Das Leben eines Anderen

Buch von Keiichiro Hirano, Nora Bierich

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Das Leben eines Anderen

Akira Kido lebt in Yokohama, ist Ende dreißig, Vater eines vierjährigen Sohnes, Ehemann und Scheidungsanwalt. Er hadert mit seinem Leben, seiner Ehe, alles erscheint ihm festgefahren und auf unbestimmte Weise falsch. Da wird er von einer ehemaligen Klientin aufgesucht und um Ermittlungen zu ihrem kürzlich verstorbenen Ehemann Daisuke gebeten. Ein Jahr nach dessen Tod stellte sie fest, dass Daisukes Identität auf einer Lüge basierte: sein Name, seine Vergangenheit, seine Personalakte – alles gefälscht, Daisuke war nicht derjenige, der er vorgab zu sein. Kido beginnt mit den Recherchen und deckt ein komplexes System von Identitätstausch auf. Bis er schließlich selbst von der Idee verführt wird, sich das Leben eines anderen Mannes anzueignen, um dem eigenen Schicksal zu entgehen. Was geschieht, wenn wir mit einer anderen Person die Identität tauschen? Wie liebt man, wie lebt man in der Lüge? Keiichirō Hirano, der große, bisher unübersetzte Gegenwartsautor Japans, schreibt in einem raffinierten literarischen Spiel über eine scheinbar ganz normale japanische Familie – und über das fatale Verlangen, das Leben eines Anderen zu führen.
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Bewertungen

Das Leben eines Anderen wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Leben eines Anderen

    Ich möchte hier auf eine weitere Inhaltswiedergabe verzichten.
    Eigenzitat aus Amazon
    Zu Zeiten, in denen identitäre Bewegungen eine immer größere Rolle zu spielen scheinen und einige Leute von einem 'Big Replacement' sprechen, gibt dieser Roman einen erfrischend anderen Blick auf die Frage von Identität.
    Wie die Hauptprotagonistin in 'Americanah' ist sich Akira Kido seines persönlichen Andersseins gar nicht so bewusst, bis der naturalisierte Japaner sieht, wie andere koreastämmige Menschen anscheinend verstärkt verbaler Diskriminierung und offener Gewalt begegnen. Allmählich beginnt er seine eigene japanische Identität zu hinterfragen - und das, obwohl er überhaupt kein Koreanisch kann.
    Zur gleichen Zeit wird er in den Fall des tödlich verunfallten Taniguchi Daisuke verwickelt, der auch in Wirklichkeit jemand anderes gewesen zu sein scheint. Im Interesse der nun alleinerziehenden Witwe - und mehr oder weniger pro bono - beginnt der Anwalt zu ermitteln und stößt auf eine Parallelgesellschaft, in der Menschen ihre Identitäten mit Hilfe von Identitätsbroker miteinander tauschen. Was macht das mit einem? Und was bedeutet es für die Beziehungen, die man mit der neuen Identität eingeht und die dann streng genommen auf Lügen beruhen?
    Diese und andere Fragen bewegen den See Kudo-sans inneren Monologes, während er versucht hinter die Wahrheit des Taniguchi Daisukes zu kommen.
    Interessante Perspektive und so ein etwas anderer Blick auf aktuell viel diskutierte Probleme.
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  • Rezension zu Das Leben eines Anderen

    Meinung
    Ich hatte so meine Schwierigkeiten, das Buch zu lesen. Es lag daran, daß ich schon Probleme mit den Namen hatte. Und da es in diesem Buch um verschiedene Identitäten ging, die alias die Person oder doch diese Person war, welche zu dieser Familie gehörte, musste ich das Buch akribisch lesen.
    Der Autor hat mich als Leser von Anfang an mitgenommen. Zuerst erklärte er, warum er mit einer Person anfängt, die gar nicht der Protagonist ist. Langsam führte mich der Autor zum eigentlichen Kern der Geschichte.
    Ein Rechtsanwalt, der die Identität einer verstorbenen Person klären sollte. Ein Rechtsanwalt, der mit seiner eigenen Identität hadert. Seine koreanischen Wurzeln. Spielt es eine Rolle in seinem Berufsleben, in seiner Familie? Wer ist er selbst? Wer könnte er sein? Er versuchte selbst mal jemand anderes zu sein. Aus Spaß ist es eine spannende Sache. Aber wie ist es, wenn man seine wahre Identität ablegen muss? Wenn man weiß, wer man ist und trotzdem ein anderes Leben führen muss oder will? Was ist mit den Menschen, die man zurück lässt? Wie denken die Menschen, die man belogen hat? Ist man dann immer noch der Mensch als dem man sich ausgegeben hat? Es sind so viele Fragen, die das Buch bei mir zurück lässt.
    Fazit
    Mich hat das Buch nachdenklich gemacht. Eine neue Identität, weil es schwierig wird? Was ist mit den Angehörigen? Zum Schluß musste ich doch eine Träne verdrücken.
    Bewertung
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  • Rezension zu Das Leben eines Anderen

    Nicht gefällig, aber gehaltvoll
    Ich muss zugeben, hätte ich nicht schon ein wenig Erfahrung mit japanischer Literatur gehabt, hätte ich mich möglicherweise etwas schwer getan mit diesem Buch. So aber war ich vorbereitet. Hier spielt sich sehr viel unterhalb der Oberfläche ab, und der Tonfall ist manchmal täuschend sachlich. Auch mäandert die Geschichte mehrfach um ihre zentralen Themen herum. Ich habe daher länger für die Lektüre gebraucht, als bei einem reinen Unterhaltungsroman. Habe aber auch sehr viel mitgenommen.
    Es ist einer dieser Fälle, wo jeglicher Versuch eines Klappentextes eigentlich nur scheitern kann, weil es im Grunde um viel mehr geht. Der Anwalt Akira Kido wird von einer ehemaligen Mandantin, die er bei ihrer Scheidung vertreten hat, mit einem neuen Auftrag betreut - er soll die wahre Identität ihres verstorbenen zweiten Mannes klären. Er verbeißt sich geradezu in diesen Fall - wohl auch, weil er privat gerade von Sinnfragen umgetrieben wird. Er trifft sich nach und nach mit vielen Zeugen - ist dabei aber auch auf einer Reise in sein Inneres. Und es tauchen, auch vom Autor wohl bewusst gesteuert, viele Themen am Wegesrand auf, für die man sich als Leser Zeit nehmen sollte.
    Es geht um sehr vieles hier, was nur angerissen wird, aber gerade deshalb nachhallt. Um die Frage der Kindererziehung zum Beispiel, oder um das Verhältnis zwischen Eheleuten. Wie kommen Menschen nach Schicksalsschlägen mit ihrer Identität und ihrer Vergangenheit zurecht? Wie erklärt man Kindern den Tod? Wie wird man von anderen wahrgenommen? Und was macht eigentlich einen Charakter aus?
    Viele Passagen weichen vom Hauptweg der Erzählung ab. Man muss also schon ein wenig Geduld mitbringen. Durchsetzt ist der Text außerdem von etlichen Dialogen, die auf uns Westeuropäer befremdlich wirken mögen. Da ich mich aber schon näher mit Japan beschäftigt habe, fand ich alles ziemlich realistisch. Auch die kulturellen Einblicke fand ich unmittelbar. Das "heimliche Hauptthema" des Romans ist nämlich die Haltung der Japaner zu den Koreanern, da der Anwalt selbst eingebürgerter Koreaner, ein "Zainichi", ist. Ja, diese Seiten, den Fremdenhass und die Vorurteile, die gibt es auch in Japan - das wird aber gerne unter den Tisch gekehrt.
    Vieles fand ich sehr gut an diesem Buch. Einmal die aktive Lesehaltung, die es einem abverlangt. Dann die farbigen Figuren, die mit ihren Eigenheiten kurz und prägnant beschrieben werden. Die inneren Monologe von Kido mochte ich auch - sie gehen bisweilen stark ins Philosophische. Dann wieder die zahlreichen Bezüge zu Jazzmusik, Populärkultur und Literatur. Und nicht zuletzt die angedeutete Rahmenhandlung. In einem Vorwort behauptet der Autor nämlich, er habe die Geschichte selber nur gehört. Das fand ich einen klugen Kunstgriff!
    Insgesamt würde ich das Buch an Liebhaber japanischer Literatur weiterempfehlen. An alle anderen interessierten Leser nur unter Vorbehalt.
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  • Rezension zu Das Leben eines Anderen

    Klappentext/Verlagstext
    Akira Kido lebt in Yokohama, ist Ende dreißig, Vater eines vierjährigen Sohnes, Ehemann und Scheidungsanwalt. Er hadert mit seinem Leben, seiner Ehe, alles erscheint ihm festgefahren und auf unbestimmte Weise falsch. Da wird er von einer ehemaligen Klientin aufgesucht und um Ermittlungen zu ihrem kürzlich verstorbenen Ehemann Daisuke gebeten. Ein Jahr nach dessen Tod stellte sie fest, dass Daisukes Identität auf einer Lüge basierte: sein Name, seine Vergangenheit, seine Personalakte – alles gefälscht, Daisuke war nicht derjenige, der er vorgab zu sein. Kido beginnt mit den Recherchen und deckt ein komplexes System von Identitätstausch auf. Bis er schließlich selbst von der Idee verführt wird, sich das Leben eines anderen Mannes anzueignen, um dem eigenen Schicksal zu entgehen.
    Was geschieht, wenn wir mit einer anderen Person die Identität tauschen? Wie liebt man, wie lebt man in der Lüge? Keiichirō Hirano, der große, bisher unübersetzte Gegenwartsautor Japans, schreibt in einem raffinierten literarischen Spiel über eine scheinbar ganz normale japanische Familie – und über das fatale Verlangen, das Leben eines Anderen zu führen.
    Der Autor
    Keiichirō Hirano, 1975 in Gamagōri geboren, ist ein japanischer Bestsellerautor. Sein Debütroman Nisshoku, den er 23-jährig verfasste, wurde 1998 mit dem Akutagawa-Preis ausgezeichnet. Seither hat er weitere prämierte Erfolgsromane veröffentlicht, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und war Entsandter der japanischen Botschaft in Paris und anderen europäischen Städten. „Das Leben eines Anderen“ ist Hiranos erster ins Deutsche übertragene Roman.
    Inhalt
    Kido Akira vertrat vor einigen Jahren als Scheidungsanwalt die junge Rie, deren Ehe durch die plötzliche unheilbare Krankheit ihres jüngsten Sohns zerbrochen war. Rie wendet sich wieder an Kido, nachdem ihr zweiter Mann durch einen Arbeitsunfall stirbt und sein Bruder konsterniert feststellt, dass der Mann ein Fremder war, der sich hier Taniguchi Daisuke nannte. Kido fühlt sich Rie nicht nur aufgrund ihres tragischen Schicksals besonders verpflichtet und weil der verunglückte "Mister X" so alt war wie Kido selbst, sondern auch, weil sie dringend seine Hilfe als Anwalt benötigt. Ihr verstorbener Mann kann nicht begraben werden, solange man nicht weiß, wer er war. Wenn Rie die Ehe annullieren lassen würde, wäre die kleine Hana ein uneheliches Kind – mit unerwarteten Folgen. Schlimmer noch, der ältere Bruder Yūto dürfte nicht mehr den Namen seines sozialen Vaters tragen, der sich liebevoll um den Jungen gekümmert hatte.
    Zum Ärger seiner Ehefrau vergräbt sich Kido tiefer in den ungewöhnlichen Fall einer falschen Identität, als es sein Anwaltsmandat erfordern würde. Kido gehört zur dritten Generation koreanischer Einwanderer in Japan. Als Oberschüler hatte er die japanische Staatsbürgerschaft beantragt und einen japanischen Namen angenommen; seine koreanischen Vorfahren waren für ihn bisher kein Thema. Die Eltern sprachen nicht darüber, und anlässlich Kidos standesgemäßer Heirat wurde schamhaft unter den Teppich gekehrt, dass seine Großmutter nach koreanischen Traditionen lebt. Schließlich sollte Kido dankbar dafür sein, dass sein Schwiegervater ihn als „fast richtigen Japaner“ lobte. Erst kürzlich war sich Kido bewusst geworden, dass rassistische Einstellungen in Japan rasant zunehmen und ihn in eine Schublade stecken, in der er sich niemals gesehen hatte. Die Vorstellung, dass jemand seine Identität wie ein Kleidungsstück ablegen und an einem entfernten Ort ein neues Glück finden könnte, elektrisiert Kido. Seine Ehe, seine Rolle als Vater, sein Berufs-Ethos, alles was Kido bisher ausmachte, steht für ihn nun plötzlich auf dem Prüfstand.
    Die Rolle des Taniguchi Daisuke, der auf der Insel Kyūshū dieses Glück erlebte, und die Kido aufgedrängte Identität als unerwünschter Einwanderer fügen sich zusammen wie Negativ und Positiv eines Fotos. Kido recherchiert geduldig, wo der Mann geblieben sein kann, dessen Identität Mister X benutzte. Dabei wird er mit einer erstarrten Gesellschaft konfrontiert, die ihre Werte nur durch Ausgrenzung von Individuen erhalten kann. Archaische Rollenbilder machen Männer wie Frauen unglücklich. Das Erdbeben und der Tsunami von 2011 haben das Land tief verunsichert und gerade in Familien wie den Kidos Abstiegsängste geweckt. Das männliche Ego scheint durch den Umbruch besonders verletzlich zu sein.
    Fazit
    Keiichirō Hirano gibt seiner spannenden Spurensuche den Rahmen, er als Autor hätte Kido-san in einer Bar kennengelernt und so von seinem ungewöhnlichen Fall erfahren. Sachlich und empathisch zugleich verknüpft er Schicksale, die kaum einen Leser unberührt lassen werden. Kidos Spurensuche findet statt vor der Folie einer alternden Gesellschaft, in der Einwanderung auf breiten Wiederstand trifft, Arbeitnehmer sich aus Überforderung das Leben nehmen – und wo noch immer die Todesstrafe vollstreckt wird. Wie im Krimi habe ich in „Das Leben eines Anderen“ zunächst an meiner Wahrnehmung gezweifelt und mich gefragt, wohin der reale Taniguchi Daisuke verschwunden sein könnte.
    Lesern von Keigo Higashino oder Kanae Minato empfohlen.
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Ausgaben von Das Leben eines Anderen

Hardcover

Seitenzahl: 360

Besitzer des Buches 7

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