Wütendes Feuer

Buch von Fang Fang, Michael Kahn-Ackermann

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Wütendes Feuer

Von der Autorin des Wuhan Diary: Ein großer, aufrüttelnder Roman über die Unfreiheit von Frauen im modernen China Nicht lang ist es her, da schien Yingzhi die Welt offen zu stehen: Aufgewachsen im ländlichen China hatte sie es geschafft, als Sängerin in einer kleinen Band bekannt zu werden. Ihr Traum von einem freien und selbstbestimmten Leben war zum Greifen nah, bis eine Affäre alles zum Einsturz bringt. Yingzhi wird schwanger und ist gezwungen, den Vater des Kindes zu heiraten und in sein Elternhaus einzuziehen – so will es die Tradition. Als die Schulden ihres spielsüchtigen Mannes zu hoch werden und Yingzhi Geld verdienen soll, öffnet sich ein kleines Fenster, das ihr einen kurzen Blick auf die Freiheit schenkt. Doch dann gerät ihr eine kleine Unbedachtheit zum Verhängnis und gipfelt in einer Katastrophe für sie und ihre ganze Familie.
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Bewertungen

Wütendes Feuer wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Wütendes Feuer

    Yingzhi ist eine zielstrebige junge Frau. Nach dem Ende ihrer Schulzeit entscheidet sie sich gegen ein Studium und fängt als Sängerin in einer Band an. Schnell merkt sie, dass die Männer nicht nur an ihrem Gesang, sondern auch ihrem Körper interessiert sind und macht sich dies finanziell zunutze. Doch dann wird sie von einem ihrer Verehrer schwanger und heiratet. Damit landet Yingzhi nicht nur bei lieblosen Schwiegereltern, sondern auch in einer Abhängigkeit von einem Ehemann, der Geld lieber verspielt, als es zu verdienen. Die Wut in ihr wächst...
    In ihrem zweiten ins Deutsche übersetzten Roman „Wütendes Feuer“ erzählt Fang Fang die Lebensgeschichte ihrer Protagonistin, mit dem Fokus auf deren Ehe und Mutterschaft, in der Vergangenheits- und Sie-Form. Yinghzhi sitzt zu Beginn der Handlung im Gefängnis und blickt auf die Momente zurück, die sie zu diesem Schicksal geführt haben. Vor ihrer bevorstehenden Hinrichtung will sie noch ihr Gewissen erleichtern und vertraut sich ihrer Zellengenossin an; dieses einführende Kapitel ist auch das einzige im Präsens verfasste. Aufgrund dieser Erzählsituation ist die Sprache des Romans eher einfach gehalten und widmet sich ausführlich den Gefühlen und Gedanken Yinghzhis.
    Dem Nachwort zufolge ist die Handlung in den frühen 90er Jahren in der Provinz Hubei in Mittelchina angesiedelt. Für diese Zeit zeigt die Protagonistin eine ausgesprochen feministische Einstellung. Sie wünscht sich Gleichberechtigung, Eigenständigkeit, finanzielle Unabhängigkeit, versteht auf der anderen Seite aber auch nur zu gut, dass dies – vor allem in ihrer ländlichen Gegend – nicht zu realisieren ist. Sämtliche Versuche, sich aus diesem Leben zu befreien, schlagen fehl; die Gesellschaft ist noch nicht so weit, Yinghzhi in diesem Vorhaben zu unterstützen. So steuern die Ereignisse unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.
    Der Ausgang der Geschichte ist von Beginn an klar und dennoch konnte sie für mich bei Weitem nicht dieselbe Dringlichkeit entfalten, wie Fang Fangs Roman „Weiches Begräbnis“, der zu meinen absoluten Highlights im vergangenen Jahr gehörte. Yinghzhi blieb mir bis zum Ende fremd.
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  • Rezension zu Wütendes Feuer

    Verlagstext:
    Nicht lang ist es her, da schien Yingzhi die Welt offen zu stehen: Aufgewachsen im ländlichen China hatte sie es geschafft, als Sängerin in einer kleinen Band bekannt zu werden. Ihr Traum von einem freien und selbstbestimmten Leben war zum Greifen nah, bis eine Affäre alles zum Einsturz bringt. Yingzhi wird schwanger und ist gezwungen, den Vater des Kindes zu heiraten und in sein Elternhaus einzuziehen – so will es die Tradition. Als die Schulden ihres spielsüchtigen Mannes zu hoch werden und Yingzhi Geld verdienen soll, öffnet sich ein kleines Fenster, das ihr einen kurzen Blick auf die Freiheit schenkt. Doch dann gerät ihr eine kleine Unbedachtheit zum Verhängnis und gipfelt in einer Katastrophe für sie und ihre ganze Familie.
    Quelle: amazon.de
    Meine Meinung:
    Nach ihrem grandiosen Roman „Weiches Begräbnis“ war ich sehr gespannt auf den neuen Roman von Fang Fang. Zumindest dachte ich (ohne genaue Lektüre der Verlagsinformationen am Anfang des Buches), er sei neu, und war dann sehr überrascht über die Information am Ende, dass der Roman schon 2001 entstanden ist. Dies erklärt vielleicht einige Irritationen rund um die Frage, wie die Autorin nach „Weiches Begräbnis“ ein so gravierend schlechteres Buch abliefern konnte: es handelt sich um ein m.E. völlig unausgegorenes Frühwerk.
    Die Grundidee der Geschichte ist an sich interessant: Eine junge, lebenshungrige Frau vom Dorf, die vom schnellen Reichtum träumt, ohne sich dafür zu sehr abmühen zu müssen, schon gar nicht auf den Feldern, scheint dieses Ziel als Sängerin einer beliebten Band fast erreicht zu haben. Doch dann wird Yingzhi nach einer dummen Tändelei schwanger und ist aufgrund des sozialen Drucks im Dorf gezwungen, den Kindsvater zu heiraten. Dieser erweist sich als absoluter Taugenichts, seine Eltern als bösartige Tyrannen, und auch die Herkunftsfamilie kann Yingzhi aufgrund der sozialen Gepflogenheiten nur noch bedingt unterstützen.
    So setzt bereits vor der Heirat eine Dauerschleife ein: Yingzhi hat ein bestimmtes Ziel vor Augen, z.B. ihre Karriere oder eine bestimmte zu verdienende Geldsumme (harmlos beim Singen oder nicht mehr so harmlos für verschiedene Liebesdienste), aber ihr Mann und ihre Schwiegereltern machen ihr einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihr das Geld mit List abschwatzen, gar nicht erst auszahlen oder ihr Verbote im Blick auf die Verwendung auferlegen; der Mann verspielt regelmäßig ihr Geld und trägt seinerseits nichts zum Familieneinkommen bei. Yingzhi reagiert stets mit frechen, teils möchtegern-feministischen Sprüchen, um dann doch wieder einzuknicken und das jeweils Erreichte zu verlieren, woraufhin sie vor Zorn kocht, alle wüst beschimpft, teilweise verprügelt wird, zu ihrer Herkunftsfamilie flieht, mit den Geschehnissen hadert, aber dann aufgrund der sozialen Strukturen gezwungen wird, vor ihrem ihr bald verhassten Mann und den Schwiegereltern zu Kreuze zu kriechen. Das Spiel beginnt von vorn (anders, als der Verlagstext behauptet, gibt es nicht die eine kleine Unbedachtheit, sondern eine Summe von vielen großen Dummheiten), dabei im Vergleich zum vorherigen Mal immer etwas stärker eskalierend, dennoch mit wenigen Überraschungen. Ich verzichte hier auf weitere Details und werde natürlich auch das Ende nicht verraten.
    Nach zwei oder drei Durchläufen hat man als Leser*in das Muster verstanden, durch das die Autorin einen im Laufe des Buches ein gutes Dutzend Mal quält – quält, weil das zwar von den Handlungsabläufen an sich schon aufreibend genug ist, aber vor allem, und hier komme ich zu meiner Kritik an dem Buch, weil es handwerklich so schlecht umgesetzt ist. Das hätte ein spannender Roman werden können, wenn die Autorin auf die Hälfte der Runden in dieser Spirale verzichtet und die bleibenden ordentlich ausgebaut hätte. So aber finden kaum Dialoge statt, die Gespräche und auch Handlungen werden oft nicht ausgeführt, sondern lesen sich über weite Strecken wie eine Zusammenfassung des Geschehens. Ich möchte das als Leserin gern detailliert ausgebreitet bekommen, nicht so heruntergeschludert und immer wieder auf dieselbe Weise, mit ähnlich groben Bildern und in hölzerner, oft auch ordinärer, unflätiger Sprache (und zwar nicht nur in den Dialogen, sondern auch in den schildernden Passagen). Die Figuren bleiben flach und eindimensional; vor allem bei der Protagonistin hätte ich mir gewünscht, noch etwas mehr über ihr Wesen zu erfahren, als dass sie geldgierig ist, bei jeder Gelegenheit direkt vor gleißender Wut explodiert, in jeder weiteren Handlungsschleife ein Stück tiefer sinkt, ihr Schicksal verflucht und beweint, aber nichts daraus lernt, und herzlich wenig Liebe für ihr Kind verspürt - und dann das Ganze wieder von vorne. Überhaupt gibt es kaum Sympathieträger in diesem Roman; ich persönlich brauche das auch nicht unbedingt, aber mir wird nicht deutlich, ob die Autorin ihre Figuren einfach aus Unvermögen so lieblos gezeichnet hat oder ob sie damit das Wertevakuum im China der Neunzigerjahre andeuten will, wo im bröckelnden Kommunismus die alten, nie gänzlich verschwundenen patriarchalen Strukturen wieder aufblühen. Auf dieses Wertevakuum weist vielleicht auch der schockierend grobe, respektlose Umgangston der Leute sowohl in den Familien als auch in den Dörfern hin. Der einzige Gegenentwurf findet sich andeutungsweise in der Nebenfigur Chunhui, die nicht aufs leichte, schnelle Geld aus ist, sondern erst einmal zum Studieren in die Stadt geht – und dafür zunächst verspottet wird. Über sie und ihren Lebensweg hätte ich, als Kontrastprogramm zu Yingzhi, gern mehr erfahren.
    Fazit:
    Ich verstehe ansatzweise, auf welche gesellschaftlichen Kritikpunkte die Autorin hinauswollte, glaube, dass diese Gedanken im modernen China notwendig und wichtig sind, finde die Grundidee zu diesem Roman auch gut, aber die literarische Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt. Ich schwanke noch, ob ich 2,5 oder für die gute Idee doch 3 Sterne vergebe; dafür möchte ich das Buch sich noch ein wenig setzen lassen.
    Immerhin hat es ein tolles Cover!
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Ausgaben von Wütendes Feuer

Hardcover

Seitenzahl: 208

E-Book

Seitenzahl: 194

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