Rote Kreuze

Buch von Sasha Filipenko, Ruth Altenhofer

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Rote Kreuze

Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.
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Bewertungen

Rote Kreuze wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Rote Kreuze

    Die billigste Ware, die es gibt.
    Ein Buch welches polarisiert. So könnte man es nennen. Die Art der Schreibe lässt die Leserschaft gespalten zurück. Ich gehöre zu denjenigen, die ein Loblied singen. Mir hat gerade diese Art der Schreibe so gefallen, gerade dieses etwas abgehackte und dieses nicht emotionale in der Art der Schreibe hat mich getroffen. Für mich hätte dieses Buch nicht emotionaler sein dürfen, denn dann hätte es in meinen Augen einen großen Teil seiner Kraft verloren. Und gerade diese etwas ungleichen Charaktere, die eigentlich nicht zusammenpassen, verkörpern in meinen Augen auch zwei irgendwie ungleiche Länder. Man muss sich mal vor Augen führen, Russland war mal eine Weltmacht und immer mehr verkommt es durch verschiedene diktatorische Herrscher zu einer Angst verströmenden Macht, die aber politisch immer mehr an Einfluss verliert, deren mächtige Familien die Fäden im Land halten und auch Fäden außerhalb des Landes lenken, aber sich immer mehr von einer Weltmacht wegbewegen. Ob die Mächtigen das bemerken? Tatjana verkörpert für mich ein altes und weises Russland, dass in die Fänge der Diktatoren gerät und dem neuen und jungen Russland, verkörpert von Alexander, berichtet. Nun wäre es am jungen Russland/Belorussland/Ukraine zu reagieren. Das wird im Buch offengelassen. Aber es gibt ja passende Bestrebungen in den Ländern. Man kann hier nur hoffen. Beide Charaktere sind über das Thema Leid miteinander verknüpft/verbunden, vielleicht ermöglicht das Thema Leid auch ein gegenseitiges Verstehen, eine Verbindung der Beiden. Die Verbindung, die Filipenko hier mit dem Thema Demenz und Glauben eingeht, ist für mich absolut interessant gewählt, fast schon provokativ zu nennen, wenn man bedenkt, welche Macht der Kirche in diesen Ländern gegeben wird. Ebenso interessant ist es, wie es auch besonders traurig ist, der christliche Glauben, der ja eine gewisse Nächstenliebe propagiert, wird in den ehemaligen Staaten des sozialistischen Blocks von den Mächtigen forciert, nur zeichnen sich diese Staaten in meinen Augen durch eine besondere Bösartigkeit gegenüber allem Andersartigen/Andersdenkenden aus, wie in dieser Geschichte erkennbar ist, aber genauso auch an vielen realen Nachrichten ersichtlich. Man kann nur hoffen, dass die Unmenschlichkeit aus diesen Ländern bald verschwindet und solche Autoren wie Filipenko das Forcieren!
    Die Einschlüsse im Text, seien es Textdokumente oder Gedichte, verdichten oder verstärken in meinen Augen die Geschichte, auch wenn es manchmal etwas viele Artikel sind. Aber alles in allem ist dieses Buch schon ein rundes Werk für mich. Mit einem alles überragendem Charakter: Tatjana.
    5 Sterne verteile ich applaudierend für dieses Buch und ich bin neugierig auf weiteres aus Filipenkos Feder.
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  • Rezension zu Rote Kreuze

    Autor: Sasha Filipenko
    Titel: Rote Kreuze
    Seiten: 288
    Verlag: Diogenes
    ISBN: 978-3-257-07124-5
    Übersetzerin: Ruth Altenhofer
    Autor:
    Sasha Filipenko wurde 1984 in Minsk geboren und ist ein weißrussischer Schriftsteller der auf Russisch schreibt. In seiner Wahlheimat St. petersburg studierte er nach einer abgebrochenen Musikausbildung Literatur und widmete sich der journalistischen Arbeit, war Drehbuch-Autor, Gag-Schreiber für eine satire-Show und Fernsehmoderator.
    Dies ist sein erster Roman, der ins Deutsche übersetzt wurde.
    Inhalt:
    Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzwei- gerisssen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die Beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen. (Klappentext)
    Rezension:
    Nach Tolstoi und Dostojewskij darf man sich die Frage stellen, wie geht russische Literatur eigentlich heute? Zumal der Blogschreiber kaum etwas anderes kennt als Lukianenko oder Glukhovsky, vom letzteren Schreiberling nicht ganz so begeistert war, wie vom ersteren. Wobei, Viktor Jerofejew vermochte zu faszinieren. Nun, also Sasha Filipenko. Erstmals ins Deutsche übersetzt erzählt der weißrussische Schriftsteller, der auf russisch veröffentlicht und heute in St. Petersburg lebt, von der Begegnung zweier Menschen, die sich nach und nach das Trauma ihrer jeweiligen Leben von der Seele sprechen, dabei nach und nach Vertrauen zueinander finden.
    Der zweiperspektivische Roman fokussiert sich ganz auf die beiden protagonisten. Die Eine, über neunzig Jahre alt, erzählt von der Angst, innerhalb eines Regimes zu leben und ein Leben lang auf der Suche zu sein, der andere muss gleichsam ein Drama in seinem noch jungen Leben verarbeiten. Das Aufeinandertreffen der Beiden ist für die Eine ein Abschluss, für den Anderen der Punkt, über den Sinn des Lebens nachzudenken. So viel zum Inhalt. Mehr sei nicht verraten.
    Wie oft begegnen wir einander im Treppenhaus und wissen doch so gut wie nichts, voneinander? Einerseits schön, man kann praktisch überall von Neuem an beginnen, andererseits fehlt die Gemeinschaft in einer immer mehr vereinsamten Gesellschaft. Dieses Thema als oberflächlicher Aufhänger, nutzt Filipenko geschickt, um ein anderes aufzugreifen, was weder in seiner Geburtsstadt Minsk einfach sein dürfte, noch in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er übt Kritik am Geschichtsverständnis beider Länder, deren obere Zehntausend stetig versuchen, die Deutungshoheit zu gewinnen und umzukehren, und rüttelt dabei an Grundfeste.
    Während in den Neunziger Jahren noch Archive geöffnet wurden, von Behörden, Geheimdiensten und anderen Institutionen, stehen Recherchierende heute oftmals vor verschlossenen Türen.
    Subtil arbeitet sich der Autor daran ab, zumindest seine Leser mitzunehmenund einem Funken der Geschichte aufzugreifen, der heute in Teilen Russlands zu gerne umgedeutet wird. Kritik ist nicht gerne gesehen, doch sowohl Filipenko als auch seine Hauptprotagonistin Tatjana Alexejewna legen ihre Finger in noch nicht längst geschlossene Wunden.
    Erzählerisch nimmt der stetige Perspektivwechsel die Position zweier unterschiedlicher Pole ein, die zum Einen Spannung verursachen, im passenden Moment wieder beruhigen. Das ist notwendig, um nicht in der Falle der Übertreibung zu gelangen und doch einen Spannungsbogen zu schaffen, der einem den Atem gefrieren lässt. Und dies auf, um den Bogen zur klassischen russischen Literatur a la Tolstoi wieder zu schaffen, vergleichsweise wenigen Seiten.
    Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, ist diese Stärke zugleich die Schwäche seines Romans. Beim Lesen würde man vielleicht gerne mehr erfahren über die beiden Protagonisten, die einem Seite für seite ans Herz wachsen. Sasha Filipenko beschränkt sich jedoch auf's Wesentliche.
    Auch gut.
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Ausgaben von Rote Kreuze

Hardcover

Seitenzahl: 288

E-Book

Seitenzahl: 274

Rote Kreuze in anderen Sprachen

Besitzer des Buches 11

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