Neuland

Buch von Eshkol Nevo, Anne Birkenhauer

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Neuland

Eine Geschichte von Liebe und Aufbruch Als sich Menis Spur in Südamerika verliert, ist das für seinen Sohn Dori ein nicht unwillkommener Anlass, Frau und Kind zu Hause in Tel Aviv zurückzulassen und sich selbst auf die Suche nach dem Vater zu machen. Auch Inbar, eine junge, ehrgeizige angehende Journalistin, setzt sich ab: Nach dem misslungenen Versuch, mit ihrer Mutter in Berlin ins Reine zu kommen, bucht sie ihr Rückflugticket kurzerhand nach Peru um. Der Zufall führt Dori und Inbar zusammen, zwei Menschen, die, verstrickt in ihre jeweilige Geschichte, nach Aufrichtigkeit und Freiheit suchen, auch wenn das erklärte Ziel der Reise, zu der sie gemeinsam aufbrechen werden, zunächst ein anderes ist ...
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Bewertungen

Neuland wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Neuland

    Verlagstext
    Als sich Menis Spur in Südamerika verliert, ist das für seinen Sohn Dori ein nicht unwillkommener Anlass, Frau und Kind zu Hause in Tel Aviv zurückzulassen und sich selbst auf die Suche nach dem Vater zu machen. Auch Inbar, eine junge, ehrgeizige angehende Journalistin, setzt sich ab: Nach dem misslungenen Versuch, mit ihrer Mutter in Berlin ins Reine zu kommen, bucht sie ihr Rückflugticket kurzerhand nach Peru um. Der Zufall führt Dori und Inbar zusammen, zwei Menschen, die, verstrickt in ihre jeweilige Geschichte, nach Aufrichtigkeit und Freiheit suchen, auch wenn das erklärte Ziel der Reise, zu der sie gemeinsam aufbrechen werden, zunächst ein anderes ist ...
    Der Autor
    Eshkol Nevo, geboren 1971 in Jerusalem, gehört heute zu den wichtigsten Schriftstellern seines Landes. Sein erster Roman ›Vier Häuser und eine Sehnsucht‹ stand 2005 auf der Shortlist des bedeutendsten Literaturpreises in Israel, dem Sapir Preis, 2008 wurde er in Frankreich mit dem Raymond Wallier Preis des Salon du Livre ausgezeichnet, 2009 war er auf der Longlist des Independent Prize. ›Wir haben noch das ganze Leben‹, sein zweiter Roman war nicht nur in Israel, sondern auch in Deutschland ein Bestseller. Sein jüngster Roman ›Neuland‹ verkaufte sich in Israel über 130.000 Mal und gewann 2012 als »Book of the Year« den Steimatzky Preis. Eshkol Nevo lebt mit seiner Frau und seinen drei Töchtern in Ra’anana/Israel.
    Inhalt
    In Familien von Holocaust-Überlebenden kann theoretisch niemand etwas wirklich Schlimmes widerfahren; denn was könnte schlimmer sein als die Erinnerungen der Überlebenden? Lilli floh als junges Mädchen nach Palästina, ihre Familie überlebte den Holocaust nicht. Ihr Leben lang wird Lilli der Gedanke belasten, dass sie sich vor ihrer Abreise nicht mehr von ihrem Vater verabschieden konnte. Während sich in der Gegenwart ein weiterer Krieg um Israel ankündigt, ängstigt sich die zunehmend verwirrte Lilli um ihre erwachsene Enkeltochter. Inbar will für ein paar Tage ihre Mutter Hanna und deren deutschen Lebensgefährtin in Berlin besuchen. Lillis Misstrauen gegen die Deutschen lässt sich selbst mit der Information nicht zerstreuen, dass Hannas Partner Bruno während des Nationalsozialismus erst drei Jahre alt war. Nach Berlin kann ein Isaeli unter keinen Umständen fahren, statt der Juden würden die Deutschen jetzt Türken und Ostdeutsche hassen, bemängelt Lilli. Inbars konfliktreiches Verhältnis zu ihrer Mutter bessert sich während des Kurzurlaubs nicht, beide scheinen mit ihren Streitereien noch in der Zeit von Inbars Pubertät stecken geblieben zu sein, obwohl Inbar mittlerweile dreißig Jahre alt ist. Aus der aufgeheizten Situation heraus bucht Inbar spontan einen Flug nach Südamerika anstatt nach Israel zurückzukehren. Peru und Ecuador sind beliebte Reiseziele für junge Israelis, um nach der Armeezeit kräftig über die Stränge zu schlagen.
    Inbars Wege kreuzen sich mit denen Doris, der ebenfalls die Last seiner Vorfahren zu tragen hat. Doris Vater Meni wurde im Yom-Kippur-Krieg (1973) schwer traumatisiert, für seine Kinder war diese Tatsache nicht leicht zu begreifen. Nach dem Tod seiner Frau bricht Meni aus seinem alten Leben aus und macht sich wie die jungen israelischen Backpacker auf den Weg nach Ecuador. Da Meni sich seit zwei Monaten nicht mehr bei seinen Kindern gemeldet hat, will Dori seinen Vater mit der Hilfe eines einheimischen Detektivs suchen. Alfredo, spezialisert auf Verschollene, deren Angehörige und die Bergung von toten Abenteurern hat mich sofort in das Buch hineingezogen. Alfredo hat nie eine Schule besucht und sich als Waise zunächst als Schuhputzer durchgeschlagen. Inzwischen übt der Mann seinen Beruf mit modernen Hilfsmitteln und psychologischem Feingefühl aus, knüpft seine Netzwerke aus Informanten aber noch immer wie ein Mitglied der Schuhputzer-Gemeinschaft. Zu Alfredo kommen Eltern aus aller Welt auf der Suche nach ihren verschollenen Kindern. Er ist der richtige Mann, um die Gringos zum Sprechen und damit erst einmal zum Herunterschalten zu bringen. Das Auftreten all dieser Fremden fügt sich in Alfredos Vorstellung zu einem sehr eigenwilligen Bild ihrer Herkunftsstaaten.
    Fazit
    Wie sich die Schicksale von Dori Peleg, Inbar Benbenisti und ihren Familien schließlich miteinander verbinden, erzählt Eshkol Nevo auf mehreren Zeitebenen und mit einer beachtlichen Zahl von Figuren. Die Geschichte ist fest mit historischen Ereignissen rund um den Staat Israel verwoben, lässt sich jedoch auch unabhängig davon als reiner Familienroman lesen. Nevo zeigt sich in der Darstellung der Gemütszustände seiner Figuren als großartiger, feinfühliger Erzähler. In den Grundkonflikten zwischen Großmutter-Mutter-Tochter und Großvater-Vater-Enkel werden sich viele Leser wiedererkennen können. Ohne Lillis Flucht aus Polen gäbe es in der Gegenwart keine reisende Inbar. Seine Allgemeingültigkeit macht Nevos Gleichnis vom reisenden/wandernden Juden zu einem großen, generationenübergreifenden Roman.
    (9.11.2013)
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  • Rezension zu Neuland

    Habe das Buch nun endlich vom SUB befreit und mit zwischenzeitlich gefragt, warum es überhaupt so lange auf dem SUB lag (wegen dem Cover ), denn dieses Buch ist es wert, gelesen zu werden.
    Zuerst hatte ich auch bedenken, dass es vielleicht zu politisch oder jüdisch ist, da mich die Geschichte Israels nicht primär interessiert. Doch schon nach wenigen Seiten wurde ich eines besseren belehrt.
    Hier geht es im Vordergrund erst mal um eine "Liebesgeschichte". Doch eigentlich ist diese Geschichte nur Nebensache, denn dieses Buch lebt nicht von dem geschriebenen, sondern den vielen Hintergründen und Botschaften zwischen den Zeilen. Hintergründe zum Teil über das Land und die Bewohner Israels und Botschaften bezüglich dem Leben mit Schicksalsschlägen und die Art und Weisen damit umzugehen bzw. sich neu zu finden - neu zu landen. Aber auch um die Liebe und dem Umgang mit ihr, Verantwortung und Versäumnis.
    Anbei einige Zitate aus dem Buch:
    […]
    […]
    […]
    Bisher habe ich über Israel noch nie etwas gelesen bzw. mich mit diesem Land beschäftigt. Durch "Neuland" habe ich erste Einblicke erhalten, zwar nicht im Detail sondern nur diverse Eckpunkte. Es bleibt dem Leser somit selbst überlassen, ob er diese so unbekannt stehen lässt, oder ob er sich parallel zum Lesen des Buches mit der Geschichte Israels beschäftigt um das Buch bzw. die Protagonisten im Buch etwas besser verstehen zu können. Bei mir war es eher letzteres, da mich der Autor einfach neugierig gemacht hat.
    Interessant war auch die "Liebesgeschichte". Aber nicht die Geschichte als solche, vielmehr der Umgang mit der Liebe. Denn es gibt die Art, den Geliebten im Traum und in der Erinnerung zu behalten, ein Leben lang, und bei seiner Familie zu bleiben, oder eben sein Leben über Bord zu werfen und einen Neuanfang zu wagen - mit dem Geliebten. Doch sein Leben zu ändern ist relativ einfach, wenn man nicht zu Hause ist. Im Ausland oder auf Reisen werden Pläne geschmiedet, und kaum ist man daheim, fällt man in seinen alten Trott zurück und sämtliche Vorsätze verschwinden mit der Zeit.
    "Neuland" ist ein Buch, welches zum Nachdenken anregt. Denn welcher Mensch hat nicht schon insgeheim mal darüber nachgedacht, einfach zu verschwinden und irgendwo neu zu beginnen. Doch die wenigsten tun dies, denn die Probleme sind damit nicht gelöst. Aber um Probleme zu lösen, müssen diese erst erkannt werden. Und hierum geht es vor allem, wie bereits auf der Buchrückseite notiert: über Liebe und Verlust, Träume und Wirklichkeit, über Verantwortung und Versäumnis, Finden und Gefundenwerden.
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  • Rezension zu Neuland

    Man wird diesen monumentalen neuen Roman des israelischen Schriftstellers Eshkol Nevo nicht ganz verstehen bzw. ihn auf eine reine romantische Liebesgeschichte oder einen dramatischen Familienroman reduzieren ohne den Hinweis auf die gewollte Nähe zu Theodor Herzls utopischem Roman „Altneuland“, der im Jahr 1902 erstmals erschien und in dem er sechs Jahre nach seinem sachlich-konzeptuellen Buch „Der Judenstaat“ seine Utopie einer jüdischen Gesellschaftsordnung in Palästina beschrieb.
    Nun ist seit 1948 der Staat Israel ein zwar von vielen seiner Nachbarn nach wie vor bekämpftes Faktum, doch von den ursprünglichen Utopien oder Ideen, wie sie in der Kibbuzbewegung lebendig wurden, ist im heutigen Staat Israel nicht mehr viel zu spüren. Nicht nur durch die Besetzungspolitik, auch durch viele Kriege ist die israelische Demokratie angeschlagen. Viele israelische Schriftsteller haben in ihren Romanen der letzen Jahre immer wieder dieses Thema behandelt und versucht, neue Szenarios zu entwerfen, wie Juden und Palästinenser ohne den religiösen Einfluss der Orthodoxen auf beiden Seiten in Zukunft friedlich miteinander leben könnten. Dieser Rekurs auf die Vergangenheit und ihre Bedeutung für die Zukunft einzelner Menschen und Familien, aber auch des ganzen Landes zieht sich durch Eshkol Nevos Buch wie ein roter Faden. Der Roman überspannt mehrere Generationen, von der Flucht Lillis, die jetzt eine alte, von Demenz bedrohte Frau ist, 1939 aus Warschau, wo sie ihren Vater zurücklassen musste, was sie nie verwunden hat, über Rumänien bis nach Palästina, bis zu einer eher freiwilligen Flucht im Jahr 2006, als der etwa sechzig Jahre alte Meni Peleg, ein ehemaliger, im Jom Kippur Krieg dekorierter Offizier plötzlich seinen Rucksack packt, und seinem Sohn Dori und seiner Tochter Zeela mitteilt, er wolle nun eine längere Zeit in Südamerika verbringen. Ähnlich wie die vielen jungen Israelis, die, nicht selten an ihrer Seele verwundet, nach ihrem Militärdienst, sich eine Auszeit nehmen und als Backpacker in exotische Gegenden, oft nach Südamerika gehen.
    Als Berater war Meni Peleg nicht nur sehr erfolgreich, sondern auch in Israel ein sehr bekannter Mann. Als seine Frau stirbt, mit der er glücklich verheiratet war, kommt er aus der Spur, zumal sich über Jahrzehnte verdrängte und vergessene Traumata aus dem Krieg bemerkbar machen.
    Seine Familie akzeptiert notgedrungen diesen Entschluss, doch als kurz nach seiner Abreise seine Telefonate immer merkwürdiger werden und er schließlich mitteilt, er werde sich nun eine lange Zeit nicht mehr melden, bricht sein Sohn Dori mit der Unterstützung seiner Frau auf, um seinen Vater mit Hilfe eines professionellen einheimischen Vermisstensuchers, den sie im Internet entdeckt haben, zu finden und nach Hause zu holen. Dori ist ein sehr engagierter Geschichtslehrer und ein liebevoller Vater dem es schwer fällt, seinen sehr auf ihn fixierten Sohn zurückzulassen.
    In Peru, nicht lange nachdem er zusammen mit Alfredo, dem menschlichen Spürhund, seine Suche begonnen hat, trifft Dori auf die junge Israelin Inbar. Die erfolgreiche Radiomoderatorin ist, nachdem sie ihre Mutter in Berlin besucht hat, die dort mit einem Deutschen zusammenlebt, kurz entschlossen nicht nach Israel zurückgekehrt, sondern hat den erstbesten Flug nach Lateinamerika gebucht. Auch sie ist „verwundet“, wie Meni Peleg das später beschreiben wird. Sie hat den Tod (war es ein Selbstmord?) ihres jüngeren Bruders beim Militär nicht verwunden. Inbar ist die Enkeltochter jener oben erwähnten Lilli, die sich auf dem Schiff, das sie 1939 von der Schwarzmeerküste nach Palästina brachte, in einen Mann namens Jizchak Fimstein verliebte, der später der Großvater von Dori Peleg werden sollte. Und sie ist zusammen mit Eijtan, einem Mann, der in der Folge ein ungewöhnliches und beeindruckend liebevolles Verständnis aufbringen wird für die Flucht seiner Partnerin.
    Doch all das erfahren Dori und Inbar erst zu einem späteren Zeitpunkt ihrer gemeinsamen Reise. Denn Inbar schließt sich Dori und Alfredo an bei der Suche nach Meni Peleg. Eine abenteuerliche Reise wird dort geschildert über mehrere lateinamerikanische Länder. Immer wieder unterbrochen durch Rückblicke in das schwierige Beziehungsgeflecht der beiden Familien und ihrer Geschichte, die eng bezogen wird auf die bis in den frühen Zionismus reichende Geschichte Israels. Dori und Inbar nähern sich einander an, ohne dass es zu einer von beiden phantasierten Liebesbeziehung kommt. Als sie schließlich in Argentinien erfahren, wo der Vater steckt, was mit ihm geschehen ist und was ihn bewegt, da wird die Bezugnahme von Eshkols „Neuland“ zu Herzls „Altneuland“ überdeutlich, ohne die man den ganzen Roman nicht verstehen kann.
    „Neuland“ ist ein Roman über Israel, seine Kriege und die vielen Wunden seiner Bürger. Alte aus der Shoah und viele neue aus den zahlreichen Kriegen, ohne die Israel längst nicht mehr existierte. Ein Roman, der zeigt, wie diese Wunden schwären und schmerzen und wie sie rufen nach einer Alternative für die Zukunft, für das Land und für seine Menschen.
    „Neuland“ ist ein großer Roman, der wie kaum ein anderer Roman zuvor mit deutlicher Stimme den Ruf nach einer Erneuerung der israelischen Gesellschaft erschallen lässt. Es ist ein sehr jüdisches Buch, trotz seiner unübersehbaren israelischen Züge, weil es seine Figuren um keinen Preis entkommen lässt. Dabei geht es Eshkol Nevo niemals um richtig oder falsch, sondern immer um menschliches Empfinden. Eine wunderbare poetische Fiktion.
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Ausgaben von Neuland

Hardcover

Seitenzahl: 640

E-Book

Seitenzahl: 640

Taschenbuch

Seitenzahl: 640

Besitzer des Buches 6

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