Gertrud Oheims Handarbeitsbuch

Buch von Noah Sow

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Gertrud Oheims Handarbeitsbuch

Ausgabe 2018. Für die vorliegende Ausgabe zum zehnjährigen Jubiläum wurden Print- und E-Book-Fassung von »Deutschland Schwarz Weiß« von der Autorin umfänglich überarbeitet und ergänzt. Inhalt: In der Schule lernen wir, dass alle Menschen gleich seien. Gleichzeitig lernen wir jedoch »Grundwissen«, das noch aus der Kolonialzeit stammt. In deutlicher Sprache und mit tiefgründigem Humor entlarvt die bekannte Künstlerin und Aktivistin Noah Sow den Alltagsrassismus, der uns in Deutschland täglich begegnet. So zeigt sie etwa, wie selbst die UNICEF-Werbung sich rassistischer Klischees bedient, und warum es schlimmer ist, »Die weiße Massai« zu Ende zu lesen, als nicht zur Lichterkette zu gehen. Rassismus zu bekämpfen heißt zunächst einmal, ihn zu verstehen. Dieser Prozess wird auch für Angehörige der Mehrheitsgesellschaft nicht ganz schmerzfrei vonstattengehen können. Aber wie nicht zuletzt Noah Sows Buch deutlich macht: lohnen wird es sich allemal, und zwar für alle. »Deutschland Schwarz Weiß« wurde seit seiner Erstauflage 2008 im C. Bertelsmann Verlag zu einem Standardwerk für die Lehre und Diskussion über strukturellen Rassismus in Deutschland und hat bis heute nichts an seiner Aktualität eingebüßt. Es folgten zahlreiche weitere Auflagen sowie eine Audiofassung.
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Bewertungen

Gertrud Oheims Handarbeitsbuch wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Meinungen

  • Informativ, gut zugänglich. Man sollte mit einem recht flapsigen Tonfall zurechtkommen.

    PotatoPeelPie

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Gertrud Oheims Handarbeitsbuch

    Das Buch wurde erstmals 2008 geschrieben und erschien gerade in der aktualisierten Neufassung.
    Deutschland Schwarz Weiß
    Autorin: Noah Sow
    Verlag: Books on Demand (15.02.18)*
    ISBN: 3746006813
    Seiten: 333
    Inhalt In diesem Buch geht es um den Alltagsrassismus in Deutschland.
    Noah Sow, als Schwarze Deutsche in Bayern aufgewachsen, ist dem tagtäglich ausgesetzt. Das größte Problem der weißen Deutschen ist, sagt sie, dass wir darauf bestehen, dass es Rassismus in Deutschland nicht gibt. Den gibt es in den USA, aber nicht bei uns. Wenn hier jemand das N*-Wort auspackt, ist es ja nicht so gemeint.
    Sie klärt auf, über Sprache und „Positiv“rassismus, über die Kolonialzeit Deutschlands und die schwarze Geschichte in Deutschland und Europa. Erklärt, wie viel Einfluss das koloniale Denken noch heute hat und zeigt auf, wo wir überall im Alltag Rassismus finden. Darunter auch strukturellen Rassismus bei Polizei und Staat, in der Schule oder dem Sport.
    Rassismus in der medialen Öffentlichkeit, in den Printmedien, dem Fernsehen, dem Theater oder für Spendenzwecke.
    Wo benutzt man als Weißer selbst Rassismus und wie sollte man sich als weißes Elternteil mit einem schwarzen Kind (nicht) verhalten.
    Sie nimmt uns auf einem ganz normalen Tag in ihrem Leben mit und zeigt uns dabei, wie oft und in welcher Form sie Rassismus ausgesetzt ist
    Meine Meinung
    Das Buch hat mich sehr bewegt, tief berührt und beschämt.
    Ich bin über Twitter auf Noah Sow aufmerksam geworden. Sie ging zu einer neuen Ärztin und wurde mit den Worten empfangen: „Ärztin: “Sind Sie ein Gemisch?” Ich: wtf wie meinen Sie das? Sie: nicht falsch verstehen, Afrikanerinnen haben z.B. mehr so [beschreibt Krankheiten] Ich: wtf, im Jahr 2018 muss ich mir das anhören. „
    Ich musste mir das echt zweimal durchlesen, weil ich es nicht glauben konnte, dass jemand heute noch so was sagt.
    Das ist zwei Monate her und ich kann nur sagen: War ich damals noch naiv.
    Vorab ein paar Begriffsdefinitionen, die Noah Sow in ihrem Buch erklärt:
    Schwarz: (großgeschrieben)
    Die „politisch korrekte und vor allem selbstgewählte Bezeichnung für Schwarze Menschen“.
    People (Singular: Person) of Color, kurz PoC:
    Eine Bezeichnung für Menschen, die nicht weiß sind. „Das Konzept „People/Person of Color“ bekräftigt solidarischen Zusammenschlüsse zwischen Menschen, die über einige gemeinsame Erfahrungen in der weiß dominierten Gesellschaft verfügen.“
    Die Bezeichnung wird vor allem im aktivistischen und akademischen Umfeld benutzt und ist im englischsprachigen Ausland eine gängige Bezeichnung.
    Farbig:
    ist eine koloniale Bezeichnung und soll nicht genannt werden. Es beinhaltet den rassistischen Gedanken, dass jemand ja gar nicht „sooo schwarz“ ist, als würde schwarz sein etwas schlechtes sein.
    Schwarzafrikaner ist nur eine neue Bezeichnung für das N* Wort. (siehe weiter unten bei meine Erklärung zur Sozialisierung)
    No-go-Wörter:
    Das N*-Wort und das M*-Wort sind bitte ersatzlos zu streichen. Hätte nicht gedacht, dass ich das überhaupt erwähnen muss, aber bin erst kürzlich im Freundeskreis eines besseren Belehrt worden. Falls Ihr nicht wisst warum, kauft Euch das Buch und lest es!
    „Ebenfalls wichtig: Eine Bezeichnung ist nicht diskriminierungsfrei, nur weil diejenigen, die mit dieser Bezeichnung nicht gemeint sind, die Gewalt hinter dem Begriff nicht zu spüren bekommen. Und ein Begriff wird auch dadurch nicht diskriminierungsfrei, dass ihn Menschen in der Vergangenheit verwendet haben oder weiterhin verwenden.“
    Sow sagt gleich zu Anfang, dass sie die weißen Leser_innen an manchen Stellen härter anfasst, aber natürlich davon ausgeht, dass man ein guter Mensch ist, sonst würde sie das Buch ja nicht schreiben. Ich schreib das, weil ja, das tut sie. Ich persönlich fand es nicht schlimm, sondern völlig nachvollziehbar. Wenn man bedenkt, dass es immer noch Leute gibt, die das N*-Wort benutzen oder subtilere Dinge tun und sagen! Manchmal muss man die Dinge beim Namen nennen. Also, das Ego bei dem Buch (und evtl. meiner Rezension) einfach mal hinten anstellen.
    „Dafür benötigen Sie vor allem – wie man auf Englisch so schön sagt – »the courage to be rational«:
    den Mut, rational zu bleiben.”
    Als weiße Person in Deutschland wurde man weiß sozialisiert. Ich bin mir bewusst, dass ich als weiße Frau in Europa äußerst privilegiert lebe und aufgewachsen bin. Doch was das im ganzen Ausmaß bedeutet, wurde mir erst im Laufe des Buches deutlich. Wir denken z.B. der Norweger, der Brite, der Ami, aber wir denken: die Asiaten und die Schwarzen. Und „die Schwarzen“ haben natürlich so wenig gemein, wie „wir Weißen“. Man könnte auch sagen, alle Leute mit Schuhgröße 38 oder alle mit einem Muttermal. Wir sagen „die Afrikaner“, dabei haben die Angolaner, die Mauretanier und die Ägypter genau so viel gemeinsam, wie wir Deutschen, mit den Griechen und den Isländern. (Sozialisierung life: Ich musste erstmal googlen, wie man die Menschen aus Angola und aus Mauretanien nennt und es war nicht so einfach zu finden.) Auch verbinden wir mit Afrika bestimmte Eigenschaften. Überlegt selbst mal, was Euch als erstes zu Afrika einfällt.
    Sicher nicht Bildung. Dabei wurde die erste Universität in Timbuktu gegründet, wo man die Operation am grauen Star entwickelte. Bis 1200 war Europa der rückständige Kontinent. Und wenn man sich den Wikipedia Eintrag zu der Universität durchliest, bekommt man schon einen kleinen Eindruck vom Rassismus. So gut kann das, laut Wiki, nämlich alles gar nicht gewesen sein.
    „Dann kam die hässliche, Gedächtnis auslöschende, Kultur vernichtende Nacht der Sklaverei und der transatlantische Sklavenhandel.“
    Über die deutsche Kolonialzeit wissen wir so gut wie gar nichts. Es ist schon verquer, dass wir in der Schule über die Kolonialzeit von Großbritannien, Frankreich und Spanien lernen, aber nichts über die eigene. Und das bisschen was wir wissen, ist auch noch romantisiert .
    Wusstet Ihr z.B., dass es in Deutschland bis 1940 Menschenzoos gab?!
    Und wir Weißen kommen gar nicht auf die Idee uns zu fragen, warum Europa so reich ist und Afrika so arm, wo Afrika doch viel mehr Rohstoffe hatte.
    Sehr erschreckt hat mich auch das Kapitel über staatliche Gewalt. Da denkt man, das kommt nur in den USA vor. Nein, tut es nicht. Die Beispiele sind erschütternd und erdrückend.
    Ebenso der Rassismus in den Medien. Gerade an dieser Stelle wurde mir das mit der Sozialisierung deutlich. Weil ich gemerkt habe, wie viel ich hinnehme, ohne die Muster zu erkennen und sie zu hinterfragen.
    Schlimm fand ich auch den ganz normalen Tag, den Sow geschildert hat – 12 Anfeindungen an einen Tag. Von „witzigen“ Sprüchen bis körperlichen Attacken.
    Und für alle, die es „ja nicht so meinen“, oft muss man sich nur mal vorstellen, wie man das Verhalten einem Weißen gegenüber beurteilen würde. Und sofort ist klar – so was von unterirdisch grenzüberschreitend, die Telefone in den Medienhäusern würden nicht mehr still stehen.
    Da wird ihr einfach in die Haare gefasst (WTF?) oder die Frage, woher sie kommt, also woher sie wirklich kommt.
    Stell Dir vor, Du bist auf einer Party und wirst gefragt, ob Du adoptiert wurdest. Äh, ne und du?
    „Weil Deutschland so sehr in freiwilliger Ahnungslosigkeit in Bezug auf Kolonialismus und Rassismus verharrt, herrscht hierzulande tatsächlich immer noch die Meinung vor, Rassismus sei nicht vorhanden, wenn die, die ihn ausübten, es nicht so gemeint hätten.“
    Eine Erleuchtung war es für mich auch, als mir bewusst wurde, dass wir Weißen immer von Migranten, Afrikanern, von Leuten mit Migrationshintergrund sprechen. Aber es sind einfach Deutsche! Manche Familien leben seit 5 Generationen oder länger hier. Und doch grenzen wir uns durch unsere Sprache von ihnen ab und sie damit aus. Bei Briten oder Franzosen machen wir das nicht.
    Einen wichtigen Punkt fand ich ebenfalls, dass wir weißen Deutschen immer gleich beleidigt sind, wenn uns jemand Rassismus vorwirft. Schwarze dürfen das schon mal gleich gar nicht sagen, schreibt Sow. Ich habe keine Zweifel daran, denn selbst ich als Weiße habe diese Erfahrung gemacht.
    Am Ende gibt sie übrigens noch praktische Tipps gegen Rassismus, die ich sehr hilfreich fand.
    Danke, wenn Du bis hier her gelesen hast! So lange Rezensionen schreib ich ja selten und ich habe hier nicht mal die Hälfte von dem angeschnitten, was mich bewegt und berührt hat, was mir wichtig an dem Buch ist.
    Fazit: Ein Buch, das einen als Weißer selbst und die eigene Sozialisierung in Frage stellt.
    Ein Buch, das einen von der Schwarz-Deutschen-Geschichte erzählt.
    Ein Buch, das einen den all-täglichen Rassismus vor Augen führt.
    Ein Buch, das tief berührt und auch beschämt – vor allem aber aufrüttelt.
    Ein Buch, das jede_n von uns angeht!
    Es liegt mir wirklich sehr am Herzen, es Euch zu empfehlen. Wir dürfen.nicht.mehr.weggucken.
    5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
    Ich danke Noah Sow für dieses wichtige Buch und das Rezensionsexemplar.
    Homepage von Noah Sow
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  • Rezension zu Gertrud Oheims Handarbeitsbuch

    „Wir können nichts dafür, dass wir so viel rassistischen Unsinn beigebracht bekommen haben. Wir können ihn jetzt aber loswerden. Das bedeutet Arbeit und ist oft schmerzhaft und unbequem. Aber ich wünsche uns und den nächsten Generationen, dass diese Arbeit jetzt getan wird.“
    Sachbücher, die über Rassismus ausklären gibt es zu Hauf. Doch das Buch, welches Noah Sow über des sogenannten Alltags-Rassismus geschrieben hat, unterscheidet sich insofern von der Masse, als dass es nicht mahnen den Zeigefinger hebt und alle "bösen weißen Deutschen" als niederträchtige Rassist_Innen darstellt. Das wäre auch zu einfach. Schließlich geht es der Autorin um den alltäglichen Rassismus. Um einen Rassismus, der von den meisten Menschen überhaupt nicht erst als solcher betrachtet wird.
    Mit ihren Ausführungen, die nicht selten mit einer gehörigen Prise Humor und Ironie gewürzt sind, schafft Noah Sow es, die Leserschaft wachzurütteln und dahingehend zu senisibilisieren, dass die ganz banale höflich gemeinte Frage "Ja, aber wo kommen Sie denn nun wirklich her?" möglicherweise ziemlich viel von dem offenbart, was die Autorin als unterbwussten (->alltäglichen) Rassismus bezeichnent. Damit geht einher, dass Sie niemandem böse Absichten unterstellt. Doch "Rassismus zu bekämpfen heißt zunächst einmal, ihn als solchen identifizieren zu müssen".
    Behutsam führt die Autorin die Leser_Innen an die Thematik heran und lässt einen so manche Floskel oder Annahme tiefer refelektieren.
    "Humorvoll lässt uns Sow eigenen Vorstellungen begegnen, die wir bisher nie hinterfragt haben, und gibt Anregungen, wie wir eingefahrene Denkmuster aufbrechen können. Ein aufrüttelndes Buch." Emotion
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Ausgaben von Gertrud Oheims Handarbeitsbuch

Taschenbuch

Seitenzahl: 344

E-Book

Seitenzahl: 432

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