Das Verschwinden der Erde

Buch von Julia Phillips

  • Kurzmeinung

    BarbSie
    Faszinierende Geschichten, die das Leben in Kamtschatka nahe bringen + doch seltsam vertraut sind. Sprachl. hervorrage
  • Kurzmeinung

    Emma Winter
    Faszinierender Einblick in die raue, triste Welt Kamtschatkas. Starke Frauen und ihre Schicksale. Aber kein Thriller!

Bewertungen

Das Verschwinden der Erde wurde insgesamt 11 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

(7)
(2)
(1)
(1)
(0)

Meinungen

  • Faszinierende Geschichten, die das Leben in Kamtschatka nahe bringen + doch seltsam vertraut sind. Sprachl. hervorrage

    BarbSie

  • Faszinierender Einblick in die raue, triste Welt Kamtschatkas. Starke Frauen und ihre Schicksale. Aber kein Thriller!

    Emma Winter

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Verschwinden der Erde

    Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka verschwinden die russischen Schwestern Sofija und Aljona. Obwohl es eine Suchaktion gibt, an der sich viele beteiligen, gibt es keine Spur von ihnen. Viele erinnern sich noch, dass schon einmal jemand verschwunden ist. Es handelte sich um eine junge indigene Frau, bei der sich niemand die Mühe gemacht und sie gesucht hat. Das Verschwinden der Mädchen lässt die Menschen nicht los.
    Die Autorin Julia Phillips hat diese Geschichte auf eine ungewöhnliche Art erzählt. Jedes Kapitel ist mit einem Monatsnamen überschrieben und erzählt die Geschichte einer Person, bis sich dann nach einem Jahr der Kreis schließt. Für mich wirkte es wie eine Aneinanderreihung von Kurzgeschichten, die kaum Verbindung haben und die auch nicht zu Ende erzählt wurden.
    Angekündigt wird das Buch mit dem Hinweis „literarischer Thriller“. Etwas Thrillerhaftes hatte die Geschichte für mich aber gar nicht. Streckenweise war es doch recht langatmig und vieles wird nur angedeutet. Der Grundton war recht deprimierend.
    Interessant fand ich, mehr über das Leben und die Kultur in Kamtschatka zu erfahren, ein Gebiet, das wohl kaum einer kennt. Auch die Landschaft war gut und atmosphärisch beschrieben. Die Bewohner der Halbinsel sind irgendwie zerrissen, es gibt die Konflikte zwischen russischer und indigener Bevölkerung, Männern und Frauen, zwischen arm und reich, Tradition und Moderne, Stadt und Land.
    Ich hatte meine Schwierigkeiten mit diesem Roman und musste mich immer wieder überwinden, das Buch zur Hand zu nehmen. Wenn ich dann aber wieder drin war, ging es. Die meisten Personen waren mir überhaupt nicht sympathisch und so ging mir dann auch ihr Schicksal nicht nahe. Ihr Denken und Handeln konnte ich meist nicht nachvollziehen.
    Ich bin recht zwiespältig – einerseits packte mich die Geschichte nicht wirklich, andererseits habe ich dann über manches doch noch nachgedacht. Wirklich überzeugt bin ich aber nicht.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Das Verschwinden der Erde

    Ein Jahr voller Schicksale in Kamtschatka
    Julia Phillips Debütroman ist kein Thriller, obwohl er so beginnt und sich auch der Klappentext auf den Thrillermoment der Handlung konzentriert.
    Sommerferien in Petropawlowsk, der Hauptstadt von Kamtschatka. Da ihre Mutter den ganzen Tag arbeitet, vertreiben sich die beiden kleinen Schwestern Aljona und Sofija die einsamen Tage in der Stadt oder am Strand. Dort erzählt die Ältere die Geschichte der verschwundenen Stadt, die in einem Augenblick von einem Tsunami verschluckt wurde und verschwand. Kurz darauf sind auch die beiden Mädchen verschwunden. Mit einem Mann, in einem dunklen Auto. Die Stadt rätselt, was passiert ist. Die Aussage der einzigen Augenzeugin wird bald angezweifelt. - Das Leben geht jedoch weiter. Für viele Frauen in Kamtschatka unter schwierigen Bedingungen. Aber immer wieder wird das Verschwinden der Mädchen thematisiert.
    Der Roman ist in Kapitel unterteilt, die jeweils mit einem Monatsnamen versehen sind. Die Handlung beginnt im August und endet im Juli des folgenden Jahres. In jedem Kapitel wird eine kleine Geschichte erzählt. Jeweils aus der Sicht einer weiblichen Figur. Mehrheitlich sind es traurige Geschichten, über unerfüllte Träume und das triste und freudlose Leben, verpasste Chancen und falsche Entscheidungen. Kamtschatka scheint für Frauen kein schöner Ort zu sein. Väter und Ehemänner glänzen durch Abwesenheit oder kommen nicht gut weg, dennoch haben sie das Sagen in der Stadt und der Region.
    Zunächst scheinen die kurzen Einblicke in die unterschiedlichen Leben zusammenhanglos. Je weiter der Roman voranschreitet, desto mehr wird deutlich, dass die Personen mit einander verknüpft sind. Das ist hervorragend gemacht, erfordert aber Aufmerksamkeit. Mir ist dies bei den vielen Namen schwer gefallen. Es gibt keine Hauptpersonen in diesem Buch, sondern viele Charaktere und Schicksale. Die Autorin gibt vielmehr einen Querschnitt der weiblichen Bevölkerung und ihres Lebens in Kamtschatka wider. Das ist sehr gut gelungen, in Teilen wiederholen sich aber auch Inhalte. Zudem sind es immer nur Ausschnitte, viele Monatsgeschichten bleiben am Ende offen.
    Der ruhige, unaufgeregte Schreibstil läßt sich gut lesen. Die Autorin versteht es, die raue Natur und die schwierigen Lebensbedingungen darzustellen. Über allem schwebt aber eine Wolke aus Trostlosigkeit und Verfall.
    Mir hat das Buch gut gefallen. Der Aufbau ist wirklich prima durchdacht und überrascht, vor allem das Ende ist sehr gelungen. Bis sich ein gewisser Durchblick in die Handlung einstellt, dauert es aber etwas. Bei den Namen habe ich mich schwer getan. Auch fand ich einige inhaltliche Wiederholungen nicht so elegant.
    Hilfreich ist eine Karte der Halbinsel Kamtschatka und ein Namensregister zu Beginn des Romans.
    Empfehlen kann ich das Buch allen, die eine anspruchsvolle, verzweigte Geschichte lesen möchten und ein bisschen Durchhaltevermögen haben, bis sich die Handlung entwickelt. Man sollte keine Angst vor Trostlosigkeit und offenen Handlungssträngen haben.
    Ich vergebe vier Sterne.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Das Verschwinden der Erde

    Klappentext/Verlagstext
    An einem Sommertag an der Küste Kamtschatkas verschwinden die russischen Schwestern Sofija und Aljona. Das Verbrechen erinnert an einen Vorfall nur Monate zuvor in der indigenen Bevölkerung. Wie eine düstere Wolke hängt der ungelöste Fall fortan über Kamtschatka und beeinflusst das Leben ganz unterschiedlicher Frauen in einer gespaltenen, männerdominierten Gesellschaft. Während das Netz zwischen den Einzelschicksalen dichter wird, hält die Suche nach den Mädchen die ganze Stadt in Aufruhr.
    Brillant konstruiert und einfühlsam erzählt, entführt Julia Phillips uns in eine extreme und faszinierende Welt am Rande der Welt: in die graue Stadt Petropawlowsk, die spektakulären Weiten der Tundra und die Schatten schneebedeckter Vulkane.
    Die Autorin
    Julia Phillips, geboren 1988, lebt in Brooklyn, New York. ›Das Verschwinden der Erde‹ ist ihr erster Roman. Er stand auf der Shortlist des National Book Award 2019 und erscheint in 25 Ländern.
    Inhalt
    Weil ihre Mutter arbeiten muss und die Kinder sich allein überlassen sind, steigen an einem kühlen Sommerferientag die Schwestern Sofija und Aljona zu einem Fremden ins Auto und werden nicht wieder gefunden. Aljona konnte sich mit einer jüngeren Schwester nicht bei Gleichaltrigen sehen lassen und so zogen die Mädchen gemeinsam an den Meeressaum. Die Ältere erzählt von einer ganzen Stadt, die nach dem Großen Vaterländischen Krieg hier auf der Halbinsel Kamtschatka bei einem Erdbeben verschwand. Bis heute ist es für die Mädchen und die Mutter ein unheimliches Gefühl, im Freien keinen Schutz vor Erdbeben suchen zu können. Aus Aljonas Mund klingen die Geschichten wie Märchen. In der Realität ist die Region von Petropawlowsk nach dem Abzug des russischen Militärs jedoch eine nüchterne Stadt, in der unter vielen Russen nur noch wenige Nachkommen der Ureinwohner leben.
    Das Verschwinden der Schwestern (schon der zweite Fall in kurzer Zeit) belastet die ganze Region, besonders trifft es jedoch die Frauen. Besorgte Eltern ziehen die Zügel für ihre Töchter buchstäblich straff an und kontrollieren sie strenger als zuvor. Nicht beaufsichtigte Kinder gelten schnell als verwahrlost. Die Ermittlungen der Polizei wirken jedoch gleichgültig; als wäre nach dem Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion eine moralische Leere in der Region entstanden.
    In zwölf Kapiteln erzählt eine empathische, leicht ironische Stimme, wie im Laufe eines Jahres das Verschwinden aller drei Mädchen außer den Müttern und den ermittelnden Polizisten mehrere Familien betrifft. Der Fall hat den unterschwellig spürbaren Konflikt zwischen Ureinwohnern der Halbinsel und russischen Zuzüglern eskalieren lassen. Korjaken, Itelmenen und Ewenen machen nur noch wenige Prozent der Bevölkerung aus, die Mehrheit sind Russen. Wie lange die Hirtenvölker der Tundra noch nach ihren Traditionen leben können, ist fraglich. Max, der mit zur Suchmannschaft für die Vermissten gehörte, sinnt noch heute darüber nach, wie jemand unbemerkt zwei Kinder aus der Stadt gebracht haben könnte. Die Studentinnen Alisa und Ksjuscha haben einen engen Bezug zur Natur und sind auf der Suche nach ihren kulturellen Wurzeln. Für Ksjuscha als Tochter von Viehzüchtern in der Tundra bedeutet das Verschwinden der Mädchen verstärkten Druck ihrer Angehörigen, weil sie durch ihr indigenes Äußeres besonders auffällig sein soll. Zwischen Tradition und Selbstständigkeit wird sie sich nur schwer entscheiden können.
    Der ungelöste Fall dient Julia Philipps, die selbst in Russland gelebt hat, als Rahmen, um die Situation der Frauen in einer ehemaligen Vielvölkergesellschaft zu betrachten. Fremde und deren Werte dominieren den Alltag, während die Nachkommen der Ureinwohner sich an den Rand gedrängt fühlen.
    Fazit
    Dass die zahlreichen Figuren Vornamen, Vatersnamen und Spitznamen tragen, macht das Personenverzeichnis zu einem wichtigen Teil des Romans. Der ungelöste Vermisstenfall klingt zunächst nach einem sozialkritischen Krimi vor exotischer Kulisse. Insgesamt ist Julia Phillips ein ungewöhnlich empathisches Buch mit glaubwürdigen Figuren gelungen, stets auf der Seite von Frauen und Mädchen.
    Weiterlesen

Ausgaben von Das Verschwinden der Erde

Hardcover

Seitenzahl: 376

E-Book

Seitenzahl: 356

Taschenbuch

Seitenzahl: 376

Das Verschwinden der Erde in anderen Sprachen

  • Deutsch: Das Verschwinden der Erde (Details)
  • Englisch: Disappearing Earth (Details)

Besitzer des Buches 17

Update: