Die Welt der Burgen: Architektur, Kultur

Buch von G. Ulrich Großmann

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Welt der Burgen: Architektur, Kultur

Burgen üben bis heute eine große Faszination aus. Sind sie nicht Heimstatt sagenumwobener Ritter und bezaubernder Burgfräulein, Stein gewordener Herrschaftsanspruch, Sicherheit bietender Zufluchtsort? Doch was ist Phantasie, wie war es wirklich? Dieses Buch führt auf dem heutigen Kenntnisstand ein in die Welt der Burgen. Was ist eine Burg? Welche Aufgaben hatte sie? Wie war sie angelegt? Wo lagen die Brunnen, der Wohnbau und die Kapelle? Gab es einen Kerker? Was ist ein Palas und was eine Kemenate? Wer hauste dort und wie ließ es sich in einer Burg leben? Der Gründer des Deutschen Burgenmuseums und Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg G. Ulrich Großmann gibt einen Überblick über die Entwicklung der Burganlagen vom frühen Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit und zeigt, wie sich bereits im Hochmittelalter ein Burgenmythos etablierte, der bis in unsere Zeit andauert. Wer heute ein fundiertes Bild von der Burg und ihrer Geschichte gewinnen will, der findet in diesem Buch, was er sucht.
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Bewertungen

Die Welt der Burgen: Architektur, Kultur wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Welt der Burgen: Architektur, Kultur

    Die Burg als erste gesellschaftlich ausgewiesene Wohnform, prägte die Selbstdarstellung hoheitlicher Rechte vor allem des niederen Adels und des Dienstmannentums des Mittelalters. Die Burg als befestigter Platz, der Höhen- oder Wasserlage durch Wälle, Gräben und Mauern ausnutzt, ist aus allen europäischen und vorderasiatischen Kulturkreisen bekannt. Ihre Funktion konnte die einer Grenzwache sein (Markenburg), einer Stadtburg zur Sicherung städtischer Macht, oder auch politische Funktion haben.( Hofburg, Pfalz, Ministerialenburg).
    Im frühen Mittelalter hatten Wohnbau und Wehrbau noch getrennte Funktion. Hier das Wohnhaus, meist nur durch Zaun oder Palisade geschützt, daneben die Fliehburg für die Verteidigung. Erst zu spätkarolingischer Zeit gab es die ersten Typen einer Synthese beider Bauformen.
    Nun kamen in salischer und staufischer Zeit Ringmauer, Belfried ( Turm), Pallas und Söller, samt den zugehörigen Wirtschaftsgebäuden zu einem baulich geschlossenen Ensemble zusammen.
    Die Normanneneinfälle des 9.Jhdt. und die Ungarnzüge des 10.Jhdt. gaben einen starken Impuls zum Burgenbau. Heinrich I. leitete nach 933 eine massive Baupolitik ein, um die Reichsgrenzen, so ungenau diese auch waren, zu sichern.
    Aus der Fluchtburg wird ab dem Hochmittelalter die Wohnburg, die der Dienstadel, der bisher mit den Bauern in Dörfern gewohnt hatte, meist auf prominenten Orten auf Höhen und Berggraten errichtete. Das war zugleich auch eine symbolische wie eine bauliche Erhöhung, zum Beweis der vom Fürsten verliehenen Dienstmacht. Die "festen Häuser" des niederen Adels hatten sich so zu Herrenbauten hochgearbeitet, die ab dem 11.Jhdt. auch Ansprüchen an die wohnliche Bequemlichkeit genügen sollten.
    Der Pallas entwickelte sich von der Versammlungshalle aller Burgbewohner zur strukturierten Wohneinheit mit beheizbaren Räumen (Kemenate) und ersten Wohn/Schlafräumen samt Repräsentationsraum.(Rittersaal)
    In den ersten Burgen war der Bergfried ( Verteidigungsturm) ursprünglich so groß, daß er die Wohnräume des Burgbesitzers zusätzlich zur Waffenkammer aufnehmen konnte. Ein eigenes Pallasgebäude daneben entwickelte sich erst seit den 12.Jhdt.
    Entscheidend bei Höhenlagen war die Wasserversorgung, im idealen Fall eine Bergquelle, oder ein mühsam gegrabener Brunnen bis zum Grundwasserniveau, einige davon konnten 100 m und noch tiefer sein.
    Indessen war die Burg nicht nur die Zuflucht der umgebenden Landbevölkerung in Kriegszeiten, sondern vor allen Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Eigenbetriebes mit dem Zubehör an Äckern, Wiesen und Weinbergen, die mit der Verleihung des Burgbaurechts an einen Adligen Dienstmann (Vasallenordnung, Lehnsrecht) verbunden waren. Man produzierte dort auf Vorratshaltung und die ländliche Bevölkerung hatte mit Frondiensten ( Hand und Spanndienste) den Unterhalt und die Bevorratung zu gewährleisten.
    Fazit:
    Die Schilderungen von glanzvollen Festen auf den Burgen, den Darbietungen der Troubadoure und das höfischen Leben galten nur für die größten dieser Bauten, die Königsberger und Fürstensitze. Sie machten aber nur eine sehr geringe Zahl dieser Bauten aus.
    Die häufigste Varianten der "Ritterburg" des Mittelalters waren befestigte Landgüter, die landwirtschaftliche Produktionsstätten und Verteidigungsbauten in einem waren. Durch die exponierten Lage der Höhenburgen lebten Menschen und Tiere dort in meist großer Enge und mit wenig Bequemlichkeit.
    So hat noch Luthers Zeitgenosse Ulrich von Hutten die heimatlichen fränkische Burg beschrieben.
    Sie wichtigste Funktionen der Burg waren Kontrolle und Verteidigung und diesen Zwecken wurde alle Bequemlichkeit untergeordnet.
    Die Burg des Mittelalters war Symbol für die Macht der Aristokratie, den Frieden zu wahren und Angriffe abzuwehren. Das war der Teil des mittelalterlichen Gesellschaftsvertrages, den der Adel zu erfüllen hatte. Die dem Burgherrn unterstehenden Handwerker und Bauern hatten die Aufgabe, den Herrn, seine Familie und die bewaffneten Burgmannen zu kleiden, zu ernähren und ihnen durch Arbeit zu dienen.
    Als die Burgen im späten Mittelalter zunehmend auch Repräsentationsbauten wurden, entwickelten sich aus der Keimzelle Burg/Dorf die meisten heutigen Städte.
    Mit der Entwicklung immer weitreichenderer und brisanterer Technik im Arsenal der Feuerwaffen, verloren die Burge ihren Wehrzweck und ihre Wertigkeit. Die modernen Landheere der frühen Neuzeit umgingen diese einfach und machten sie somit so überflüssig wie ihre gepanzerten Herren.
    Dennoch steht die Burg als Wegmarke europäischer Kulturentwicklung gleichauf mit dem mittelalterlichen Klosterwesen, beide waren Wegbereiter des heutigen Europas als Zivilisationskerne.
    Großmann hat sein enormes Wissen über die Burg des Mittelalters in eine verständliche Sprache gebracht und führt didaktisch klug durch die wichtigsten Beispiele des Burgenbaus. Dabei kommt eine Kultur und Sittengeschichte des Lebens auf einer Burg nicht zu kurz. Der kulturhistorische Aspekt und die gesantpolitische Bedeutung für die Beherrschbarkeit eines Reiches ohne nennenswerte Kommunikationsmultiplikatoren hätte ruhig noch deutlicher ausfallen können. Der destruktive Teil ist manchmal etwas zu lang geraten, die Gesamtwertung im Kontext der mittelalterlichen Geschichtsentwicklung hätte mehr Raum verdient gehabt.
    Dennoch fehlt diesem Buch nichts, was der Liebhaber der Burgen und Wehrbauten wissen möchte, eine umfassende Darstellung, der ich 4 1/2 gebe und eine ganz große Leseempfehlung.
    Georg Ulrich Großmann, geb.1953 , ist ein deutscher Kunsthistoriker und war langjähriger Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Kulturgeschichte des europäischen Mittelalters und seiner Architektur.
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Ausgaben von Die Welt der Burgen: Architektur, Kultur

Hardcover

Seitenzahl: 304

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