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Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon

Buch von Alec MacGillis

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Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon

Die Spaltung Amerikas schreitet unaufhaltsam voran: zwischen reichen Metropolen und verarmtem Hinterland, Demokraten und Republikanern, Bildungselite und Niedriglohnarbeitern. In seinem großen Gesellschaftsporträt zeigt der preisgekrönte Investigativjournalist Alec MacGillis, dass es besonders der Großkonzern Amazon ist, der Amerika immer mehr an den Abgrund drängt. Anhand einzelner Schicksale macht MacGillis sichtbar, wie die Monopolstellung Amazons sowohl die reichen als auch die armen Regionen Amerikas strukturell trifft. In Seattle, wo Amazons Hauptsitz liegt, sind die Immobilienpreise explodiert. Gleichzeitig ist in San Bernardino, Ohio, das Durchschnittseinkommen drastisch gesunken, seit Amazon dort Warenhäuser errichtet hat. MacGillis deckt die Mechanismen auf, mit denen Amazon die amerikanische Gesellschaft untergräbt – und gibt uns eine Ahnung davon, was uns noch bevorsteht. Denn auch hierzulande wird Amazon immer mächtiger...
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Bewertungen

Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon

    Klappentext/Verlagstext
    In seinem großen Gesellschaftsporträt der USA zeigt der preisgekrönte Investigativjournalist Alec MacGillis, dass es vor allem der Großkonzern Amazon ist, der die Spaltung Amerikas vorantreibt. Amazon sorgt dafür, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich immer weiter öffnet, während immer weniger Menschen zu den Gewinnern gehören. In monopolartigen Verhältnissen akkumuliert Amazon immer mehr Reichtum und Macht und Jeff Bezos, schon jetzt der reichste Mann der Welt, profitiert weiter von der wachsenden Ungleichheit. In einer 10 Jahre umspannenden investigativen Recherche, die ihn von Washington nach Seattle, nach San Francisco, Baltimore und Ohio führte, hat MacGillis die Einzelschicksale, die Amazon prägt, zu einem Porträt der amerikanischen Gesellschaft verwoben. Er war in Columbus, Ohio, wo Amazon Steuern erlassen werden, obwohl der Warenhausbetreiber den Durchschnittslohn in der Region senkt. Und er war in Seattle, wo das gigantische Amazon Headquarter die Lebenskosten in die Höhe treibt und die einst pulsierende Black Community nahezu gänzlich verdrängt hat.
    Der Autor
    Alec MacGillis hat als Reporter für »Washington Post«, »Baltimore Sun«, und »New Republic« geschrieben, wo er heute als Chefredakteur tätig ist. Sein 2017 veröffentlichter Artikel über Jared Kushners fragwürdige Immobiliengeschäfte hat ihm den »Polk Award« eingebracht.
    MacGillis wuchs in Massachusetts auf und lebt heute mit seiner Familie in Baltimore. Die Recherche für »Ausgeliefert« hat ihn über ein Jahrzehnt begleitet. Auf seiner Reise hat er mit zahlreichen Menschen gesprochen: mit der zunehmend bedrohten Black Community in Seattle, einem Investor in San Francisco, einem Kartonhersteller in Ohio u.v.m.
    Inhalt
    Alec MacGillis Aufruf zum Innehalten ist sehr viel mehr als die Kritik an einem Monopolisten, der gemeinsam mit drei weiteren Riesenkonzernen (Google, Facebook und Microsoft) in den letzten 10 Jahren die Weltherrschaft übernommen zu haben scheint. Der Autor verbindet Einzelschicksale, die wohl kaum einen Leser unberührt lassen werden, mit der Wirtschafts-und Sozialgeschichte ausgewählter Regionen, in denen der Amazon-Konzern sich niedergelassen hat, und einer kritischen, höchst aktuellen Bestandsaufnahme, wie die Corona-Pandemie die Macht der vier Konzerne weiter gefestigt hat. Wie der Niedergang der amerikanischen Provinz, der Aufstieg weniger wohlhabender Speckgürtel, der boomende Onlinehandel und das Zerbrechen des Landes in Arm und Reich sich in den letzten 10 Jahren weiter vertiefen konnte, das sind komplexe Zusammenhänge, die der amerikanische Journalist äußerst spannend schildert. Am Beispiel der Region Seattle zeigt McGillis zunächst, wie in der Folge von Strukturwandel ganze Regionen kippten, weil in wenigen Metropolen Fachkräfte in großer Zahl auf den Wohnungsmarkt drängten, in der Folge Miet- und Grundstückspreise sich in schwindelnde Höhen schraubten und sich normale Arbeitnehmer die Mieten nicht mehr leisten konnten. Im Gegensatz zur häufig vertretenen Annahme, dass Wirtschaftswachstum der gesamten Bevölkerung nützt, zeigt MacGillis, das hochqualifizierte Jobs selten weitere gut bezahlte Jobs generieren, sondern zumeist unsichere Jobs im Niedriglohnsektor, die kaum für den Lebensunterhalt ausreichen.
    Hoch interessant fand ich die Wirtschaftsgeschichte Baltimores, wo der Niedergang der Stahlindustrie dem Amazon-Konzern praktisch den Weg bereitete, auf den Trümmern eines ganzen Stadtteils ein gigantisches Logistikzentrum zu errichten. Hochinteressant deshalb, weil ich mich angesichts dramatischer Einzelschicksale fragte, wie es die amerikanische Nation eigentlich mit dem Respekt vor ihren Stahlwerkern und Soldaten hält, deren Berufskrankheiten und traumatische Kriegserlebnisse samt dafür zu bezahlenden Arztrechnungen offenbar zum privaten Risiko erklärt wurden. Auf Managerebene von Beth Steel konnten kurz vor dem Bankrott noch flink fette Gewinne gebunkert werden, während die Arbeiter ihre sauer verdiente Altersversorgung einbüßten und die Umweltschäden der Allgemeinheit überlassen blieben. Ein weiteres eindringliches Beispiel bringt MacGillis mit einer Entscheidung für die Region El Paso. Hier zeigten sich die politisch Verantwortlichen unfähig zu erkennen, dass es bei der Materialbeschaffung für Schulen und Behörden nicht zuerst um den Preis geht, sondern Groß- und Einzelhandel über Fachkenntnisse verfügen, die mit dem Sterben des lokalen Handels für immer verloren sind. An anderer Stelle vermittelt MacGillis ebenso eindringlich, wie der Niedergang des Einzelhandels in der amerikanischen Provinz zum Zeitungssterben (durch fehlende Anzeigenkunden) und weiter direkt zur Wahl Donald Trumps führte, weil die auf Washington zentrierte Berichterstattung offenbar ein schiefes Bild erzeugte.
    Hochaktuell (mit Hinweis auf Stellungnahmen von Khan 2017 und Mitchell 2020) weist MacGillis nach, wie die amerikanische Kartellbehörde versagte, indem sie sich allein auf das Thema Preisabsprachen konzentrierte und die gesellschaftlichen Auswirkungen von Megakonzernen ignorierte. Im Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wirkt seine Darstellung des „Winner-Takes-All“-Effekts auf ausgewählte Personen und Regionen natürlich besonders makaber. Berechtigte Kritik an Amazons Monopolstellung, die der Autor überzeugend begründet, sollte nicht aus dem Blick verlieren, dass erst die Überzeugung, der freie Markt würde es schon richten, dem rücksichtslosen Raubtierkapitalismus die Loipe spurte, der der Konzern nur zu folgen brauchte. Nicht glücklich bin ich mit dem deutschen Titel des Buches, der der Bedeutungsvielfalt des Begriffs „Fulfillment“ nicht gerecht wird und m. A. die psychologische Seite der Macht des Olinehandels außerachtlässt.
    Fazit
    Meine Erwartungen an amerikanische Sachbuchautoren ist eher gering, weil mir bei ihnen oft der Blick über den nationalen Tellerrand fehlt. Alec MacGillis hat mich positiv überrascht, weil seine Dramaturgie aus Einzelschicksalen, Wirtschaftsgeschichte und sein Bogen in die unmittelbare Gegenwart sich ausgesprochen spannend wegliest.
     
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Ausgaben von Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon

Gebundene Ausgabe

Seitenzahl: 448

Besitzer des Buches 1

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