Die Klassenkameradinnen

Buch von Eileen Chang, Susanne Hornfeck, Wang Jue

Bewertungen

Die Klassenkameradinnen wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Klassenkameradinnen

    Klappentext/Verlagstext
    Zhao Jue lebt in New York, arbeitet als Dolmetscherin für die UN. In einer Zeitschrift entdeckt sie das Foto einer ehemaligen Mitschülerin. Ihre Freundin lebt inzwischen mit ihrem deutschen Mann in Washington, es ist 1975, China und die USA nähern sich nach dem Besuch von Nixon langsam an. Zhao Jue erinnert sich an die Schulzeit im Schanghai der Dreißigerjahre, an das sexuelle Erwachen der Freundinnen. Wie Eileen Chang überwirft sich Zhao Jue mit der Familie, widersetzt sich deren Heiratsplänen und hält sich während der japanischen Besetzung mit Schmuggel über Wasser. In Amerika begegnet sie Vorurteilen, lernt aber auch die Freiheit kennen.
    Eileen Chang ist die bedeutendste chinesische Erzählerin der Moderne. Ende der Siebzigerjahre schrieb sie Die Klassenkameradinnen, verbot jedoch eine Veröffentlichung zu Lebzeiten, da der Text eigene Erlebnisse verarbeitet.
    Die Autorin
    Eileen Chang wurde 1920 als Zhang Ailing in Shanghai geboren. Durch ihre Erzählungen und Übersetzungen von z.B. Hemingway wurde sie in den 40er Jahren zu einem Star der Literaturszene. Vor allem ihre oft sehr dunklen Liebesgeschichten fanden großen Zuspruch, wie die 1943 veröffentlichte Erzählung "Liebe in einer gefallenen Stadt". 1952 ging sie nach Hongkong und arbeitete bei der American News Agency. Dort entstand ihr großer Roman "Das Reispflanzerlied", zunächst auf English. 1955 emigrierte sie in die USA, übersetzte dort den Roman ins Chinesische, er erschien 1968 erstmals in Taiwan, und schrieb weitere Romane und Erzählungen. Sie geriet in ihrem Heimatland in Vergessenheit, da ihre Geschichten und ihr Erzählstil politisch nicht opportun waren. Sie starb 1995. Die Verfilmung ihrer Erzählung "Gefahr und Begierde" durch Ang Lee wurde 2007 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet und machte ihre Erzählkunst weltweit bekannt.
    Die Übersetzerin
    Susanne Hornfeck, Dr. phil., studierte Germanistik, Sinologie und Deutsch als Fremdsprache. Sie ist Autorin und Übersetzerin, u.a. von Mo Yan, Eileen Chang, Ha Jin, Lionel Shriver. Für ihre Übersetzungen und Romane wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
    Inhalt
    Als Benjamin Levy in den USA der Nixon-Ära Kabinettsmitglied wird, ist das Presse-Echo darauf für die Dolmetscherin Zhao Jue ein Schock. Levy war als deutscher Jude in den 30ern des letzten Jahrhunderts nach Shanghai emigriert, seine chinesische Frau Enjuan ging dort mit Zhao gemeinsam zur Schule. Zhao glaubt bis heute, dass ein von ihr hervorgestoßener Schlüsselsatz entscheidender Anstoß zur Beziehung des Paares war.
    Die aus gegensätzlichen Verhältnissen stammenden Mädchen besuchen ein nobles christliches Mädchen-Internat. Zhao stammt aus Souzhou. Sie spricht den Shanghai-Dialekt nur schlecht und kann sich auch mit Mandarin nicht anfreunden, weil sie die Hochsprache als gekünstelt empfindet. Die Schülerinnen scannen gegenseitig ihre körperliche Entwicklung, homoerotische Schwärmereien und Mobbing durch Anspielungen darauf sind üblich. Zhao schwärmt aus der Ferne für He Surong, die zwei Klassen über ihr ist. Die Situation der androgyn wirkenden Zhao wird aufgrund ihrer Außenseiterrolle nicht einfach gewesen sein. Enjuan verliebt sich in ihren Lehrer Ben, folgt ihm nach Chongqing und später in die USA. Erst als Zhao selbst in die USA kommt und nach der Trennung von ihrem Mann, nimmt sie nach anfänglicher Distanz den Kontakt zu ihrer Klassenkameradin wieder auf. Rivalität zwischen den Frauen und ihre Verbitterung über alte Verletzungen sind deutlich spürbar. Offen bleibt für mich, wie stark die erotische Komponente von Frauenbeziehungen damals verdrängt werden musste.
    Fazit
    Eileen Changs Novelle gilt als Schlüsselroman zu ihrem Werk. Ich sehe ihn auch als Schlüssel zur Rolle chinesischer Frauen in den 30ern und zum „Lesen“ von Liebesbeziehungen zwischen Frauen zu jener Zeit. Der kurze Text richtet einen glasklaren Blick auf die Epoche der 30er in Shanghai und der 60er in den USA. Zwischen knappen historischen Wegmarken vermittelt er allein Zhaos Sicht auf ihre Beziehung zu Enjuan und He Surong. Dass es mehr als eine/ihre Interpretation der Ereignisse geben kann, kommt ihr nicht in den Sinn. Zhao wirkt auf mich daher sehr starr in ihren Urteilen. Mit „alten“ Werten und Forderungen ihrer Eltern scheint sie sich kaum auseinandergesetzt und nur schwer einen eigenen Weg gefunden zu haben. Die Äußerung der jugendlichen Frauen damals, Ben sehe „für einen Ausländer gut aus“, lässt sich heute zu einer intensiven Diskussion weiterspinnen, was aus traditionellen Vorstellungen beider inzwischen geworden ist. Auch einen westlichen Lesern fremden Freundschaftsbegriff und daraus resultierendes Instrumentalisieren anderer Menschen lässt sich hier entdecken. Die Einordnung des Romans erfordert außer Kenntnissen von Changs Werk historisches Grundwissen. Das sehr hilfreiche Nachwort der Übersetzerin Susanne Hornfeck liefert historische Orientierungspunkte und erklärt den autobiografischen Hintergrund: Changs „Klassenkameradinnen“ besuchen ihr eigenes Internat in Shanghai, Zhao ist unübersehbar Changs Alter Ego.
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Ausgaben von Die Klassenkameradinnen

Hardcover

Seitenzahl: 96

E-Book

Seitenzahl: 97

Besitzer des Buches 5

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