All das zu verlieren

Buch von Leila Slimani, Amelie Thoma

  • Kurzmeinung

    wurm200
    Hin und hergerissene Gefühle nicht nur bei der Protagonistin, sondern auch beimBewerten des Buches.
  • Kurzmeinung

    PotatoPeelPie
    Eine schwer erträgliche Protagonistin.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu All das zu verlieren

»Die neue Stimme der französischen Literatur.« ZEITmagazin Kann man sich zu seinem Glück zwingen? Prix Goncourt-Preisträgerin Leïla Slimani erzählt von der Zerrissenheit einer Frau und schafft eine »moderne Madame Bovary« (Libération). Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel.
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Bewertungen

All das zu verlieren wurde insgesamt 15 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3 Sternen.

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Meinungen

  • Hin und hergerissene Gefühle nicht nur bei der Protagonistin, sondern auch beimBewerten des Buches.

    wurm200

  • Eine schwer erträgliche Protagonistin.

    PotatoPeelPie

  • sprachlich top, inhaltlich ohne Erklärungen

    hennie

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu All das zu verlieren

    Leila Slimani - All das zu verlieren
    Ich hab nie so ein Getue um dich gemacht!
    Familie Robinson, das sind Adéle Robinson, eine Journalistin und ihr Mann Richard, ein Chirurg und ihr kleiner Sohn Lucien leben in einer schicken Wohnung in Paris. Sie sind sozial abgesichert, es scheint als würde es ihnen gut gehen. Schnell wird klar, dass dies nicht der Fall ist. Adéle scheint eher auf einen negativen Zustand zuzufliegen, all das zu verlieren. Und warum ist dies so?
    "Ich hab nie so ein Getue um dich gemacht." Dies sagt die Mutter Simone zu ihrer Tochter Adéle. Und genau dies merkt man auch. Man merkt der Tochter viele Defizite an, die zum Teil durch das Handeln oder Nichthandeln der Mutter entstanden sind. Natürlich kann die Mutter nicht für alles als Schuldige herangezogen werden, der betreffende Mensch, hier Adéle hat sicher auch noch ein Wörtchen mitzureden. Aber ein kleines Mädchen ist sicher noch kein vollwertiger Mensch und kann sicher vieles noch nicht so einordnen wie ein Erwachsener. Wobei ja auch diese oft genug Situationen falsch einschätzen und falsch handeln. Insgesamt ist dieses Buch ein erschreckendes und gut gezeichnetes Psychogramm eines zerstörten Menschen. Auf jeden Fall sieht man am Beispiel von Adéle was ein gestörtes Mutter-Tochter-Verhältnis bewirken kann, wobei man hier sicher eine fehlende väterliche Reaktion auch mit einfließen lassen könnte. Was habe ich alles an Adéle entdecken können; da sind depressive Gedankengänge, Adéle hat auch kaum ein Selbstwertgefühl aufbauen können, Adéle hat durch das gestörte Mutter-Tochter-Verhältnis auch eine vollkommen gestörte Bindungsfähigkeit, positive Rückmeldungen holt sie sich über ein obsessives Sexualverhalten, dass man sich auch wie einen Schrei nach Aufmerksamkeit, vielleicht sogar nach Liebe vorstellen kann, sicherlich etwas was nicht von selbst gekommen ist, ansonsten kann man auch ein selbst schädigendes Verhalten klar erkennen, schon durch ihr sexuelles Verhalten, aber auch in der Nahrungsaufnahme, Zigarettenkonsum etc., paranoide Gedanken sind auch schon klar erkennbar. Das ist alles recht viel für einen Menschen!
    Das Buch ist in einem sehr hohen Sog geschrieben. Man kann dieses Buch nicht weglegen, ist vollkommen schockiert und entsetzt vom Gelesenen. Man möchte aber genauso erfahren warum hier passiert was passiert, warum Adéle handelt wie sie handelt. Und dies ist ebenfalls eine Stärke des Romans. Leila Slimani lässt immer mal im Gelesenen ein Bröckchen fallen, man erfährt nach und nach, ganz langsam und wohl dosiert die gesamte Geschichte. Dadurch wird so ein immenser Sog erzeugt und man begreift schließlich vollkommen schockiert. Ein heftiges Buch! Aber es ist wunderbar geschrieben! Leila Slimani wird mir in Erinnerung bleiben und es ist nicht das letzte Buch gewesen, welches ich von ihr in den Händen halten werde.
    Ich gebe eine klare Leseempfehlung! Aber man sollte nicht so sehr bei den sexuellen Geschehnissen hängenbleiben. Diese sind hier schließlich nur ein Symptom!
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  • Rezension zu All das zu verlieren

    Ich muss eine Lanze für dieses Buch brechen...
    Von außen gesehen, lebt die Protagonistin Adéle in einer heilen Welt, man könnte neidisch werden: sie hat eine interessante Tätigkeit, sie ist schön und elegant, sie hat sich gut und großbürgerlich verheiratet, hat einen kleinen Sohn, lebt in einer guten und angesagten Wohngegend in Paris, hat keine finanziellen Sorgen, ihr Mann liebt sie. Und „All das zu verlieren“ will sie nicht.
    Aber sie ist krank, sie ist sexsüchtig. Ihr alltägliches Leben empfindet sie als Belastung, dem sie nur durch ständig wechselnde Sexualkontakte mit anonym bleibenden Partnern ausweichen kann. Diesen Kontakten ordnet sie ihr Leben unter, sie lügt dafür, und sie sind ihr sogar wichtiger als die Fürsorge für ihr kleines Kind. Das wirkt schockierend bei einer Frau, von der doch gemeinhin eine aufopfernde Mutterliebe erwartet wird; und es ist wohl die Absicht der Autorin, uns zu schockieren.
    Adéle erlebt, wie ihre Sucht stärker wird und sie immer mehr zum Objekt ihrer Sucht wird. Immer stärker wird ihr Trieb, beim Sex objektiviert zu werden; schließlich fordert sie auch Gewalttätigkeit ein. Dabei erkennt sie durchaus ihre Situation, aber sie ist offenbar unfähig, sich Hilfe zu holen. Auch als ihr Mann, immerhin Arzt, ihre Sucht erkennt, wird keine professionelle Hilfe geholt.
    Die Autorin erzählt diese Sucht in einer klaren und beklemmend nüchternen Sprache, die die große Einsamkeit der Protagonistin noch deutlicher macht. In wenigen Strichen entwirft die Autorin ausgesprochen gekonnt die Charaktere und die Situationen, und der Leser beobachtet aus der Distanz diese Frau, ihre fast animalischen Bedürfnisse, ihr Leid und ihre einsame Hilflosigkeit.
    Für mich ist dieser Roman ein gutes Beispiel dafür, dass man sich mit dem Protagonisten nicht immer identifizieren muss und trotzdem gebannt seinen Weg begleitet. Ein verstörendes Buch – ja, aber ein brilliant geschriebenes Buch.
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  • Rezension zu All das zu verlieren

    Leïla Slimani
    All das zu verlieren
    Luchterhand
    Autor: Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Slimani, 1981 in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Für den Roman »Dann schlaf auch du« wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. »All das zu verlieren«, ebenfalls preisgekrönt, erscheint in 25 Ländern. In den Essaybänden »Sex und Lügen« und »Warum so viel Hass?« widmet Leïla Slimani sich dem Islam und dem Feminismus sowie dem zunehmenden Fanatismus. Seit 2017 ist Leïla Slimani offiziell Botschafterin für Frankophonie. Sie lebt mit ihrer Familie in Paris. (Quelle: Luchterhand)
    Adéle führt ein eigentlich tolles Leben, ist verheiratet mit ihrem Mann Richard und den Sohn der beiden. Doch in Wirklichkeit ist es nicht so, wie es nach außen hin scheint. Adéle ist in ihrem Leben hin und hergerissen. Wünscht sich auf der einen Seite ein anderes Leben, hat auf der anderen Seite jedoch Angst davor, alles zu verlieren. Das was die Sache nochmals erschwert, ist die Tatsache, dass Adéle Sex mit anderen Männern hat, wovon ihr Mann Richard jedoch nichts wissen darf.
    Das Buch “All das zu verlieren” hat keine typischen Kapitel, sondern viel mehr Absätze. Einige der Absätze behandeln dabei die Vergangenheit der Protagonistin (welche von Beginn an nicht sonderlich sympathisch zu sein scheint), wodurch sich der/die Leser/-in nach und nach, immer mehr Puzzleteile der Protagonistin bekommt. So lässt sich das Verhalten der Charaktere, im Laufe des Buches auch immer besser verstehen. Leider wurde hier einiges an Potenzial nicht ausgeschöpft und es bleibt noch Luft nach oben, denn 100 % nachvollziehen lässt sich das Verhalten der Protagonistin leider nicht immer (und das bis zum Ende des Buches). Allgemein wird die Protagonistin des Buches deutlich genauer beleuchtet, als alle anderen, im Buch vorkommenden Charaktere. Dies ist aber auch zu verstehen, da es im Buch eindeutig um das Leben von Adéle geht, einer Frau, die ständig auf der Suche nach Glück ist, dies jedoch nie vollends erreicht. Dementsprechend Negativ ist die Grundstimmung des Buches und das bis zum Ende hin. Auf jeder Seite bekommt der/die Leser/-in dabei einen neuen, teilweise erschreckenden Einblick in die psyche der Protagonistin, der garantiert polarisiert.
    Positiv zu nennen sind bei dem Buch allerdings der Schreibstil der Autorin (Leïla Slimani), denn dieser ist die ganze Zeit über recht flüssig zu lesen und zu jedem Zeitpunkt leicht verständlich (wenn auch nicht immer nachvollziehbar, siehe oben).
    Cover: Das Cover des Buches “All das zu verlieren” ist in zwei Farben (gelb und grau) unterteilt. Hier zeigt sich eventuell schon die Tatsache, dass die Protagonistin zwei Seiten/Leben hat?! Eventuell ist die gelbe Farbe dabei sogar ein Indiz auf Frankreich, wenn man an den Eifelturm denkt?! Außerdem sehen wir eine rauchende Frau, bei der es sich scheinbar, um die Protagonistin selbst handelt. Diese Frau steht dabei genau in der Mitte, der zwei kontrastreichen Farben (wie im Leben der Protagonistin selbst). Der Titel (All das zu verlieren) des Buches, steht auf der gelben Seite und passt wirklich gut zum Inhalt des Buches (spätestens nach dem Lesen wird einem klar, wieso das Buch diesen Titel trägt).
    Insgesamt gefällt mir das Cover von “All das zu verlieren” gut und es ist passend zum Inhalt. Es wirkt zwar leicht minimalistisch und ist nicht auf den ersten Blick zu verstehen, allerdings ist das für mich keineswegs negativ.
    Fazit: Leïla Slimani hat ein Buch geschaffen, welches bis zum Ende hin, mit Trauer durchtränkt ist. Die Handlungen der Charaktere sind dabei erschreckend zu lesen, leider aber nicht immer nachvollziehbar und das ist in meinen Augen, für ein Top Buch, wichtig. Auch nach dem Ende des Buches bleibt eigentlich nicht viel zurück, außer einer eventuell negativen Stimmung, von der man sich hat anstecken lassen. Der Schreibstil und die Sprache des Buches lassen sich allerdings gut und flüssig lesen.
    Mich konnte das Buch also nicht wirklich überzeugen, weshalb ich nur auf 3/5 Sterne komme.
    Klappentext: Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel. (Quelle: Luchterhand)
    Autor: Leïla Slimani
    Titel: All das zu verlieren
    Verlag: Luchterhand
    Genre: Roman
    Seiten: 352
    Preis:Hardcover:22,00 // eBook:17,99
    Erstveröffentlichung: 2019
    ISBN: 978-3630875538
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  • Rezension zu All das zu verlieren

    Ratlos
    All das zu verlieren, Roman von Leila Slimani, 224 Seiten, erschienen im Luchterhand Verlag
    Roman über eine Arztfrau die sich in ihrer Sexsucht verliert.
    Adele schön, gutaussehend, stilvoll könnte eigentlich mit ihrem Leben zufrieden sein. Sie hat einen kleinen Sohn Lucien, der ihr lästig ist. Ihr Mann ist Chirurg, sie leben in einem angesehenen Pariser Viertel, in der Nähe von Montmatre. Sei reisen viel, er beschenkt sie. Nebenbei arbeitet sie als Journalistin bei einer Pariser Tageszeitung. Sie ist trotz allem nicht mit ihrem Leben zufrieden. Und obwohl sie weiß, dass sie alles verlieren könnte gibt sie sich wildfremden Männern hin. Es ist wie eine Sucht.
    Ich bin wirklich ratlos über dieses Buch. Ich verstehe die Protagonistin nicht, ich verstehe auch nicht was die Autorin mit dieser Geschichte ausdrücken will. Das Buch hat mich absolut nicht erreicht. Eher fühle ich mich immer wieder vom Verhalten der Protagonistin angewidert, die kultivierte schöne Frau hat es nicht nötig sich, von zum Teil von sogar sehr abstoßenden Männern, so erniedrigend benutzen zu lassen. Obwohl immer wieder Szenen aus ihrer Kindheit und Jugend beschrieben werden, konnte ich für ihre Promiskuität keine Ursache finden. Ihr Mann kann ihr seine Liebe nicht so richtig zeigen, trotzdem stößt er sie nicht von sich. Die Szenen sind unpornografisch dargestellt. Mich hat das Buch traurig gestimmt. Selbst die Spannung ist hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Das Ende wirft mehr Fragen auf als es beantwortet. Der Vergleich mit der „Bovary“ hält bei mir nicht stand, die einzige Parallele konnte ich nur durch die Gegebenheit erkennen, dass es sich bei beiden um Arztfrauen handelt die sexsüchtig sind. Es fehlt in dieser Erzählung einfach an Tragik und auch an Romantik. Auch hätte man aus den Figuren mehr herausholen können. Weil es sich um kurze Kapitel und eine niedrige Seitenzahl handelt, hatte ich das Buch an einem Tag ausgelesen. Da ich vor einiger Zeit schon ein Buch von Slimani gelesen habe, welches mir gefallen hat. (Dann schlaf auch du) Bin ich überhaupt erst auf diesen Band aufmerksam geworden. Es hat sich nicht gelohnt. 1,5 Sterne
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  • Rezension zu All das zu verlieren

    Leïla Slimani - All das zu verlieren
    Inhaltsangabe nach amazon
    »Die neue Stimme der französischen Literatur.« ZEITmagazin
    Kann man sich zu seinem Glück zwingen? Prix Goncourt-Preisträgerin Leïla Slimani erzählt von der Zerrissenheit einer Frau und schafft eine »moderne Madame Bovary« (Libération).
    Nach außen hin führt Adèle ein Leben, dem es an nichts fehlt. Sie arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, ist unabhängig. Mit ihrem Ehemann, einem Chirurgen, und ihrem kleinen Sohn lebt sie in einem schicken Viertel, ganz in der Nähe von Montmartre. Sie reisen, sie fahren übers Wochenende ans Meer. Dennoch macht Adèle dieses Leben nicht glücklich. Gelangweilt eilt sie durch die grauen Straßen, trifft sich mit Männern, hat Sex mit Fremden. Sie weiß, dass ihr die Kontrolle entgleitet. Sie weiß, dass sie ihre Familie verlieren könnte. Trotzdem setzt sie alles aufs Spiel.
    MEINE REZENSION
    EIN VERSTÖRENDER, SOGHAFTER ROMAN
    Mit „All das zu verlieren“ (Originaltitel: Dans le jardin de l'ogre) stellt Leïla Slimani dem Leser eine junge Frau vor, die dem Anschein nach alles besitzt und ein glückliches Leben führen müsste.
    Adèle ist jung, schön, verheiratet mit einem wohlhabenden, fleißigen, ebenfalls jungen Chirurgen, arbeitet selbst als Journalistin. Sie haben einen dreijährigen Sohn und wohnen in einem noblen Pariser Vorort. Trotzdem empfindet sie eine selbstzerstörerische Leere, die sie immer öfter mit sexuellen Eskapaden mit sogar vollkommen fremden Männern zu lindern versucht. Adèle ist rast- und ruhelos. Warum? Was will diese Frau eigentlich? Was stimmt mit ihr nicht? Sie scheint für nichts im Leben einen triftigen Grund zu haben - nicht für die Heirat mit Richard, nicht für das Kind, nicht für ihre sexuellen Abenteuer... Ihr ist es lediglich wichtig dazuzugehören und auf die Frage ihrer einzigen Freundin Lauren, warum sie geheiratet hat, antwortete sie folgendermaßen.
    [S. 51] „Ich habe ihn geheiratet, weil er mich gefragt hat. Er war der Erste und bisher der Einzige. Er hatte mir was zu bieten. Und außerdem war meine Mutter so glücklich. Ein Arzt, stell dir vor!“
    Ich las aus den Zeilen Überdruss für fast alles, keinerlei Linderung für ihr sexuelles Verlangen, eine große Gleichgültigkeit, Desinteresse für das, was über den Augenblick hinausgeht. Adèle ist eine Getriebene ihrer eigenen Vorstellungen, ohne irgendeine Erfüllung zu finden, ohne Bindungen an oder für etwas/jemanden. Die Zerrissenheit A. kommt sehr gut zum Ausdruck. Da gibt es sehr viele selbstzerstörerische Szenen, die das mehr als verdeutlichen.
    Der Schreibstil Leïla Slimanis und die kurzen Kapitel machten mir das Lesen leicht, weniger die Verhaltensweisen der Protagonistin. Sie hat so viele Störungen, dass es eigentlich für einen Menschen zu viel ist. Neben ihrer Sexsucht und ihren zahlreichen Ängsten (AIDS, Schwangerschaft, vor Überfällen...) entwickelte und kultivierte sie eine Magersucht.
    [S. 72] „Sie hat es immer gemocht, Hunger zu haben. Zu spüren, wie man schwächer wird, schwankt,... Sie hat ihre Magerkeit kultiviert wie eine Lebenskunst.“
    Es ist für mich schwierig zu verstehen, wie weit Adèle geht, wie weit sie sich als Persönlichkeit verliert. Erklärungen für das Verhalten beider Protagonisten (Adèle und ihr Ehemann Richard) liefert dieser Roman nicht. Hier noch ein Zitat für die Sichtweise Richards:
    [S. 152] "Adèle hat die Welt zerrissen...Die Erinnerungen, die Versprechen, all das ist wertlos. Ihr Leben ist nur trügerischer Schein...Vielleicht, wenn er schwieg, würde es trotzdem halten..."
    Für mich warf dieses Buch mehr Fragen auf als es beantwortete.
    Fazit:
    · Es ist eine Geschichte, die nicht gefällig schön ist. Nein, sie deprimiert, sie verstört, sie bietet keine Alternativen, keine Perspektiven und hat eine dermaßen widersprüchliche Protagonistin in Adèle, die jenseits der gängigen Moralvorstellungen agiert. Im Gegensatz dazu, möchte sie, dass ihre Werte nach außen hin für alle Welt stimmig sind.
    · Es ist eine Geschichte, die sprachlich brillant daherkommt, aber inhaltlich keine Ursachen aufzeigt und mich etwas ratlos zurückließ, vor allem mit dem Ende.
    · Es ist eine Geschichte, die sicher polarisiert.
    Evtl. habe ich zuviel hineininterpretiert. Ich empfehle „All das zu verlieren“ sehr gern. Jeder soll seine eigene Erfahrungen mit dem Roman machen. Auf Grund des herausragenden Schreibstils, des offensichtlichen Schreibtalents werde ich auch das nächste Buch der Autorin lesen. Doch mehr als drei von fünf Lesesternen möchte ich nicht vergeben.
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Ausgaben von All das zu verlieren

Hardcover

Seitenzahl: 224

Taschenbuch

Seitenzahl: 224

E-Book

Seitenzahl: 208

All das zu verlieren in anderen Sprachen

  • Deutsch: All das zu verlieren (Details)
  • Französisch: Dans le jardin de l'ogre (Details)

Besitzer des Buches 21

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