Wir müssen die Liebe neu erfinden: Wie das Patriarchat heterosexuelle Beziehungen sabotiert
Buch von Mona Chollet, Norma Cassau, Nadine Lipp
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Buchdetails
Titel: Wir müssen die Liebe neu erfinden: Wi...
Mona Chollet (Autor) , Norma Cassau (Übersetzer) , Nadine Lipp (Übersetzer)
Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Format: Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 320
ISBN: 9783832182199
Termin: Neuerscheinung April 2023
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Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Wir müssen die Liebe neu erfinden: Wie das Patriarchat heterosexuelle Beziehungen sabotiert
Frauen und Männer suchen die Erfüllung in der Liebe und sind dann einem dritten Akteur schutzlos ausgeliefert: dem Patriarchat. Die französische Feministin wirft in diesem Buch Licht auf ein Thema, das Feministinnen seit Jahrzehnten beschäftigt und heute wieder in den Vordergrund rückt: die heterosexuelle Liebe. In unseren romantischen Idealbildern von Paarbeziehungen ist stets eine Form der weiblichen Unterlegenheit verschlüsselt, die suggeriert, dass Frauen zwischen persönlicher und romantischer Erfüllung wählen müssen. Diese gesellschaftliche Konditionierung ist etwas, worunter wir alle leiden. Die Überzeugung, dass Männern alles zusteht, während von Frauen Selbstlosigkeit und Hingabe erwartet werden und ihr Selbstvertrauen untergraben wird, führt zu einem Machtungleichgewicht, das in physischer und psychischer Gewalt gipfeln kann. Was schließlich die Sexualität anbelangt, so werden die Sphären des Begehrens weiterhin von männlichen Fantasien durchdrungen. Mona Chollet gelingt es, anschaulich und präzise aufzudecken, dass unsere romantischen Vorstellungen stets auf der Unterordnung der Frauen aufgebaut sind – und was dies für heterosexuelle Beziehungen bedeutet.
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Wir müssen die Liebe neu erfinden: Wie das Patriarchat heterosexuelle Beziehungen sabotiert wurde bisher einmal bewertet.
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Rezension zu Wir müssen die Liebe neu erfinden: Wie das Patriarchat heterosexuelle Beziehungen sabotiert
- Buchdoktor
... Wie das Patriarchat heterosexuelle Beziehungen sabotiert / ... Comment le patriarcat sabote les relations hétérosexuellesWeiterlesen
Klappentext/Verlagstext
Unsere gesamte Kulturgeschichte ist durchdrungen von Darstellungen idealtypischer Paarbeziehungen, die – direkt oder unterschwellig – eine weibliche Unterlegenheit inszenieren. Es sind Bilder, die suggerieren, dass die Frau nur durch Unterwerfung romantische Erfüllung erlangen kann. Diese gesellschaftliche Konditionierung impft Frauen und Männern die Überzeugung ein, dass Männern alles zusteht, während von Frauen Selbstlosigkeit und Hingabe erwartet werden. Durch das erzwungene Leugnen eigener Interessen, Bedürfnisse und Wünsche wird das Selbstvertrauen der Frauen untergraben. Dieses Machtungleichgewicht kann in physischer und psychischer Gewalt gipfeln. Und auch was die Sexualität anbelangt, wird das Begehren weiterhin von männlichen Fantasien dominiert.
Mona Chollet führt uns vor Augen, dass unsere romantischen Vorstellungen stets auf der Unterordnung der Frauen basieren. Anschaulich und präzise legt sie dar, was dies für heterosexuelle Beziehungen bedeutet.
Die Autorin
Mona Chollet, geboren 1973, lebt in Paris. Sie hat für ARTE Radio gearbeitet, ist heute Redakteurin bei Le Monde diplomatique und hat u. a. ›Hexen. Die unbesiegte Macht der Frauen‹ (2018) veröffentlicht.
Inhalt
Ein Großteil der Männer wählt eine Partnerin, die sich nicht auf Augenhöhe befindet. Die Idealpartnerin soll nicht nur schlank und blond, sondern körperlich kleiner, jünger, aber auch beruflich und finanziell unterlegen sein. Abweichungen werden nur schwer toleriert, gerade wenn prominente Paare von der ungeschriebenen Regel abweichen. Besonders ausgeprägt zeigt sich das Unterlegenheitsdiktat, wenn bestimmte Männer nur kleine, schlanke, leise wie bescheiden auftretende Asiatinnen als besonders weiblich empfinden. Wie u. a. Film und Literatur unser Bild von Dominanz und Unterwerfung prägen und warum stets Frauen für die Beziehungs-„Arbeit“ zuständig sind, untersucht die französische Journalistin in vier Kapiteln mit zahlreichen Quellenangaben.
Dabei ist nicht zu übersehen, dass heterosexuelle Beziehungen im Patriarchat untrennbar mit Herablassung und offener Frauenfeindlichkeit verbunden sind, wie uns die Ära Trump und die MeToo-Bewegung vor Augen geführt haben. Chollet stellt Auor:innen und Regisseur:innen ein schlechtes Zeugnis aus, die ihrem Publikum entweder Angst um das Glück der Liebenden zumuten oder Dubblebind-Botschaften aussenden wie: du musst auf den Märchenprinzen warten und dich vor all den gewalttätigen Männern hüten, die draußen auf dich lauern. Chollet befasst sich mit sehr jungen Frauen als Trophäen einflussreicher Männer, der toxischen Beziehung zwischen Künstlern und ihren Musen, um männliche Gewalt in unausgewogenen Beziehungen, Groupies von verurteilten Gewalttätern, aber auch mit Künstlerpaaren, die sich vor der Welt zurückziehen und insbesondere das Diktat von Ehe und Familie verweigern. Chollets Zitate und Beispiele stammen aus der (meist französischsprachigen) Sachliteratur, aus Romanen, Serien und aus ihrer eigenen Biografie. Hochinteressant finde ich, dass sie das Kindchenschema in der Wahl einer unterlegen wirkenden asiatischen Partnerin mit dem Frauenbild US-amerikanischer Soldaten verknüpft, sowie es ausweitet auf dunkelhäutige Frauen aus ehemaligen französischen Kolonien. Auffälligen Raum findet im Gewalt-Kapitel das Pressecho nach der Misshandlung Marie Trintignants mit Todesfolge (2003) durch ihren gewalttätigen Partner. Chollet bringt damit ein Paradebeispiel für Täter-Opfer-Umkehr, Identifikation mit dem Täter, Verharmlosung männlicher Gewalt durch Medien – und hier durch ein mildes Gerichtsurteil.
Fazit
Nach einer eher trockenen Einleitung liest sich Chollets 280-Seiten-Buch flott weg. Essayistisches Schreiben liegt ihr deutlich stärker als die Recherche empirischer Grundlagen. So hinterfragt sie weder die Motive von Teilzeitarbeitenden in Frankreich (die mich interessiert hätten) noch die Entwicklung absoluter Zahlen mit Blick auf die „Mental-Load“ bei berufstätigen Eltern. Auch bei Aussagen US-amerikanischer Student:innen von 1980, der wichtigste Teil ihres Studiums wäre das Daten potentieller Karrieremänner, hinterfragt sie weder die Relevanz amerikanischer Sitten für europäische Leser:innen noch das Alter (!) der Erhebung.
Chollets zentrale Frage bleibt trotz meiner Kritik wichtig: wie gelangen Bilder unterlegener Frauen bereits in die Köpfe von Grundschüler:innen und welche Rolle spielen dabei Autor:innen, Journalist:innen und Filmregisseur:innen?
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