Die Zarenmörderin. Das Leben der russischen Terroristin Sofja Perowskaja

Buch von Liliiana Kern

Bewertungen

Die Zarenmörderin. Das Leben der russischen Terroristin Sofja Perowskaja wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Zarenmörderin. Das Leben der russischen Terroristin Sofja Perowskaja

    Liliana Kern - Die Zarenmörderin Das Leben der russischen Terroristin Sofja Perowskaja
    Ein etwas unglücklicher Titel, wie ich finde. Irgendwie einfallslos.
    Zum Glück trifft das auf das Buch nicht zu. Es ist eine spannende Biografie.
    Nicht weniger interessant, weil sie es vermag, ein filigranes Bild der Persönlichkeit zu zeichnen und zu entwickeln. Mit dem Label Zarenmörderin, einem etwas archaischen Label, verbirgt sich keine überdramatisierte oder gar reißerische „Berichterstattung“ oder technische Abhandlung des Zarenmords.
    Mit dem Beginn der Herrschaft von Zar Alexander II. setzten diverse längst überfällige Reformen ein, für die er sich verantwortlich zeigte. Doch wurde er die Geister, die er gerufen hatte, nicht wieder los. Reformforderungen rissen nicht ab. Teile der adligen Jugend radikalisierten sich zusehends. Geheimbünde entstanden, so auch der „Volkswille“. Mittendrin und mit steter wachsender Verantwortung, die zarte und junge Perowskaja.
    Ihr Werdegang wird ausgesprochen nachvollziehbar geschildert. Nachvollziehbar nicht nur in Fakten des Ablaufes, sondern auch ihre seelische Verformung und Verhärtung, die für viele der terroristischen Aktivisten zutraf. Ein gar nicht zu hoch einzuschätzender Aspekt, denn oft erreicht man als Leser in Sachen Terrorismus einen Punkt, an dem das Verständnis auf der Strecke bleibt. Egal wie ambitioniert manche Biografien es auch versuchen, ein in sich schlüssiges Bild zu erstellen.
    An ihrer Entwicklung und ihrem Handeln, auch wenn es mehrfach erstaunt, kann man durchaus Anteil nehmen. Dem Attentat, dem der Zar zum Opfer fällt, gingen bereits zwei gescheiterte mit ihrer Beteiligung voraus. Einmal auf ihrem Weg, verließ sie ihn nicht wieder, unter der Aufgabe wesentlicher Teile ihrer Identität. Sie war nicht der tönende, missionierende, prätentiöse Fighter. So zerbrechlich wie sie war, so leise und zurückhaltend ist sie gewesen. In der Sache trotzdem maximal fokussiert.
    Ein wirklich gelungener und vor allem wichtiger Einblick in die terroristischen Umtriebe der Zeit. Weshalb. Er deckt sich nicht mit der oft zu anzutreffenden klischeehaften Silhouette des lauten und aggressiven Ideologen. Ebenso fehlt die große Theatralik, die gern unterstellt wird. Die gab es, aber eben nicht nur die.
    Das Buch ist auch dienlich, um Dostojewskis „Dämonen“ ein Korrektiv an die Seite zu stellen, denn es war ein missionarischer Roman. Dostojewski selbst nannte den Roman ein Pamphlet. . .
    Was macht das Buch darüber hinaus wertvoll?
    Die Autorin studierte Slawistik und Osteuropäische Geschichte. Mit Personen-Index, ist bebildert inkl. Bildnachweisen, Literaturverzeichnis, Anmerkungen in Form von Endnoten.
    Für diejenigen, die am Thema interessiert sind, noch einige Bücher, die ich für lesenswert halte.
    Vera Figner – „Nacht über Russland“
    Boris Savinkov – „Erinnerungen eines Terroristen“
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Ausgaben von Die Zarenmörderin. Das Leben der russischen Terroristin Sofja Perowskaja

Hardcover

Seitenzahl: 270

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