Fata Morgana

Buch von William Kotzwinkle

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Ein großes Lesevergnügen. Scharlatanerie oder schwarze Magie in Paris 1861. Etwas mauer Schluss!

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Meinungen

  • Ein großes Lesevergnügen. Scharlatanerie oder schwarze Magie in Paris 1861. Etwas mauer Schluss!

    Jean van der Vlugt

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Fata Morgana

    Der Autor (Quelle: Rowohlt): William Kotzwinkle, geboren 1943, der auch Kriminalromane und Jugendbücher schreibt, erhielt mehrere literarische Auszeichnungen und gehört in Amerika schon lange zu den Bestseller-Autoren. Ein Kritiker schrieb: „Es wäre kein Wunder, wenn ein Kotzwinkle-Kult entstehen würde – stärker als bei Bukowski und Tolkien…“
    Klappentext (Quelle: Rowohlt): William Kotzwinkle, einer der aberwitzigsten und originellsten Autoren der modernen Weltliteratur, überrascht nach dem verrückten Beatnik-Roman „Fan Man“ und den erotischen „Nachtgeschichten mit einem „Horror-Krimi von Format … Ein Scharlatan beherrscht die feine und halbfeine Gesellschaft, indem er durch eine Wahrsagemaschine die Zukunft vorhersagt. Seine eigene Vergangenheit lässt er dabei wohlweislich im Dunkeln. Diese herauszufinden ist Aufgabe des Polizeiinspektors Paul Picard. Schauplatz Paris im Jahre 1861. Unerklärliche Todesfälle, bösartige mechanische Puppen und Schwarze Magie schrecken den Detektiv auf seiner Verbrecherjagd durch Europa bis nach Transsylvanien in den Karpaten. Aus dem Verfolger wird ein Verfolgter“ („Welt am Sonntag“)
    Englische, schwedische, deutsche und französische Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien 1977 als „Fata Morgana“ bei Alfred A. Knopf in New York (209 Seiten), neu aufgelegt u.a. 1980 bei Bantam Books in New York und Toronto (195 Seiten), 1983 bei Black Swan in London (158 Seiten), 1996 bei Marlowe & Company in New York (209 Seiten) und 2014 bei Open Road Integrated Media in New York (145 Seiten). Die schwedische Übersetzung von Nils Olof Lindgren erschien 1978 als „Fata Morgana“ bei Forum in Stockholm (194 Seiten). Die deutsche Übersetzung von Dirk Mülder erschien 1979 im Verlag Rogner und Bernhard in München (231 Seiten). Neu aufgelegt im August 1982 (und erneut 1984, 1987 und 1990) als rororo-Taschenbuch Nr. 4986 im Rowohlt Taschenbuch Verlag in Reinbek bei Hamburg (157 Seiten). Der Roman ist in deutscher Übersetzung auch in dem Sammelband „Der William-Kotzwinkle-Omnibus“ enthalten, der 1993 im Verlag Rogner und Bernhard bei Zweitausendeins in Hamburg veröffentlicht wurde (912 Seiten). Darin enthalten sind außerdem die Bücher „Fan Man“ (1974), „Nachtgeschichten" (1974), "Schwimmer im dunklen Strom" (1975) und "Dr. Ratte" (1976). Die französische Übersetzung von Jean-Paul Gratias erschien 1988 als „Fata Morgana“ als Band 2 der Reihe „Rivages/Mystère“ bei Payot et Rivages in Paris (205 Seiten), wiederaufgelegt zuletzt 2016 ebendort als Nr. 1031 der Reihe „Rivages/Noir“ (224 Seiten).
    Deutsche Hörspielfassung:
    1985 wurde für den Norddeutschen Rundfunk in der Regie von Hans Rosenhauer nach einer Bearbeitung von Jürg Laederach eine 85-minütige Hörspielfassung des Romans produziert. Erstsendung am 8. Juni 1985. Mit u.a. Klaus Höhne als Picard, Lutz Mackensy als Duval und Gerhard Garbers als Lazare, sowie mit Fritz Lichtenhahn, Alexander Grill, Wolf Dietrich Berg, Hannelore Hoger, Manfred Steffen, Dietmar Mues und Gerda Gmelin.
    Der Roman ist in drei Teile gegliedert:
    Der Narr (43 Seiten) Münz-Bube (51 Seiten) Der Magier (48 Seiten)
    Meine Einschätzung:
    Ein ganz großes Lesevergnügen! Ein dicker, in die Jahre gekommener Inspector der Pariser Polizei, der bei seinen Vorgesetzten etwas abgemeldet ist, seitdem er einen schmierigen Frauenmörder entkommen und sich die Rübe demolieren ließ, wird nach seiner Rekonvaleszenz im Jahr 1861 auf die Überprüfung der Person des Zauberkünstlers Ric Lazare abgeschoben, dessen magische und verruchte Soireen nicht zuletzt dank seiner Wahrsagemaschine der letzte Schrei der gehobenen Schichten sind. Wirkt hier ein Scharlatan oder Schwarze Magie? Ist Lazare die Wiedergeburt des legendären Grafen Cagliostro oder ist nur ein verbrecherischer Schurke auf das Geld der Reichen und Schönen aus?
    In filmischer Einfachheit wechseln die Schauplätze durch etliche Ecken Europas, was dem Roman einen großen Drive verpasst. Auf den Spuren eines geheimnisvollen Herstellers mechanischer Spielzeuge führt Paul Picard seine Ermittlung über Nürnberg und Budapest bis nach Transsylvanien. Der Stil des Romans schuldet den Urvätern der amerikanischen Hardboiled-Schule mit ihren noiren Privatdetektiven genauso viel wie den Maschinenmenschen eines E.T.A. Hoffmann, den arabesken Schauergeschichten von William Beckford (“Vathek“), den spannungsreichen Feuilletonromanen des heute fast vergessenen Eugène Sue („Die Geheimnisse von Paris“) oder den pulpigen Superschurken-Storys von Sax Rohmer („Dr. Fu Manchu“). Alles angerührt mit freizügig deftiger Dirnen- und Lebedamen-Erotik und Tonnen von Lokalkolorit.
    Ein sehr unterhaltsamer Roman über Magie, Illusion und Täuschung, die Kraft des Brimboriums, über die Gewalt, die Flüche, Träume und Worte auf uns ausüben können, aber auch eine Geschichte über Verlangen und Ausschweifungen. Man gibt sich gerne hin, sei es dem kulinarischen Genuss, dem Inspector Picard so oft frönt, seien es die Orgien im Palais des extravaganten Grafen oder der große Pariser Ball zur Ehre der Huren! Man lässt sich gerne täuschen und umgarnen. Der Schluss ist im Sinne des Romans "selbstverständlich" ein Trugschluss, was zwar sehr clever ist, mir aber bei aller Cleverness dann doch etwas zu mau schien.
    Der Roman ist sehr sinnlich, voller satter Farben gezeichnet. Sehr spannend und temporeich. Mit äußerst bildhaft und lebensecht gezeichneten Figuren. Angenehm verspielt wird mit den Begriffen Schwindel, Täuschung und Beschwörung hantiert, dass auch der Verstand nicht zu kurz kommt. Eine faszinierende, weltläufige Geschichte, die einen Jedermann in eine verruchte, geheimnisvolle Welt blicken lässt. Großartige Setpieces, ein sündiges Vergnügen voller zum Schneiden dicker Atmosphäre. Das ist mein Verständnis eines Page Turners!
    Heutzutage würde so ein Stoff gleich von vornherein als Romanserie geplant und dann lahm verläppern. Kotzwinkle lässt sich seinen Einfallsreichtum nicht von Serien-Erwägungen beschränken und zündet seine Kerzen ständig von beiden Seiten an, um seine schriftstellerische Lässigkeit und Originalität hell erstrahlen zu lassen. Und auch wenn mich das Ende leicht ernüchtert hat, kann eine solche Geschichte eigentlich nicht anders enden als mit so einer langen Nase, wie sie dem Leser hier gedreht wird.
    Vier Sterne, wenn das mal reicht.
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Ausgaben von Fata Morgana

Taschenbuch

 

Hardcover

Seitenzahl: 232

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