Die Kinder der Elefantenhüter

Buch von Peter Hoeg, Gerard Cruys

Bewertungen

Die Kinder der Elefantenhüter wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Kinder der Elefantenhüter

    Der Autor (Quelle: Hanser): Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, ist mit dem Roman „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ (Hanser 1994) zum internationalen Bestsellerautor geworden. Bei Hanser liegen außerdem vor: „Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert“ (Roman, 1992), „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“ (Roman, 1995), „Die Liebe und ihre Bedingungen in der Nacht des 19. März 1929“ (Erzählungen, 1996), „Die Frau und der Affe“ (Roman, 1997), „Das stille Mädchen“ (Roman, 2007), „Die Kinder der Elefantenhüter“ (Roman, 2010), „Der Susan-Effekt“ (Roman, 2015) und „Durch deine Augen“ (Roman, 2019). Peter Høeg lebt in der Nähe von Kopenhagen.
    Dänische, deutsche, niederländische, französische, englische und italienische Ausgaben:
    Die dänische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel „Elefantpassernes børn“ im Verlag Rosinante in Kopenhagen (379 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 2011 ebendort. 2010 gab es auch eine Buchklubausgabe bei Gyldendals Bogklubber. 2016 kam als Hörbuch-Download auch eine ungekürzte Lesung bei Rosinante heraus, Sprecher: Martin Greis-Rosenthal (11 Stunden 8 Minuten). Die deutsche Übersetzung aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle erschien im September 2010 unter dem Titel „Die Kinder der Elefantenhüter“ als Hardcover mit Schutzumschlag im Carl Hanser Verlag in München (483 Seiten), wiederaufgelegt 2012 als rororo-Taschenbuch Nr. 25741 im Rowohlt-Taschenbuch-Verlag in Reinbek bei Hamburg. 2010 erschien eine Hörbuchfassung als gekürzte Lesung bei „Der Hörverlag“ in München, Sprecher: Matthias Köberlin (7 Stunden 16 Minuten auf 6 CDs). Die niederländische Übersetzung von Gerard Cruys erschien im Juni 2011 unter dem Titel "De kinderen van de olifantenhoeders" bei Meulenhoff Boekerij B.V. (367 Seiten). Die französische Übersetzung von Anne-Charlotte Struve erschien im Oktober 2011 unter dem Titel "Les enfants des cornacs" bei Actes Sud in Arles (368 Seiten). Die englische Übersetzung von Martin Aitken erschien 2012 unter dem Titel „The elephant keepers' children“ bei Harvill Secker in London (392 Seiten) und im Verlag Other Press in New York (499 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 2013 bei Vintage Books in London. Die italienische Übersetzung von Bruno Berni erschien 2011 unter dem Titel "I figli dei guardiani di elefanti" in der Reihe „Scrittori italiani e stranieri“ bei Oscar Mondadori in Mailand (406 Seiten), wiederaufgelegt 2012 ebendort als Nr. 2246 der Reihe "Oscar bestsellers". Inhalt:
    Finø – 196 Seiten
    Das Meer der Möglichkeiten – 80 Seiten
    Die Stadt der Götter – 180 Seiten
    Der Finøwalzer – 17 Seiten
    Meine Einschätzung:
    Der Roman wird von einem famosen Erzähler vorangetrieben, dem 14-jährigen Peter, der mit seinen zwei älteren Geschwistern Tilte und Hans einem terroristischen Anschlag gegen alle Weltreligionen auf die Spur kommt, nachdem sie entdeckt haben, dass ihre Pastoreneltern dank der technischen Versiertheit der Mutter eine Laufbahn als Millionenräuber einzuschlagen gedenken.
    Der Tonfall des Erzählers ist launig und authentisch, voller Humor, knapper Kommentare, in direkter Du-Ansprache des Lesers und mit einer das Tempo steigernden Schnelligkeit. Peters ältere, 16-jährige Schwester Tilte ist eine der bemerkenswertesten weiblichen Romanfiguren, über die ich in letzter Zeit lesen durfte: Mit einem an Leichtsinn grenzenden Selbstbewusstsein, einer aggressiv-freundlichen Überzeugungskraft und einer menschenfreundlich-empathischen Freiheitsliebe walzt sie jeden Widerstand nieder und nimmt die Herzen im Sturm; zurückbleiben offenstehende Münder. Sie und ihre Geschwister sind wirklich liebenswerte Nervensägen, denen dank ihrer positiven Einstellung alle Wege offenzustehen scheinen. Altklug und renitent.
    Das Unterhaltsame der Handlung rührt nach meinem Empfinden auch daher, dass bewusst die Logik sehr überdehnt wird und vieles nur anskizziert wird: Dass etliche Story-Elemente einer genaueren Prüfung wohl nicht standhielten, fällt bei dem Tempo der Handlung während des Lesens nicht auf, kann aber in der Rückschau den Charme des Romans stark verblassen lassen, wenn einem zum Beispiel auffällt, dass im Grunde über die viel beschworene Freiheit und wie man sie erreicht nichts Greifbares berichtet wird. Es ist ein wenig wie bei Pippi Langstrumpf: Man bekommt ein charismatisches, unangepasstes, freiheitsliebendes, entgrenzendes und positiv denkendes Energiebündel vorgeführt, dem man in seiner außergewöhnlichen Einzelgängerposition als Vorbild kaum nacheifern kann, weil nie erzählt wird, wie man den inneren Wandel zum positiven, freiheitlichen Denken hinbekommt, sondern nur reine auf den Effekt hin geschriebene Äußerlichkeiten erzählt werden. Deswegen finde ich „Die Kinder der Elefantenhüter“ leider auch nicht besonders tiefsinnig, weil keine Facetten des Menschseins ausgelotet werden, der menschliche Umgang mit Kindern und anderen Außenseitern nicht anders beleuchtet wird und auch keine spirituellen oder metaphysischen Fragen durchdrungen werden: Über alles legt sich ein transzendentalphilosophischer Schleier aus New-Age-Optimismus, der zwar das Ziel, aber nicht den Weg der Besinnung auf das Selbst darstellt. Bemerkenswert fand ich allerdings das Ende, bei dem sich für den 14-jährigen Ich-Erzähler doch einige Misstöne in sein Aufwachsen und seinen Alltag einschleichen: Wenn man allein zurückbleibt, weil die Gemeinschaft der Geschwister auseinanderbricht, wenn Tilte und Hans jeweils in Paarbeziehungen fern der Familie ausscheren, und wie man sich dann gegen die Traurigkeit und die Vereinzelung wappnet. Etwas mehr von dem Tonfall des Schlusskapitels hätte ich mir über die ganze Strecke des Romans gewünscht.
    Nach einigen für mich unleserlich doofen Romanen des Dänen ("Das stille Mädchen", "Die Frau und der Affe"), hat mich Peter Høeg mit „Die Kinder der Elefantenhüter“ einigermaßen positiv überrascht. Der Roman ist sehr unterhaltsam, gefällt mit seiner Anhäufung skurriler Charaktere, hat einige umwerfende Hauptfiguren zu bieten, steht für ein positives und empathisches Menschenbild und eine spirituell-meditative Haltung der Welt gegenüber ein, täuscht Tiefsinn an, ohne seine Leser hinterher allzu unbefriedigt gehen zu lassen, erscheint mir im Nachhinein aber dennoch zu inhaltslos, um lange im Bewusstsein zu bleiben. Im Grunde doch eher eine clever verkleidete, extrem gut erzählte Seifenblase.
    Lesenswert für Leser, die es nach seinen so überzeugenden Frühwerken („Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert“, „Der Plan von der Abschaffung des Dunkels“, „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“) noch einmal mit Peter Høeg versuchen wollen. Ich würde den Roman vor allem als abgedrehten Coming-of-Age-Roman für Jugendliche empfehlen!
    Wackelige Sterne
    P.S.: Der Titel weist übrigens in die Richtung, dass im Inneren der Menschen auch eine zerstörerische Kraft schlummert, die hinaus will und dabei andere Menschen niedertrampeln kann, die es im Zaum zu halten gilt.
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  • Rezension zu Die Kinder der Elefantenhüter

    Peter ist vierzehn, sehr klein für sein Alter und wächst in einem protestantischen Pfarrhaus auf der dänischen Insel Finø auf. Damit Sie eine Vorstellung von Finø bekommen: die Insel ist so klein, dass dort alle Kinder gemeinsam in einen Kindergarten und in eine Schule gehen können. Viele der tatkräftigen Inselbewohner üben mehr als einen Beruf aus. Bermuda ist Hebamme und zugleich für die Beerdigungen zuständig, Peters Mutter spielt die Orgel und sorgt als Pyrotechnikerin auf der Insel für Feuerwerkszauber. Fein ziselierte Spitznamen der Inselbewohner verdeutlichen, dass der Erzähler nicht der einzige fabulierfreudige Insulaner ist. Mit der Gelassenheit, die ein Pfarrerskind zum Überleben braucht, berichtet Peter von seiner 93-jährigen buckligen Urgroßmutter, die sich noch an den Ersten Weltkrieg und an die Spanische Grippe erinnern kann. Nach Meinung des jungen Erzählers sind er selbst und sein Hund die einzig Normalen in der Pfarrersfamilie. Einen Eindruck von Peters Talenten zum Spinnen von Seemannsgarn erhalten Sie auf www.tiltes-insel. de. Um den Tourismus anzukurbeln, erfanden Peter und seine Schwester Tilte für den Insel-Prospekt Tierarten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt.
    Peters altkluge, bildhafte Erzählweise hat mich sofort gefesselt. (Der Übersetzer Peter Urban-Halle gibt Høegs jungem Erzähler eine charakteristische Stimme, die Peters nachdenklicher wie abenteuerlustiger Art entspricht.) Peter - nach Autor und Übersetzer der dritte dieses Namens - kündigt an, dass er als Erzähler nicht auf eine Tür zeigen möchte, die in ein Zimmer führt, sondern auf die Tür, die aus dem Gebäude herausführt. Peter bezeichnet seine Eltern als Elefantenhüter; denn im Leben des Pfarrer-Ehepaars gibt es Ereignisse oder Sehnsüchte, die selbst Eltern nicht unter Kontrolle haben. Peters Mutter hat zuletzt an einem Stimmerkennungsmechanismus getüftelt, mit dem sich Türen öffnen oder Lampen anschalten lassen. Nun sind beide Eltern verschwunden. Dass die Gemeindeverwaltung die kurzfristig elternlosen Peter und Tilte in Obhut genommen hat, passt den beiden gar nicht; denn sie wollen dringend mit Unterstützung eines weiteren Bruders eigene Ermittlungen zum Verschwinden der Eltern anstellen. Schwester Tiltes Interessen drehen sich alle um den Tod; Tilte hat in der Familie die Rolle der religiösen Zweiflerin übernommen, die mit Vater Konstantin Grundatzdiskusisonen über Fragen der Religion führte. In einer Nebenrolle der ältere Bruder Hans, Student der Astrophysik. Zu klären ist nun, ob Peters Eltern etwa religiöse Scharlatane sind, Anlagebetrüger oder sogar in eine weltweite Verschwörung verwickelt wurden? Mit ausgeprägt makabrem Humor erzählt Peter von der märchenhaften Villa Kalle Kloaks, des Kanalisations-Baumeisters, und schleicht sich schließlich als blinder Passagier auf die "Weißen Dame", bevor das Schiff in Richtung Kopenhagen ablegt. Als das Figurenarsenal Zuwachs durch eine saudische Prinzessin und eine gut gekühlte Leiche erhielt, hing meine Aufmerksamkeit kurze Zeit durch, doch Peter bekam die Sache schnell wieder in den Griff. Beim Verfassen des Touristen-Prospekt hatte der Erzähler ja gelernt, wie man sein Publikum fesselt und manipuliert.
    Mein Eindruck:
    Peter Høeg lässt seine abenteuerliche Geschichte von einem hinreissenden Erzähler mit Anspielungen auf Religion, Fundamentalismus und Hirnforschung untermalen. "Wenn ein Erzähler den Leser erreicht, öffnet sich eine Tür", teilt Peter uns aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit. Peter erreicht seine Leser mit dem Bild von den elefantengroßen Geheimnissen, die seine Eltern zu verbergen haben. Høegs jugendlicher Ich-Erzähler kokettiert schamlos mit seiner Jugend und verkündet zugleich erstaunlich tiefgründige philosophische Gedanken. Der makabre Humor des Erzählers, verknüpft mit übersprudelnder Lust am Fabulieren, haben mich in Peter Høegs neuem Roman sofort in ihren Bann gezogen. Die enge Geschwisterbeziehung und die spürbare Liebe der Kinder zu ihren exzentrischen Eltern holen den Leser aus den Höhenflügen ins Absurde immer wieder auf den Boden der Realität zurück.
    Wenn Sie auf groteske Ereignisse in protestantischen Pfarrhäusern empfindlich reagieren, sollten Sie diese temporeiche Geschichte meiden. Wer sich von Larsens "Die Karte meiner Träume" oder Chabons "Die Vereinigung jiddischer Polizisten" gut unterhalten fühlte, sollte dagegen unbedingt zugreifen.
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  • Rezension zu Die Kinder der Elefantenhüter

    Inhalt
    Manche Menschen tragen etwas in sich, das größer und stärker ist als sie selbst es sind. Peter nennt sie Elefantenhüter. Er muss es wissen, denn seine Eltern sind auch von der Sorte. Durch ihre inszenierten Wunder sind sie schon einmal mit der Justiz in Konflikt geraten. Nun sind sie zum zweiten Mal verschwunden, doch diesmal ist es anders. Gemeinsam mit seiner Schwester Tilte und seinem Hund Basker macht sich Peter auf die Suche nach seinen Eltern. Allerdings sind noch jede Menge anderer Leute daran interessiert, dass die Eltern gefunden werden...
    Autor (Verlagsseite)
    Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, studierte Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. Mit dem Roman «Fräulein Smillas Gespür für Schnee», der auch als Verfilmung sehr erfolgreich war, wurde er international berühmt. Nach zahlreichen Reisen gründete er eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Peter Høeg lebt heute in der Nähe von Kopenhagen.
    Meine Meinung
    Dieser Roman ist wirklich alles: spannend, witzig, überdreht, ernst und tiefgründig. Peter Høeg gelingt der Balanceakt so unglaublich gut, es ist beinahe nicht zu fassen. Er jongliert mit den Weltreligionen und den existenziellen Fragen des Fragen des Lebens, die sich jeder stellt. Den erhobenen Zeigefinger braucht man dabei nicht zu fürchten. Der Handlungsverlauf ist herrlich skurril, das gleiche gilt für die Figuren. Ich mochte sie sehr gern, jede einzelne.
    Peter Høeg gibt ihnen nicht nur eine Stimme, man hat das Gefühl, dass es sie wirklich gibt. Dadurch ist es unmöglich, das Geschehen als unwahrscheinlich oder haarsträubend abzutun. Es macht auch einfach zu viel Spaß. Peter und Tilte bilden das Glanzstück, sie sind ganz weit oben auf meiner Liste der Lieblingscharaktere. Der Schluss ermöglicht einen sanften Ausstieg aus Finø. Es ist mir sehr schwergefallen, das ausgelesene Buch zuzuklappen. Ich wäre gern länger geblieben.
    Fazit
    Ein Meisterwerk, das glücklich macht +
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  • Rezension zu Die Kinder der Elefantenhüter

    Die Kinder der Elefantenhüter von Peter Høeg
    Inhalt:
    (das sagt der Klappentext)
    […]
    Meine Meinung:
    Das Buch ist eines, das sich vermutlich in kein Genre zwängen lässt und es ist eines der tollsten Bücher, die ich je gelesen habe. Das Buch, dessen Äußeres für mich auf einen historischen Roman hingedeutet hatte, spielt in der Neuzeit und bietet auf fast jeder Seite eine ideale Mischung aus Witz, Spannung und Tiefgang. Ich war immerwieder überrascht. Der Protagonist und Erzähler, der vierzehnjährige Peter Finø, nimmt den Leser mit auf eine Reise durch sein Leben und alles hätte um ein Haar so passiert sein können. Die Geschichte, die er erzählt, ist haarsträubend, aber durch seine Worte doch glaubhaft. Die Personen und Charaktere die hier beschrieben werden wirken alle hundert prozentig Lebensecht, denn zu allen hat der Erzähler seine persönlichen Erfahrungen, die er mit dem Leser teilt. Man kann mit ihm lachen und über vieles nachdenken.
    Dieser Roman ist eine Ansammlung von philosophischen Thesen, Anekdoten und Erinnerungen die durch eine unglaubliche Geschichte mit Kriminal- und Agenten-Elementen miteinander verwoben werden.
    Es ist also ein Buch das sich auch nur seehr schwer beschreiben lässt, man muss es gelesen haben um zu verstehen was gemeint ist. Ich kann es jedem nur wärmstens empfehlen, sich seine eigene Meinung zu bilden, denn ich schätze, es muss für jeden Leser etwas dabei sein.
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Ausgaben von Die Kinder der Elefantenhüter

Taschenbuch

Seitenzahl: 496

Hardcover

Seitenzahl: 488

E-Book

Seitenzahl: 489

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:16h

Die Kinder der Elefantenhüter in anderen Sprachen

  • Deutsch: Die Kinder der Elefantenhüter (Details)
  • Englisch: The Elephant Keepers' Children (Details)
  • Französisch: Les enfants des cornacs (Details)
  • Italienisch: I figli dei guardiani di elefanti (Details)
  • Niederländisch: De kinderen van de olifantenhoeders (Details)

Besitzer des Buches 18

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