Der Aufgang

Buch von Stefan Hertmans

Bewertungen

Der Aufgang wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Aufgang

    Im Spätsommer 1979 sieht Stefan Hertmans bei einem Spaziergang ein heruntergekommenes Haus im Genter Stadtviertel Patershol, das ihn gleich anzieht. Noch am gleichen Tag vereinbart er einen Besichtigungstermin und kauft das baufällige Objekt dann. Erst viele Jahre später erfährt er, dass er zwanzig Jahre im Haus eines ehemaligen Mitglieds der SS gewohnt hat. Er macht sich auf die Suche nach Spuren der früheren Bewohner.
    Dieses Buch ist eine Mischung aus Roman und Biografie. Der Autor Stefan Hertmanns hat akribisch recherchiert und konnte dabei auf Tagebücher, Briefe und andere Dokumente zurückgreifen. Außerdem befragte er die Kinder von Willem Verhulst. Dazu gibt es Fotos, die dem Leser einen zusätzlichen Eindruck verschaffen. Es gibt dabei Lücken, die gekennzeichnet sind und die der Autor nicht durch Vermutungen füllt. Der Schreibstil ist sehr unterschiedlich. Die Beschreibung des Hauses und der Umgebung ist bildhaft und atmosphärisch, so dass ich gleich abgeholt wurde. Ich hatte die Bilder vor Augen und den Geruch des modernden Hauses in der Nase. Doch als er auf die Geschichte der früheren Bewohner stieß, ging das leider verloren und werde eher sachlich berichtend.
    Im Focus der Geschichte stehen Willem Verhulst und seine Frau Harmina, genannt Mien. Der Flame fühlt sich schon als Kind gegenüber den französisch sprechenden Wallonen benachteiligt und schließt sich einer radikalen Gruppierung an. Er ist schwierig, ich-bezogen und rücksichtslos. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, fühlt er sich von deren Ideologie angesprochen und wird zum willigen Kollaborateur. Er strebt nach oben, ringt um Anerkennung, denunziert und bringt viel Leid über seine Mitbürger. Dabei macht er sich selbst nicht die Finger schmutzig, kann es sogar kaum ertragen, wenn die Menschen gefoltert werden. Selbst am Ende seines Lebens bereut er seine Taten nicht. Seine zweite Frau Mien ist mit seinem Tun nicht einverstanden und findet ihren Weg, ihm Widerstand zu leisten. Sie ist eine starke Frau, die sich durchkämpft und alles für ihre Familie tut und dabei die Eskapaden von Willem erträgt.
    Mir wurde das oft zu ausschweifend beschrieben, so dass die Geschichte doch einige Längen hatte. Am Ende dagegen sind viele Informationen noch untergebracht, die dem Autor nach seinen umfangreichen Recherchen wohl erwähnenswert erscheinen.
    Ein interessantes und informatives Buch, das ich vielleicht nicht mit Begeisterung, aber gerne gelesen habe.
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  • Rezension zu Der Aufgang

    Klappentext/Verlagstext
    Als Stefan Hertmans sich zum Kauf eines alten Hauses in Gent entschließt, ahnt er nichts von den Geschichten, die sich hinter dessen Mauern abgespielt haben. Er macht sich auf die Suche nach den Spuren der früheren Bewohner und entdeckt die fesselnde Geschichte eines SS-Offiziers und dessen pazifistischer Frau. Angetrieben von einem tiefen Bedürfnis nach Verständnis, tastet sich Hertmans an diese Figuren heran und beleuchtet damit zugleich die Tragödie eines ganzen Landes.
    Der Autor
    Stefan Hertmans, geboren 1951 in Gent, Belgien, Dichter, Dramatiker, Romancier, gilt als einer der wichtigsten niederländischsprachigen Autoren der Gegenwart. ›Krieg und Terpentin‹ war 2016 für den International Man Booker Prize und den Premio Strega International nominiert. Zudem wurde der Roman von ›The New York Times‹, ›The Times‹ und ›The Economist‹ zu einem der besten Bücher des Jahres gewählt. ›Die Fremde‹ war für den National Jewish Book Award nominiert und stand auf der Shortlist des Fémina étranger 2018. Hertmans lebt in Brüssel und im südfranzösischen Monieux.
    Quellen und historischer Hintergrund
    Willem Verhulst
    Adriaan Verhulst * 1929 † 2002, belgischer Historiker
    Zoon van een „foute“ Flaming (2000)
    Aletta Verhulst: Dochters von een fantastische Moeder (Selbstverlag 2013)
    1940 Besetzung Belgiens
    1979 Haus wahrgenommen
    1971 bei Adri Verhulst durch die Geschichtsprüfung gefallen.
    Die historische Trilogie
    Hertmans "Die Fremde", "Krieg und Terpentin" und "Der Aufgang" lassen sich als historische Trilogie lesen.
    Inhalt
    Als Stefan Hertmans 1979 noch während seiner Studentenzeit das heruntergekommene mehrstöckige Haus in Gent wahrnimmt, ist dessen Nachbarschaft längst kein angesehenes Patrizierviertel mehr. Der verwahrloste Kasten am zugeschütteten Kanal ist billig und ein Teil des Kaufpreises geht bar über den Tisch. Erst allmählich wird Hertmans aufgehen, dass in diesem Haus Adriaan Verhulst aufgewachsen ist, dessen Vater während der Besetzung Gents durch die deutsche Wehrmacht ein einflussreicher Kollaborateur war und nach 1945 als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Bei Professor Adriaan Verhulst fiel Hertmans durch die Geschichtsprüfung. Selbst Historiker, wird Hertmans Recherche von dem Glücksfall profitieren, dass nicht nur Vater und Sohn Verhulst geschrieben haben, sondern auch Adriaans Mutter, seine beiden Schwestern und Griet, die Geliebte seines Vaters, mit der er mit Wissen seiner Frau die gesamte Zeit seiner Ehe eine Beziehung hatte.
    Hertmans Biografie eines Kriegsgewinnlers und Kollaborateurs, dem erst die SS-Uniform Ansehen und Bedeutung gab, entstand aus Zeitzeugnissen, Gesprächen mit den Schwestern Aletta und Suzanne und einem Anteil Fiktion, wie manches gewesen sein könnte. Hertmans, 1951 geboren, setzt sich mit Verhulsts Biografie auch mit der Generation seines Vaters und deren Relativierung der Nazi-Verbrechen auseinander – und muss am Ende erkennen, dass er selbst das Studium der Prozessakten bis zum Schluss vermied.
    Fazit
    Verglichen mit „Krieg und Terpentin“ konnte mich die Geschichte der Familie Verhulsts weniger fesseln, weil der alte Willem, sich als Opfer stilisierend und seine Schuld an Kriegsverbrechen relativierend, einfach zu unsympathisch wirkte. Für Hertmans historische Recherche und die selbstkritische Auseinandersetzung mit seinem eigenen blinden Fleck als Historiker habe ich jedoch höchsten Respekt.
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Ausgaben von Der Aufgang

Hardcover

Seitenzahl: 480

Taschenbuch

Seitenzahl: 480

E-Book

Seitenzahl: 456

Der Aufgang in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Aufgang (Details)
  • Französisch: Une ascension (Details)
  • Niederländisch: De opgang (Details)

Besitzer des Buches 6

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