Der Report der Magd

Buch von Margaret Atwood

Zusammenfassung

Serieninfos zu Der Report der Magd

Der Report der Magd ist der 1. Band der Gilead Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 1985. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2019.

Über Margaret Atwood

Die kanadische Schriftstellerin Margaret Atwood wurde nicht nur durch ihre Bücher, sondern auch durch ihr Engagement in Frauenfragen und für Umweltthemen international bekannt. Mehr zu Margaret Atwood

Bewertungen

Der Report der Magd wurde insgesamt 130 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Meinungen

  • Reread. Nach wie vor aktuell und packend.

    SiriNYC

  • Eine Frau beschreibt ihr Leben als rechtlose Gebärschmaschine im Staate Gilead

    Aladin1k1

  • Spannende Geschichte, doch stellenweise ein wenig schwer zu lesen.

    Lonely Winterrose

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Report der Magd

    Irgendwo im Gebiet dessen, was einmal die USA waren, hat sich ein Gottesstaat namens Gilead etabliert, in dem das Leben nach strikten Regeln verläuft. Die Menschen sind in fixe Kategorien eingeteilt, Frauen sind dabei alleine zum Dienen und zum Kinderkriegen da und dürfen nur unter bestimmten Umständen heiraten. Fruchtbarkeit ist das höchste Gut, und wer als Ehefrau keine Kinder bekommen kann, holt sich eine Magd ins Haus, die den Nachwuchs vom Herrn im Haus empfängt und austrägt. Wer als Magd zu lange nicht liefert, wird aufs Abstellgleis geschoben und ausgetauscht.
    Individualität, Freude, Kultur, all das spielt in Gilead keine Rolle und gilt gar als sündig. Frauen ist sogar das Lesen untersagt und die Mägde haben nicht einmal mehr einen Namen, sondern werden nach ihren Gebietern benannt. So auch Desfred, die im Haus des Kommandanten ihren traurigen Pflichten nachkommt und sich zwischendurch in ihrem tristen Zimmer schier zu Tode langweilt, weil es nichts gibt, womit sie ihre Zeit sinnvoll füllen könnte. Kein Wunder, dass sie immer wieder Gedanken an die Vergangenheit nachhängt, als sie noch berufstätig war, einen Partner und eine Tochter hatte sowie eine Mutter, die gelegentlich als Alt-68erin etwas nerven konnte, und Freundinnen wie Moira, die sie später noch einmal unter den neuen Umständen wiedergetroffen hat.
    Manchmal scheint der einzige Ausweg der zu sein, den ihre Vorgängerin gewählt hat, die sich in dem Zimmer, das Desfred nun bewohnt, an einem Deckenhaken erhängt hat, doch so weit geht sie dann doch nie und versucht, sich an kleinste Lichtblicke zu klammern wie einen kurzen Kontakt zu einer anderen Magd oder ein freundliches Lächeln des Chauffeurs.
    "Der Report der Magd" dürfte mittlerweile zu den bekanntesten Dystopien gehören und hat auch fast 40 Jahre nach Erscheinen kaum an Aktualität und Eindrücklichkeit eingebüßt. Im Gegenteil, manche der aktuellen politischen Entwicklungen in den USA wie das gekippte Abtreibungsgesetz lassen Margaret Atwoods düstere Zukunftsvision fast schon prophetisch wirken. Das Bild von einer Theokratie, die in alle noch so kleinen Lebensbereiche eingreift, alles zu Tode reguliert und den Bewohnern (und besonders den Bewohnerinnen) schier die Luft zum Atmen nimmt, liest sich sehr beklemmend, aber auch fesselnd, dank der kurzen Kapitel und Desfreds passenderweise etwas atemlos wirkender Erzählweise.
    Die deutsche Übersetzung wirkt allerdings manchmal etwas altbacken und ich vermute, dass es vorwiegend daran liegt, wenn der Text manchmal etwas sehr bedeutungsschwanger rüberkommt und etwas überdeutlich die Moral des Romans hervortritt. Da würde mich der Vergleich mit dem Original interessieren.
    Das schmälert jedoch nicht die Wucht und Aussagekraft des Buches, das man gerne allen in die Hand drücken möchte, die mit bestimmten politischen Strömungen liebäugeln.
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  • Rezension zu Der Report der Magd

    ### Inhalt ###
    Eine Frau namens Desfred berichtet in diesem Roman über ihr Dasein als Magd in dem totalitären Staat Gilead im heutigen Maine in den USA Ende des 20. Jahrhunderts. Sie ist die erste Generation von Frauen, die noch die normale Welt vor der Macht-Übernahme der Regierung kennt. Ein Virus hat große Teile der Bevölkerung unfruchtbar gemacht. Alle Frauen, die Aussicht auf eine erfolgreiche Schwangerschaft haben, werden in Gilead in Umerziehungslagern zu Mägden gemacht. Alle anderen Frauen werden in die Kolonien geschickt, um Giftmüll zu entsorgen. Die Mägde werden mächtigen Funktionären des Staates, den Kommandanten, zugeteilt. Sie wohnen in deren Haushalten und müssen regelmäßig in einem Ritual mit den Kommandanten und deren Ehefrauen den Geschlechtsakt vollziehen, um Kinder zu zeugen. Desfred erzählt von ihren Erlebnissen, den repressiven Methoden des Staates, die jeden Aufstand im Keim ersticken soll, dem Leben davor und dem aktuellen Leben, von ihrer Familie, die ihr genommen wurde und von ihrem Wunsch sich umzubringen oder zu fliehen.
    ### Meinung ###
    Die für mich zentrale Frage in diesem Buch wie bei allen Dystopien ist: Wie sind wir Menschen beim Übergang der Freiheit zur Diktatur, wie verhalten wir uns, was ist wahrscheinlich? Ein Thema, was wohl nie an Aktualität verlieren wird. Besonders wenn wir heutzutage nach Osten blicken, wo in Belarus eine Diktatur in Reinkultur herrscht. Desfred ist die Protagonistin des Romans. Ihrem Bericht zufolge ist sie eine Hochschulabgängerin. Das kommt in ihrem Bericht auch glaubhaft rüber. Beim Kommandanten lebt sie wie eingesperrter Vogel, der nach Sinneseindrücken hungert, stattdessen aber ihr Dasein in einer grauenhaften Monotonie fristet. Sie scheint einen literarischen Schlag wegzuhaben. Auf S. 257 beschreibt sie eine halbe Seite poetisch wie die Nacht hereinbricht, auch eine Methode, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie ist im Grunde eine normale Frau, der Gilead so passiert ist. Sie lebte, sie liebte ihren Mann Luke, sie bekam eine Tochter. Dann wird die Regierung gewaltsam abgelöst, sie wartet, sie hofft und auf einmal ist ein ausgewachsenes totalitäres Regime da. Die beschriebene Welt wird mit kurzen Pinselstrichen beschrieben: Mit Maschinengewehren bewaffnete Wächter in den Städten, jeder kann Spitzel sein, keine Möglichkeit des persönlichen Austausches, Gehirnwäsche und Umerziehung, für das Überleben des Menschheit, heißt es. Aus den heimlichen Gesprächen mit dem Kommandanten ergibt sich aber ein anderes Bild: Es brauche Gilead, zum einen, so der Kommandant, weil die Frauen es ja so viel einfacher hätten. Keine verzweifelte Suche mehr nach einem Mann. Aber natürlich brauche es weiterhin so etwas wie den Club, zu dem er Desfred einmal mitnimmt, da Männer naturgegenermaßen Abwechslung bräuchten und Frauen dort ihrem natürlichen Trieb folgen könnten, sich dem Mann in abwechselnden Kleidern und damit immer reizend und interessant zu präsentieren.
    Es gibt eine denkwürdige erschütternde Szene im Buch, die Schilderung einer Partizikution. Bei einer "Errettung", einer Hinrichtung dreier Menschen zu deren Seelenheil, werden die anwesenden Mägde anschließend aufgestachelt einen bereits stark lädierten und geschwächten von zwei Wächtern herangeführten Mann zu töten, indem ihre bloßen Hände benutzen... eine grausame Methode, die Gläubigen von den Zweiflern zu unterscheiden. Insgesamt ein guter Roman, der unsere eigene Kleinheit und Machtlosigkeit aufzeigt, wenn das "Kind bereits in den Brunnen gefallen ist". Im Vergleich zu 1984 fehlt es diesem Roman jedoch am Gefühl des Hineingezogenseins, der gefühlten Angst und des Schreckens.
    ### Fazit ###
    Eine vom Regime "Gilead" zwangsrekrutierte Frau erzählt von ihrem Leben als Magd, einer Gebärmaschine ohne Anspruch auf Individualität und Entfaltung. Die Darstellung der Diktatur ist teilweise erschreckend, verliert sich aber streckendweise im Gedankenspiel der Hauptdarstellerin.
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  • Rezension zu Der Report der Magd

    Ich finde es total schade, dass hier im BT Graphic Novels, die auf einer literarischen Vorlage beruhen, nicht als für sich stehende Werke aufgeführt werden, sondern automatisch mit der Vorlage verknüpft und somit rezitechnisch an diese angehängt werden. Dabei sind die notwendige Auswahl der Originalpassagen, die sinnvolle Zusammenfassung und Verdichtung sowie vor allem die stimmige grafische Umsetzung doch Leistungen, die aus meiner Sicht eine eigenständige Würdigung rechtfertigten.
    Die unten verlinkte Ausgabe habe ich dieser Tage als eine Art Reread gelesen und betrachtet und war verblüfft, wie sehr die Illustrationen oft meinen eigenen Bildern im Kopf, trotz über zwanzig Jahre zurückliegender Erstlektüre von Atwoods Roman, ähnelten. Hat mir sehr gut gefallen! Die Künstlerin Renée Nault findet intensive, beklemmende Bilder für das kaum fassbare und leider oft doch so nahe Geschehen in Gilead. Was ein temporärer oder auch dauerhafter "Ausnahmezustand" mit Menschen macht, kann man ja aktuell u.a. in der Corona-Krise beobachten - im Guten wie im Schlechten. Ich ziehe meinen Hut vor Atwoods prophetischer Sicht und kann nur hoffen, dass weiterhin viele Menschen dieses Buch (und ähnliche Werke) lesen, wachsam bleiben, den Anfängen wehren...
    Von fünf Sternen trennt das Buch die oft gewöhnungsbedürftige Rechtschreibung und Zeichensetzung.
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  • Rezension zu Der Report der Magd

    Geburtenrückgang auf Grund Umweltverschmutzung, aber auch Selbstbestimmung von Frauen in Bezug auf Schwangerschaft, führt zu einer Revolution und der Entstehung eines totalitären, theokratischen Staates, Gilead genannt, in dem die Frauen auf ihre Fruchtbarkeit reduziert werden. Wie schon in der Bibel müssen Frauen, die sich als fruchtbar erwiesen haben, für unfruchtbare Frauen Kinder bekommen. Sie werden, in Analogie zur biblischen Geschichte von Jakob, Rahel und Bilha Mägde genannt.
    Eine dieser Mägde ist Desfred (im Original Offred), alleine dieser Name zeigt schon die ganze Perfidie, mit der Frauen hier behandelt werden – sie gehört dem Mann, dem sie gerade dient, als des Freds Magd oder of Fred. Auch der Geschlechtsakt zwischen Magd und Mann bzw. die Geburt des daraus entstandenen Kindes schlägt in die selbe Kerbe, denn die Ehefrau des Mannes ist immer dabei, im Grunde ist die Magd dabei nur eine Art Zwischenmedium und das Kind gehört der Ehefrau.
    Die Autorin lässt Desfred selbst in Ich-Form erzählen, immer wieder erinnert sich die Frau dabei an ihr Leben vorher mit Mann und Kind, aber auch an ihr Leben in der Umerziehungsanstalt, in der aus den fruchtbaren Frauen gehorsame Mägde gemacht werden. Doch Desfred hat sich ein Stück Unabhängigkeit erhalten, ihre Gedanken kann ihr niemand nehmen und im Laufe der Geschichte setzt sie ein paar Mal ihr Leben aufs Spiel. Hinrichtungen sind in Gilead an der Tagesordnung, und schon zu lesen kann eine Magd ihre Hand kosten. Männer sind durchaus auch gefährdet, aber es gibt auch geheime Clubs für Hochgestellte, in denen diese ihren Trieben frönen können.
    Am Ende bleibt offen, ob Desfred hingerichtet wird, überlebt oder sogar flüchten kann, erfährt der Leser nicht. Allerdings gibt es noch eine Art Nachwort, „Historische Anmerkungen“ genannt, in dem im 22. Jhdt. rückblickend der Staat Gilead analysiert wird und man dafür auch Desfreds Report heranzieht. Mittlerweile gibt es auch eine Fortsetzung „Die Zeuginnen“, in der man wohl mehr über Desfreds Schicksal erfährt.
    Der Roman ist erschütternd, aber, wenn man sich die Geschichte der Frauen anschaut, womöglich gar nicht so unrealistisch – und das ist eigentlich das erschreckendste daran. Dazu trägt auch Atwoods Sprache bei, denn Desfreds Report zeugt von einer gebildeten Frau, der ihre Bildung aber nahezu nichts mehr nützt. Dass es diesen Report überhaupt gibt, lässt hoffen, dass sie dem Regime entkommen konnte, denn dort war Frauen nicht nur das Lesen, sondern auch das Schreiben verboten. Der Roman ist aber auch sehr spannend, man leidet mit den Frauen, und als Desfred anfängt auch Verbotenes zu tun, hat man Angst um sie. Ich jedenfalls konnte mich in sie hineinfühlen und ich habe mich gefragt, was ich wohl in so einer Situation tun würde.
    Margaret Atwood schrieb diesen Roman bereits 1985, doch er ist immer noch aktuell, und wird es wohl auch bleiben. Die historischen Anmerkungen machen den Roman erst richtig rund, man sollte sie unbedingt lesen, denn sie gehören dazu.
    Der Autorin ist ein spannender Roman gelungen, der zum Nachdenken anregt und lange nachhallen wird. Ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen und vergebe volle Punktzahl.
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  • Rezension zu Der Report der Magd

    Ich habe das Buch heute beendet und ich bin immer noch sprachlos. Mal schauen ob ich es überhaupt schaffe meine Gedanken in Worte zufassen.
    Außerdem wollte ich noch kurz anmerken, dass ich dass Buch in Englisch gelesen habe. Das Englisch war sehr einfach, nur an den Schreibstil musste ich mich etwas gewöhnen (mehr dazu nachher).
    "A rat in a maze is free to go anywhere, as long as it stays inside the maze."
    Magaret Atwood hat mit Gilead ein Zukunftsszenario geschaffen, welches ein wahrer Alptraum ist. Durch zahlreiche Katastrophen sinkt die Geburtenrate der USA und eine Religiöse Gruppe sieht dies als Grund die Herrschaft an sich zu reißen. Es entsteht eine Klassengesellschaft, in der Männer ganz oben stehen. Was mich sehr abschreckt ist, dass dieses Szenario durchaus möglich sein kann und wie in vielen anderen Dystopien, würde ich in dieser Welt auf keinen fall leben wollen.
    Das gesamte Buch über begleiten wir Offred, die eine sogenannte "Handmaid" ist. Wir erleben alle Ereignisse die sie im Buch erlebt immer aus ihrere Sicht und zu dem bekommen wir auch noch Flashbacks, in denen sie aus der Zeit vor, während der Übernahme und kurz danach berichtet.
    Ich habe Offred am Anfang als einen sehr kalten Charakter wahrgenommen, was daraus schließen lässt, dass man anders in dieser Welt nicht überleben würde.
    Jedoch merkt man, dass sie sich in dieser grausamen Welt nur nach Liebe und Wärme sehnt.
    Wir lernen die verschiedensten Menschen kennen. Da wäre zum Beispiel Moira, die eine Freundin von Offred ist und die beiden sehen sich immer wieder. Dann gibt es noch die zwei Hausangestellten, die in ihrem neuen Haushalt arbeiten. Rita ist eher negativ auf Offred zu sprechen, Cora hingegen fiebert dem Eintreffen eines Baby entgegen. Beide waren sehr unterschiedlich, aber auch sie haben zusammen gehalten und ihr bestes in dieser Welt versucht.
    Als letztes möchte ich noch auf den Commander und seine Ehefrau eingehen. Die meisten Frauen können keine Kinder mehr bekommen und daher haben die "Ehefraue" auch einen Grund sehr eifersüchtig auf die "Handmaids" zu sein. Serena Joy scheint sich zu Anfang überhaupt nicht für Offred zu interessieren, obwohl sie ja "ihr" Kind austragen soll. Was man nicht vergessen darf ist, dass diese "Ehefrauen" fast genauso wenig Rechte wie alle anderen Frauen haben. Auch sie werden in ihrem Dasein eingeschränkt.
    Offred schweift in ihren Erzählungen oftmals zu den schönen Dingen, die sie in ihrer Umgebung sieht. Zum Beispiel werden sehr oft Blumen erwähnt und ich denke sie sieht darin einen Weg ihr Leben etwas heller zu gestalten.
    Dadurch ist auch der Schreibstil geprägt. Sehr oft werden Räume, Orte und Gegenstände sehr genau beschrieben. Auch gab es manchmal bei mir Verwirrungen, da ich öfters die Gedanken von Offred nicht ganz verfolgen konnte. Zum Beispiel vergleicht sie an einer Stelle Gott mit einem Ei und ich habe erst nicht verstanden was sie meint. Versetzt man sich jedoch richtig in die Charaktere, kann man sich gut herleiten was damit gemeint ist.
    Das Ende hat nochmal richtig reingehauen und ich bin sehr überrascht damit gewesen. Vor allem das aller letzte Kapitel hat mich sehr überrascht und ich hätte mir kein besseres Ende vorstellen können. Auch wenn ich schon neugierig bin...aber bevor ich gleich Spoiler einbaue, lest das Buch einfach selbst.
    Fazit
    Das Buch konnte mich sehr fesseln und ich bin begeistert von dem Werk das Magaret Atwood erschaffen hat. Sie hat hier eine Welt kreiert, die so authentisch ist, dass es schon fasst gruselig ist.
    Von mir gibt es 5 Sterne und ich sichere diesem Buch einen Platz bei meinen Jahreshighlights.
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  • Rezension zu Der Report der Magd

    Margaret Atwood - Der Report der Magd
    Desfreds düstere Welt
    Nach der Lektüre von "Der Report der Magd" von Margaret Atwood kann ich wieder nur staunen, was für ein unglaubliches Talent zum Schreiben diese Autorin hat. Ein mich derartig packendes Buch hatte ich schon lange nicht mehr, aber gut, das wird auch an diesem schon extrem düsteren Thema liegen und noch mehr daran, wie die Atwood das literarisch umsetzt. Perfekt gemacht in meinen Augen. Nun ist das Buch schon vor vielen Jahren erschienen (1985; deutsch 1987), man könnte denken es hätte einen etwas altbackenen Charme. Aber nein, ganz im Gegenteil, die Thematik passt sogar sehr gut in die heutige Zeit, hat ihre Relevanz nicht wirklich verloren, sondern eher in meinen Augen noch an Relevanz gewonnen. Gerade in den letzten Jahren hat es auf der Bühne der Welt viele Ereignisse gegeben, die mich etwas erschrecken lassen, mich sogar an der Intelligenz der Gattung Mensch zweifeln lassen. So dass vieles aus diesem Buch seine Entsprechung in der heutigen wie auch vergangenen Zeit findet. Gerade auch das Thema der Unterdrückung von Frauen in dieser patriarchalen Welt des Buches findet durchaus auch seine passenden Übereinstimmungen in heutigen wie auch vergangenen Zeiten quer über unseren Erdball verteilt. Und gerade das macht dieses Buch noch eine Spur düsterer in meinen Augen. Und obwohl das Buch eine Dystopie ist, wirkt manches in ihm gar nicht dystopisch, sondern erschreckend real!
    Zur Handlung: Die Erzählerin, Desfred, beschreibt ihr Leben als Magd im Hause ihres Kommandanten Fred im Staate Gilead. In diesem Staat Gilead, der auf dem Boden der heutigen USA angesiedelt ist, haben nach einer Naturkatastrophe, die einen größeren Teil der Welt verstrahlt hat, religiöse Fanatiker in einem Staatsstreich die Macht an sich gerissen. Die Bevölkerung wird durch Sicherheitskräfte dieser Fanatiker überwacht, ist in verschiedene Klassen gespalten, die durch den vorgeschriebenen Kleidungsstil ihrer weiblichen Mitglieder erkennbar sind. Durch die erwähnte Naturkatastrophe ist ein großer Teil der Bevölkerung verstrahlt und zeugungsunfähig, um ihr Volk zu erhalten müssen alle zeugungsfähigen Frauen als Mägde "arbeiten", müssen der höhergestellten Schicht zu Diensten sein, müssen empfangen, müssen gebären, haben ihre ehemaligen Namen/ihre Identität verloren, tragen nur noch eine Besitzangabe als Namen, Desfred, Deswarren, Desglen. Bei einer Weigerung der jeweiligen Frau könnte die Strafe ein Leben in den verstrahlten Kolonien sein, also ein langsames Sterben. Des Weiteren sind den Frauen arbeiten, der Besitz eines Kontos, lesen, schreiben, kommunizieren, ein selbstständiges Leben führen verboten, sie sind dem Manne untertan und verpflichtet ein sittsames/züchtiges Leben zu führen. Überwacht wird die Bevölkerung durch allgegenwärtige Sicherheitsorgane, die bei einem Zuwiderhandeln gegen das geltende Gesetz schreckliche Strafen gegen die Bevölkerung einsetzen, oft den Tod, hier zynisch die Errettung genannt. Ein Klima der Angst vor Repressalien und vor der Spionage deiner Mitbürger herrscht. Eine schreckliche Welt! noch schrecklicher ist es für Desfred, da sie sich noch an eine Zeit davor erinnern kann. In diesen Rückblicken berichtet sie wie es dazu kommen konnte. Und in diesen Erinnerungen tauchen auch ihr Mann Luke und ihre Tochter auf. Furchtbar!
    Diese Art der Geschichte ist schon schwer für die Leser zu ertragen, dazu erinnert noch vieles Geschriebene an Jetziges und Vergangenes und immer mehr erkennt man beim Lesen, dass das zwar eine Fiktion ist, aber vieles in den Köpfen von realen Menschen wiederzufinden ist. Und damit gewinnt das Buch eine unheimliche Relevanz und fördert beim Lesen eine gewisse Angst, aber auch einen starken Protest.
    Die Sprache der Atwood ist wie immer köstlich, man merkt ihr den Spaß an der Sprache an und das trotz der Übersetzung. man merkt diesen Tanz/dieses Spiel mit den Wörtern, dieses Gefühl für den Klang. Und das gefällt ungemein! Und ihr köstlicher, oft etwas zynischer Humor und eine bissige Sprache machen Spaß und lassen diese grausame Geschichte etwas leichter werden.
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Ausgaben von Der Report der Magd

Taschenbuch

Seitenzahl: 416

E-Book

Seitenzahl: 414

Hardcover

Seitenzahl: 240

Hörbuch

Laufzeit: 00:11:59h

Der Report der Magd in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Report der Magd (Details)
  • Englisch: The Handmaid's Tale (Details)
  • Französisch: La Servante écarlate (Details)

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