Das große Spiel
Buch von Richard Powers, Eva Bonné

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Buchdetails
Titel: Das große Spiel
Richard Powers (Autor) , Eva Bonné (Übersetzer)
Verlag: Penguin Verlag
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 512
ISBN: 9783328603719
Termin: Neuerscheinung Oktober 2024
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easymarkt3Mehr als nur ein mehrdeutiger Buchtitel. -
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kingofmusicKI trifft Ökothriller. Starkes Plädoyer zum Erhalt der Weltmeere und seiner Bewohner!
Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Das große Spiel
Longlist Booker Preis 2024. Eine Insel. Vier Suchende. Verbunden durch das vielleicht letzte große Abenteuer der Menschheit. – Das bewegende Meisterwerk von Pulitzer-Preisträger und Autor des Weltbestsellers »Die Wurzeln des Lebens« Auf Makatea, einst ein vergessener Fleck im endlos blauen Pazifik, soll die Gesellschaft der Zukunft entstehen. Über Umwege und Gezeiten finden auf der Insel vier Menschen zusammen, deren Schicksale nachhaltig mit dem des Planeten verknüpft sind: Evelyne Beaulieu, die in den Tiefen des Ozeans taucht, um das geheimnisvolle Spiel der Riesenmanta zu entziffern. Ina Aroita, die die paradiesischen Strände nach Materialien für ihre Skulpturen abwandert – doch schon lange schwemmt das Meer nur noch Plastikmüll an. Und der verträumte Büchernarr Rafi Young und der visionäre Computernerd Todd Keane, deren Freundschaft an dem kühnen Versuch zu zerbrechen droht, eine neue Welt zu erschaffen, um sich vor dem Untergang der jetzigen zu retten. Virtuos komponiert der große Erzähler Richard Powers die dringenden Fragen unserer Zeit – über die Auswirkungen der Klimakrise und die Hoffnung Künstlicher Intelligenz – zu einem fesselnden und zutiefst bewegenden Epos. »›Das große Spiel‹ ist brillant, fesselnd und wichtig – und das beste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe!« Andrea Wulf »Gibt es etwas, das Richard Powers nicht schreiben kann? Sein neuer Roman ist wie der Ozean. Groß und geheimnisvoll, voller Tiefe und Leben.« Percival Everett »Eine außergewöhnliche Reise durch vier Leben, die auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden sind – absolut mitreißend, beunruhigend und doch voller Hoffnung.« Emma Donoghue »Dieser faszinierende Roman ist eine sprachmächtige Botschaft für diesen zerbrechlichen Planeten.« Kirkus Review »Wäre Powers ein amerikanischer Autor des 19. Jahrhunderts, welcher wäre er? Wahrscheinlich Herman Melville mit ›Moby Dick‹. Seine Leinwand ist so groß.« Margaret Atwood »Powers komponiert einige der schönsten Sätze, die ich je gelesen habe. Ich habe Ehrfurcht vor seinem Talent« Oprah Winfrey »Es ist unmöglich, die Bedeutung von Powers' Botschaft zu leugnen.« The Sunday Times
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Bewertungen
Das große Spiel wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.
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Meinungen
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Mehr als nur ein mehrdeutiger Buchtitel.
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KI trifft Ökothriller. Starkes Plädoyer zum Erhalt der Weltmeere und seiner Bewohner!
Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Das große Spiel
- ninchenpinchen
Makatea gibt es wirklichWeiterlesen
Das große Spiel ist schwierig zu bewerten, denn eine durchgehende Handlung gibt es nicht. Dafür wird den vier Hauptprotagonisten viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Evelyn, die Taucherin, schreibt am Ende ein erfolgreiches Buch und die ganzen Fische muss ich mir noch anschauen. Viele Namen habe ich noch nie gehört. Sehr zu Herzen geht die Szene, wie ein in Netzresten verstrickter Riesenmanta Evelyn um Hilfe bittet und sich später bedankt. Bei Säugetieren habe ich schon öfter davon gehört, z. B. bei Bären. Aber bei Meeresbewohnern las ich davon zum ersten Mal.
Und endlich habe ich durch Evelyn ein Gedicht wiedergefunden, dass ich schon so lange gesucht hatte, wusste leider nicht, von wo und von wem es ist, auf Seite 333 „Ariels berühmter Gesang aus dem Sturm:
Fünf Faden tief dein Vater liegt, Sein Gebein ward zu Korallen, Zu Perlen seine Augenballen, Und vom Moder unbesiegt, Wandelt durch der Nymphen Macht Sich jeder Teil von ihm und glänzt in fremder Pracht.“
Die andere weibliche Protagonistin Ina ist eine typische Insulanerin. Sie sammelt Plastikmüll und fertigt Skulpturen daraus. Sie hat mit Rafi zusammen zwei elternlose Inselkinder adoptiert. Ob sie keine eigenen bekamen oder wollten, bleibt unerwähnt.
Rafi, Inas Mann, ist ein schwieriger, komplexbeladener Zeitgenosse. Er wurde von seinem Vater extrem indoktriniert: „Schwarze auf Erfolgskurs“. So funktioniert die Studienfreundschaft mit …
Todd, dem Weißen zwar anfangs, wird aber zunehmend von Rafi boykottiert. Zu Unrecht, wie ich finde. Und Todd wird extrem erfolgreicher Multimillionär oder -milliardär.
Rafi und Todd spielen in ihrer Studentenzeit viele Spiele, erst Schach, dann Go. Zu Go: „Es ist das älteste ununterbrochen gespielte Brettspiel der Welt. Milliarden von Menschen haben es gespielt. In China gehört es zu den vier Vierteln der persönlichen Weiterentwicklung. In Japan wird es staatlich subventioniert, als Weg zur Erleuchtung.“ (S. 180)
So ersinnt Todd (mit Rafis Ideen) ein digitales Spiel, was einschlägt wie eine Bombe. Und so schnell so viele User begeistert, dass die Teams nicht mehr hinterherkommen. Was das dann am Ende mit Makatea zu tun hat? Lest selbst.
Fazit: Der Roman liest sich sehr flüssig und man bleibt begeistert dran. Das Cover mit den Mantas passt zum Inhalt. Aber zum Schluss verstehe ich so Einiges nicht. Ob das dann Fehler vom Lektorat sind oder ist das Durcheinander so gewollt? Da passt m. E. der ganze Ablauf nicht – schade! Dafür ziehe ich 1,5 Sterne ab und runde ab auf drei Sterne. *** -
Rezension zu Das große Spiel
- FrankWe
Die letzten beiden Romane (Die Wurzeln des Lebens, Erstaunen) des Vielschreibers POWERS boten grandioses Lesevergnügen für Hirn und Herz. Kann das neue Buch hier mithalten?Weiterlesen
POWERS geht mit gewohnter sprachlicher Kraft und kompromissloser Detailliertheit an seine aktuellen Themen heran. Er verbindet in einer kunstvollen Konstruktion diesmal fünf große Komplexe:
– die Bedeutung, Schönheit und Gefährdung des Lebensraumes Ozean,
– die Sehnsucht nach einer naturverbundenen, menschenfreundlichen Lebensform,
– die Faszination und die Risiken der allumfassenden Digitalisierung bzw. der KI-Revolution,
– den Stellenwert, den Freundschaft und Beziehung in dieser Welt (noch) haben kann,
– das Nachlassen geistiger Kräfte im Rahmen einer Demenzerkrankung.
Was in Form separater Plots beginnt, verwebt sich im Laufe des Romans zu einem weitläufigen Erzählteppich, in dem die Themen und Erkenntnisse ineinander verlaufen und letztlich in einem geradezu philosophischen Finale enden.
Natürlich sind die Handlungen an bestimmte Protagonisten gekoppelt: Da gibt es eine leidenschaftliche Taucherin, die ihr ganzen Leben der Unterwasserwelt verschreibt (und trotzdem eine erfüllte Ehe führt). Da sind zwei Freunde – der eine weiß, der andere schwarz – die verzweifelt um ihre Beziehung kämpfen. Da ist der geniale Digital-Visionär, den seine Social-Media-Plattform steinreich macht. Und da sind die Bewohner eines abgelegenen Atolls im Südpazifik, die zum zweiten mal Bekanntschaft mit der kapitalistischen Verwertungslogik machen.
Die magischen Momente dieses Buches liegen aber nicht in der komplexen Konstruktion des Handlungsgerüstes, sondern in den üppigen, überschwänglichen und facettenreichen Detailschilderungen maritimer Lebensformen. Die sprachliche Vermittlung dieser grandiosen, für die allermeisten Menschen völlig unzugänglichen Welt erzeugt eine Dichte und Intensität, die selbst die technisch perfektesten Videoaufnahmen nicht generieren könnte. In Live-Bildern könnte man – so der Eindruck – diese Vielfalt und Differenziertheit gar nicht sehen und erfassen; erst die Versprachlichung kann die dafür notwendigen Wahrnehmungskanäle öffnen. So vollbringt POWERS das kleine Wunder, dass er uns mit Worten die Augen auf ein verborgenes (und bedrohtes) Paradies öffnet.
Der Konflikt zwischen Ursprünglichkeit und Fortschritt spielt sich – wie angedeutet – auf einer kleinen Tropeninsel ab. Auch hier geht POWERS mit Akribie zur Sache und lässt der Ambivalenz der Betroffenen, in der private und gesellschaftliche Aspekte sich treffen, sehr viel Raum.
Das Titel-Grundmotiv “Spiel” taucht an verschiedenen Stellen des Buches in ganz unterschiedlichen Kontexten auf: Das Spielen verbindet Menschen und Tiere untereinander und miteinander; man kann es in Lebensläufen und Beziehungen erkennen – und wenn man will, sogar als kosmisches Prinzip, das über allem steht.
POWERS gibt es nur als volle Dröhnung; mit gebremster Kraft kann dieser sprachgewaltige und detailverliebte Mensch nicht schreiben. Das führt dazu, dass sicher manche/r Leser/in an mancher Stelle mal überfordert fühlen könnte – angesichts von Quantität und Intensität des Materials.
Das breite Spektrum der dargebotenen Perspektiven auf unsere Welt und unser Leben wird und kann nicht in allen Aspekten für alle passen; das gilt u.a. auch für die Schlussbetrachtungen.
Insgesamt ist die Fülle und die Tiefe der in diesem Roman enthaltenen Anregungen bzw. Denk- und Fühlanstößen über jeden Zweifel und jede Kritik erhaben.
Es ist wieder ein großer Roman! -
Rezension zu Das große Spiel
- easymarkt3
Mehr als nur ein mehrdeutiger Buchtitel.Weiterlesen
Das ruhig wirkende Cover in Blautönen zeigt dahin gleitende Rochen, quasi eine passende Hinführung zum Thema Ozean mit all ihren geheimnisvollen Vorkommnissen. Die Szenerien spielen in Chicago, Montreal und der Insel Makatea in Französisch-Polynesien. Das interessante Leben in verschiedenen Disziplinen von vier Hauptfiguren wird in mehreren Erzählsträngen nicht chronologisch beschrieben. Während die männlichen Figuren Rafi Young, der Literatur-Nerd und der visionäre Computer-Nerd Todd Keane über die Brettspiele Schach und Go an ihrer langjährigen tiefen Freundschaft zu zerbrechen drohen, dreht sich das Berufsleben der Taucherin Evelyne Beaulieu nicht nur um das geheimnisvolle Spiel der Riesenmantas in weltweiten tiefen Ozeanen. Die Künstlerin Ina Aroita verarbeitet unter anderem Strandgut zu gewaltigen Skulpturen. Die Kolonialgeschichte von Makatea gleitet mit ihren zweiundachtzig Bewohnern hinüber zu dem zukunftsorientierten Projekt Seasteading, über das demokratisch abgestimmt wird nach Einbeziehung der künstlichen Intelligenz von Profunda, einer interaktiven Plattform. Diese vier Menschen finden sich schließlich auf dieser Insel wieder, teils geplagt von Lewy-Körper-Demenz, teils immer noch neugierig auf die unverstandenen Verhaltensweisen vieler Meerestiere. Nicht nur die Schönheit der tierischen und pflanzlichen Unterwasserwelt in seiner farbenprächtigen Üppigkeit wird poetisch vorgestellt, auch naturwissenschaftliche Begriffe zur Meeresgeologie wie z.B. Kontinentalverschiebungstheorie oder Langmuir-Zirkulation fließen thematisch ein. Ethische Fragen zu künstlicher Intelligenz und unsere großen Probleme mit Umweltverschmutzung und Artensterben regen zum Nachdenken an. -
Rezension zu Das große Spiel
- sursulapitschi
Dieses Buch habe ich erst im Nachgang verstanden. Ich habe es eineinhalb Mal gelesen, habe es gleichermaßen verflucht und bewundert, habe mich amüsiert und mir den Kopf zerbrochen und jetzt bin ich erschüttert und tief beeindruckt.Weiterlesen
Es geht um alles ein bisschen, nichts davon ist offensichtlich, allerdings grandios verpackt. Richard Powers hat hier ein 500 Seiten Puzzle entworfen, ein Verwirrspiel auf mehreren Ebenen, das man, wenn überhaupt, erst ganz am Schluss versteht.
Da ist ein schwer kranker Mann, der weiß, dass all sein Geld und all sein Einfluss nichts gegen Lewy-Körper-Demenz ausrichten können. Ziemlich bald wird ihm sein Leben entgleiten und bis dahin muss er seine Hinterlassenschaft regeln. Es sind noch Rechnungen offen und er erzählt, solange er noch kann.
Todd und Rafi sind beste Freunde seit der Schulzeit. Beide sind Nerds, klug und spielverrückt, Todd findet darin sogar seine Berufung und programmiert später Spiele.
Evelyn hat als Kind mit dem Tauchen angefangen und erforscht seitdem mit Leidenschaft die Unterwasserwelt der Ozeane.
Ina hat Todd und Rafi zu Studienzeiten kennengelernt. Sie ist Künstlerin und kommt von der verschlafenen Insel Makatea, wo schließlich alle zusammentreffen und Entscheidungen zu fällen sind.
Für dieses Buch braucht man Geduld und Durchhaltevermögen. Es ist brillant geschrieben, in wunderbarer Sprache mit feinem Humor und unglaublichem Fachwissen in gleich mehreren Disziplinen. Die Recherche zu diesem Buch muss unglaublich gewesen sein. Wir bekommen hier die komplette Entwicklung der IT von ihren Anfängen bis heute, Programmierung, Spieleentwicklung, mit geschichtlichem, technischem und sogar philosophischem Hintergrund, dazu noch einen Kurs in Ozeanographie und alles Wissenswerte zur Insel Makatea im Wandel der Zeiten. Das alles ist die Kulisse für die Geschichte einer Freundschaft, die auch Rätsel aufgibt. Es wechseln die Perspektiven, die Zeiten, die Orte und es dauert sehr lange, bis man den roten Faden sieht, nur um dann wieder im Regen zu stehen, wenn sich ganz am Ende die Informationen zu widersprechen beginnen.
Über das Ende musste ich länger nachdenken. Es ist berührend und dramatisch, aber da sind auch Ungereimtheiten, planvoll angelegte Ungereimtheiten, die ich erst nicht verstanden habe.
Ich glaube, mich hat die Buchbeschreibung zu sehr beeinflusst, die Dystopisches suggeriert und sagt, es ginge um die Zukunft des Inselparadieses Makatea. Dabei ist das alles nur die Kulisse, das Spielbrett des viel größeren Spiels, das der Autor mit uns hier getrieben hat, um eine finstere Botschaft zu illustrieren.
„Die tödliche Bedrohung, die von künstlicher Intelligenz ausgeht, ist vergleichbar mit der einer Pandemie oder eines Atomkriegs, und sie einzudämmen, sollte unsere oberste Priorität sein.“
Ist das so? Auf jeden Fall lernen wir hier, wie leicht sich Realitäten verschieben lassen, perfide, eindrucksvoll und ein wenig gruselig. -
Rezension zu Das große Spiel
- kingofmusic
KI trifft ÖkothrillerWeiterlesen
Plötzlich ging alles ganz schnell…Die Seiten von „Das grosse Spiel“, dem neuen Machwerk von Richard Powers (in der Übersetzung von Eva Bonné, erschienen im Penguin Verlag) flogen dahin wie die oft skizzierten und erwähnten Mantarochen.
„Das grosse Spiel“ erzählt von vier Charakteren, deren Lebensläufe auf einer kleinen Insel im Südpazifik namens Makatea (die Insel gibt es wirklich), äh, zusammenlaufen. Alle lernt man im Laufe der 509 Seiten ausführlich kennen.
Da sind die Freunde Todd Keane und Rafi Young, die Ozeanologin Evelyne Beaulieu und Ina Aroita, eine Künstlerin, die mit Rafi verheiratet ist.
Auf Powers-typische einzigartige Art verwebt er die Geschichten der vier mit aktuellen, weltumfassenden Themen – hier sind es Umwelt- und Naturschutz sowie KI. An der ein oder anderen Stelle hat mich „Das grosse Spiel“ an das ebenfalls von Powers geschriebene „Schattenflucht“ erinnert.
Todd Keane, den die Leser:innen aus der Ich-Perspektive in einer Art Tagebuch bzw. Memoiren kennenlernen und der an der Lewy-Körper-Demenz leidet, erzählt neben seiner Lebensgeschichte auch die Geschichte seiner Freundschaft mit Rafi Young. Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein: Todd als Sprössling eines stinkreichen weißen Unternehmers geboren und Rafi, ein von seinem schwarzen Vater von klein auf auf Ehrgeiz gedrilltes Superhirn mit Vorliebe für Literatur, Schach und Go, lernen sich zufällig an der Schule kennen. Es folgen lange Jahre der Freundschaft, denen Funkstille und ein folgenschwerer Bruch folgt...Erst Jahre später treffen sie auf Makatea wieder aufeinander.
Die Geschichte der Ozeanologin Evelyne Beaulieu, deren Geschichte an das Leben von Dr. Sylvia Earle angelehnt ist, hat mich tief bewegt, zeigt sie doch das Leben im Ozean in schillernden Worten und Farben. Ein einzigartiges Plädoyer für den Schutz der Meere und seiner Bewohner!
Geschickt flicht Richard Powers die rasende Entwicklung von KI mit in die Handlung ein, lässt sowohl Zweifler als auch Befürworter „zu Wort kommen“ und schafft so in Verbindung mit dem Plädoyer zur Erhaltung der Ozeane und seiner einzigartigen Welt eine großartige Symbiose aus wissenschaftlichen und ökologischen Themen.
Ein wunderbarer Roman und mir 5* in der Bewertung wert.
©kingofmusic -
Rezension zu Das große Spiel
- Buchdoktor
Klappentext/VerlagstextWeiterlesen
Auf Makatea, einst ein vergessener Fleck im endlos blauen Pazifik, soll die Gesellschaft der Zukunft entstehen. Über Umwege und Gezeiten finden auf der Insel vier Menschen zusammen, deren Schicksale nachhaltig mit dem des Planeten verknüpft sind: Evelyne Beaulieu, die in den Tiefen des Ozeans taucht, um das geheimnisvolle Spiel der Riesenmanta zu entziffern. Ina Aroita, die die paradiesischen Strände nach Materialien für ihre Skulpturen abwandert – doch schon lange schwemmt das Meer nur noch Plastikmüll an. Und der verträumte Büchernarr Rafi Young und der visionäre Computernerd Todd Keane, deren Freundschaft an dem kühnen Versuch zu zerbrechen droht, eine neue Welt zu erschaffen, um sich vor dem Untergang der jetzigen zu retten. Virtuos komponiert der große Erzähler Richard Powers die dringenden Fragen unserer Zeit – über die Auswirkungen der Klimakrise und die Hoffnung Künstlicher Intelligenz – zu einem fesselnden und zutiefst bewegenden Epos.
Der Autor
Richard Powers, Jahrgang 1957, ist Autor mehrerer preisgekrönter Bestsellerromane, darunter sein hochgelobter Roman Der Klang der Zeit und Das Echo der Erinnerung, für den er 2006 den National Book Award erhielt. Für seinen Roman Die Wurzeln des Lebens wurde er 2019 mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet. 2021 erschien sein Roman Erstaunen, für den er auf der Shortlist für den Booker Prize und der Longlist für den National Book Award stand. Heute lebt Richard Powers in den Great Smoky Mountains der Appalachen.
Inhalt
Seine Geschichte der Jungen Todd Keane und Rafi Young aus dem mittleren Westen der USA und der Inselbewohner von Makatea in Französisch-Polynesien entwickelt Richard Powers wie eine Kerze, die an beiden Seiten brennt. Powers Figuren bewegen sich zwar aufeinander zu; wie genau die Verbindung zwischen ihnen entstand, wird jedoch erst in letzter Minute gelüftet. Todd und Rafi verbindet eine beinahe fanatische Begeisterung für die unendlichen Möglichkeiten des Go-Spiels. Rafi wird von seinem Vater, einem Schwarzen Feuerwehrmann, gedrillt, seine Intelligenz im Kampf für die Rechte der Schwarzen einzusetzen. Rafis Erleben, dass er nie genug wissen und vor allem nie mit privilegierten Weißen mithalten können wird, lässt ihn später ausbrennen und als Lehrer der wenigen Schüler von Makatea landen. Todd, von seinem dominanten Vater als Schachgegner dressiert, kann schon früh nur atmen, wenn er sich vor dem äußeren Druck in die Unterwasserwelt wegträumt. Die Anregung dazu erhält er durch das Buch der Unterwasserforscherin und erfahrenen Taucherin Evelyne Beaulieu, die (fast 40 Jahre vor den spielfanatischen Jungen geboren) die klassische Karriere einer Frau erkämpft, für deren Begabung die Zeit noch nicht reif ist.
Zu Powers‘ Figuren, deren Wege sich tausende von Kilometern entfernt vom nächsten Kontinent auf der Pazifikinsel kreuzen werden, gehört u. a. die Künstlerin Ina Aroita, die Skulpturen aus Plastikmüll anfertigt und zuvor US-typisch auf diversen Militärstützpunkten aufwuchs, auf denen ihre Eltern dienten. Die von Fremden ausgebeutete und praktisch durchlöcherte Insel soll in der Gegenwart wieder Ziel einer angeblich genialen Investitions-Idee sein – doch darüber wird eine Volksabstimmung stattfinden.
Powers verknüpft das Schicksal der Meere und seiner Bewohner unter Wasser mit einer Welt, in der in virtuellen Räumen unvorstellbar hohe Profite durch den Handel mit Userdaten eingefahren werden. Er blickt mit wechselndem Focus auf Figuren aus drei Generationen, von denen eine als Icherzähler wie in einem Countdown mit schwindenden mentalen Fähigkeiten konfrontiert ist. Anstatt die Fäden zu entwirren, die seine Figuren und deren Künstliche Intelligenz verbinden, sät Powers aus meiner Sicht jedoch zunehmend Zweifel daran, ob die Dinge so passiert sein können, wie ich angenommen hatte, oder ob nicht auch Mensch und Maschine miteinander kommunizieren. Neben der dominierenden Frage nach dem Überleben unseres Planeten geht es in Powers‘ Roman um nicht weniger als um Werte der Weltgemeinschaft, Elternschaft, Aufstieg und Entwurzelung, Folgen von Krieg und Kolonialismus, die Rolle von Frauen und Nichtweißen in der Wissenschaft - und das Altern.
Fazit
„Das große Spiel“ konnte mich nicht allein durch die Zeichnung seiner vielen Figuren und den exotischen Schauplatz fesseln, sondern besonders indem die weit ausholende Handlung sich auf Geheimnisse zubewegte, die bis zuletzt gewahrt blieben.
erscheint am 2.10. - Veröffentlichung in Absprache mit Vorablesen
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