Die Inkommensurablen

Buch von Raphaela Edelbauer

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Inkommensurablen

In fiebriger Erregung warten die Einwohner Wiens am 31. Juli 1914 das Verstreichen des deutschen Ultimatums ab. Die Stadt ist ein reißender Strom, in allen Straßen bricht sich die Kriegsbegeisterung der jungen Generation bahn. Mitten in diesen Taumel gerät Hans, ein Pferdeknecht aus Tirol, der sich auf den Weg in die Metropole gemacht hat, um die Psychoanalytikerin Helene Cheresch aufzusuchen. Dort angekommen trifft er auf Adam, einen musisch begabten Adligen, und Klara, die sich als eine der ersten Frauen an der Universität Wien im Fach Mathematik promovieren wird. Gemeinsam verbringen die drei jungen Menschen den letzten Abend vor der Mobilmachung – in einer Stadt, die sich ihrem Zugriff mehr und mehr zu entziehen droht.
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Bewertungen

Die Inkommensurablen wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Meinungen

  • Bravouröser Roman über eine Welt vor dem Untergang

    mapefue

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Inkommensurablen

    Nicht messbar, nicht vergleichbar; unwägbar (s. DUDEN), soviel muss zunächst als Worterklärung genügen.
    Dystopisch und finster geht es in Edelbauers neuem Roman, ,,Die Inkommensurablen", zu.
    Der spielt in der Vergangenheit und ist vordergründig ein reiner historischer Roman geworden. In der Nacht vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs irrlichtert ein ungleiches Trio schlaflos durch ein kriegsbegeistertes Wien. „Der Krieg ist der Grund für die Begeisterung, die Begeisterung ist der Grund des Krieges.“ (S. 130)
    Am Vorabend des Ersten Weltkriegs sitzt der 17-jährige Knecht Hans Ranftler im Zug von Tirol nach Wien. Nicht um sich zur k. k. Armee einziehen zu lassen wie andere junge Männer. Sondern um von einer Psychoanalytikerin seine besondere Fähigkeit behandeln zu lassen: Er kann voraussehen, was Menschen sagen werden. Bereits die Ankunft am Südbahnhof haut Hans um: Es zischt, wurlt, glänzt golden. Die pferdelose Tram? "Ein Münchhausenzug, der sich am eigenen Zopf in Richtung Stadt zog.“
    Hans findet schnell Anschluss. Auf den Treppen vor der Ordination der Psychoanalytikerin Helene Cheresch lernt er erst Klara und dann Adam kennen. Beide haben natürlich das gemeine Bewusstsein übersteigende Begabungen. Klara eine junge Suffragette, Sozialdemokratin und Studentin der Mathematik, „vollkommen schön“- wie Hans empfindet, die als eine der ersten Frauen vor ihrem Rigorosum an der Universität Wien steht; nicht nur als speziell talentierte Träumerin die „Lieblingspatientin“ der lesbischen Analytikerin. Der junge und schmächtige Adam Graf von Jesenky mit dem Einberufungsbefehl in der Tasche. Beiden schlägt morgen die Stunde. Die Zeit drängt, es entsteht roadmoviehafte Handlung zwischen Prachtpalais, queeren Halbweltlokalen und Universität an.
    Grandiose Szenen und starke Dialoge prägen den Roman. Die Leidenschaft Adams, von Kindheit an von väterlicher Härte zum Militär gedrillt, gehört der Musik Arnold Schönbergs. Zusammen mit Gleichgesinnten probt er nicht nur die Kompositionen der Moderne, deren Noten man in der Stadt kaum erhält.
    Großartig wie bei einem Abendessen im Palais von Adams Familie Nationalismus, Kriegsidealisierung und Antisemitismus der versammelten, gerade noch den Kaiser beraten habenden Aristokratie aufeinander kracht, während Hans mit der Abfolge der Menügänge nicht mehr Schritt halten kann. „Er (Hans) hatte mit den feinsten Menschen der Stadt gegessen und sich in einem marmorierten Bad in einen mandelgrünen Anzug gekleidet, der jetzt – vom Abstieg in die Kanalisation – von den Beinen aufwärts besudelt war. Er hatte vorgestern noch den Stall des Viehs ausgemistet und würde in wenigen Stunden eine Analyse beginne. Es schien alles gar nicht real“ (S. 275).
    „Wenn es eine Erkenntnis gäbe, dann müsste es die Mathematik sein (Kant)“ (S 307). Was darauf folgt sind elfeinhalb Seiten des Rigorosums der Doktorandin Klara, die einen staunen und mit den Ohren schlackern lassen, bis sie von kriegslüsternen Vandalen unterbrochen wird.
    Die 33-jährige Niederösterreicherin, die in Wien lebt, hat in den letzten fünf Jahren eine erstaunliche Karriere hingelegt. Ihr Prosadebüt ,,Entdecker. Eine Poetik“ erhielt 2018 den Rauriser Literaturpreis. Ebenfalls 2O18 gab es für die Newcomerin, die in Wien sowohl Philosophie als auch an der Universität für Sprachkunst studierte, bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt den Publikumspreis.
    Ihr Debütroman ,,Das flüssige Land" kommt auf die Bühne, 2O19 erschienen, landete er sowohl auf der Shortlist des Deutschen als auch des Österreichischen Buchpreises. Mit ,,Die lnkommensurablen" erscheint ihr dritter Roman binnen vier Jahren. 2021erschien Edelbauers zweites Buch, ,,Dave".
    Als Raphaela Edelbauer 2022 den mit 3.000 Euro dotierten Thomas-Jorda-Preis erhielt, der an niederösterreichische Autorinnen und Autoren verliehen wird, hieß es in der Begründung: Man habe ,,eine der spannendsten und interessantesten Schriftstellerinnen, nicht nur innerhalb Österreichs, sondern international" ausgezeichnet.
    Edelbauer beherrscht die große Kunst des Fabulierens und unterfüttert ihre Plots mit allem, was Wissenschaftsdiskurse so hergeben. Ob Philosophie, Psychologie oder Naturwissenschaften - die Literatin legt ihre Romane in der Metaebene fächerübergreifend an. Danach schichtet sie das alles zu komplexen, aber ebenso fantastischen wie absurden Storys. „Dass etwas aus der echten Welt geträumt wird ist ganz normal. Wenn aber etwas aus dem Traum ins Wache dringt – das meine Lieber ist Perversion“ (S. 197).
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Ausgaben von Die Inkommensurablen

Hardcover

Seitenzahl: 352

E-Book

Seitenzahl: 353

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

Besitzer des Buches 6

Update: