Missa sine nomine

Buch von Ernst Wiechert

Bewertungen

Missa sine nomine wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Missa sine nomine

    Bemerkenswert finde ich die religiösen Themen und die Symbolik. Sie können auch für Nichtchristen oder Atheisten verständlich sein, da die Auswirkungen auf das Handeln eindrucksvoll beschrieben werden.
    Ziel ist "Geduld und Glaube der Heiligen", die besonders Christoph und das Kindermädchen Grita verkörpern. (Sie kennt auch Volksrituale wie einen beruhigenden "Zauber über rinnendes Blut": "Hand bedeckt, Tod bedeckt... an Gottes Herzen auferweckt", S. 59f.) Auch der Jude Jakob hat diesen Glauben. Er sieht die Morde an seiner Familie und sein Leid "wie Gott der Gerechte uns sieht: so klein, so klein, Herr Graf... Der Herr Graf soll nicht denken so viel an sich. Und nicht, dass er tragen muss die Toten auf seinen Schultern. Da ist Gott der Gerechte, der die Toten trägt, und er hat nicht aufgefordert den Herrn Grafen oder mich, ihm zu helfen." (S. 88f.) Das ist allerdings schwer verständlich. Entsprechend stehen in Amadeus' Gesicht bei seiner Rückkehr aus dem Lager die Toten, die er ansehen musste, er hat in seinem Gesicht noch nicht "Platz gemacht für Gott":
    […]
    Amadeus hat auch nicht geduldig zugesehen, als ein Mithäftling von einem brutalen, "lächelnden" Henker hingerichtet werden sollte, hat diesen vielmehr erschossen. Er lehnt religiöse Rechtfertigungen dieser Tat durch seinen Bruder Erasmus ab, weiß vielmehr, dass das Böse, die Rache von ihm Besitz ergriffen hat. "Es ist etwas verwandelt worden in mir, dort. Etwas fortgenommen aus mir, was ich hatte. Etwas hinzugefügt, das ich nicht hatte." (S. 55) Er würde in einer ähnlichen Situation aber auch wieder töten. Er beteiligt sich dann aktiv am (mit einem regulären Gerichtsprozess endenden) Kampf gegen das Nazi-Mädchen Barbara und den mit ihr verbündeten "Dunklen".
    Also noch einmal: Adelige, religiöse Weltflucht alleine wird nicht als Vorbild angesehen. Selbst bei dem Vater, der sich ganz seinen Naturstudien, Büchern und dem "ganzen Propheten Jeremia" ergeben hatte, ist nicht sicher, ob er anders als Erasmus seinen Leuten bis zuletzt bei dem Panzer-Überfall beigestanden hätte: "'Wir wissen nichts vom Vater', sagte Ägidius. 'Wir wissen nur, dass er gut war. Gut sein und sich opfern, ist nicht dasselbe.'" (S. 48)
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  • Rezension zu Missa sine nomine

    ZUM BUCH:
    Nach Ende des II. Weltkrieges haben die drei Freiherrenbrüder Liljecrona ihre Heimat im Osten verloren und finden sich nach unterschiedlichen Schicksalen auf einem Schloss ihrer Familie in der amerikanischen Zone. Erasmus, der Älteste, war Generalsmajor, aber wegen Krankheit nicht zum Dienst eingezogen worden. Er leidet unter dem Gefühl, die Seinen auf der Flucht verlassen zu haben. Der Zweite, Ägidius, ist der Bauer, der vielleicht am Schmerzlosesten zurückfindet in einen Alltag der Arbeit. Im Vordergrund des Buches aber steht Amadeus, der Jüngste, der durch Verrat ins Lager und unter die Tortur kam, tötete, und nun, der Menschen überdrüssig, heimkehrt und „den Glauben verloren hat“. Das Buch ist die Geschichte seiner langsamen Heilung, Wandlung, vor allem im Kontakt mit der Natur und einfachen Menschen.
    (Es gehört zu den größten Erfolgen der 50iger Jahre: fast schon ein "Klassiker"!)
    ZUM AUTOR:
    * 18. Mai 1887 in der Nähe von Sensburg, Ostpreußen als Sohn eines Försters; erzogen durch einen Hauslehrer, später dann Schule in Königsberg; warnende Stellungnahme gegen den Nazismus: Internierung in Buchenwald; † 24. August 1950 in Stäfa am Zürichsee in der Schweiz, gehörte in seiner Zeit zu den am meist gelesensten deutschen Schriftstellern (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wiechert )
    MEINE MEINUNG:
    Hier geht es nicht um eine spannende Kriegs- oder Nachkriegserzählung mit viel action, sondern wirklich um einen langsamen inneren Wandlungsprozess nach erfahrenem Leid. Das Buch ist bei aller Zeitlosigkeit hier hineingestellt in das Umfeld des II.Weltkrieges: Vertreibung, Heimatverlust, aber vor allem so etwas wie Seelenverlust. Aber im Vordergrund stehen hier konkret einzelne Menschen und nicht einfach „Gruppen“.
    Wie hier die langsame Verwandlung des Amadeus vom seufzenden und enttäuschten, überdrüssigen Heimkehrer hin zum versöhnten, lebendigen Menschen geschildert wird ist einfach atemberaubend und teils voller fast märchenhafter und evangelischer Tiefe. Die Sprache und auch die ausformulierten und dahin gestellten Werte klingen für uns heute teils etwas altmodisch, fast „pathetisch“: einige Worte tauchen wohl etwas zu oft auf. Aber gleichzeitig liegt in der Schreibweise etwas von jener inneren Ruhe und Weite, die den ganzen Roman prägt, ein weites Ausholen, unendlich ruhiges Dahinfließen, das an einen mächtigen Strom erinnert. Einige Auffassungen können schon fast abschrecken, wenn er teils in alter Manier von gewissen Rollenverständnissen von Mann und Frau; Adel und Dienerschaft spricht. Manchem Leser wird die Erdverbundenheit und tiefe Religiösität fremd oder befremdlich sein. Doch in all diesem steht Wiechert in einer langen Tradition, auf die er sich gerne und immer wieder bezieht, auch einer im ostpreußischen Sinne guten „Schwermut“. Hier ist von aufrechten, bedächtigen Charakteren die Rede, von Weisheit und Demut als auch dem Wunsch „zu dienen“...
    In Vielem sind hier das Heidnische und Christliche miteinander verwoben. Die Mutter Erde ist ein Ort schlechthin, der Trost und letzten Halt schenken kann. Und der Glaube der Väter und Einfachen.
    Wer genau hinsieht, wird neben der Vordergrundsthematik der unschuldig vertriebenen Deutschen aber auch die Hinweise zur Judenverfolgung, zu den Lagern, Folter, und – nach dem Ende des Krieges – den Folgen der Besatzung und den Nachkriegsproblemen finden. Ohne Schwierigkeiten wird man hier Themen entdecken, die Wiechert (und Deutschland!) am eigenen Leib erfahren hat und dies macht so manche Aussage so ausdrücklich und treffend.
    Ja, ich finde wohl nicht die rechten Worte, dieses Buch gebührend zu würdigen: Ich betone nochmals die gewisse Altmodigkeit des Buches, aber nicht um abzuraten, sondern um nicht hinterher zu hören, dass man damit nicht gerechnet hat. Ich selber fühle mich bei allen Einschränkungen total angetan von der Sichtweise Wiecherts und seiner so schönen, weit ausholenden Sprache als auch den so tiefen Gedanken. In solch einer Dichte wird heute vielleicht nicht mehr geschrieben?! Ich kann nur Mut machen, diesen großen Schriftsteller mal zu versuchen. Vielleicht besonders, wenn man von Schriftstellern wie Undset, Hamsun, Lagerlöff, aber auch den großen Russen angetan war. Auch, wenn man in der Lage ist, einen Autor in seine Zeit zu stellen und nicht einfach nur mit unseren ach so tollen Werten zu beurteilen.
    Es sei gesagt, dass ich bei diesem Buch verführt bin, seitenweise Gedanken rauszukopieren... und wenn ich nicht einverstanden sein sollte, gibt es doch Materie zum Nachdenken!
    Toll und *****!
    Es gibt verschiedene Ausgaben des Buches; ich wählte die angegebene, weil es eine ISBN hatte. Meine Ausgabe stammt von 1950 und ist in perfektem Zustand!
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Ausgaben von Missa sine nomine

Hardcover

Seitenzahl: 416

E-Book

Seitenzahl: 439

Taschenbuch

 

Besitzer des Buches 6

Update: