Die Südpolexpedition des Kapitän Scott

Buch von Reinhard Goering

Bewertungen

Die Südpolexpedition des Kapitän Scott wurde bisher einmal bewertet.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Südpolexpedition des Kapitän Scott

    Zum Autor
    Reinhard Goering wurde 1887 geboren und stammt aus einer bürgerlichen, allerdings durch den Suizid des Vaters und die geistige Umnachtung der Mutter schwer belasteten Familie. Nach Studienaufenthalten in Jena, Berlin, München und Paris schloss er sein Medizinstudium ab, heiratete und brachte eine erste Gedichtanthologie heraus, die allerdings unbeachtet blieb, ebenso wie ein erster Roman. Sein erstes Drama Seeschlacht wurde unter Max Reinhardt in Berlin mit großem Erfolg aufgeführt. In den Folgejahren mäanderte Goering durch Europa. Zeitweise lebte er in der Aussteigerkolonie auf dem Monte Verita nahe bei Ascona, dann als Einsiedler, schließlich auch als wandernder Bettler auf Buddhas Spuren.
    Zurückgekehrt zur Familie und seinem Beruf, wandte er sich dem zu, was wir heute "alternative Medizin" nennen. Sein Verhalten wurde jedoch immer auffälliger, sodass er auf Drängen seiner Kollegen in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Die folgenden Jahre sind von einer großen Unruhe bestimmt: Reisen, wechselnde Aufenthalte bei Freunden, mehrere erfolglose Versuche einer Niederlassung als Arzt, Annäherung und Abwendung von der NSDAP, Aufenthalte in der Psychiatrie, Erkrankungen organischer Natur, aber auch Verhaltensauffälligkeiten. Schließlich verschwindet er 1936 spurlos aus Berlin, seine Leiche wird Monate später bei Jena aufgefunden.
    Zum Drama
    Nach der Lektüre der Tagebücher von Robert Falcon Scott begann Goering mit der Arbeit an seinem Drama, das er Ende 1929 abschloss. Die Aufführungen in Berlin waren sehr erfolgreich, das Stück wurde von anderen Bühnen übernommen, und er erhielt dafür den Kleist-Preis. Zusammen mit dem Komponisten Winfried Zillig, einem Schüler Schönbergs, überarbeitete er das Drama zu einer Oper (Das Opfer), die nach seinem Tod aufgeführt wurde. Inzwischen hatten sich die Zeiten geändert, und die Oper wurde wegen der „entarteten“ Zwölftonmusik Zilligs und des englandfreundlichen Inhalts nicht mehr aufgeführt.
    Klappentext existiert nicht
    Historischer Hintergrund
    Der historische Hintergrund ist zum einen der Wettlauf um den Südpol, den der Norweger Amundsen mit seiner Gruppe – gut ausgerüstet, gut vorbereitet – gegen den Engländer Scott für sich entscheiden konnte. Scott und seine vier Begleiter starben auf dem Rückmarsch vom Südpol an Hunger und Kälte.
    Zum anderen aber sind die Interessen Nazi-Deutschlands an der Antarktis zu nennen. Ziel war es, die Walfangflotte auszubauen, um die sog. Fettlücke zu schließen und die Rohstoffversorgung des Landes zu sichern. Dazu stattete das Deutsche Reich eine Expedition aus, die 1938/39 umfangreiche Untersuchungen mit Vermessungsflügen in der noch herrenlosen Antarktis unternahm mit dem Ziel einer späteren Inbesitznahme. Die Benennung des Territoriums Neuschwabenland erinnert an dieses Ziel.
    Mein Lese-Eindruck
    Titel, Erscheinungsdatum und auch der Name des Autors ließen mich ein Blut-und-Boden-Drama vermuten. Davon kann keine Rede sein.
    Im Mittelpunkt des Drei-Akte-Dramas steht der Verlierer Scott. Die ersten beiden Akte schildern die große Hoffnung der Gruppe, den Südpol vor Amundsen zu erreichen, während der dritte Akt sich dem Verlierer zuwendet, der in seinem Scheitern aber Heldentum und ethische Grundsätze zeigt. Damit gewinnt das Drama fast antik-tragische Züge, und dieser Eindruck wird verstärkt durch einen Chor, der das Geschehen teilweise erzählt (immer wieder in Teichoskopie) und teilweise kommentiert. Das Pathos dieses Chors ist für heutige Leser sicher gewöhnungsbedürftig, entspricht aber durchaus dem literarischen Zeitgeschmack.
    Amundsen kehrt umjubelt und als strahlender Held nach Tasmanien zurück. Da reichen dem Autor einige wenige Sätze. Er wendet sich intensiver Scotts Situation zu und schildert ausführlicher, wie Scott, selber ausgezehrt und entkräftet, seinen Kameraden Lawrence Oates nicht zurücklässt, obwohl der Transport Oates (dessen Beine erfroren waren) für ihn und seine Gruppe den sicheren Tod bedeutet. So gestaltet Goering hier einen Menschen, der seine Niederlage in einen moralischen Sieg umwandelt.
    Besonders beeindruckt hat mich, neben dem Inhalt, das rhythmische Sprechen des Chores und der Figuren, die die Überarbeitung zu einer Oper verständlich macht.
    Fazit:
    Ich habe es keine Sekunde bedauert, dieses Stück gelesen zu haben.
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Ausgaben von Die Südpolexpedition des Kapitän Scott

E-Book

Seitenzahl: 56

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  • Mitglied seit 30. November 2017
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