Femina

Buch von Janina Ramirez

Bewertungen

Femina wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,9 Sternen.

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Meinungen

  • Ein großartiges Buch, das die Sicht auf das Mittelalter verändert

    Bellis-Perennis

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Femina

    „Frauen [des Mittelalters] fallen durch ihre Seltenheit auf - die Präsenz des Nichtvorhandenseins“
    Wann immer vom Mittelalter die Rede ist, fällt Einem höfisches Gepränge, scheppernde Ritter, zugige Burgen, da oder dort ein Burgfräulein, das gerettet werden muss und geknechtete Bauern, die Frondienste für ihre Herrscher leisten mussten sowie gotische Kathedralen ein. Frauen kommen wenig vor, denn die Geschichte wird fast ausschließlich von Mönchen geschrieben, und das sind ja bekanntlich Männer.
    Janina Ramirez geht in diesem Buch der Frage nach, wo denn die Frauen des Mittelalters ihren Platz gefunden haben und warum sie kaum bekannt sind. Dabei fördert sie erstaunliches zutage.
    Nach einer doch etwas längeren Einleitung macht sie uns mit zahlreichen Frauen, wie der wohl bekanntesten, nämlich Hildegard von Bingen, der polnischen Herrscherin Jadwiga (die eigentlich „König“ von Polen war) oder den Kriegerinnen, die Seite an Seite mit den Nordmännern kämpften. Mit Æthelflæd stellt uns die Autorin eine mächtige Frau vor, die mehrere Jahre umsichtig das Königreich Mercia beherrschte.
    Janina Ramirez, Kunsthistorikerin, Litertaur- und Sprachwissenschaftlerin, zeichnet ein etwas anderes Bild des Mittelalters, das rund 1.000 Jahre mit dem Ende des Römischen Reiches (476 n.Chr.) bzw. mit dem Ende der Völkerwanderung beginnt und sich bis zur Entdeckung Amerikas erstreckt. Tausend Jahre, in denen zahlreiche Kriege und Krankheiten Europa überziehen, tausend Jahre, in denen großartige Kirchen erbaut werden, um dem Christentum zu seiner Herrschaft und Glanz zu verleihen.
    Die Autorin nimmt uns zu Ausgrabungen mit, in deren Aufarbeitung so manche Überraschung wartet. So entpuppt sich das Grab eines Kriegers als Grab einer Kriegerin, wie die forensischen Archäologen mithilfe von DNA-Analysen feststellen.
    Janina Ramirez teilt ihre Frauengestalten in neun Kategorien:
    1. Die Macherinnen
    2. Entscheidungsträgerinnen
    3. Kriegerinnen und Anführerinnen
    4. Künstlerinnen und Mäzeninnen
    5. Universalgelehrte und Wissenschaftlerinnen
    6. Spioninnen und Gesetzlose
    7. Könige und Diplomatinnen
    8. Unternehmerinnen und Influencerinnen
    9. Ausnahmegestalten und Außenseiterinnen
    Häufig ist es der Zufall, der schriftliche Aufzeichnungen über die Frauen des Mittelalters zutage fördern. Sei es, dass eine Abschrift eines Prozesses, in dem eine Frau angeklagt worden ist, oder sei es, dass Vorschriften über Verhaltensweisen für Frauen entdeckt werden.
    Gemeinsam haben diese schriftlichen Beweise, dass sie von Männern geschrieben wurden und das, häufig Jahre nach dem Ereignis. Und, man weiß ja, dass „Geschichte von Siegern geschrieben wird“, in diesen Fällen von Männern, die Verdienst von Frauen gerne negieren und unter den sprichwörtlichen Teppich kehren.
    Dieses Buch ist eine Hommage an die Frauen des Mittelalters, die vergessen und manchmal sogar bewusst aus der Geschichte entfernt wurden. Der englische Untertitel ist viel einprägsamer:
    "A New History of the Middle Ages, Through the Women Written Out of It“
    Das Cover hat mich ein wenig an die weibliche Vulva erinnert. Allerdings wird im Kapitel zu Hildegard von Bingen erklärt, dass dies eine Illustration einer ihrer Schriften ist, die sie „kosmische Weltenei“ genannt hat. Passt aber trotzdem zur geballten Weiblichkeit.
    Fazit:
    Dieses penibel recherchierte und fesselnd erzählte Sachbuch Buch ist eine Hommage an die Frauen des Mittelalters, die vergessen und manchmal sogar bewusst aus der Geschichte entfernt wurden. Diesem anderen Blick auf die Frauen des Mittelalters gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.
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  • Rezension zu Femina

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Ein großes Buch, das viel mittelalterlichen Staub aufwirbelt!
    Sie kämpften gegen Wikinger, vergifteten ihre Feinde und waren Spioninnen – die vergessenen Frauen des europäischen Mittelalters kümmerten sich beileibe nicht nur um Haus und Hof. Dennoch ist es genau dieses Bild einer patriarchalen Gesellschaft, die Frauen unterdrückte, das unsere Vorstellung vom Mittelalter prägt. Es waren Männer, die diese Geschichte schrieben und die Frauen des Mittelalters aus unserem kollektiven Gedächtnis verbannten. Janina Ramirez gibt den Frauen ihren Platz in der Geschichtsschreibung zurück: Sie erzählt von der mächtigen Königin Jadwiga von Polen, der wilden Kriegerin Æthelflæd und der außergewöhnlichen Heilerin Hildegard von Bingen und eröffnet uns so ein buntes Kaleidoskop an verschiedensten weiblichen Lebensrealitäten, die die ganze Vielfalt dieses »dunklen Zeitalters« abbilden.
    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Dr. Janina Ramirez, geboren 1980, ist Kulturhistorikerin, Literatur- und Sprachwissenschaftlerin und Dozentin und Forscherin in Oxford, Winchester und Warwick. Als BBC-Sprecherin und Autorin von zahlreichen Fachartikeln und Sachbüchern vermittelt sie ihre umfangreiche Expertise und begeistert regelmäßig ein großes Publikum. Sie lebt mit ihrer Familie in Woodstock.
    Allgemeines
    Titel der Originalausgabe:“ Femina: A New History of the Middle Ages, Through the Women Written Out of It”, ins Deutsche übersetzt von Karin Schuler
    Erschienen am 14.02.2023 im Aufbau Verlag als HC mit 522 Seiten
    Gliederung: Vorwort – Einleitung – 9 Kapitel – Schlussgedanken – Danksagung – Anmerkungen – Abbildungsverzeichnis – Orts- und Personenregister
    Inhalt und Beurteilung
    In der Geschichte des Mittelalters kommen in der großen Mehrheit Männer als bedeutende Persönlichkeiten vor, im Hinblick auf die Frauen dieser Epoche herrscht im Allgemeinen Konsens darüber, dass sie in einer patriarchalen Gesellschaft außerhalb des häuslichen Bereichs größtenteils keinen Einfluss hatten und deshalb ihre Vernachlässigung in der Geschichtsschreibung nicht überraschend ist.
    Dr. Janina Ramirez hat sich in verschiedenen europäischen Ländern auf die Suche nach Spuren der „vergessenen“ Frauen gemacht und – jeweils ausgehend von neueren Forschungsprojekten und unter Nutzung modernster wissenschaftlicher Errungenschaften – interessante und teilweise sehr überraschende Fakten zusammengetragen. Jedes Kapitel ist einem bestimmten Ort und einer bestimmten Zeit gewidmet. Beginnend mit Untersuchungen an Gräbern aus dem 7. Jahrhundert in England führt die Autorin den Leser weiter ins Mercia des 8. Jahrhunderts zur Zeit Alfreds des Großen, in das Schweden der Wikinger des 10. Jahrhunderts, in die Normandie des 12. Jahrhunderts, wo der berühmte Teppich von Bayeux hergestellt wird, der von der Eroberung Englands durch die Normannen erzählt. Anschließend geht die Reise weiter nach Deutschland zur Nonne und Wissenschaftlerin Hildegard von Bingen, um sich von dort nach Südfrankreich in die Zeit der Katharer-Verfolgung des 13. Jahrhunderts zu begeben. Im 14. Jahrhundert begegnet der Leser der Königin Jadwiga von Polen, die den männlichen Titel „König“ führte. Ebenfalls im 14. Jahrhundert reist der Leser nach England zurück und lernt Margery Kempe kennen, die sich als Unternehmerin versuchte, aber auch als selbstvermarktete Mystikerin eine Art mittelalterlicher „Influencerin“ war. Im abschließenden Kapitel widmet die Autorin sich den Außenseitern der mittelalterlichen Londoner Gesellschaft, die wesentlich diverser war als man glauben könnte. Anhand von DNA-Analysen von in einem Pestgrab gefundenen Knochen lässt sich belegen, dass schon im 14. Jahrhundert ein knappes Drittel der Londoner Bevölkerung keine „Weißen“ waren. Neben den Angehörigen ethnischer Minderheiten lassen sich – in diesem Fall durch erhaltene Gerichtsprotokolle - außerdem Angehörige anderer Minderheiten nachweisen, die man heute als transsexuell bezeichnen würde.
    Die in einigen Kapiteln vorgestellten Frauenpersönlichkeiten sind dem historisch Interessierten bereits bekannt, „Femina“ kann jedoch auch mit verblüffenden Überraschungen aufwarten: Anhand von DNA-Analysen an sterblichen Überresten aus frühmittelalterlichen und Wikinger-Gräbern lässt sich belegen, dass in den „Ehrengräbern“ bedeutender Persönlichkeiten und mit ihren Waffen bestatteter Krieger nicht nur Männer, sondern auch Frauen zur Ruhe gebettet wurden, eine bis vor wenigen Jahren undenkbare Vorstellung! Hier müssen früher erstellte Hypothesen neu bewertet werden.
    Der auch für Laien gut verständliche Text ist reich mit Illustrationen bestückt und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes sehr anschaulich.
    Fazit
    Ein verständlich verfasstes, informatives Sachbuch, das mit seinem Fokus auf den mittelalterlichen Frauen eine Lücke in der Geschichtsschreibung auffüllt – sehr lesenswert, lediglich das Gendern in der deutschen Ausgabe ist kein Gewinn für den Schreibstil!
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Ausgaben von Femina

E-Book

Seitenzahl: 529

Hardcover

Seitenzahl: 522

Taschenbuch

Seitenzahl: 464

Femina in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 12

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