Stay away from Gretchen

Buch von Susanne Abel

  • Kurzmeinung

    Estelle Raven
    Das Buch hat mich sehr berührt. Sehr gut recherchiert und flüssig geschrieben.
  • Kurzmeinung

    Simiii
    Unfassbar emotional , tiefgreifende Geschichte

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Stay away from Gretchen

Eine große Liebe in dunklen Zeiten Der bekannte Kölner Nachrichtenmoderator Tom Monderath macht sich Sorgen um seine 84-jährige Mutter Greta, die immer mehr vergisst. Was anfangs ärgerlich für sein scheinbar so perfektes Leben ist, wird unerwartet zu einem Geschenk. Nach und nach erzählt Greta aus ihrem Leben - von ihrer Kindheit in Ostpreußen, der Flucht vor den russischen Soldaten im eisigen Winter, der Sehnsucht nach dem verschollenen Vater und ihren Erfolgen auf dem Schwarzmarkt in Heidelberg. Als Tom jedoch auf das Foto eines kleinen Mädchens mit dunkler Haut stößt, verstummt Greta. Zum ersten Mal beginnt Tom, sich eingehender mit der Vergangenheit seiner Mutter zu befassen. Nicht nur, um endlich ihre Traurigkeit zu verstehen. Es geht auch um sein eigenes Glück.
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Serieninfos zu Stay away from Gretchen

Stay away from Gretchen ist der 1. Band der Gretchen Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 2021. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2022.

Bewertungen

Stay away from Gretchen wurde insgesamt 63 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Das Buch hat mich sehr berührt. Sehr gut recherchiert und flüssig geschrieben.

    Estelle Raven

  • Unfassbar emotional , tiefgreifende Geschichte

    Simiii

  • Eine Geschichte, die berührt. Sehr schön gesprochen.

    -the-black-one-

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Stay away from Gretchen

    Der bekannte Reporter und Fernsehmoderator Tom Monderath macht sich große Sorgen um seine 84jährige Mutter Greta, die immer vergesslicher wird. Alle Anzeichen deuten auf eine beginnende Demenzerkrankung. Tom muss sich überlegen, wie seine Mutter weiterhin versorgt werden kann und verbringt nun auch mehr Zeit mit ihr. Dabei entdeckt er in der Wohnung zufällig das Foto eines dunkelhäutigen Mädchens. Greta hat über die Vergangenheit noch nie gerne geredet, auf Toms Frage, wer dieses Kind sei, verstummt die Mutter jedoch endgültig.
    Susanne Abel hat mit ihrem Roman eine wundervolle, tief traurige Geschichte über eine große Liebe in furchtbaren Zeiten vorgelegt. Die Handlung ist auf zwei Zeitebenen angesiedelt, einmal 2015/16, das andere Mal in den Kriegs- bzw. - Nachkriegsjahren zwischen 1939 und Anfang der 1950er Jahre. Beide Handlungsstränge hat die Autorin ganz hervorragend ausgearbeitet und die Übergänge sehr geschickt miteinander verbunden.
    Die Protagonisten haben mir allesamt sehr imponiert, sind sie doch charakterlich äußerst differenziert und vielschichtig ausgearbeitet. Der Mittvierziger Tom Monderath ist eine sehr interessante und sympathische Figur. Zwischen Midlife-Crisis, Berufsstress und der Sorge um seine Mutter zerrieben, muss Tom für sich erst noch herausfinden, was im Leben wirklich zählt. Die Aufarbeitung von Gretas Vergangenheit wird dabei für ihn zur Schlüsselrolle. Die Theorie, dass traumatische Ereignisse einer Generation noch Auswirkungen in der nächsten und übernächsten haben können, klingt in der Geschichte immer wieder an.
    Sehr dramatisch und berührend schildert Susanne Abel die Flucht Gretas und ihrer Familie von Ostpreußen nach Heidelberg. Unvorstellbares mussten die Vertriebenen erdulden, deren Elend man sich kaum vorzustellen vermag. Aber auch der Neubeginn war alles andere leicht, der tägliche Überlebenskampf das alles beherrschende Thema.
    Mit dem farbigen GI Bob Cooper tritt wiederum ein sehr liebenswerter Protagonist in Erscheinung. Gerne gönnt man den beiden Verliebten die wenigen unbeschwerten Stunden miteinander. Susanne Abel bringt in ihrem bemerkenswerten Roman aber auch die Ungleichbehandlung von weißen und dunkelhäutigen Amerikanern eindrucksvoll zur Sprache. Mir war gar nicht bewusst, welchen Repressalien die Afroamerikaner seitens ihrer Kollegen ausgesetzt waren, wie wenig Gleichberechtigung vor dem amerikanischen Gesetz zählte, wenn es etwa um die Eheschließung mit weißen Frauen oder um das Sorgerecht für die eigenen Kinder ging. Das alles sind Tatsachen, die den Leser einfach sprachlos zurücklassen.
    Sehr gut beschreibt die Autorin am Beispiel von Gretas Vater aber auch die dramatische Persönlichkeitsveränderung vieler Kriegsheimkehrer. Aus einst liebevollen Ehemännern und Vätern waren durch deren furchtbare Erlebnisse, über die kaum einer sprechen konnte, tobende, trinkende und schlagende Fremde geworden.
    Ein weiteres dominierendes Thema wird gegen Ende des Romans der Umgang mit den Kindern, die aus der Verbindung zwischen deutschen Frauen und amerikanischen Besatzern hervorgegangen waren. Besonders hart traf es dabei wiederum die farbigen Mischlinge. Sie wurden aus den Kinderheimen scharenweise nach Amerika gebracht und dort zur Adoption freigegeben. Viele von ihnen haben es nicht gut getroffen, und wurden oft nur als billige Arbeitskräfte gesehen.
    Mir hat sehr gut gefallen, wie Susanne Abel diese Tatsachen, die vielen von uns heute gar nicht mehr bewusst sind, in ihrem Roman verarbeitet und für künftige Leser bewahrt hat.
    Nicht zuletzt sei noch erwähnt, wie treffend und doch respektvoll die Autorin Greta auf ihrem Weg ins Vergessen beschrieben hat. Die verwirrte alte Dame, deren Vergangenheit immer mehr zur Gegenwart wurde, habe ich tief ins Herz geschlossen. Trotz aller Tragik konnte mir ihr trockener Humor, der mich an viele Aussprüche meiner eigenen Großmutter erinnert hat, immer wieder ein Schmunzeln entlocken.
    Im Nachwort berichtet die Autorin von der Inspiration, die zu dieser Geschichte führte und gibt Einblick in ihre großartige Recherchearbeit. Sie hat für ihr Buch wirklich viele Themen aufgegriffen, die heute noch aktuell sind, aber auch weniger bekannte dem Vergessen entrissen. Dazu verfügt sie über einen äußerst lebendigen Erzählstil, der das Kopfkino aktiviert und die gesamte Handlung wie einen Film vor dem inneren Auge des Lesers ablaufen lässt.
    Jedenfalls gehört dieser wundervolle Roman mit seinen beeindruckenden Charakteren, der mich zu Tränen rührte, zu den ganz besonderen Leseerlebnissen, die noch lange in mir nachwirken werden.
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  • Rezension zu Stay away from Gretchen

    Ich habe schon einige Bücher gelesen, die Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg zum Thema hatten. Aber den in diesem Buch geschilderten Aspekt - die Flucht einer Familie aus Ostpreußen und ihr harter Neuanfang in Deutschland - kannte ich tatsächlich noch nicht. Ebenso kamen die Soldaten der Besatzungsmächte meiner Erinnerung nach bisher nie in einem meiner gelesenen Bücher vor.
    Insofern ein ganz neues Thema für mich, das mich ziemlich schnell in seinen Bann gezogen hat. Voller Spannung und Interesse las ich von Gretchen und ihrem Lebenweg - sowohl im Nachkriegsdeutschland als auch in der heutigen Zeit.
    Es ist allerdings auch keine leichte Kost, an mehreren Punkten hat mich die Geschichte tief bewegt und ließ mich einmal mehr dankbar sein, in der heutigen Zeit in Mitteleuropa leben zu dürfen.
    Dass ich trotz der unbequemen Details dennoch immer weiterlesen wollte hängt zu einem nicht unwesentlich Teil auch an dem wundervollen Schreibstil von Susanne Abel. Kein Wort zu viel aber auch keines zu wenig. Ehrlich und authentisch geschrieben, aber auch so, dass man als LeserIn voller Empathie für die Figuren ist, denen Abel so wunderbar Leben eingehaucht hat.
    Dabei ist dieses Buch anscheinend ihr erster Roman, sie ist eigentlich im Bereich Dokumentarfilm zu Hause. Daher ist ihr wohl gutes Recherchieren auch nicht fremd, denn das hat sie für diesen Roman sehr ausführlich und gewissenhaft getan. Im Anhang zählt Susanne Abel zahlreiche Quellen auf. Wenn sie diese Bücher alle durchgearbeitet hat, dann war die Arbeit an diesem Buch - abseits der reinen Schreibarbeit - echt nicht ohne!
    Aber es hat sich soo gelohnt, liebe Frau Abel!
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  • Rezension zu Stay away from Gretchen

    Der Klappentext dieses Buches kann nur in Ansätzen wiedergeben, was diese Geschichte alles beinhaltet. In Wahrheit steckt noch so viel mehr darin.
    Durch den Protagonisten Tom wird der Leser mitgenommen in die Medienwelt. Er erfährt, was sich hinter den Kameras abspielt, wird mitgenommen zu Berichterstattungen, Interviews. Den Beruf des Nachrichtensprechers betrachte ich nach dem Lesen mit ganz neuen Augen. Es gehört so viel mehr dazu, als fünfzehn Minuten lang von den aktuellsten Geschehnissen zu berichten, möglichst ohne sich dabei zu versprechen.
    2015 ist die Flüchtlingskrise auf einem ihrer Höhepunkte. Schonungslos und mit ihrem ganz eigenen Blick reist Susanne Abel mitsamt ihren Lesern zurück in diese Zeit. Erinnerungen werden geweckt, Bilder werden lebendig. Die meisten von ihnen sind sehr unschön.
    Greta und Tom, Mutter und Sohn, erzählen, was es bedeutet, wenn Vergangenheit und Gegenwart sich vermischen, wenn Erinnerungen verloren scheinen, nur um dann umso eindrücklicher lebendig zu werden. Aus der Perspektive der Erkrankten und der eines Angehörigen wird die Krankheit Demenz beleuchtet. Und wie! Besonders die Textstellen, in denen Greta selbst zu Wort kommt, der Leser in ihren Kopf reist und einen Eindruck davon bekommt, wie sich diese Krankheit anfühlen könnte, haben mich bewegt.
    Und dann sind da die Kapitel, die in der Vergangenheit spielen, beginnend mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs und darüber hinaus. So eindringlich beschreibt die Autorin, was es bedeutet hat, in dieser Zeit aufzuwachsen, zu erleben, wie der Vater in den Krieg zieht, was Flucht bedeutet und wie es sich anfühlt, vertrieben worden und nicht willkommen zu sein. Gretas Schicksal geht noch so viel weiter, aber mehr möchte ich dazu an dieser Stelle nicht sagen. Nur, dass ihr Leben Spuren hinterlassen hat. Dass ich so sehr mit ihr mitgefühlt habe. Und sie ist nur eine von vielen, die ein ähnliches Schicksal ereilt hat.
    Und dadurch spannt sich auf so geniale, wenn auch tragische Weise der Bogen in die Gegenwart. Denn es sind die Bilder der Flüchtlingskrise 2015, die die Erinnerungen an ihr eigenes Schicksal in Greta wachrütteln.
    Das alles steckt in diesem Buch. Und noch so viel mehr. Und dazu erzählt auf so lebendige, eindringliche und bewegende Weise, dass es sich gleichzeitig so anfühlt, als hätte ich einen über fünfhundert Seiten dicken Wälzer gelesen, und doch nicht. Ich bin sehr beeindruckt!
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  • Rezension zu Stay away from Gretchen

    Die Autorin legt einen zeitgeschichtlichen Roman vor, der - wie viele andere solcher Geschichten - auf zwei Zeitebenen spielt. Das hat eine Reihe von Vorteilen: Als Bewohner der Gegenwartsebene fühlt man sich unmittelbar angesprochen, selbst wenn die Haupthandlung vor dem eigenen Erfahrungshorizont stattfand. Noch wichtiger für den Plot ist natürlich, dass durch den Zeitsprung die Auswirkungen früherer Geschehnisse einbezogen werden können. Der entscheidende Zugewinn liegt aber sicher darin, dass die Gegenwartsperspektive infolge der eingebauten Distanz ganz andere Einordnungen der historischen Ereignisse ermöglicht.
    Der Roman über Gretchen macht sich alle diese Vorteile zu nutze. Während es zunächst einen wiederholten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gibt, werden - auch das ein beliebter erzählerischer Kniff - am Ende die Ebenen die Ebenen zusammengeführt.
    Der smarte Chef-Nachrichtenmann eines großen Senders lebt ein hektisches, aber halbwegs zufriedenes Wohlstands-Single-Leben. Wenn da nur nicht die eigene Mutter (Gretchen) von der Alzheimer-Plage befallen wäre. Ausgerechnet in der Phase ihrer nachlassenden Gedächtnis- und Geisteskräfte stößt der Sohn auf das bisher geheime Vorleben seiner Mutter. Plötzlich bekommen bedrückende Kindheits-Erinnerungen an ihre depressive Grundstimmung eine völlig neue Erklärung.
    Die Auflösung liegt in Heidelberg. Dort hat sich Gretchen unmittelbar nach dem Krieg in einen farbigen Besatzungs-Soldaten verliebt - so sehr verliebt, dass es nicht nur emotionale, sondern auch biologische Folgen hatte.
    Es ist letztlich das Schicksal dieses Kindes (Marie), an dem das Kernthema dieses Romans exemplarisch aufgefächert wird. Als Leser erhalten wir einen tiefen Einblick in einen Aspekt deutsch-amerikanischer Nachkriegsgeschichte, der sonst nicht gerade im Brennpunkt des Interesses liegt. Es geht um Diskriminierung und Rassismus auf beiden Seiten des Atlantiks - vermittelt durch die (alles andere als rosarote) Brille einer betroffenen jungen Familie.
    Der besondere Verdienst dieses gut recherchierten Romans liegt darin, die zum Himmel schreiende Widersprüchlichkeit auf beiden Seiten herauszuarbeiten: Die Amis retten Europa vom Rassenwahn der Nazis und stecken gleichzeitig selbst mittendrin in ihrem eigenen Rassismus. Die Deutschen hatten gerade erfahren, wohin die Herrenmenschen-Ideologie führt - und diskriminieren munter weiter die während der Besatzung gezeugten "Mischlings-Kinder".
    Damit keine falscher Eindruck entsteht: Dieser Roman macht nicht Politik oder Ideologie zum Thema, sondern erzählt sehr persönliche Schicksale. Eine Bewertung findet aus der Gegenwartsebene statt (s.o.).
    Susanne ABEL geht den Weg der emotionalen Ansprache, der Identifikation, des Mitfühlens, der Empörung. Dabei zieht sie durchaus alle Register, die eine Geschichte üblicherweise anregend, anrührend und spannend machen. Es wird geliebt, es wird unterdrückt, es werden unmenschliche Entscheidungen gefällt, es wird gelitten.
    Das Entscheidende ist dabei: Liebe und Glück werden verhindert, werden vorenthalten - durch Bedingungen und Entscheidungen, die auch ganz anders hätten sein können.
    Auch in der Gegenwart spielen sich emotionale Dramen ab, allerdings eingebettet in eine System von Versorgung und Sicherheit. Hier ist dann Platz für das ein oder andere komische Element, das ein bisschen Erholung von der Anspannung schafft.
    Wenn man will, findet man sicher auch in diesem Roman klischeehafte Erzählmuster. Wenn man als Autorin heftige Emotionen wecken möchte, passieren auch manchmal Dinge oder werden Dialoge geführt, die man bei nüchterner Betrachtung auch "kitschig" finden kann. Ja, es wird auch dick aufgetragen, in dieser Erzählung. Es gibt eine Meng Stoff für das "Herz". Wem das zu "platt" ist, der/die ist hier verkehrt. Diesen Roman sollte niemand lesen, der/die sich nicht anrühren lassen möchte.
    ABEL hat einen intelligenten und aufklärerischen Roman geschrieben, den man auf verschiedenen Leseebenen genießen kann. Es gibt keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen Wissenserwerb und feuchten Augen.
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  • Rezension zu Stay away from Gretchen

    Die Mutter des bekannten Fernsehmoderators Tom Monderath verirrt sich auf der Autobahn und glaubt, dass ihr Zuhause Eylau in Ostpreußen ist. Anfangs klammert sich Tom noch an die Hoffnung, dass der verwirrte Zustand seiner Mutter auf die hohen Temperaturen des heißen Sommers zurückzuführen ist. Das passt auch besser in das unstete Leben, das er führt. Mit der Zeit muss er sich aber damit auseinandersetzen, dass seine Mutter an Demenz leidet und ihr mehr Zeit widmen. Dann findet er Briefe und Bilder aus der Zeit nach dem zweiten Wletkrieg und bevor Greta immer mehr vergisst, erzählt sie ihrem Sohn von ihrer Kindheit in Preußisch-Eylau, ihren Eltern, Großeltern und der schrecklichen Flucht vor den Russen im eisigen Winter. Sie erzählt aber auch darüber, wie sie in Heidelberg lebt und den amerikanischen GI Robert Cooper kennenlernt. Später entdeckt Tom das Foto eines dunkelhäutigen Mädchens und Greta hüllt sich in Schweigen. Da begreift Tom, dass er sich auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Mutter begeben muss, um ihre Trauer und das Verdrängen zu verstehen und ihr zu helfen.
    Susanne Abel ist es gelungen, eine kraftvolle Erzählung aufzubauen. Ein bewegender Roman, der in zwei Zeitebenen spielt und von einer großen Liebe sowie vom Schicksal mehrerer Generationen erzählt. Die Autorin greift dabei verschiedene Teile deutscher Geschichte auf, das Trauma des zweiten Weltkrieges ebenso wie die Not der Menschen in der Zeit danach. Darüber hinaus wird die Flüchtlingsbewegung des Jahres 2015 angerissen. Die schwierige Situation des Umgangs mit Demenzkranken nimmt am Beispiel von Tom und seiner Mutter Greta einen breiten Raum ein. Die Vorurteile und Rassenkonflikte in den USA, aber auch zum großen Teil in Deutschland nach dem 2.Weltkrieg und bis hinein in die 50er- Jahre, sind ein weiteres großes Thema und haben mich sehr bewegt. Die Autorin hat Vergangenheit und Gegenwart eng miteinander verknüpft. Tom und seine Mutter Greta kommen dabei aus wechselnden Perspektiven zu Wort. Susanne Abel hat ihre Protagonisten liebevoll und sehr authentisch gezeichnet. Neben Greta sind mir besonders ihre geliebten Großeltern ans Herz gewachsen, die gegen viele Widerstände immer für ihre Enkelin da waren. Dazu zählt aber auch Tom, der in seiner Sorge um Greta immer sympathischer wird und schließlich das Geheimnis um eine wahre, verbotene Liebe aufdeckt, die das Schicksal von Menschen nachhaltig geprägt hat. Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe hat mich tief berührt und besitzt aus meiner Sicht das Potential, sich zu einem Bestseller zu entwickeln. Ich vergebe fünf Sterne und spreche unbedingt eine Kaufempfehlung aus
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  • Rezension zu Stay away from Gretchen

    "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." (Wilhelm von Humboldt)
    Der bekannte Nachrichtensprecher Tim Monderath lebt gern als Single in Köln und genießt sein Leben mitsamt allen Freiheiten, die es zu bieten hat. Einzig die zunehmende Verwirrtheit seiner 84-jährigen Mutter Greta macht ihm Sorgen, denn die alte Dame vergisst immer mehr die Gegenwart. Als sich ihr Zustand weiter verschlechtert, bleibt Tim nichts anderes übrig, als sich mehr um Greta zu kümmern. Alte Fotos und Briefe aus der Vergangenheit lassen ihn nach und nach die Geschichte seiner Mutter erfahren, die in dem ostpreußischen Eylau ihre Kindheit verbracht hat, um dann im Zweiten Weltkrieg vor den Russen zu fliehen und nach Heidelberg kam. Beim Anblick eines Fotos von einem Mädchen dunkler Hautfarbe allerdings bringt Greta zum Verstummen und gibt Tom Rätsel auf. Was hat es mit dem Kind auf sich und was hat seine Mutter damit zu tun?
    Susanne Abel hat mit „Stay away from Gretchen“ einen sehr empathischen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der gleich mehrere diffizile Themen (wie Demenz, Krieg, Rassismus und Flucht) beinhaltet und gleichzeitig ein Frauenschicksal anhand geschichtlicher Ereignisse Revue passieren lässt. Der flüssige, bildgewaltige und einfühlsame Erzählstil lässt den Leser abwechselnd mal Tom wie einen Schatten in der Gegenwart folgen, um sein Umfeld und sein Leben kennenzulernen, führt ihn aber auch durch eine Reise in die Vergangenheit in Gretas Lebenslauf hinein, wo er ihre Erlebnisse und das ihrer Familie aus erster Hand miterlebt. Während sich Tom mit der Verwirrtheit seiner Mutter beschäftigen muss, die sich als Demenz herausstellt, erfährt er Dinge über Greta, von denen er bisher nichts wusste. Alte Geheimnisse drängen an die Oberfläche, die aufgrund der geschichtlichen Gegebenheiten lange verschüttet blieben und ihre Hüter gezeichnet haben. Die Autorin versteht es wunderbar, Gretas Geschichte mit historischen Fakten zu verweben, so dass der Leser mit ihr nicht nur die harten Zeit der Flucht aus Ostpreußen miterlebt, sondern auch in den Heidelberger Schwarzmarkt eintaucht und Gretas bittersüße Liebe zu einem farbigen GI hautnah miterlebt. Aber auch die Flüchtlingsbewegung im Jahr findet ihren Platz in dieser Geschichte und lässt die Handlung so sehr lebendig wirken. Gerade Toms Bemühungen um seine Mutter und der Austausch zwischen den beiden, wenn Greta klare Momente hat, sind unheimlich nahbar beschrieben und schicken den Leser durch ein wahres Wechselbad der Gefühle. Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass die Autorin aus einem Schatz an eigenen Erfahrungen schöpfen konnte.
    Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Mit ihren sehr glaubwürdigen menschlichen Eigenheiten wachsen sie dem Leser schnell ans Herz, der sich gut in sie hineinversetzen und mit beiden Seiten fühlen kann. Tim ist beruflich erfolgreich, führt ein ausgefülltes Leben, wobei ihm Ungebundenheit und Freiheit unheimlich wichtig sind. Die Gebrechlichkeit seiner Mutter passt nicht in sein Konzept, doch muss er sich um sie kümmern. Was erst eher unwillig aussieht und ihn eher hartherzig wirken lässt, entpuppt sich nicht nur als Angst vor Lebensveränderungen, sondern auch vor Verlust. Mehr und mehr kümmert er sich fürsorglich und liebevoll um Greta, taucht in ihr Leben ein, erfährt mehr über seine eigenen Wurzeln und vor allem über den Schmerz, den Greta all die Jahre verdrängt hat. Greta hat so viele Schicksalsschläge ertragen müssen, dass ihr Vergessen eine Art Flucht vor den vergangenen Dingen ist. Auch Gretas Großeltern spielen eine wichtige Rolle in dieser Geschichte.
    „Stay away from Gretchen“ ist ein wunderbarer Schicksalsroman, der mit vergangener Historie und gesellschaftlichen Normen eng verknüpft ist. Authentisch, berührend und vor allem großartig erzählt, klingt dieser tiefgründige Roman noch lange nach der letzten Seite nach. Absolute Leseempfehlung!
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Ausgaben von Stay away from Gretchen

Hardcover

Seitenzahl: 528

E-Book

Seitenzahl: 529

Taschenbuch

Seitenzahl: 544

Besitzer des Buches 90

Update: