Die geheimste Erinnerung der Menschen

Buch von Mohamed Mbougar Sarr, Holger Fock, Sabine Müller

  • Kurzmeinung

    Maesli
    Komplex, eigenartig & einzigartig!
  • Kurzmeinung

    drawe
    Literarischer Detektivroman mit ernstem Hintergrund: kulturelle Identität schwarzafrikanischer Literaten

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die geheimste Erinnerung der Menschen

Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt – Mohamed Mbougar Sarrs großer Roman über die Suche nach einem verschollenen Autor Mohamed Mbougar Sarr erzählt virtuos von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er? Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte. Ein Buch, das viel wagt – und triumphiert.
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Bewertungen

Die geheimste Erinnerung der Menschen wurde insgesamt 6 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Meinungen

  • Komplex, eigenartig & einzigartig!

    Maesli

  • Literarischer Detektivroman mit ernstem Hintergrund: kulturelle Identität schwarzafrikanischer Literaten

    drawe

  • Sprachgewaltige Leistung. Sehr komplex, überlappend, verwoben, schwer durchschaubbar. Preisträger des Prix Goncourt.

    Emili

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die geheimste Erinnerung der Menschen

    Es ist mir nicht möglich, mit eigenen Worten die Geschichte des Romans „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ verständlich wiederzugeben. Deshalb übernehme ich vollinhaltlich den Klappentext.
    Diégane Latyr Faye lebt in Paris und sollte eigentlich an seiner Doktorarbeit schreiben. Doch stattdessen träumt er vom großen Durchbruch als Autor und philosophiert in rauschhaften Nächten mit seinen Freunden über Literatur, über ihre Hoffnungen und ihr Begehren.
    „Natürlich kann es vorkommen, dass das bourgeoise Frankreich für sein gutes Gewissen einen von euch krönt, und bisweilen trifft man auf einen Afrikaner, der Erfolg hat oder zum Vorbild erhoben wird. Doch glaub mir, was auch immer eure Werke wert sein mögen, ihr seid und bleibt Fremde.“
    Bis die Zufallsbekanntschaft mit der ebenso faszinierenden wie enigmatischen Autorin Siga D. für Diégane zum Wendepunkt seines Lebens wird. Sie übergibt ihm ein legendäres Buch, Das Labyrinth des Unmenschlichen, das bei seinem Erscheinen 1938 die literarische Welt erschütterte.
    Seit einigen Tagen hört man, das nunmehr berühmte Labyrinth des Unmenschlichen von Monsieur Elimane, erschienen bei den Editions Gemini, sei ein Abbild der afrikanischen Kultur.
    Der Verfasser T.C. Elimane wurde seinerzeit als „schwarzer Rimbeaud“ gefeiert, aber auch rassistisch angefeindet und des Plagiats beschuldigt. Das Werk wurde vernichtet, der Autor verschwand. Diégane weiß nur eines: Er muss Elimane finden.
    „Die geheimste Erinnerung“ der Menschen ist eine soghafte Kriminalgeschichte und zugleich eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem Erbe des Kolonialismus.
    Meine persönlichen Leseeindrücke
    „Die geheimste Erinnerung der Menschen“ ist der mit Abstand eigenartigste und gleichzeitig einzigartigste Roman, den ich in den Jahren, seitdem ich meinen Blog betreibe, gelesen habe. Die Großartigkeit liegt für mich in der subtilen Kraft, die von diesem Roman ausgeht. Es ist wie eine Fährte, die der Leser, der sie zu erkennen glaubt, aufnimmt und gleichzeitig der Auftakt zu einem Alptraum.
    Der Roman ist eine teils atemberaubende Erzählung, verfasst in unterschiedlichsten Textsorten, brillant verwoben mit Mythen und geschichtlichen Ereignissen, die mich zumindest ab der 2. Hälfte fesseln und nicht mehr loslassen. Die Suche nach Elimane, dem Verfasser des Buches „Das Labyrinth des Unmenschlichen“ ist so unglaublich vielseitig, kontrolliert ausufernd in Handlung und Protagonisten und es stellt sich, sobald sich afrikanische magische Kräfte einschleichen, ein Gefühl ein, dass ich mit mulmiger Gefühlsaufwallung weiterlese.
    Plötzlich hielt ich Elimane für egoistisch, beinahe feige. Ihm lag weder an Liebe noch Freundschaft. Ihm lag nur an seinen Geheimnissen.
    Aber es ist nicht nur das. Es geht auch darum wie die afrikanische Literatur in Frankreich anerkannt ist, wie sichtbar die Autoren sind und wieviel Rassismus es im Literaturbetrieb gibt. Mehr als einmal bin ich unsicher, ob ich das Erzählte richtig verstehe. Von diesem Buch geht eine Zauber und eine Anziehungskraft aus, der ich mich nur schwer widersetzen kann. Geschickt eingefügt und meisterhaft inszenierte magische Geschichten ziehen mich in den Bann und die weniger ansprechenden Zwischenpassagen sind schnell vergessen.
    Der Roman fügt die einzelnen Stücke langsam zusammen und erst am Ende kann ich ein Gesamtbild erkennen, obwohl ich nicht glaube, den Roman in seiner Gesamtheit verstanden zu haben.
    Fazit
    „Die geheimste Erinnerung der Menschen „ ist eine Art Kriminalroman, in der man durch den Nebel einer literarischen Ermittlung, in der ein Autor spurlos verschwunden war, tastet.
    Formal grandios. Durchweg fordernd, teilweise auch überfordernd. (Kaelle Lovelybooks)
    Ich habe den Roman aufrichtig gelesen und nehme das mit, was ich glaube, Mohamed Mbougar Sarr mir mitteilen wollte.
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  • Rezension zu Die geheimste Erinnerung der Menschen

    […]
    Leider kein gemeinsames Gläschen, liebe Emili, wir müssen auf bessere Zeiten warten!
      
    Mein Lese-Eindruck:
    „Für Yambo Ouloguem“- so die Widmung zu Beginn. Der Fall Yambo Ouloguem: ein junger Literat aus Mali gewann 1968 einen Literaturpreis in Frankreich, wurde bejubelt und dann wegen Plagiats fallen gelassen. Ouloguem kehrte nach Mali zurück und starb 2017.
    Hier findet Sarr seine literarische Vorlage: seinen Helden Diégane und v. a. Elimane geht es genau so wie Ouluguem. Diégane erkennt in seinem verschollenen Landsmann Elimane einen Schicksalsgefährten und beginnt daher ca. 50 Jahre nach dem Skandal und dem Verschwinden seinen Spuren zu folgen. Und so entsteht der Roman.
    Ein Kernthema des Romans ist das Selbstverständnis bzw. Fremdverständnis der Schriftsteller aus den ehemaligen Kolonien Frankreichs. In einer bitterbösen Satire reiht Sarr fiktive Kritiken an Elimanes Roman aneinander und klagt die rassistische Diskriminierung an. Einige Beispiele: Ein so kunstvolles Werk könne nicht von einem Schwarzen stammen, denn Afrika sei das Land der Barbarei und der Gewalt. Oder: Das Werk habe zu wenig „tropisches Kolorit“. Oder: Der Autor sei gebildet, aber wo sei die „afrikanische Seele“? Überhaupt: ein Jude als Schriftsteller ginge ja noch, „aber der Neger nie“.
    Und so geht es Fragen der kulturellen Aneignung, um den nach wie vor wirkmächtigen Kolonialismus und um den Spagat zwischen einem traditionsverhafteten Leben und dem Eintritt in die weiße Welt der ehemaligen Kolonialherren.
    Das hört sich trocken an, aber Sarr entfaltet eine derart unbändige Freude am Erzählen, dass der Leser davon gepackt wird. Er arbeitet mit Tagebüchern, Briefen, Zeitungsartikel, Interviews, Erzählerberichten und jeder Menge Berichte von Zeitzeugen aus 3. und 4. Hand, die Handlungsorte wechseln, und immer wieder wechselt er mitten im Text die Erzählerperspektive. Manchmal allerdings war mir persönlich das Pathos der Sätze zu plakativ. Zugegeben: es war nicht immer leicht, den verschlungenen Pfaden des Buches zu folgen, und auf manche prätentiöse Fremdwörter wie „phaläkische Verse“ hätte ich auch verzichten können.
    Das Fazit des Romans ist hart: „Wer war eigentlich Elimane? Das gelungenste und zugleich tragischste Produkt der Kolonisation. … Das ist Elimane: die ganze Trostlosigkeit der Entfremdung.“
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  • Rezension zu Die geheimste Erinnerung der Menschen

    Der Erscheinungstermin ist am 24. November 2022
    Über den Autor: /Verlag
    Mohamed Mbougar Sarr, geboren 1990 in Dakar, wuchs im Senegal auf und studierte in Frankreich Literatur und Philosophie. Er hat bereits drei Romane veröffentlicht, für die er u.a. mit dem Prix Stéphane-Hessel und Grand prix du roman métis ausgezeichnet wurde. Für das Werk "die gehimnste Erinnerung der Menschen" seinem ersten Werk, das auf Deutsch erscheint, erhielt er 2021 den Prix Goncourt.
    Kurzbeschreibung: /Verlag
    Mohamed Mbougar Sarr erzählt virtuos von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, stürzt er sich auf die Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als „schwarzer Rimbaud“ gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er? Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte. Ein Buch, das viel wagt – und triumphiert.
    Pressestimmen: /Zeit Online
    Der senegalesischen Autor Mohamed Mbougar Sarr ist mit dem Prix Goncourt geehrt worden. Der Schriftsteller erhält Frankreichs begehrte Literaturauszeichnung für La plus secrète mémoire des hommes (dt. Die geheimste Erinnerung der Menschen). Es ist das erste Mal, dass ein Autor aus dem Senegal ausgezeichnet wird. Mbougar Sarr ist zudem der jüngste Preisträger seit den 70er Jahren.
    Meine Meinung:
    Die Ankündigung dieses Romans hat mich sehr neugierig gemacht, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Die Geschichte beginnt überschaubar. Es geht um einen jungen Schriftsteller aus Senegal, der auf die Spuren eines geheimnisumwobenes und legendäres Kultbuchs stößt. 1938 ist dieser Roman von dem Verfasser T.C. Elimane erschienen. Doch nach der Kritik ist der Autor spurlos verschwunden. Diégane Latyr Faye, der Ich-Erzähler, begibt sich auf die Suche nach den Spuren des rätselhaften Autors.
    Der Roman des senegalesischen Emigranten wird behutsam und ohne Dramatik und viele Worte um das Leben des Hauptcharakters, der einige Parallelen zu dem Autor aufweist, erzählt. Es fällt zwar hier und da ein Hinweis, wie es zum Beispiel um sein Familiensinn bestimmt ist, durch die kurze Telefonate mit seinen Eltern. Wobei zum Beispiel die wachsende Kluft zwischen zwei Generationen aufgezeigt wird. Der Autor neigt zu philosophischen, nachdenklichen Ausflügen während der Erzählung. Auch sein Still ist bemerkenswert. Wie Diégane am Anfang der Geschichte bemerkt, dass es in der Literatur durchaus wichtig ist, dass auch solche Bücher die Leser finden, die keine Handlung haben. Romane, in denen es um alles und um gar nichts geht. Der verschwundene Autor T.C. Elimane hat es sich erlaubt an ein Werk zu wagen, der alles davor gewesene zerstört und alle abschreckt, die nach ihm kommen würden. Und obwohl er versteht, dass dieses Vorhaben von vorne rein als gescheitert angesehen werden muss, nimmt er sich doch die Freiheit so einen Roman zu schreiben. Diégane findet den Autor und sein Werk faszinierend und begibt sich auf die Suche nach dem rätselhaften Verfasser.
    Der Roman zeichnet sich aus nicht durch die Handlung, sondern durch die Sprache, die der junge Autor ausgezeichnet gebraucht. In diesem Roman geht es ums Schreiben, um die Literatur, um die großen Fragen, die sich alle über das schriftstellerische Werk drehen. Natürlich auch um die kulturellen Unterschiede, Auswirkungen der Kultur auf Menschen, religiösen und sozialkritischen Fragen. Der Roman ist sehr umfangreich und ausgesprochen gut erzählt. Auf einem Niveau, dem ich, leider, schlecht folgen kann. Ich habe das Buch ab 50 % nur noch quer gelesen. Ich vermute schwer, dass ich intellektuell dem Roman nicht gewachsen bin, um den entsprechend zu würdigen. Was ich vor mir sah, war eine ausgesprochen gekonnte, sprachgewaltige Leistung, verwoben, überlappend und sehr komplex. Es war mir zu hoch. Ich konnte zwar das Gesagte verstehen, doch Freude bereitet hat es mir nicht, und es war für mich ermüdend. Dennoch kenne ich einige Leser, bei denen ich mir sicher bin, dass dieser Roman, wie für sie erschaffen ist.
    Zu Empfehlen an alle, die sich an das Werk trauen...
    Von mir gibt es 3 Sterne.
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Ausgaben von Die geheimste Erinnerung der Menschen

Hardcover

Seitenzahl: 448

E-Book

Seitenzahl: 449

Besitzer des Buches 8

  • Mitglied seit 13. November 2023
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