Kleine Monster

Buch von Jessica Lind

  • Kurzmeinung

    PatriciaPP
    Anders als erwartet... auf die gute Art
  • Kurzmeinung

    Maesli
    Ein Vorfall in der Schule bringt eine Familie an ihre Grenzen und ich blicke distanziert auf das, was kommt.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Kleine Monster

Nominiert für den Österreichischen Buchpreis 2024 Ein soghafter Roman über die zerstörerische Kraft des Ungesagten. »Einzigartig und nervenzerfetzend.« Doris Knecht Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel. Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird. Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein fesselndes psychologisches Drama über die Illusion einer heilen Kindheit.
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Bewertungen

Kleine Monster wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Meinungen

  • Anders als erwartet... auf die gute Art

    PatriciaPP

  • Ein Vorfall in der Schule bringt eine Familie an ihre Grenzen und ich blicke distanziert auf das, was kommt.

    Maesli

  • Ein nicht bewältigtes Kindheitstrauma wird für eine Mutter zur Zerreißprobe bei ihrem eigenen Kind.

    claudi-1963

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Kleine Monster

    In diesen Roman habe ich sowohl schwer hinein- als auch schwer wieder aus ihm herausgefunden, und dazwischen habe ich ihn weginhaliert. :-)
    Zum Inhalt steht in den Rezensionen oben schon genug, daher hier mein kurzer Leseeindruck:
    Die Thematik rund um (mögliche) Gewalt zwischen Kindern hat mich mehr getriggert als erwartet, wir kennen ähnliche Situationen aus dem engeren Umfeld, und so wollte ich zwischenzeitig gar nicht mehr weiterlesen. Als jedoch die Rückblenden in Pias Kindheit zunehmend mehr Raum einnahmen, konnte ich mich besser aufs Geschehen einlassen und Pias Verbindungen von eigenem Erleben und nun den Geschehnissen rund um ihren Sohn nachspüren. Die Autorin hat dabei gelungen die Dynamik in den Beziehungen junger und nicht mehr ganz so junger Eltern eingefangen. Auch die ambivalenten Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern, dann alten Eltern und ihren längst erwachsenen Kindern oder auch erwachsenen Geschwistern, das nicht immer gelingende Aufbrechen von Rollenmustern und die Bitterkeit alter wie neuer Verletzungen, wurden einfühlsam gezeigt. Dabei blieb auch die Protagonistin keine reine Sympathieträgerin; alle Erwachsenen in diesem Buch machen reichlich Fehler, verhalten sich nicht kohärent, bekommen manches aber auch ganz gut hin. Eine spannende Frage dabei bleibt, wieviel und was man einander verzeihen kann und wo in dieser Hinsicht eine Grenze verläuft.
    Mit dem Schluss des Romans bin ich allerdings unzufrieden, er lässt für meinen Geschmack zu viel offen.
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  • Rezension zu Kleine Monster

    spannend mit Unklarheiten - 4 Sterne
    Worum geht es?
    Ein Vorfall hat sich in der Schule ereignet. Involviert sind Luca und ein Mädchen. Lucas Eltern sind schockiert und die Mutter beginnt, ihr Kind mit anderen Augen zu sehen.
    Worum geht es wirklich?
    Vorstellbare Möglichkeiten, Angst und Zweifel
    Lesenswert?
    Ja, weil es einfach ein bisschen anders ist. Wie erwähnt gibt es einen Vorfall, Luca soll Dinge getan haben - was genau, wird nicht erläutert. Erahnt man als lesende Person nur.
    Die Tat (oder eben nicht) steht gar nicht im Mittelpunkt. Vielmehr geht es darum, was das Wissen um einen Vorwurf mit den Eltern auslöst. Plötzlich sehen sie ihr Kind mit anderen Augen. Er hat doch nicht… Wird er vielleicht doch… - Das sind Gedanken, mit denen sich Pia plötzlich konfrontiert sind.
    Vieles erfährt man aus ihrer Sicht und daher natürlich nicht neutral. Ihr Mann Jakob ist ein bisschen gelassener (oder uninteressierter?) an den Geschehnissen.
    Durch Pias und Jakobs Blick auf ihr Kind, das plötzlich vielleicht ein kleines Monster ist, sind sie natürlich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, mit unausgesprochenen Familienthemen in ihrer eigenen Kindheit.
    Es geht jedoch auch um das Miteinander der beiden Erwachsenen als Einzelpersonen und auch als Paar und Eltern. Ebenfalls um Freundschaften in der Kindheit und um das Verhalten der anderen Eltern um die beiden herum.
    Sprachlich ist das Buch gut lesbar, ich fand es auch spannend und obwohl es ungewöhnlich war, dass manche Dinge ungesagt blieben, so hat mir diese Entscheidung gut gefallen.
    Ich bin wegen der Nominierung zum Österreichischen Buchpreis 2024 auf dieses Buch aufmerksam geworden. Oftmals sind Buchpreis-Bücher weniger gut lesbar, das kann ich hier allerdings absolut nicht sagen.
    Gute Lektüre, gerade auch wenn man ein bisschen Spannung in einem Roman mag. Nur sieht man danach manche Kinder vielleicht doch mit anderen Augen.
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  • Rezension zu Kleine Monster

    Ein atemraubender, psychisch herausfordernder Roman
    [TW: Kindstod, Gewalt gegen Kinder, Tierquälerei (kurz)]
    „Kleine Monster“ fordert seine Leser*innen. Er erwartet von ihnen, dass sie Leerstellen und extrem ambivalente Charaktere aushalten können.
    Der Roman beginnt mit einem Aufhänger, der fairerweise auch nur genau das ist: ein Aufhänger für ein viel tieferliegendes Problem. Am Anfang steht ein Vorfall an der Schule, in den der siebenjährige Luca verwickelt ist. Was genau hat er getan und warum? Seine Mutter Pia möchte es herausfinden und beginnt, das Vertrauen zwischen ihr und ihrem Sohn sowie ihr Kind selbst zunehmend infrage zu stellen. Im Laufe der Handlung taucht die Autorin in ganz kurzen Kapiteln, die stets aus der Sicht von Pia erzählt werden, immer mehr in die Hintergrundgeschichte der Protagonistin ein. Diese ist geprägt von dem furchtbaren Verlust der kleinen Schwester, dem mangelnden Umgang der Eltern mit diesem und einer großen Schuldfrage. Hat Adoptivschwester Romi etwas mit dem Tod zu tun? Inwieweit täuschen die Erinnerungen an ihre Kindheit? Und an welchen Stellen geht es gar nicht um Lucas Verhalten, sondern um Romi?
    Jessica Lind spielt in einem extremen Ausmaß mit Leerstellen und Subtext. Auf halbem Wege war ich mir unsicher, ob es mir zu viel Ungesagtes ist. Das letzte Drittel war dann aber wie ein Rausch und mir persönlich hat Pias Entwicklung hier sehr gut gefallen. Sie befindet sich in einem dauerhaften Spannungsfeld zwischen ihrem eigenen unbearbeiteten transgenerationalen Trauma und gesellschaftlichen Erwartungen an Eltern- bzw. konkret Mutterschaft.
    Die Vorfälle werden nicht bis ins letzte Detail geklärt und waren für mich doch abgeschlossen. Wahrscheinlich kommt es darauf an, inwieweit mensch den Figuren am Ende Glauben schenkt. Pia zeigt an einigen Stellen ein teilweise gewaltvolles, übergriffiges Verhalten ihrem Sohn gegenüber. Das ist wirklich hart, wird aber auch nicht beschönigt. Ich finde es so erschreckend wie spannend, dass Traumata generationsübergreifend so weitergegeben werden können und habe Pia gern zu Beginn ihrer Aufarbeitung begleitet.
    Der Roman ist voller Tempo und hat teils thrillerhafte Züge, die mich mit angehaltenem Atem haben lesen lassen. Ein Buch, das sich gut in einem Zug lesen lässt, welches Aufmerksamkeit fordert und für mich im Ganzen herausfordernd war, aber trotzdem rund.
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  • Rezension zu Kleine Monster

    In der Klasse 2 B einer Grundschule hat es einen Vorfall gegeben. Luca, der siebenjährigen Sohn von Pias und Jakob, ist darin involviert. Obwohl nicht gleich klar ist, was genau passiert ist, reagiert Pia auf den Vorfall mit Panik, während Jakob die Sache nicht zu Ernst nimmt. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Aber Pia, die an ihrer eignen Kindheit noch fest zu knabbern hat, ändert ihr Verhalten zu Luca und es entwickelt sich ein psychologisches Drama.
    Meine persönlichen Leseeindrücke
    Es ist vielleicht nicht das richtige Buch für diese Zeit, denn was ich lese, mag ich nicht, weder sprachlich noch inhaltlich.
    Abgesehen davon, dass ich nicht erfahre, was wirklich in der Schule vorgefallen ist, geht es nicht um Luca, sondern um Pia, und wahrscheinlich auch um ihre Schwester Romi. Die Hauptprotagonistin ist also die Mutter – und damit erschließt sich mir der Buchtitel nicht. Das ist schon mal mein erstes Problem.
    Das zweite Problem ist, dass ich keinen Zugang zu Pia gefunden habe. Ihre Charakterzeichnung mit dem nicht verarbeiteten Kindheitstrauma und vor allem ihre unkontrollierten Gefühlsausbrüche kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist auf dem besten Wege, die gesunde normale Kindheit von Luca und ein normales Mutter-Sohn-Verhältnis stark zu belasten und wäre nicht Jakob, ich weiß nicht, wie das aussehen sollte.
    Und immer wieder Romi, die durch die Geschichte geistert und die ich überhaupt nicht zu fassen kriege. Ein stetes Hin und Her zwischen Gegenwart und Vergangenheit und ich frage mich, ob ich Pia überhaupt glauben kann. Das ist vielleicht der Knackpunkt der Geschichte: Pia – Romi – Luca? Fragen über Fragen, die unbeantwortet im Raum stehen. Damit sind es schon drei Probleme, die ich mit dem Roman habe.
    Auch an dem Schreibstil der jungen Autorin habe ich auszusetzen. Ihr Stil ist wohl modern, aber sprachlich geht mehr. Das schlägt hier für mich stark zu buche, denn wenn sich Jessica Lind etwas mehr ins Zeug gelegt hätte, wäre vieles, was hier zwischen den Zeilen steht, auch bei mir angekommen. Das viele Andeuten, aber im Endeffekt nicht ausformulieren, das sprachliche Farbspektrum kaum auskosten, und vieles nur mit knappen Worten darbieten -das alles ist mir einfach zu wenig. Zudem meine ich, dass die Autorin die Szenen absichtlich von außen beleuchtet. Damit ermöglicht sie Interpretationen und jede/r von zieht Rückschlüsse aus eigner Perspektive. Ist das so gewollt? Es fühlt sich fast an wie Filmschauen. Ich mag das nicht; besonders bei Literatur erhoffe ich mir, Innenansichten zu bekommen, die mir ein Handeln erklären oder verständlich machen. So aber lese ich sehr distanziert und mit abnehmenden Interesse.
    Fazit
    „Kleine Monster“ hält nicht, was der Buchtitel verspricht. Wahrscheinlich geht es um die Beziehung: Pia – Romi – Luca; ein Dreigespann großer verlorener Möglichkeiten, einen literarischen Kracher abzugeben.
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  • Rezension zu Kleine Monster

    "Es gibt Dinge, die werden nicht mehr gut. Schon gar nicht, wenn man sie ans Licht bringt. Ich halte inne. Vielleicht ist Lucas Schweigen ja so gemeint, Er will uns vor der Wahrheit beschützen." (Buchauszug)
    Ein Vorfall in der Schule stellt das Leben von Pia und Jakob auf den Kopf. Luca soll etwas angestellt haben, als er mit Alena allein im Klassenzimmer war. Mädchen, so sagt die Lehrerin, denken sich so etwas nicht aus. Während ihr Sohn Luca schweigt, gräbt seine Mutter Pia in ihrer eigenen Vergangenheit. Pia weiß, dass durchaus eine andere Seite in Kindern schlummert. Durch das Misstrauen der anderen Eltern wird sie an ihre eigene Kindheit zurückerinnert. Sie lässt Luca nicht mehr aus den Augen und sieht, wie sie sich immer fremder werden. Pia kommen erste Zweifel, ob sie wirklich eine gute Mutter ist.
    Meine Meinung:
    In diesem Buch soll der 7-jährige Luca etwas mit seiner Mitschülerin Alena getan haben. Weshalb die Eltern ein Lehrergespräch führen. Doch was genau ist wirklich zwischen den beiden Kindern geschehen? Das versuchen die Eltern von Luca herauszufinden, doch dieser schweigt vehement. Sagt er nichts aus Angst, wegen eines schlechten Gewissens, Trotz oder zu Unrecht, weil er gar nichts getan hat? Man ahnt nichts Gutes, doch die Autorin lässt den Leser im Unklaren darüber. Während es für Vater Jakob alles nicht so schlimm ist, wachsen in Pia immer stärkere Zweifel gegen ihr eigenes Kind. Verschweigt Luca etwas vor Ihnen? Jessica Lind beschreibt in diesem Buch die schleichende Veränderung der Icherzählerin Pia durch ihre eigene Kindheit. Sie erinnert sich an ihre Schwester Romi, um die es immer ein Geheimnis gab. Sie hat Romi im Grunde selbst nie wirklich verstanden, auch wenn sie sich am Anfang gut verstanden haben. Weshalb der Kontakt dann irgendwann abbrach. Die zwei Handlungsstränge befassen sich mit der Gegenwart, während der zweite sich mit Pias Vergangenheit beschäftigt. Sie erzählt von ihrer Kindheit, dem Verhältnis zu ihren Eltern und von ihren beiden Schwestern Romi und Linda. Romi kam als Adoptivkind in die Familie und war immer schon etwas sonderbar. Linda, deren Luca ähnelt, ist mit 4 Jahren in einem See ertrunken. Was damals wirklich geschah, hat die krank im Bett liegende Pia nie wirklich erfahren. Man munkelt nur, dass Romi versucht hat, Linda zu retten. Dieses unausgesprochene Trauma war eigentlich nie mehr Thema. Allerdings nach den Problemen mit Luca kommt es wieder zum Vorschein. Sie erinnert sich daran, wie sich ihre Eltern nach Lindas Tod verändert haben. Selbst wenn dieses Schicksal bisher kaum eine Rolle in Pias Beziehung gespielt hat, spürt man doch unterschwellig, wie sehr sie die Vergangenheit belastet und geprägt hat. Ich glaube, damals hätte Pias Familie dringend eine Aufarbeitung dieses Traumas gebraucht. Stattdessen haben sie alles unter den Teppich gekehrt bzw. sie finden in Romi eine Schuldige. Oder entdecken wir als Erwachsene, was in unserer Kindheit alles falsch gelaufen ist? Pias Sicht hat durchaus sogar finstere, zerstörerische Tendenzen. So übt sie z. B. vor dem Spiegel das Lächeln, denn wenn sie lächelt, so sagt sie, sehe man ihr ihre Gedanken nicht an. Der Neid auf Jakob mit seiner schönen Bullerbü-Kindheit bekommt bei Pia allmählich sogar Wut und Gewaltfantasien. Der Roman zeigt außerdem, unter welchem Druck selbst heute noch Mütter stehen, die immer noch als Vorbild für ihre Kinder herhalten müssen. Mir hat Luca sehr leidgetan, ich war über Pia oft fassungslos. Ob er alles wirklich so einfach wegsteckt, bleibt fraglich. Allerdings ist sicher, die ganze Familie braucht dringend Hilfe. Am Ende bleiben Fragen offen, Fragen wie: Hat Romi wirklich was mit dem Geschehen zu tun? Und wenn ja, war Linda für Romi eine Konkurrenz und sie hat sie deshalb ertrinken lassen? Hat Pias Mutter damals Romi misshandelt und aus dem Haus getrieben? Weil es mich nicht ganz überzeugt hat, gebe dem Buch 4 Sterne.
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  • Rezension zu Kleine Monster

    Klappentext/Verlagstext
    Pia und Jakob sitzen im Klassenzimmer der 2B, ihnen gegenüber die Lehrerin ihres Sohnes. Es habe einen Vorfall gegeben, mit einem Mädchen. Pia kann zunächst nicht glauben, was ihrem siebenjährigen Kind da vorgeworfen wird. Denn Luca ist ein guter Junge, klug und sensibel. Sein Vater hat daran keinen Zweifel. Aber Pia kennt die Abgründe, die auch in Kindern schlummern, das Misstrauen der anderen erinnert sie an ihre eigene Kindheit. Sie lässt ihren Sohn nicht mehr aus den Augen und sieht einen Menschen, der ihr von Tag zu Tag fremder wird. Bei dem Versuch, ihre Familie zu schützen, wird Pia schließlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Ein fesselndes psychologisches Drama über die Illusion einer heilen Kindheit.
    Die Autorin
    Jessica Lind ist 1988 in St. Pölten, Österreich, geboren und lebt heute mit ihrer Familie als Drehbuchautorin und Schriftstellerin in Wien. Sie studierte an der Filmakademie Wien und schrieb u.a. mit der Regisseurin Magdalena Lauritsch den Science Fiction Film "Rubikon". 2015 gewann sie mit der Erzählung "Mama" den open mike, woraus ihr gleichnamiger Debütroman hervorging. Mit ihrem zweiten Roman, "Kleine Monster", erscheint sie erstmals bei Hanser Berlin.
    Inhalt
    Eine Klassenkameradin des 7jährigen Luca hat von einem Vorfall erzählt, bei dem die Kinder allein im Klassenzimmer waren. Da Luca beharrlich schweigt und seine Eltern prompt aus der Eltern-WhatsApp-Gruppe gelöscht wurden, bleibt zunächst unklar, was passiert ist und welche Rolle Luca dabei gespielt hat. Die Lehrerin ergreift spontan Partei, weil „Kinder sich das nicht ausdenken“, sorgt sich jedoch darum, was Lucas Verhalten ausgelöst haben könnte. Die Schule als Institution lässt nicht erkennen, ob sie fachlich für eine Situation wie diese vorbereitet ist. Pia und Jakob machen falsch, was Erwachsene nur falsch machen können. Sie stellen Suggestivfragen und legen Luca Wörter in den Mund, die ihn zu einem falschen Geständnis drängen könnten. Dass die Eltern sich in Erziehungsfragen uneinig sind und Pia noch nicht bereit ist, ihren Sohn loszulassen, ist nicht zu übersehen. Durch den Vorfall wird Pia selbst wieder zum Kind, indem Jakob ihr Verhalten maßregelt. Durch das Aufwachsen mit einer Adoptiv-Schwester und den Tod ihrer jüngsten Schwester im Kindesalter ist sie offenbar überzeugt davon, dass Kinder sehr wohl lügen und manipulieren können. Streng kontrolliert sie Luca von nun an, getrieben von der Furcht, sein Verhalten verschuldet zu haben.
    Als Kinder wurden Pia und ihre Schwestern stets ermahnt, anderen Leuten nichts zu erzählen, (wofür ihre Mutter gute Gründe hatte); generell wurde wenig gesprochen und selten über die verstorbene jüngste Schwester Linda. Pia gelangt erst durch die Konfrontation mit den Werten von Eltern, Schwiegereltern und Jakobs Bruder auf schmerzhaftem Weg zu der Einsicht, dass Anekdoten unentbehrlich sind, um die Erinnerung an Verstorbene und Vermisste wachzuhalten. Wie zuverlässig Pias eigene Erinnerungen sind, steht erneut auf dem Prüfstand.
    Im ersten Kapitel vermittelt Pia Reiserer als Icherzählerin sehr eindringlich die Macht von Sprache in Konflikten und wie verschlüsselte Botschaften zur Eskalation beitragen. Mit ihrer Bemerkung „Sie [Fau Bohl] weiß ja, wie er ist“ bleibt man als unwissender Leser zunächst allein. Schiebt sie die Verantwortung der Aufsichtsperson zu? Ist Luca evtl. neurodivers und hat deshalb eine persönliche Schulbegleitung? Die Bezeichnung Kindergärtnerin wird in Deutschland schon länger nicht mehr benutzt, so dass das Szenario um Lindas Kindheit auf mich zu altmodisch wirkte; die zahlreichen Mundartausdrücke bauten eine weitere Hürde zum Verständnis auf.
    Fazit
    Jessica Lind lässt ihre Leser:innen in den Alltag eines jungen Elternpaars blicken, in dem sich als Icherzählerin besonders die Mutter mit Geboten ihrer Herkunftsfamilie auseinandersetzen muss. Psychologisch wie sprachlich ein beindruckender Roman, zu dem ich durch die unklare Schulsituation des betroffenen Kindes und den Mundartanteil zunächst schwer Zugang gefunden habe.
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Ausgaben von Kleine Monster

Hardcover

Seitenzahl: 256

E-Book

Seitenzahl: 237

Besitzer des Buches 9

  • Mitglied seit 26. August 2018
  • Mitglied seit 16. Juni 2011
  • Mitglied seit 11. Dezember 2023
  • Mitglied seit 6. Februar 2019
  • Mitglied seit 12. April 2021
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  • Mitglied seit 14. Juli 2009
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