Geh nicht fort

Buch von Robert Olmstead

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Herzzerreißender autobiografischer Text von großer erzählerischer Kraft. Präzise, aufrichtig & hinreichend sentimental!

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Meinungen

  • Herzzerreißender autobiografischer Text von großer erzählerischer Kraft. Präzise, aufrichtig & hinreichend sentimental!

    Jean van der Vlugt

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Geh nicht fort

    Der Autor (Q: Wikipedia): Der am 3. Januar 1954 in Westmoreland, New Hampshire, geborene Robert M. Olmstead ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Hochschullehrer. Er wuchs auf einer Farm auf. Nach der High School besuchte er dank eines Football-Stipendiums das Davidson College, verließ die Schule aber vorzeitig nach drei Semestern. Olmstead studierte an der Syracuse University zusammen mit Raymond Carver und Tobias Wolff und schloss seine Ausbildung 1983 mit dem Master-Grad ab. Der Guggenheim-Stipendiat war als Dozent am Dickinson College und an der Boise State University tätig. Derzeit ist er Dozent und Leiter der Abteilung für Kreatives Schreiben an der Ohio Wesleyan University. Zu seinem Werk gehören Romane, Kurzgeschichten und ein autobiografisches Erinnerungsbuch. Bekannt wurde er in Deutschland vor allem durch seinen Bürgerkriegsroman "Der Glanzrappe" von 2007.
    Kurzbeschreibung (Q: Rowohlt-Klappentext): Neuengland 1972: Ganz Amerika mag in Aufbruchstimmung sein, doch die Farm in New Hampshire, auf der Robert Olmstead aufwächst, hat seit sechs Generationen niemand verlassen, es sei denn durch Tod. Der achtzehnjährige Robert wird mit dieser Tradition brechen und am Ende des Sommers aufs College gehen. Er weiß, dass dieser Abschied mehr ist als ein bloßer Ortswechsel.
    Robert erlebt jenen traumhaften Sommer mit einer nie gekannten Intensität. Zum letztenmal arbeitet er mit seinen Freunden auf der heimischen Farm. Billy und Tucker, zwei rauhe Burschen mit wenig Geld und reichlich Fernweh, träumen von Mexiko und grenzenloser Freiheit. Roberts Großvater träumt von einer Luftaufnahme seines Hofes. Die Freunde putzen, streichen und reißen einen alten Silo ein, damit das Anwesen perfekt in Erinnerung bleibt.
    Vor allem aber ist Afton in der Gegend, eine junge Frau aus Newport. Sie ist zwanzig, geht bereits aufs College, liebt Bücher und philosophische Gedankenspiele – und vielleicht auch Robert. Nächtliche Spritztouren durch die Wälder New Hampshires, ein überstürzter Trip per Anhalter nach New York, erste Berührungen – für ihn ist Afton die erste große Liebe.
    Doch dieser Sommer ist nicht nur ein Traum: Der Vietnamkrieg wirft seine Schatten; Roberts Vater ist Alkoholiker; auf der Farm wohnt ein Verrückter; der Großvater liegt im Sterben.
    Voller Poesie und Melancholie schildert Olmstead den Alltag am Ende der Kindheit, auf der Schwelle zu etwas, das nur vage als Erwachsensein wahrgenommen wird. Er beschreibt das Erstaunen über unsere Existenz, über den Zufall, der das eine Leben dahin wendet, das andere dorthin und das dritte zum frühen Tod.
    Die Originalausgabe erschien 1996 unter dem Titel „Stay Here with Me. A Memoir“ im Verlag Metropolitan Books, Henry Holt and Company in New York. Im Jahr 1997 erschien eine deutsche Übersetzung von Edith Nerke und Jürgen Bauer als „Geh nicht fort. Eine Erinnerung“ beim Rowohlt Verlag in Reinbeck bei Hamburg. Diese hartgebundene Ausgabe umfasst 255 Seiten. 1999 erschien bei Rowohlt eine Taschenbuchausgabe als rororo 22625.
    Ein herzzerreißendes Buch von einer erzählerischen Kraft, dass man ganz still wird, auch wenn man einige für meinen Geschmack zu bewusst gestaltete lyrische Wendungen schlucken muss; selbst wenn es nicht viele und auch keine schon oft durchgekauten sind. Beschrieben wird der Alltag auf einer amerikanischen Farm während des letzten Sommers der Jugend vor dem Fortgang, von dem man weiß, dass er für immer sein wird. Wie eine melancholische Abschiedsstimmung beschworen wird, in der das Freiheitsstreben die Verbindungen zur Heimat der Kindheit zu kappen bereit ist, und zur gleichen Zeit gezeigt wird, wie unauflösbar die heimatlichen Wurzeln sich bereits in das ganze Wesen des jungen Mannes eingegraben haben, ist wirklich großartig: präzise und aufrichtig, von einer Vielschichtigkeit, die jeder vorhandenen Sentimentalität die Gefühlsduselei austreibt und den Weg zu menschlichen Erkenntnissen frei macht.
    Roberts zwei Jahre ältere Herzensliebste Afton, die in ihrem 20-jährigen Leben - dem Beruf des Vaters geschuldet - bereits 13 Mal umgezogen ist, dient nicht nur als Motor der Loslösung, sondern auch als Spiegel, der die Heimatverwurzelung Roberts überhaupt erst ans Licht bringt: Die Selbsterkenntnis, dass er weder bleiben, noch gehen kann, ohne etwas zu zerstören – und sei es „nur“ sein Selbstbild. Auch, dass man – im Leben, in der Liebe – Schritte wagen muss, ohne zu wissen, wie sicher sie einen … wohin auch immer bringen. Die Notwendigkeit jugendlichen Aufbegehrens; und die Notwendigkeit, dabei seine Grenzen gezeigt zu bekommen. Seine Grenzen zu spüren bekommen. Die Grenzen zwischen Normalität und Verrücktheit, zwischen Sturheit und Laissez faire, die Grenzen zwischen den Menschen, die Entscheidungen oder Zufälle, die manche Lebenswege ohne erkennbaren Grund ins Verderben schicken. Wie sich wohl der Augenblick der Klarheit anfühlt, wenn ein Verrückter am Morgen aus dem Schlaf erwacht, bevor sich das Bewusstsein wieder trübt für einen weiteren Tag des Irrsinns. Lauter in Körpern gefangene Geister bevölkern dieses Buch. Menschen, deren Seelen im Dunkeln gelitten haben. Menschen, deren Hadern verborgen bleibt, von denen man nur die Schritte auf ihre vermeintlich selbstgewählten Ziele mitbekommt: Freunde, die das Fernweh und die Reiselust umtreibt, der krebskranke Großvater, der seinen Nachlass in geordnete Bahnen lenken möchte, Liebende, die lange Jahre auf die Erfüllung ihrer Liebe zu warten bereit sind, der alkoholkranke Vater, der seine Sucht in den normalen Alltag integrieren zu können glaubt, solange er heimlichen Schrittes immer wieder sein Saftglas in der Garage mit Gin auffüllen kann. Und gleichzeitig macht er seinem Sohn Robert klar, dass es ihn nichts angeht, was er als nächstes tut. Zwei Leben, trotz aller familiärer Identität. Ein Verweis in die eigenen Schranken, der Robert helfen mag, seinen Absprung zu schaffen – zu einer Zeit, als die Selbstzerstörung des Vaters offensichtlich unumkehrbar war: eine familiäre Grenze, um sie zu überschreiten.
    Das Buch ist sentimental, ohne den Wunsch zurückzukehren, ist sich dabei der Bedeutung der geschilderten Übergangszeit ganz genau bewusst. Roberts Beziehung zu seinem alkoholkranken Vater wird in einigen bestürzenden Szenen beschrieben, bestürzend in ihrer einfachen, bloßlegenden Klarheit. Ein Buch auch über die Ungleichzeitigkeit der Liebe. Die erste Liebe, die einem Aufwind, aber auch Dämpfer bringt. Hinein ins Ungewisse. Das Menschsein, das einen zerreisst, so verzahnt wie es mit allem Fühlen, Wahrnehmen und Leiden ist. Und wie wichtig die Fähigkeit ist, sagen zu können: Ich bin hier! Ein Buch, das zum Ende hin immer besser wird. Definitives Futter für meine Jahresbestenliste.
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Ausgaben von Geh nicht fort

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

Hardcover

Seitenzahl: 256

Geh nicht fort in anderen Sprachen

  • Deutsch: Geh nicht fort (Details)
  • Englisch: Stay Here with Me (Details)

Besitzer des Buches 2

Update: