Ein neues Blau

Buch von Tom Saller

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ein neues Blau

Nach dem großen Erfolg von Wenn Martha tanzt der neue Roman von Tom Saller! Eine junge Frau geht ihren Weg als Porzellanmalerin der KPM Als Lilis Mutter früh stirbt, kümmert sich ihr Vater Jakob rührend um sie. Aber erst als sie Günther von Pechmann kennenlernt, den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet sie ihre Bestimmung: die Welt des Porzellans. Doch die Nationalsozialisten kommen an die Macht und Lili muss aus Berlin fliehen. Fünfzig Jahre später lebt Lili wieder in Charlottenburg, zurückgezogen in ihrem Haus mit dem japanischen Garten. Sie spricht nicht viel über sich und ihr bewegtes Leben. Erst die 18-jährige Anja, widerspenstig und quer, kann Lili dazu bewegen, sich ihr zu öffnen. Stück für Stück enthüllt sich Lilis Geschichte, doch auch Anja hat ein Geheimnis. Welche Rolle spielt dabei die schlichte Porzellanschale, die die alte Frau wie einen Schatz hütet? Die Presse zu Wenn Martha tanzt: »Tom Saller schildert eindrücklich die gesellschaftlichen Veränderungen der Zwanzigerjahre bis zur Machtübernahme der Nazis.« NDR Kultur »Tom Saller hat einen spannenden Erstling geschrieben, der alle Zutaten eines facettenreichen Familienromans enthält.« Brigitte Wir »Saller nimmt uns mit auf eine spannende Reise durch das 20. Jahrhundert und endet mit einer überraschenden dramatischen Wendung. Eine Geschichte voller historischer Verweise und mit noch mehr großen Gefühlen.« emotion
Weiterlesen

Bewertungen

Ein neues Blau wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

(2)
(2)
(0)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein neues Blau

    Der Roman von Tom Saller ‚Ein neues Blau‘ kann man einen Roman nennen, ich würde es eher als Literatur bezeichnen. Die Geschichte von Lili und Anja, zweier so unterschiedlicher Frauen, die eine in der heutigen Zeit (1985) verwurzelt und die Andere ein Kind der Zwanziger und dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts, sind fremd und doch so ähnlich – beide sind halb – halb in der Welt, in der Familie, im Glauben oder der Religion und halb in sich selbst– und doch spiegeln sie nicht nur sich gegenseitig, sondern auch die Zerrissenheit von Generationen vom ersten Weltkrieg über die Weltwirtschaftskrise bis hin zu nach dem Zweiten Weltkrieg.
    Tom Saller gelingt es prächtig, anhand von Lili und Anja, ein historisches Panorama zu entfalten und Geschichte erlebbar zu machen. Dabei ist es nicht aufdringlich oder mit erhobenem Zeigefinger geschrieben. Ganz im Gegenteil ist es ein Buch der eher leisen Töne, des zwischen den Zeilen Lesens. Die einzelnen ‚Abschnitte‘ wechseln vom Berlin 1985 zu Berlin 1920 / 30 usw. wobei diese Abschnitte wieder mehrere Kapitel haben. Daran mußte ich mich ein wenig gewöhnen, auch dass die Überschriften ein Teil des Inhaltes der Kapitel vorwegnehmen. Doch bei der Komposition der Worte hatte ich das Gefühl, in einem Sog gefangen zu sein, der mich das Buch nicht aus der Hand legen ließ. Man spürt zwischen den Seiten, wie Nebelfetzen an einem dunstigen Morgen, die Bezüge der Personen und Zeiten und Geschichten untereinander, ohne sie sofort greifen zu können. Das ist, was ein bewegendes gutes Buch ausmacht – Literatur eben.
    So könnte die Geschichte der beiden Frauen einfach 1985 in Berlin enden – dachte ich auch und das wäre schon gut. Doch dann kam der Epilog und schlug den Bogen zu den allerersten Sätzen der Geschichte und ließ mich nachdenklich und verzaubert zurück.
    Fazit:
    Wie man schon lesen konnte, eine ganz klare Leseempfehlung von mit. Das Buch war jede Sekunde wert.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Ein neues Blau

    DIE WÄHRUNG DES LEBENS
    Der Roman "Ein neues Blau" wird im wesentlichen bestimmt durch die Lebensgeschichte der Lili Kuhn, die 1912 in Berlin zur Welt kommt. Der Vater Jakob ist Jude, die Mutter Charlotte Christin. Doch der Glaube spielte keine Rolle. Sie führen eine kurze glückliche Ehe bis Charlotte 1919 an der Spanischen Grippe verstirbt. Lili wächst zwar in wohlhabenden Verhältnissen auf, aber anders als die große Mehrheit. Sie lebt mit ihrem Vater, dem japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der preußisch-jüdischen Haushälterin und dem Hund namens Hund (Bezug zum Cover) zusammen.
    Lili hat lange Zeit große Probleme wegen der Selbstfindung. Sie meint alles nur halb zu sein, nirgendwo richtig dazu zu gehören.
    [S. 135] „Sie ist weder Jüdin, noch Christin; ebenso wenig Japanerin...Sie ist ein Kind ohne Mutter. Tochter mit einem abwesenden Vater. Ihr Halbsein macht sie aus. Aber strebt nicht jeder Mensch nach Ganzwerdung?“
    In der Folge ihrer Entwicklung findet sie durch einen glücklichen Zufall ihre Bestimmung in der Welt des Porzellans. Diese bleibt ihr ständiger Zufluchtsort. Sie gibt ihr Ruhe und Frieden, die innere Sicherheit.
    Die Lebensgeschichte Lilis erfährt der Leser durch die Rahmenhandlung, die 1985 in Berlin spielt und durch die junge Anja Hermann vertreten wird, die dasselbe Gymnasium wie Lili besucht. Das natürlich zu unterschiedlichen Zeiten! Ihr Lehrer vermittelt die Schülerin zu der alten Dame, um ihr etwas Gesellschaft in ihrem Alleinsein zu leisten. Die Annäherung der Beiden erfolgt zögerlich und es gibt im Verlauf des Buches nur wenig Berührungspunkte zwischen ihnen. Leider wird sehr wenig über Anja und Lili berichtet, wie sie einander näher zu kommen scheinen. Dabei hat das junge Mädchen gerade eine ziemlich schwierige Phase in ihrem Leben durchzustehen. Das wurde, so finde ich, im Gegensatz zu vielen anderen Themen nicht genügend herausgearbeitet.
    Auf der anderen Seite führt der Autor Tom Saller den Leser bilderreich und ausdrucksvoll durch verschiedene zeitgeschichtliche Inhalte (angefangen bei Friedrich dem Großen – seine Lieblingsfarbe war bleu mourant, daher der Titel des Romans), durch Kulturen und Religionen, thematisiert das Judentum, die Welt des Porzellans und die Kunst der japanischen Teezubereitung. Er zeigt das Leben der Halbjüdin Lili zwischen Tradition und Moderne, wobei das Private zwar berührt, aber irgendwie auf Distanz bleibt. So war mein Empfinden!
    Das Buch beinhaltet die lebendige Schilderung der Zeit durch das Leben der Lili Kuhn mit den vielen Schicksalschlägen, ihren Schuldgefühlen, den furchtbaren Ereignissen der Nazizeit, die Flucht ins USA-Exil, die Rückkehr nach Deutschland. Dabei trifft man auf historische Persönlichkeiten wie dem Direktor der KPM, Baron Günther von Pechmann, und bedeutende Künstler wie Marguerite Friedländer, Erwin Hahs, Gerhard Marcks, Hans Finsler.
    „Ein neues Blau“ ist eine unterhaltsame Erzählung über einen bewegten Teil deutscher Geschichte, die durch die Geburt der Eltern von Lili etwa ab Ende des 19. Jahrhunderts beginnt und 1985 durch das Aufeinandertreffen von Lili und Anja endet.
    Ich empfehle das Buch und bewerte mit vier von fünf Sternen.
    Weiterlesen
  • Rezension zu Ein neues Blau

    1985. Die 18-jährige Anja Hermann hat es momentan nicht leicht, denn die Eltern streiten sich immer öfter und auch die Schule macht ihr zu schaffen. Da kommt ihr das Angebot eines Lehrers gerade recht, der ihr einen Job als Gesellschafterin seiner alten Mutter vermittelt. Anja hat keine großen Erwartungen, doch dann ist sie immer mehr von Lili Kuhn und deren Leben fasziniert, das nach und nach bei gemeinsamen Gesprächen an die Oberfläche kommt. Die Halbjüdin Lili Cohen wuchs im Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Nach dem frühen Tod der Mutter lässt der Teehändler Jakob seiner Tochter Lili eine liebevolle und wohlbehütete Kindheit angedeihen. Unterstützt wird er dabei durch seinen alten japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der seinen Wohnsitz von Japan nach Berlin verlagert und Lili schnell ans Herz wächst. Viel später lernt Lili Günther von Pechmann, den Direktor der Königlichen Porzellan Manufaktur kennen, der sie in die Welt der Porzellanherstellung einführt, die einen Großteil von Lilis Leben bestimmen soll, bis die Nazis die Herrschaft in Deutschland übernehmen…
    Tom Saller hat mit „Ein neues Blau“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der Fiktion mit wahren Begebenheiten auf sehr gekonnte Weise miteinander verwebt. Der Schreibstil ist flüssig, berührend, intensiv und voller Poesie. Die Neugier des Lesers wird schon durch einen interessanten Prolog geweckt und lässt ihn eintauchen in zwei verschiedene Welten, denn der Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen, der eine spiegelt die Gegenwart um 1985 wieder, in der sich die junge Anja und die alte Lili kennenlernen. Die andere Ebene lässt den Leser an dem bewegten Leben von Lili teilhaben, dass mit den 20er Jahren und ihrer Kindheit beginnt. Der Autor versteht es sehr geschickt, den historischen Hintergrund und einige bekannte Größen in seiner Geschichte zu verankern und ihr damit noch mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität zu verleihen. Mit seiner Themenauswahl bietet er einen interessanten Einblick in die japanische Teezeremonie, die Judenverfolgung während der Nazizeit sowie über die kunstvolle Herstellung von Porzellan. Durch die wunderbare und ruhige Erzählweise des Autors hat der Leser während der gesamten Handlung das Gefühl, mit den beiden Frauen in einem Raum zu sitzen und ihren Ausführungen persönlich zu lauschen. Der Epilog birgt am Ende noch eine Überraschung, die das Buch so besonders werden lassen.
    Die Charaktere sind sehr ausgefeilt und mit Persönlichkeit versehen. Individuelle Ecken und Kanten lassen sie lebendig und vor allem glaubwürdig wirken. Der Leser kann sich sowohl in Anja als auch in Lili hineinversetzen, was es ihm leicht macht, ihren Gedanken und Gefühlen zu folgen und sie auch nach der Lektüre noch für eine geraume Weile im Gedächtnis zu behalten. Anja ist eine sehr junge Erwachsene, die den damaligen 80er Jahren entspricht. Mit ihrer jugendlichen Aussprache, ihrem offenen und leicht frechen Wesen findet sie den Schlüssel zu Lilis Herz. Innerlich ist die junge Frau unsicher und zerrissen. Lili ist mit ihrem Alter schon gesetzt, erfahren und sehr zurückhaltend, denn sie hat zu viel gesehen und erlebt. Die Kombination zwischen Alter und Jugend ist reizvoll, da der Austausch ein gegenseitiges Lernen beinhaltet und auch ein gewisses Verständnis für die jeweils andere Seite hervorruft, wenn erst einmal Vertrauen gefasst wurde. Aber auch der Takeshi mit seinem Einfühlungsvermögen und Rabbi Teichlmann haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Geschichte, die so intensiv wie fesselnd ist.
    Mit „Ein neues Blau“ hat Tom Saller einen wunderschönen und eindrucksvollen Roman geschaffen, der sich nicht nur durch eine sehr gute historische Recherche und die Verflechtung von Fiktion und Wahrheit auszeichnet, sondern auch durch die Themenauswahl und die Schicksale, die er dem Leser näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!
    Wunderschöne
    Weiterlesen

Ausgaben von Ein neues Blau

Hardcover

Seitenzahl: 416

E-Book

Seitenzahl: 382

Hörbuch

Laufzeit: 00:10:04h

Besitzer des Buches 7

Update: