Der arme Weiße

Buch von Sherwood Anderson, Joan Edo Moreno, Amedeo Modigliani, Carola Moreno Torres, Weitere s. u.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der arme Weiße

    Der Autor (Quelle: Wikipedia): Sherwood Anderson (* 13. September 1876 in Camden, Ohio; † 8. März 1941 in Colón, Panama) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. Insbesondere sein Werk Winesburg, Ohio aus dem Jahr 1919 gilt als bedeutender Klassiker der amerikanischen literarischen Moderne.
    Klappentext (Quelle: Insel-Verlag 1987):
    Das inmitten der Maisfelder Ohios gelegene beschauliche Agrarstädtchen Bidwell expandiert, ausgelöst durch das Wirken eines Erfinders und die darauf einsetzende hektische Betriebsamkeit geschäftstüchtiger Unternehmer, gleichsam über Nacht zu einem Zentrum des Industriekapitalismus. Die Arbeiter werden erbarmungslos ausgenutzt, die Betriebe der alteingesessenen Handwerker niederkonkurriert, der Bauboom beschert den Menschen Behausungen des Unbehaustseins, Schönheit muss standardisierter Hässlichkeit weichen, der natürliche Lebensraum des Menschen wird zerstört, die Psyche des Individuums deformiert. Erst spät, dafür aber um so klarer, erkennt Hugh McVey, der Erfinder, welchen Irrweg er beschritten hat. McVey, der bislang als Mann der Technik nur auf seine Tätigkeit fixiert war und sich von den Profiteuren missbrauchen ließ, vollzieht am Ende eine radikale Abkehr von der Sphäre des Geschäfts und findet in der Hinwendung zum Mitmenschen und zur sozialen Verantwortung auch zu sich selbst.
    Englische, deutsche, italienische, spanische und französische Ausgaben:
    Die amerikanische Originalausgabe erschien im September 1920 (in zweiter Auflage im Februar 1921) unter dem Titel „Poor White“ im Verlag Benjamin W. Huebsch in New York (321 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1966 mit einer Einleitung von Walter B. Rideout in der Reihe „Compass Books“ im Verlag „The Viking Press“, New York (362 Seiten), 1993 als Band 763 der Reihe „New Directions Paperbook“ bei New Directions, New York (363 Seiten) und 2018 mit einer Einleitung von John Lingan bei Belt Publishing in Cleveland (332 Seiten).Die deutsche Übersetzung aus dem Amerikanischen stammt von Karl Lerbs. Sie erschien zunächst 1925 unter dem Titel „Der arme Weisse“ bei Insel, Leipzig. Für die Neuauflage unter dem Titel „Der arme Weiße“, die 1987 im Insel-Verlag Anton Kippenberg in Leipzig erschien, wurde die Lerbs-Übersetzung von Eva Manske neu durchgesehen. Diese Hardcover-Ausgabe (370 Seiten) enthält außerdem ein 20-seitiges Vorwort von Sydney J. Krause, Englisch-Professor von der Kent State University in Kent, Ohio.Eine erste italienische Übersetzung von Luisella Quilico erschien 1959 (oder früher) unter dem Titel „Un povero bianco“ als Band 41 der Reihe „Bosco" bei Arnoldo Mondadori Editore in Verona (305 Seiten), wiederaufgelegt u.a. 1979 mit einer Einleitung von Ferruccio Fölkel als Band 64 der Reihe „Oscar narrativa“ bei Mondadori in Mailand (274 Seiten). 2011 erschien eine Neuübersetzung von Eugenio Ponzilli bei Nobel in Rom, herausgegeben von Ilenia Carrone (342 Seiten).Eine spanische Übersetzung von José Antonio Bravo erschien 2013 unter dem Titel „Pobre blanco“ als Band 91 der Reihe „Bárbaros“ im Verlag Ediciones Barataria in Mexiko (320 Seiten). Ob es die gleiche Übersetzung wie die 1929 bei Cervantes in Barcelona erschienene ist, ist mir nicht bekannt.Eine französische Übersetzung von Anne Misès erschien (erst?) 2013 unter dem Titel „Pauvre blanc“ als Nr. 32826 der Reihe „Le Livre de poche. Biblio“ im Verlag Librairie générale française in Paris (402 Seiten). Meine Einschätzung:
    Ein wie geschmiert ablaufender neonaturalistisch-moderner, sozialkritischer, in Ansätzen sozialistischer Roman über das Heraufdämmern einer neuen Zeit: der Aufstieg des Kapitalismus und einer Industrie der Maschinen und Fließbandproduktionen, die die Handarbeit nicht mehr wertschätzt. Die mit Ellbogen kämpfenden urbanen Karrieretypen fahren die Gewinne ein. Sherwood zeigt Figuren voller innerer Kämpfe: arme Handwerkerburschen, die ihre Chance wittern, in den Fabriken reich zu werden, und ihr eigenes Fortkommen auf den Schultern der Ärmeren ausfechten wollen. Oder der alte Geschirrmacher Joe Wainsworth, der sich lange Zeit weigert, in seinem Laden maschinell gefertigte Ware zu verkaufen, aber irgendwann von seinem selbstgefälligen Gehilfen, der den alten Mann regelmäßig verhöhnt und drangsaliert, buchstäblich gezwungen wird, den Anforderungen der neuen Zeit nachzugeben, was noch für eine menschliche Tragödie sorgen wird. Die mit der Rolle als (Ehe)Frau kämpfende Clara, die in starker Opposition zu ihrem aufstrebenden, selbstgerechten, herrischen Vater steht, der findet, alle für bessere Arbeitsbedingungen streikenden Arbeiter müssten umgehend aufgehängt werden. Und vor allem natürlich der im Grunde kaum zum Helden eines Romans taugende, sich aus dem Lumpenproletariat herausarbeitende Hugh McVey, der als absolut ungebildetes Kind eines halbkriminellen, asozialen Trunkenboldes vom Schlag „weißen Gesindels“ in die Welt startete, von einer mildtätigen Dame mit Bildung und Manieren vertraut gemacht wurde und sich – unter Menschen immer unsicher und fehl am Platz fühlend – in der Einsamkeit seiner Kammer zum nerdigen Erfinder entwickelt, dessen praktisch-visionäre Erfindungen bei mit Geld oder Überredungskunst gesegneten Schaumschlägern die Dollarzeichen in den Augen aufblinken lassen. Was ihm zunächst als Beweis seiner Nützlichkeit innerhalb eines Gemeinwesens erschien, entwickelt sich immer mehr zur Bürde seines ethischen Empfindens: Er, der immer auf Anerkennung und eigentlich nie auf Profit aus war, der schnell von der Gemeinde Bidwell als der Heilsbringer einer neuen Zeit umarmt wurde, der er eigentlich gar nicht war (das waren immer nur die Profitgeier, die dort ihre Hand aufhalten, wo Geld zu machen ist), stellt sich am Ende gegen die Verfechter der unmenschlichen Automatisierung, die irgendwann hoffen, auf menschliche Arbeiter ganz verzichten zu können. Das Aufbegehren schafft er wahrscheinlich daher, weil er erkennt, dass er noch nie einer der Fortschrittsprofiteure gewesen ist, den die von den Möglichkeiten auf Ruhm und Reichtum berauschte Stadt in ihm gesehen hat. Und irgendwann gelingt es Hugh, der im zwischenmenschlichen Umgang völlig zurückgebliebene Mann, der in seiner Hochzeitsnacht aus Furcht dem Ehebett entfloh, nach Jahren der Einsilbigkeit ein auf Austausch und Gleichwürdigkeit basierendes Vertrauensverhältnis zu seiner Frau aufzubauen, sobald er sich aus der fast roboterhaft dienenden Verpflichtung zu seinem Schwiegervater befreit, der es nicht nur auf Reichtum, sondern auch auf politischen Einfluss abgesehen hat. Als würde er, Hugh, der Steigbügelhalter des Maschinenzeitalters erkennen, dass er selber keine Maschine sein muss, um Anerkennung zu finden.
    Eine einfach entwickelte, aber unterschwellig brodelnde Geschichte, auf viele Schultern verteilt, mit einem Händchen für Zwischentöne und Drastik, sowie mit formvollendeten Charakterisierungen und zeitlos nachvollziehbaren Gedanken, Gefühlen und Ängsten, der man auf eine angenehme Weise ihre didaktische Richtung anmerkt. Sherwood Anderson ist ein meisterlicher Geschichtenerzähler mit Sozialbewusstsein und aufrichtiger Menschlichkeit.
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Ausgaben von Der arme Weiße

Hardcover

Seitenzahl: 370

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

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