Der Einzelgänger

Buch von Ernst Erich Noth

Zusammenfassung

Serieninfos zu Der Einzelgänger

Der Einzelgänger ist der 2. Band der Junge Menschen Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 1931. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 1936.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Einzelgänger

    REZENSION – Der Name des deutschen Schriftstellers und späteren Literaturwissenschaftlers Ernst Erich Noth (1909-1983) ist wie die Titel seiner Romane heutigen Lesern kaum noch bekannt. Umso höher ist es Herausgeber Lothar Glotzbach (67) anzurechnen, unter wirtschaftlichem Wagnis in seinem Glotzi Verlag die Werke Noths erneut herauszugeben. Dessen Romane wie sein Debüt „Die Mietskaserne“ (1931; Neuausgabe 2021), das den Bücherverbrennungen der Nazis zum Opfer fiel, sind auch 90 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung immer noch absolut lesenswert, lassen sie sich doch heute auch als Mahnung verstehen. Dies gilt auch für Noths zweiten Roman „Der Einzelgänger“ (1936; Neuausgabe 2005), den der damals 24-jährige Autor im Sommer 1933 nur wenige Wochen nach seiner Flucht aus Deutschland in Südfrankreich verfasste. Es war sein erster Roman im Exil und blieb für vier Jahrzehnte auch sein letzter Roman in deutscher Sprache, kehrte Ernst Erich Noth doch erst 1971 – seit 1941 amerikanischer Staatsbürger – nach Deutschland zurück.
    In seinem intellektuell anspruchsvollen Roman „Der Einzelgänger“, den man in gewisser Weise als chronologische Fortsetzung seines Erstlings „Die Mietskaserne“ lesen kann, beschreibt Noth die Lebenssituation sowohl des Bürgertums als auch des Proletariats in den Jahren der untergehenden Weimarer Republik, vor allem aber die Stimmung unter der zum Aufbruch ins Erwachsenenleben bereiten Studentenschaft, jedoch mit „Angst vor der Zukunft, die keinen Arbeitsplatz verspricht“, in jener Zeit, die „ein Tummelplatz intoleranter politischer Dogmen“ ist. In jener wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeit beginnt der aus einer kleinen Provinzstadt stammende Günther Stein, den wir Leser nun auf der Suche nach dem Sinn seines Lebens begleiten, sein Lehramtsstudium in der großen Universitätsstadt.
    Zum leichteren Verständnis des Romans ist es hilfreich, vorweg das achtseitige Nachwort von Herausgeber Lothar Glotzbach zu lesen, in dem dieser uns nicht nur die Person des 1909 als Paul Albert Krantz in Berlin geborenen und im März 1933 in die Emigration getriebenen Autors, sondern auch die historischen Zusammenhänge jener Weimarer Jahre näherbringt, unter deren Einfluss die Handlung des Romans „Der Einzelgänger“ zu verstehen ist: „Thema des Romans ist die deutsche Jugend, die im Kampf der Ideologien von links und rechts zu Parteigängern verkümmert oder, weil [wie sein Protagonist Günther Stein] unentschieden, zwischen diesen zerrieben wird.“
    Während Gleichaltrige sich längst entschieden haben, will sich Günther Stein noch nicht festlegen, lässt sich mal von rechts, dann von links umgarnen, bleibt auf seiner Sinn-Suche und deshalb ein Einzelgänger. Doch in jener Zeit des Übergangs „von einer einst von Aufklärung und Humanismus geprägten Gesellschaft zur Massengesellschaft“ verliert der junge Student Günther Stein als „Schattenwesen in der Masse“ sein Existenzrecht. „Der unbändige Haß, der ihn umdrohte, als haßte man schon den Abseitigen, den, der wagte, eigene Wege zu gehen, der nicht willenlos verschmolz, keine Uniform trug, nicht einmal den uniformen Ausdruck von Empörung und Begeisterung zeigte.“
    Natürlich sind die Jahre 1932/1933 längst Geschichte, und doch ist „Der Einzelgänger“ mit seinem Thema heute wieder aktuell: Wie viel ist der einzelne Mensch als Individuum in der heutigen Massengesellschaft wert? Wirtschaft und Politik sehen in ihm, so der Herausgeber in seinem Nachwort, in erster Linie den Konsumenten oder das Humankapital eines Unternehmens. „Der Einzelne als Mensch scheint in der Masse aufgegangen zu sein.“
    Nicht nur hinsichtlich seines Inhalts ist „Der Einzelgänger“ ein absolut lesenswerter Roman. Auch sprachlich ist er ein Genuss – jeder Satz wohl formuliert, weit weg vom heute gern verwendeten Straßenjargon. Doch so wohltuend dieser genussvolle Gebrauch intellektueller Sprache ist, offenbart er zugleich das einzige, im Gesamturteil aber zu vernachlässigende Manko des Romans: Noths Männer des Proletariats drücken sich im Gespräch ebenso formvollendet aus wie altgediente Professoren.
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Ausgaben von Der Einzelgänger

Taschenbuch

Seitenzahl: 213

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