Dschihad: Heiliger Krieg. Der Islam in Konfliktsituationen der Gegenwart

Buch von Martin Robbe

Bewertungen

Dschihad: Heiliger Krieg. Der Islam in Konfliktsituationen der Gegenwart wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Dschihad: Heiliger Krieg. Der Islam in Konfliktsituationen der Gegenwart

    Der Islam ist für westliche Beobachter, die vorwiegend in christlicher, jüdischer oder säkularer Tradition aufwachsen, schwer einzuschätzen. Umso schwieriger ist es, wenn man in der veröffentlichten Meinung mit Begriffen konfrontiert wird, die im politischen Sinne benutzt werden, dem Grunde nach aber religiöser Terminologie entstammen und mehrere Bedeutungen haben. Solch ein Begriff ist der "Dschihad", im Folgenden Jihad genannt.( Vgl.I.Khoury - Islam)
    Begriffe wie Islamismus, Heiliger Krieg, Heiliger Islamischer Jihad, Heiliger Islamischer Krieg, werden dabei in den Medien oft als Synonyme verwendet.
    1.1
    Jihad heißt zunächst aber nicht Heiliger Krieg. Heilig könnte man noch nachvollziehen im Sinn von "religiös verdienstvoll", Krieg aber ist irreführend, da Jihad im Islam immer eine auf das Individuum bezogene Handlung bezeichnet, die genau heißt: Sich bemühen um Gottes Sache unter Einsatz von Gut und Leben.
    Der sich da bemüht ist immer der einzelne Muslim, nie eine Institution, wie etwa ein Staat.( Vgl. G.Rotter - Welten des Islam)
    Im Arabischen gibt es für Krieg ein eigenes Wort, al - harb, nicht aber Jihad.
    Das Handeln für die Sache des einzelnen Muslim kann dabei auch mit Kampf verbunden sein, ist aber ohne direkten Bezug dazu.
    1.2 Wenn ein muslimischer Führer zum Jihad aufruft ist das keine Kriegserklärung im völkerrechtlichen Sinn, sonder alle die auf ihn hören wollen, können sich zum freiwilligen Einsatz bereitfinden.
    Meistens sind die Adressaten dabei intern andere Muslime, nicht aber ein konkreter äußerer Gegner.
    Jihad heißt also sich bemühen, alternativ zu arabisch "quital", kämpfen. Zudem kann Gefolgschaft zum Jihad nicht erzwungen werden. Die Fehldeutung geht darauf zurück, dass im Koran die Welt zwischen "Krisengebiet" und " Islamgebiet" unterteilt wird. Letzteres heißt dal- al - harb, Harb ist wirklich Krieg, aber kein Synonym von Jihad.
    1.3. Sure 4/90 : "Wenn sie sich von Euch fernhalten (Nichtmuslime),erlaubt Gott euch nicht gegen sie vorzugehen.".
    Sure 6/62 " Sie haben ihre Religion und ihr habt eure Religion". ( Koran in Übersetzung von Mohammad Abdul Sallah)
    Unterschieden wird auch hier die sunnitische und schiitische Variante des Jihad. Vielmehr als die Sunna, legt die Schia den Jihad als Faktor politischer Aktion und Demonstration aus. Dabei ist allerdings die hier gezeigte Form des "Nationalstaatlichen Fundamentalismus" eine contradictio in ipse und nichts weiter als Nationalismus.
    ( Im Iran vor allem seit der Revolution von 1979)
    Fazit:
    In westlichen Publikationen wird die Berichterstattung über islamischen Jihad indes immer farbiger: " Das Schwert des Islam", Das Grüne Schwert des Islam" , " Der Krummdolch des Islam", " Allahs Schwert",
    Die Klischees und Worthülsen der Mediensprache haben eine einfache Funktion: Sie wollen mit einem Wort deutlich machen, was in fremden Ländern und Kulturen vorgeht.
    Dank eines kleineren Abschlusses in Religionsgeschichte konnte ich Robbes Ausführungen weitgehend nachvollziehen, sonst wäre das vorausgesetzte Wissen um den Islam und den Koran wohl zu hoch angesetzt, hier muss ich Kritik anmelden, denn diese fehlende Transparenz steht dem Verständnis im Wege.
    Robbe erklärt aber zum Teil auch schlüssig hochkomplizierte Vorgänge, die in der Betrachtung der Medien zu oft simplifiziert werden.
    Der Begriff Jihad kann alleine nicht klären, worum es bei gewaltsamen Anschlägen im Namen des Islam global geht,das kann dieser Begriff nicht leisten.
    Natürlich ist Jihad in Verbindung mit Gewalttätern keine Erfindung der Medien. Das existiert durchaus und ist kritisch zu sehen. Aber dabei ist Differenzierung notwendig, die Muslime sehen oft in dieser Art der Berichterstattung antiislamische Tendenzen, die das Verständnis zusätzlich erschweren. Die Erfassung der religiösen und kulturellen Dimension des Jihad ist dabei eine Aufgabe, die diese Arbeit Robbes versucht hat, mit Erfolg finde ich.
    Die Sprache ist klar und anschaulich, man merkt dem Autor die lebenslange Dozentenerfahrung an, er kann auch dem interessierten Laien dieses spannende und wichtige Thema näherbringen.
    Aus den erwähnten Gründen leichter Überfrachtung werden es nur vier Sterne, auch wenn es leicht hätten fünf werden können.
    Martin Robbe, geb.1932, ist ein deutscher Religionsphilosoph und Historiker, der auf den Nahen Osten spezialisiert ist.
    Er war stellvertretender Direktor des Institutes für Geschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften in der DDR.
    Später war er Herausgeber der Mitteilungen des "Institutes für Orientfragen" bis 1992 und Leiter der "Gesellschaft für auswärtige Politik."
    Seine zahlreichen Arbeiten über den Islam fanden weltweit, auch in islamischen Ländern wie Ägypten und Jordanien große Beachtung.
    .
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Ausgaben von Dschihad: Heiliger Krieg. Der Islam in Konfliktsituationen der Gegenwart

Taschenbuch

 

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