Memory Wall

Buch von Anthony Doerr, Frank Arnold

Bewertungen

Memory Wall wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,5 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Memory Wall

    Alma, Mitte 70, lebt allein in ihrem großen Haus in der Nähe von Kapstadt. Ihr Mann ist seit einiger Zeit tot, nun kümmert sich ihr Bediensteter Pheko um die alte Dame, die immer tiefer in den Sumpf der Demenz versinkt. Nur die Kassetten, auf denen dank eines neuartigen Verfahrens zahlreiche Erinnerungen gespeichert sind, helfen ihr zumindest manchmal, Herrin über ihr Gedächtnis zu bleiben, doch sie merkt, dass es immer schwerer ist, die Realität festzuhalten.
    Der erfinderische Gangster Roger hat sich darauf spezialisiert, über die Kassetten auf die Erinnerungen wildfremder Menschen zuzugreifen und sich diese zunutze zu machen. Nun ist Alma sein Ziel, denn sie könnte womöglich die einzige sein, die den Fundort eines äußerst seltenen und wertvollen Fossils in der Karoo-Wüste kennt.
    Dass Anthony Doerr gleichermaßen reduziert und sprachgewaltig zu schreiben versteht, wusste ich schon von "Alles Licht, das wir nicht sehen", das jedoch relativ umfangreich war. In diesem kleinen Büchlein, das als Novelle tituliert ist, zeigt er, dass er auch die Kurzform virtuos beherrscht.
    In knappen, treffenden Sprachbildern schildert er Almas verzweifelte Versuche, ihrem schwindenden Erinnerungsvermögen zu trotzen. Gleichzeitig entsteht in kurzen Momentaufnahmen aus der Vergangenheit mit wenigen Worten ein nicht immer sympathisches, aber lebhaftes Bild davon, wie Alma früher war, bevor die Krankheit einsetzte. Genauso greifbar werden die armseligen Lebensumstände von Pheko, der versucht, seinen kleinen Sohn in einem elenden Slum so gut wie nur möglich aufzuziehen, und die traurige Geschichte des Waisenjungen Luvo, Rogers unfreiwilligem Helfer.
    Zunächst überrascht das futuristische Element der Speicherung und ständigen Wiederabspielbarkeit von Erinnerungen, doch schnell wird klar, dass das ein ganz wesentlicher Bestandteil der Handlung ist. Zwar ermöglicht diese neue Technik, Demenzpatienten ihre Erinnerungen länger zu erhalten, doch sie öffnet auch einer ganz neuen Art von Missbrauch und Kriminalität Tür und Tor. Mit einer Mischung aus Spannung und Abscheu beobachtet man Roger und Luvo bei ihrem schrecklichen Handwerk und kann nicht umhin, über die ethischen Fragen nachzudenken, die ein solcher technischer Fortschritt mit sich brächte.
    Das Ende dieses modernen Märchens fällt vielleicht nach den vielen ungeschminkten, tristen und manchmal auch traurigen Szenen voller Trauer, Wut und Hilflosigkeit einen kleinen Tick zu rosig aus, aber es ist auch nicht so triefend kitschig, dass man es nicht als versöhnlichen Schluss interpretieren könnte.
    Ein sprachlich wie inhaltlich ungewöhnliches Buch, das nachhallt und zum Nachdenken anregt.
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Ausgaben von Memory Wall

Hardcover

Seitenzahl: 135

E-Book

Seitenzahl: 135

Taschenbuch

Seitenzahl: 144

Hörbuch

Laufzeit: 00:03:12h

Besitzer des Buches 11

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