das anders verlaufen wäre, wenn die Herkunftsfamilie ihrer Tochter mehr Raum gegeben hätte oder wenn die Protagonistin stärker für ihre eigenen Rechte eingetreten wäre. Dieses Leben steht für Millionen von Frauenleben, die ausgefüllt, aber letztlich nicht erfüllt waren. Das löst bei mir Trauer und Mitgefühl aus - und den Wunsch, mich dafür einzusetzen, dass Mädchen in Regionen und Ländern, wo solche Rollenvorstellungen noch vorherrschen, eine Chance bekommen, etwas Anderes, Selbstbestimmtes aus ihrem Leben zu machen.
    Insofern bietet der Roman nicht wirklich viel Neues. Er ist für den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises nominiert und ich kann mir vorstellen, dass er in dörflich, katholisch und patriarchalisch geprägten Strukturen, wo auch heute noch viele ältere, vielleicht auch jüngere Frauen ein solches Leben wie Maria führten und führen, immer noch einen Nerv trifft.
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Ausgaben von Dorf ohne Franz

Hardcover

Seitenzahl: 168

E-Book

Seitenzahl: 164

Besitzer des Buches 4

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  • ele

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