Hard Land

Buch von Benedict Wells

  • Kurzmeinung

    BarbSie
    Typische Phasen und Handlungen des Erwachsenwerden, angenehme Sprache, aber nicht herausragend
  • Kurzmeinung

    PotatoPeelPie
    Mir fehlte das gewisse Etwas. Handlung leicht nichtssagend, aber nicht auf charmante Art. Irgendwie nicht mein Buch.

Bewertungen

Hard Land wurde insgesamt 49 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Meinungen

  • Typische Phasen und Handlungen des Erwachsenwerden, angenehme Sprache, aber nicht herausragend

    BarbSie

  • Mir fehlte das gewisse Etwas. Handlung leicht nichtssagend, aber nicht auf charmante Art. Irgendwie nicht mein Buch.

    PotatoPeelPie

  • mit großartigen, aber auch mit schwächeren Momenten (für meinen Geschmack)

    Smoke

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Hard Land

    Von allein hätte ich mir diesen Roman vielleicht nicht gekauft. Ich habe ihn aber zum Geburtstag bekommen. Wells beschreibt sehr feinfühlig aus Sicht des 15-/16Jährigen Sam dessen Geschichte über Verlust, Liebe und Freundschaft in der Mitte der Achtziger Jahre.
    Der Roman liest sich nicht nur leicht und fluffig runter, sondern entwickelt eine ungeahnte Tiefe, was die Charakterentwicklung Sams angeht. Man möchte fast sagen "süß", wie er die Geschehnisse des Sommers 1985 im Rückblick erzählt, Warum "süß"? Weil nur ein Jahr dazwischen liegt und er nur einen Sommer später - wie es Kinder und Jugendliche so an sich haben - auf die scheinbar weit zurückliegende Vergangenheit schauen. Nicht nur dieses Stilmittel sondern auch die Art von Sams Gedankengängen und Betrachtungen wirken äußerst authentisch. Und nicht nur Sams Erzählung wirkt authentisch, sondern auch das gesamte Feeling der 80's, das mit diesem Roman heraufbeschworen wird. Sam selbst ist mir sehr sympathisch gewesen.
    Mit hat an diesem Buch gefallen, dass Wells mit dem Thema "Coming-of-Age" auch kreativ auf der Metaebene umgeht. Nicht nur ist es Thema des Romans, sondern auch eines in der Geschichte um Sam immer wieder auftauchenden Gedichtband eines Poeten dieser kleinen, verlassenen Stadt in Missouri. Schön gemacht.
    Insgesamt hat mir die Lektüre dieses "unerwarteten" Buches sehr gut gefallen. Ein empfehlenswertes, leichtes "Sommerbuch" für zwischendurch. Ich gebe vier Sterne.
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  • Rezension zu Hard Land

    Ich lese ja sehr selten Coming of Age Romane, aber gerade deshalb war ich neugierig. Der Vergleich zu Stand by me hinkt aber für mich gewaltig und auch zu The Breakfast Club hat es für mich wenig Bezug - der einzige Punkt wäre, dass es um einen Sommer geht in dem sich alles verändert und dass es um eine Gruppe verschiedener Jugendliche geht, die "zusammen finden". Wer also etwas ähnliches erwartet wird vielleicht enttäuscht sein.
    Dazu passt allerdings ein schönes Zitat, das tatsächlich an den Breakfast Club erinnernt:
    [...] die Sportler, die Außenseiter, die Streber, die Cheerleader, die Leute aus dem Theaterkurs. Cameron behauptete, nichts davon sei wirklich echt und sie würden letztlich alle nur eine Rolle spielen.
    Und Hightower entgegnete, das würde man sowieso, und zwar auch vor sich selber.
    Zitat Seite 170
    Ich hab den Klappentext vorher nicht gelesen und bin dementsprechend ohne Erwartungen an das Buch herangegangen und hab mich teilweise zurück in meine Jugend katapultiert gefühlt. 1985 war ich zwar erst 10, aber fünf Jahre später im Alter des 15jährigen Protagonisten Sam, der hier aus der Ich-Perspektive seine Geschichte erzählt. Die Geschichte des Sommers, in dem seine Mutter starb und er sich zum ersten Mal verliebte. Das ist kein Spoiler, sondern fast genau der erste Satz im Buch.
    Dadurch bleiben Überraschungen weitgehend aus, da man die Fixpunkte schon im vorhinein weiß, dennoch passieren eine Menge Dinge in den wenigen Wochen der Sommerferien, die sich in dem Alter oft ja wie ein ganzes Leben anfühlen.
    Sam war mir jedenfalls sehr sympathisch. Er ist ein Außenseiter, der mit einigen wirklich schwerwiegenden Problemen zu kämpfen hat. Sein Vater ist arbeitslos und wenig zugänglich, sein bester (und einziger) Freund ist vor kurzem weggezogen und vor allem: seine Mutter leidet an einer schweren Krankheit, bei der ein baldiger Tod zu erwarten ist.
    Den Aufruhr an Gefühlen, die Sam durchlebt und -leidet, hat der Autor sehr gut erkennen lassen. Die kleinen Hoffnungen, dass seine Mutter doch noch die Krankheit besiegt, neue Freundschaften geknüpft werden und seine erste Liebe erwidert wird sind ständige Begleiter in Sams Leben.
    Er ist schüchtern, was nicht gerade dazu beiträgt, es ihm leichter zu machen, doch der Ferienjob, den er in dem alternden Kino in der Kleinstadt Grady annimmt, ändert schließlich alles für Sam.
    Besonders gefallen haben mir auch die anderen Charaktere, allen voran Brandon "Hightower", aber auch Samuel und Kirstie, die alle mit Problemen zu kämpfen haben die sehr unterschiedlich sind und viele Facetten zeigen, die Toleranz und Verständnis fordern. Das meistern sie untereinander aber perfekt und zeigen ein wirklich schönes Bild, wie Freundschaft funktioniert.
    Sams Familie dagegen bleibt mir etwas fern. Der nahe Tod der Mutter lässt sie abseits wirken aus Sams Sicht, aber wohl auch deshalb, weil es sein Versuch ist, den Tod und den damit verbundenen Abschied von sich fern zu halten. Mit seinem Vater fühlt er sich nicht wirklich verbunden, da er ein sehr verschlossener Mensch ist und Sam ihn weder versteht noch sich von ihm verstanden fühlt.
    Hierzu gibt es eine wunderschöne Aussage, die ich gerne zitieren möchte, weil sie so oft zutrifft:
    »Aber wieso kann nicht er sich mal ändern und das alles zeigen? Wieso muss ich genauer hinsehen?«
    Sie kam ein kleines Stück näher, als hätte sie etwas Besänftigendes auf den Lippen. Dann sagte sie nur: »Weil du es kannst.«
    Zitat Seite 159
    Das Bild der Jugendlichen ist sehr typisch. Sie rauchen, trinken Alkohol, kiffen auch mal, feiern gerne und machen blödsinnige Sachen ... wie es eben so ist wenn man sich ausprobiert und in der Findungsphase ist. Dabei gibt es aber auch Gespräche um ernste Themen, Verantwortungsbewusstsein und die Suche nach sich selbst. Die Veränderungen, die ständig passieren und ob man zu jemand anderem wird, oder das "Kind in sich" trotzdem immer noch da sein wird.
    Auch die Details aus der Zeit der 80er Jahre, die Filme, die Bücher, die Musiktitel, die erwähnt werden, haben der Atmosphäre Leben eingehaucht und viele Erinnerungen aufkommen lassen.
    Es ist definitiv ein wunderbares Buch über das Erwachsenenwerden, konnte mich gefühlsmäßig aber nicht so ganz mitnehmen, wobei ich nicht sagen kann, woran das genau lag.
    "Hard Land" ist übrigens ein "Buch im Buch" von William J. Morris, über das Sam seinen Jahresaufsatz im Fach Literatur schreiben muss - wie jede elfte Klasse bei Mr. Parker. Kleine Textstellen aus diesem Gedichtband werden immer wieder zitiert, da sie mit dem Thema "Coming of Age" zusammenhängen und auch für Sam in dieser Zeit an Bedeutung gewinnen.
    Obwohl es mir insgesamt wirklich gut gefallen hat, kam eine totale Begeisterung nicht auf. Vielleicht liegt es am Thema, dem ich mich nicht mehr so nahe fühle, denn eigentlich habe ich nicht wirklich etwas an der Umsetzung auszusetzen. Die Kleinstadt Grady und ihre Veränderungen, die auch die Clique um Sam beeinflussen sowie auch die Probleme der Jugendlichen und ihr Weg ins Erwachsenwerden sind wirklich treffend beschrieben und ergeben ein weitflächiges Bild in all ihren Zusammenhängen.
    Vor allem die Entwicklung von Sam, wie er aus sich herauswächst, sich den Forderungen stellt, um am Leben teilzuhaben, ist total spannend zu beobachten.
    Dabei bleibt eine gewisse Leichtigkeit spürbar, aber auch eine Melancholie des Abschieds und natürlich die Erwartung von etwas neuem.
    Mein Fazit: 4 Sterne
    Weltenwanderer
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  • Rezension zu Hard Land

    "In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb."
    So beginnt "Hard Land", die Geschichte des fünfzehnjährigen Sam und des Sommers 1985, in dem sich so viel in seinem Leben verändert. Der zurückhaltende, von starken Ängsten geplagte und nachdenkliche Sam tut sich schwer, Anschluss zu finden, nachdem sein bester Freund weggezogen ist, und er hat ein ungutes Bauchgefühl, was die Gesundheit seiner Mutter angeht, die einen Hirntumor hat. Sie tut zwar, als sei alles in Ordnung, doch die verräterischen Symptome lassen sich kaum verbergen.
    Immerhin kann Sam verhindern, dass er die Ferien bei seinen Schlägertypencousins in Kansas verbringen muss, und er ergattert einen Ferienjob im Metropolis, dem örtlichen Kino, das seine besten Zeiten schon längst hinter sich hat und kurz vor der Schließung steht. Die anderen drei Jugendlichen, die dort arbeiten, erscheinen ihm zunächst wie eine verschworene, undurchdringliche Gemeinschaft, doch zu Sams eigenem Erstaunen entwickelt sich recht schnell eine besondere Freundschaft zu den beiden Jungs, Cameron und Hightower ... und in Kirstie, die Tochter des Kinobesitzers, ist er ganz einfach unsterblich verliebt.
    Benedict Wells' neuestes Buch ist ein hinreißender Coming-of-Age-Roman, der, wie es sich in der amerikanischen Tradition gehört, in einer unbedeutenden Kleinstadt spielt und vor der Kulisse eines heißen Sommers für eine kurze, aber zutiefst prägende und höchst gefühlsintensive Zeit den Erzähler und seine Familie und Freunde begleitet.
    Sam wird nicht unrealistischerweise über Nacht zum strahlenden Alleskönnerhelden, aber es gelingt ihm, manche Ängste zu überwinden, er lernt viel über sich und andere, erlebt zum ersten Mal die Gefühlsachterbahn des Verliebtseins und muss andererseits mit dem Schmerz und der Trauer über den Tod seiner Mutter umgehen lernen. Ihr Verlust trifft ihn sehr hart, weil sie immer seine Bezugsperson war und er sich mit dem wortkargen Vater oft schwer tut.
    In diese wenigen Sommerwochen packt Wells das Leben in seiner ganzen Fülle und Intensität; hier liegen wie auch so oft im richtigen Leben Freude und Leid, brüllende Komik und tiefe Traurigkeit, Mut und Angst ganz nahe beieinander, und man taucht tief ein in Sams Gefühle und Gedanken, mit vielen klugen Sätzen, die zum Niederknien schön formuliert sind, und vielen feinen Beobachtungen über das Leben aus der Sicht eines introvertierten Jugendlichen.
    Ein wundervolles Porträt der 80er Jahre ist das Buch außerdem, mit vielen liebevollen Popkultur-Referenzen und Hightowers entzückendem "Bruce-Mobil", in dem nur Musik vom Boss gespielt werden darf ... es sei denn, Kirstie muss mal wieder "Don't Stop Believin'" hören ...
    Schon jetzt eines meiner Bücher des Jahres. Ich habe gelacht und geweint (manchmal auch beides gleichzeitig) und mich so oft in Sam wiedererkannt, dass es schon beinahe unheimlich war. Benedict Wells hat hiermit erneut bestätigt, dass er für mich zu den besten aktuellen Autor*innen im deutschen Sprachraum gehört.
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  • Rezension zu Hard Land

    "Kind sein ist wie einen Ball hochwerfen, Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt." (Buchauszug)
    Missouri 1985: Der 15-jährige Sam versucht in seinen Sommerferien vor den Problemen zu Hause zu entfliehen. Durch die angespannte Stimmung sich sein Vater immer mehr in sein Schneckenhaus zurück, sodass Sam nicht mehr zu ihm durchdringt. Trotzdem er sich Sorgen um seine kranke Mutter macht, versucht er neue Freunde zu finden. Bei seinem Ferienjob im Kino trifft er auf eine Clique, die aus dem wortgewandten Cameron, dem nachdenklichen Hightower und der tapferen Kirstie besteht, in die er sich sofort verliebt. Alle drei haben erst kürzlich ihren Abschluss gemacht und nun genießen sie ihren letzten Sommer, ehe es aufs College geht. Für Außenseiter Sam bleibt also nur eine kurze Zeit, um sich mit seinen neuen Freunden zu vergnügen. In dieser Zeit jedoch lernt er nicht nur die Geheimnisse Gradys kennen, sondern vor allem sich selbst. Dieser Sommer wird jedoch nicht nur ihn verändern, sondern seine ganze Familie.
    Meine Meinung:
    Bisher kenne ich Benedikt Wells nur vom Hörensagen durch seine guten Bücher. Das war für mich ein Grund, endlich eines seiner Bücher zu lesen. Und ich muss sagen, jetzt kann ich ein wenig verstehen, warum er inzwischen Bestsellerautor ist. Den sein Schreibstil ist schon sehr individuell, bemerkenswert schön und überaus bildhaft. Vielleicht manchmal ein wenig überspitz, sodass ich mitunter das Gefühl habe, mitten in einem Film zu sein. Von warmherzig, melancholisch bis zu fröhlich humorvoll ist alles in dieser Geschichte enthalten. Während mich die eine Szene einfach nur schmunzeln lässt, kann ich in der nächsten meine Tränen kaum noch zurückhalten. Der Autor spielt hier förmlich mit meinen Emotionen, doch vor allem katapultiert er mich in meine eigene Jugendzeit zurück. Zwar bin ich 1985 schon etwas älter als Sam, doch sei es die Musik, Filme oder besonders die Verhaltensweisen, all dies lässt mich in meine eigene Vergangenheit zurückreisen. So etwas habe ich sonst bisher recht selten bei einem Buch erlebt. Grady ist so eine typisch durchschnittliche amerikanische Kleinstadt, die wir heute als Kaff oder Nest titulieren würden. Diese Stadt birgt 49 Geheimnisse, die es zu entdecken gibt. Leider habe ich nur wenige von diesen Geheimnissen im Buch gefunden, sicherlich weil ich zu sehr in Sams Geschichte vertieft war. Jedoch bei 49 Kapitel könnte man annehmen, dass sich in jedem eines dieser Geheimnisse versteckt hat. Es ist zudem ein Buch, das mich zum Nachdenken bringt. Ab einem gewissen Alter ist in Grady einfach jeder nur froh, wenn er endlich wegkann in die große weite Welt. Unter anderem die drei Absolventen Cameron, Hightower und Kirstie. Sam dagegen ist eher ein Außenseiter, introvertiert, speziell und außergewöhnlich, doch leider ohne Freunde. Selbst als er auf diese verschworene Gemeinschaft im Kino trifft, tut er sich zuerst schwer. Jedoch die Liebe zu Kirstie zieht ihn immer wieder zur Clique hin, bis sie ihn dann doch akzeptieren. Natürlich lernt Sam dabei nicht nur Gutes von seinen neuen Freunden, den sie rauchen, nehmen Drogen und trinken Alkohol. Klasse auch die Musik von REM, Simple Minds bis zu U2, die er ausgesucht hat und die alle auf einer Playlist bei YouTube zu finden sind. Sowie die angesagten Filme, die gerade zu der Zeit in dem kleinen Kino liefen und von denen ich viele kannte. Besonders Michael J. Fox, als selbstbewusster Marty McFly aus "Zurück in die Zukunft" hat es Sam angetan. Durchaus eindrücklich schildert Wells den plötzlichen und viel zu frühen Tod von Sams krebskranker Mutter, dass auch mich sehr berührt hat. Ich konnte mich durch die gute Darstellung des Autors sehr gut in Sam hineinversetzen, wie viel dieser Verlust für ihn bedeutet. Ebenso haben mich seine Protagonisten angesprochen, indem er jedem einzelnen seinen ganz eigenen Charakter verpasst hat. Dass er dabei seine persönliche Jugend und Erlebnisse in diesem Buch verarbeitet, gefiel mir ausgesprochen gut. Dadurch lernte ich sehr viel von der Persönlichkeit Benedikt Wells. Mich jedenfalls konnte diese Geschichte überzeugen, selbst wenn mir das Ende nicht ganz so zugesagt hat. Darum 5 von 5 Sterne und eine Leseempfehlung an alle Jugendliche, Junggebliebene und die, welche wieder jung sein wollen.
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  • Rezension zu Hard Land

    Erwachsenwerden im Mittleren Westen - Der Sommer meines Lebens
    Benedict Wells hat einen begeisterten neuen Fan. Ich hatte bisher noch nichts von ihm gelesen - ein großes Versäumnis.
    "Hard Land" hat mich wirklich gefesselt und absolut gut unterhalten.
    Im Mittleren Westen der USA, im Bundesstaat Missouri, geht die Kleinstadt Grady langsam aber sicher den Bach runter. Der größte Arbeitgeber, eine Textilfabrik, ist seit Jahren geschlossen und die Wirtschaftskraft des Ortes sinkt. Viele Menschen ziehen weg und zwingen so immer mehr Läden zum Aufgeben. Dem 15-jährigen Sam stehen elf lange Wochen Sommerferien bevor, mit seinem arbeitslosen Vater und seiner kranken Mutter. Um zu verhindern, dass er zu unliebsamen Verwandten geschickt wird, beginnt er in einem Kino zu jobben. Dabei läßt er sich grundsätzlich ungern auf Neues ein, denn seine "Komfortzone [ist] so klein wie ein Penny". Dieser erste Schritt runter von seinem Penny, ist der Beginn einer Verwandlung. Als er im Kino das unzertrennliche Kleeblatt Kirstie, Cameron und Brandon kennenlernt, hat die Zeit der Einsamkeit ein Ende. Und dann wird dieser Sommer ganz anders als erwartet.
    Der Roman spielt 1985, in der Zeit vor Internet und Handy, vor der permanenten Erreichbarkeit und allem, was damit zusammenhängt und uns heute ständig ablenkt und stresst. Obwohl der Autor selbst erst 1984 geboren wurde, versteht er es großartig, diese Zeit in Worte zu fassen und das Gefühl jener Jahre aufleben zu lassen.
    Bereits das Zitat zu Beginn des Buches fasst so viel von dem zusammen, was auf den kommenden 338 Seiten geschehen wird. Das Zitat stammt aus dem Film "Ferris Bueller's Day Off" ("Ferris macht blau") von 1986 und besagt, dass das Leben ziemlich schnell voranschreitet und wenn man nicht ab und an stehen bleibt und sich umschaut, kann man es verpassen. Dass der beste Freund von Ferris Cameron (!) heißt und dieser durch den einen besonderen Tag an Selbstwertgefühl gewinnt, sei nur am Rande erwähnt. Was bei Ferris auf einen Tag reduziert ist, spielt sich für Sam einen ganzen Sommer lang ab. Eigentlich ist es nichts Neues, was Wells die Jugendlichen und jungen Erwachsenen erleben läßt, aber es ist so geschrieben, als würde man es das erste Mal lesen. Das Zusammensein, das Trinken, die Gefühle, die Mutproben, der Ärger mit den Eltern, das Unverstandensein und diese Zerrissenheit, nicht zu wissen wohin man gehört und wer man eigentlich ist. Das alles wird so leicht und doch so tief, echt und glaubwürdig geschildert, dass die Geschichte von Sam und seinem prägenden Sommer noch lange nachklingt. Die Charaktere sind durchweg realistisch und überzeugend gezeichnet. Alle haben Züge, die verhindern, sie in ein Klischee pressen zu können. Famos konstruiert ist die Geschichte der Stadt (und ihrer 49 Geheimnisse) und seines Heimatdichters William Morris mit Sams Erlebnissen.
    Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, die wunderbar passende Überschriften haben und gleichzeitig jeweils wichtige Entwicklungsschritte von Sam darstellen. Ein schönes Special am Ende ist der aufgelistete Soundtrack zum Buch, der im Internet abgerufen werden kann.
    Ich kann nicht sagen, ob Benedict Wells in diesem Roman wiederholt, was er in seinen anderen bereits geschrieben hat. Dies ist, wie gesagt, mein erstes Buch von ihm. Ich kann es nur empfehlen, es hat so viele wunderbare Anspielungen auf die 1980er Jahre und ist in einer so direkten, treffenden und ansprechenden Art geschrieben, dass ich die zweite Hälfte bis spät in die Nacht durchlesen musste. Dieser Roman vom Erwachsenenwerden eines sensiblen Jungen in einer ganz besonderen Kleinstadt, mit einer ganz besonderen Familie und ganz besonderen Freunden, ist einfach ein wunderschönes Leseerlebnis.
    Fünf Sterne.
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  • Rezension zu Hard Land

    Klappentext/Verlagstext
    Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden. Eine Hommage an 80’s Coming-of-Age-Filme wie ›The Breakfast Club‹ und ›Stand By Me‹ – die Geschichte eines Sommers, den man nie mehr vergisst.
    Der Autor
    Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben, seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Seine Bücher erschienen bisher in 38 Sprachen, sein vierter Roman "Vom Ende der Einsamkeit" stand über achtzig Wochen auf der Bestsellerliste. Er wurde u.a. mit dem European Union Prize For Literature ausgezeichnet und zum Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels 2016 gewählt. Nach einigen Jahren in Barcelona lebt Wells inzwischen in Zürich.
    Inerview
    Inhalt
    Für Sam Turner sollte der Sommer 1985 sein schönster und schrecklichster Sommer zugleich werden. Von einem schüchternen Mathe-Nerd hatte ich nicht unbedingt erwartet, dass er in schönen Momenten bereits an die mit großer Wahrscheinlichkeit folgende Krise denkt. „Er hat so eine Art, dass ich das Schlimmste befürchte“, trifft sein Freund Stevie die Sache auf den Punkt. Die gedrückte Atmosphäre zuhause jedoch wegen der Arbeitslosigkeit seines Vaters und der Krankheit seiner Mutter würde jeden deprimieren. Der Plan seiner Eltern, Sam zu Tante Eileen nach Kansas in die Ferien zu schicken, gibt einem Schwarzseher wie ihm den Rest. Als Mr Andretti für das Kleinstadt-Kino eine Aushilfe für die Sommermonate sucht, nimmt Sams besonderer Sommer eine unerwartete Wende. Er kann zuhause bleiben, seinem Vater aus dem Weg gehen und dabei noch Geld verdienen. Sam trifft nun regelmäßig Andrettis Tochter Kirstie, Cameron und „Hightower“ aka Brandon, den legendären schwarzen Football-Spieler des Ortes. Das Kino wird zum höchst privaten Club einer Clique von Außenseitern. Kirstie und Sam bilden darin wie Ying und Yang eine Einheit. Unter dem Druck provinzieller Rollenerwartungen auf alle drei Figuren empfinde ich Kirstie als die interessantere Figur, die sich bewusster mit dem Erwachsenwerden auseinandersetzt.
    Als Icherzähler beschreibt Sam seine Schwächen (oder was andere für Schwächen halten) ruhig und ironisch – ein sympathischer Zug in Wells Coming-of-Age-Roman. In einem konservativ, religiös und rassistisch geprägten Umfeld muss Sam sich mit der schweren Erkrankung seiner Mutter, den wirtschaftlichen Folgen und Familiengeheimnissen befassen. Warum seine Schwester Jean schon vor Jahren den Kontakt zur Familie abgebrochen hat, ist angesichts des bevorstehenden Todes der Mutter nun zügig zu klären.
    „Hard Land“ ist der Gedichtzyklus eines fiktiven William Morris, über den Sams Altersjahrgang einen Aufsatz schreibt. Dass nicht alle Schüler im „harten Land“ des Erwachsenwerdens Morris Werk verstehen, mag hier als weiteres Symbol für die amerikanische Provinz stehen.
    Fazit
    Vor dem Hintergrund einer Kleinstadt in der Wirtschaftskrise blickt Benedict Wells in liebenswürdiger Weise auf Gefühlswirrwarr und Sprachlosigkeit seiner Figuren. Neben der immerwährenden Frage Heranwachsender: Bleiben oder Fortgehen? findet die Zwanghaftigkeit von Riten und Normen in der amerikanischen Provinz ausreichend Raum. Das Jahrzehnt, in dem Wells selbst gerade erst geboren war, skizziert er vorrangig mit Blick auf den amerikanischen Film. Gradys/Missouri wirkt bei Wells wie eine Insel, weitab von einem Staat, der sich als Weltpolizist begreift und 1991 in den Irak einmarschieren wird.
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Ausgaben von Hard Land

Hardcover

Seitenzahl: 352

E-Book

Seitenzahl: 328

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

Besitzer des Buches 78

Update: