Geschichte eines Kindes

Buch von Anna Kim

  • Kurzmeinung

    Emili
    Rassismus und Diskriminierung als Themen. Schonungsloser Roman.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Geschichte eines Kindes

In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin bringt im Juli 1953 die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttmann ein Kind zur Welt. Noch in derselben Nacht gibt sie den Jungen zur Adoption frei. Daniel, so sein Name, bleibt in der Obhut eines Sozialdienstes. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht »weiß« zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid« - ein Skandal in einer homogen weißen, den rigorosen Gesetzen der Rassentrennung unterworfenen Gesellschaft. Eine Sozialarbeiterin soll die wahre ethnische Herkunft des Kindes ermitteln. Dazu muss sie allerdings den Vater des Kindes ausfindig machen, dessen Identität die leibliche Mutter nicht preisgeben will … In Anna Kims Geschichte eines Kindes geht es um die so wirkmächtige wie fatale Idee von »Rasse«, die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert, Lebenswege bestimmt. Klug und berührend erzählt dieser Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, wie wir aufeinander schauen und was wir glauben, im anderen zu sehen.
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Bewertungen

Geschichte eines Kindes wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Meinungen

  • Rassismus und Diskriminierung als Themen. Schonungsloser Roman.

    Emili

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Geschichte eines Kindes

    Um was es geht:
    Thematisch gesehen fand ich den Roman unschlagbar. Das, was da Anna Kim dem Leser anbietet, lässt sich erstens nicht so leicht lesen, weil es zu emotional ist, und zweitens klingt der Roman noch lange nach. Man kommt nicht drumherum, als über das Gelesene noch lange nachzudenken. Aber nun zum Inhalt.
    Es wird ein uneheliches Kind geboren, das sofort zur Adoption freigegeben wird. Seine Mutter will es nicht. Ab jetzt sind die sozialen Dienste für das Kind zuständig. Doch es gibt ein riesiges Problem für die Behörden. Den zuständigen Beamten ist aufgefallen, dass das Kind nicht »weiß« ist. Was für ein Skandal... Welcher Rasse gehört nun das Kind? Eine große Frage, die einer gründlichen Untersuchung bedarf. In dem Roman benutzt die Autorin absichtlich politisch unkorrekte Worte, und ich möchte die hier in der Rezension nicht wiederholen.
    Der Roman schreit von Ungerechtigkeit.
    Meine Meinung:
    Von der Thematik her hätte der Roman von mir die höchste Wertung bekommen. Die Geschichte ist intelligent, aufwühlend, komplex und bestens geeignet für Diskussionen. Ich hätte das Buch sogar als Schullektüre vorgeschlagen. Ich fand es erschreckend, was in diesen Jahren, die Handlung spielt in den 50er Jahren, als Selbstverständlichkeit galt.
    Was für eine Ungerechtigkeit, die mich beim Lesen, regelrecht wütend gemacht hat. Erschreckend fand ich die Suche des Waisenhauses nach Herkunft des Kindes, um es besser vermitteln zu können, damit das Kind „unter seinesgleichen“ aufwachsen kann.
    In dem Roman arbeitet Anna Kim mit zwei Erzählarten. Zum einen geht es in der Hälfte des Romans um Akten, also ganz trockene Auszüge aus den Akten, die das Kind betreffen. Zum anderen erfahren wir in dem zweiten Erzählstrang über das Leben des erwachsenen Hauptcharakters. Es ist keine lineare Erzählung, sondern eine Abwechslung verschiedener Stimmen, Gesprächen und Reflexionen. Die Schwierigkeiten als Erwachsener werden in diesem Teil verdeutlicht.
    Was mir weniger gefallen hat, war die Mischung aus einem Roman und einer Reportage. Doch ich würde den Roman unbedingt weiterempfehlen. Die Thematik ist wichtig und auch heute aktuell, auch wenn die Worte, die im Roman vorkommen, in der Gesellschaft so nicht mehr vorkommen. Auf jeden Fall in meiner Welt nicht. Und ich hoffe auch sonst nicht.
    Diskriminierung und Rassismus in einer bewegenden Geschichte, die auf einem wahren Fall beruht, sollten in der Literatur unbedingt als Thema beleuchtet werden.
    Von mir gibt es 4 Sterne.
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  • Rezension zu Geschichte eines Kindes

    Klappentext/Verlagstext
    In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Wisconsin bringt im Juli 1953 die zwanzigjährige Telefonistin Carol Truttmann ein Kind zur Welt. Noch in derselben Nacht gibt sie den Jungen zur Adoption frei. Daniel, so sein Name, bleibt in der Obhut eines Sozialdienstes. Bald sehen sich die betreuenden Kinderschwestern mit einem aus ihrer Sicht schwerwiegenden Verdacht konfrontiert: Das Baby scheint, anders als von der Mutter angegeben, nicht »weiß« zu sein, sondern, wie es in der Behördensprache der damaligen Zeit heißt, »indianisch«, »polnisch« oder »negrid« - ein Skandal in einer homogen weißen, den rigorosen Gesetzen der Rassentrennung unterworfenen Gesellschaft. Eine Sozialarbeiterin soll die wahre ethnische Herkunft des Kindes ermitteln. Dazu muss sie allerdings den Vater des Kindes ausfindig machen, dessen Identität die leibliche Mutter nicht preisgeben will …
    In Anna Kims Geschichte eines Kindes geht es um die so wirkmächtige wie fatale Idee von »Rasse«, die bis heute nicht nur die Gesellschaft prägt, sondern auch den privaten Raum durchdringt, Familien entzweit, Karrieren verhindert, Lebenswege bestimmt. Klug und berührend erzählt dieser Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht, wie wir aufeinander schauen und was wir glauben, im anderen zu sehen.
    Die Autorin
    Anna Kim wurde 1977 in Südkorea geboren, zog 1979 mit ihrer Familie nach Deutschland und schließlich weiter nach Wien, wo sie heute lebt. Für ihr erzählerisches und essayistisches Werk erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Literaturpreis der Europäischen Union. (gekürzt)
    Inhalt
    Anna Kims Icherzählerin Franziska verbringt einen harten Winter als Writer in Residence in Green Bay/Wisconsin. Um mehr Ruhe zum Schreiben zu haben, zieht sie aus dem Stipendiaten-Appartment in ein Privatquartier bei Joan Truttman. Die Vermieterin spricht in plumper Art Franziskas asiatische Züge an, als wolle sie ihr förmlich aufzwingen, sie müsse mit ihrer „Gemischtheit“ ein Problem haben. Die pensionierte Lehrerin wird der jungen Autorin die Geschichte einer Kindheit anvertrauen, die unzweifelhaft die von Joans Ehemann Danny ist. Im Prolog verpflichtet die Erzählerin sich selbst, mit dem Geschenk respektvoll umzugehen, die Vorgänge aber auch nicht durch Beschönigung zu zensieren. Dieser Vorsatz könnte der wichtigste Teil des Buches sein, denn Franziskas Erzählung wechselt ab mit Aktennotizen zum Fall Danny T., die nicht nur das N-Wort enthalten, sondern die rassistische Einstellung, die Rasse einer Person könnte durch exakte Messverfahren festgestellt werden.
    Als 1953 in Green Bay die ledige Telefonistin Carol T. einen Jungen zur Welt bringt und zur Adoption freigeben will, wird klar, dass die Frau mittellos ist und nicht vorhat, den Namen des Vaters preiszugeben. Der kleine Junge muss bis zur Klärung seines Falls im Krankenhaus bleiben (wo inzwischen eine ansehnliche Rechnung für den Aufenthalt aufläuft); für seine Geburtsurkunde ist seine Rassenzugehörigkeit zu ermitteln. An ihm werden „negroide“ oder „indianische“ Merkmale festgestellt, die sich ohne Vaterschaftstest natürlich nicht verifizieren lassen. Eine Adoption rückt mit dieser Behauptung in weite Ferne. Carol Truttman bestreitet steif und fest, mit einem Schwarzen oder Ureinwohner geschlafen zu haben, wirkt allerdings nicht sehr glaubwürdig. Nach langem, bürokratischen Hin und Her kommt Danny schließlich in eine Familie, die ihn in Pflege nimmt, weil sie sich seinen Lebensunterhalt als Adoptivkind schlicht nicht leisten kann.
    Da die Case Workerin Marlene, die damals so emsig Dannys Herkunft ermitteln wollte, inzwischen wieder in Österreich lebt, bittet Carol ihre Mieterin, nach ihrer Rückkehr Kontakt zu der Frau aufzunehmen. Joan ist überzeugt, Marlene müsse mehr über Danny wissen, als in der Fallakte verzeichnet ist. Es stellt sich heraus, dass Marlenes Tochter in dem Wiener Bezirk lebt, in dem Franziska aufgewachsen ist. Beinahe interessanter als das, was Silvia über ihre Mutter und den Fall Danny T. zu erzählen hat, ist allerdings Franziskas Konfrontation als nunmehr Erwachsene mit ihrer eigenen abwesenden Mutter Ha.
    Fazit
    Die beinahe manische Suche nach Dannys Herkunft zu einer Zeit, als (in Deutschland) schon Vaterschaftstests üblich waren, wirkt auf mich als Europäerin befremdlich. Die Fallakte Danny H. gibt tiefen Einblick in Einstellungen der 50er Jahre und deren Wirkung auf Adoptionsverfahren.
    Anna Kim will mit ihrer Dokumentation die Kehrseite von Sprache sichtbar machen – und das gelingt ihr in taktvoller, liebenswürdiger Weise. Wer sich für die Geschichte der Adoption und rassistische Einstellungen der 50er Jahre interessiert, sollte hier zugreifen.
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Ausgaben von Geschichte eines Kindes

Hardcover

Seitenzahl: 220

E-Book

Seitenzahl: 189

Taschenbuch

Seitenzahl: 220

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