Der nasse Tod

Buch von Kenzaburō Ōe, Nora Bierich

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der nasse Tod

Der neue Roman des japanischen Nobelpreisträgers Ein großes Lebensrätsel treibt Kenzaburô Ôe seit Jahrzehnten um: der mysteriöse Tod seines Vaters, der im Sommer 1945 während eines mächtigen Sturms in ein Boot stieg und im Fluss unter ungeklärten Umständen umkam. In seinem Roman schickt Ôe sein Alter Ego, den Schriftsteller Kogito Choko, in sein japanisches Heimatdorf. In einem geheimnisvollen roten Lederkoffer lagern Dokumente, die ihm dabei helfen sollen, die Geschichte des Vaters zu verstehen und endlich aufzuschreiben. »Der nasse Tod« ist ein meditativer Roman über die Beziehung zum Vater, über sein Vermächtnis, über Sterblichkeit und Erinnerung – und darüber, wie das Geschichtenerzählen heilen kann.
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Bewertungen

Der nasse Tod wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der nasse Tod

    ... Roman über meinen Vater
    Verlagstext
    Ein großes Lebensrätsel treibt Kenzaburô Ôe seit Jahrzehnten um: der mysteriöse Tod seines Vaters, der im Sommer 1945 während eines mächtigen Sturms in ein Boot stieg und im Fluss unter ungeklärten Umständen umkam. In seinem Roman schickt Ôe sein Alter Ego, den Schriftsteller Kogito Choko, in sein japanisches Heimatdorf. In einem geheimnisvollen roten Lederkoffer lagern Dokumente, die ihm dabei helfen sollen, die Geschichte des Vaters zu verstehen und endlich aufzuschreiben. »Der nasse Tod« ist ein meditativer Roman über die Beziehung zum Vater, über sein Vermächtnis, über Sterblichkeit und Erinnerung – und darüber, wie das Geschichtenerzählen heilen kann.
    Der Autor
    Kenzaburô Ôe, geboren 1935 auf der Insel Shikoku, Romanistik-Studium an der Tokyo University mit einer Abschlussarbeit über Sartre. Er schrieb Essays, Geschichten und Romane. Mit 23 Jahren erhielt Ôe den renommierten Akutagawa-Preis, es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen – darunter 1994 der Nobelpreis für Literatur. Ôe lebt in Tokio. Zuletzt ist von ihm der Roman »Licht scheint auf mein Dach« erschienen.
    Inhalt
    Kenzaburô Ôes lässt sein Alter Ego, den Schriftsteller Kogito Choko, circa 1985 gemeinsam mit seinem erwachsenen Sohn auf seine Heimatinsel Shikoku reisen, um am Roman über seinen Vater und dessen ungeklärten Tod zu arbeiten. Als Leser könnte man dem zukünftigen Roman praktisch bei seiner Entstehung zusehen. Die Figur Kogito wurde als Kind Kogi genannt und kommunizierte mit einem imaginären Gefährten Koogi. Jahre nach dem Tod der betagten Mutter will die literarische Figur nun für dieses Romanprojekt Unterlagen des Vaters aus einem roten Lederkoffer auswerten. Wie der Autor Ôe hat auch sein Alter Ego einen behinderten Sohn, im Roman Akari (Ôes Sohn Hikari wurde 1963 geboren). Wie Ôes Sohn zeigt auch der fiktive Akari Zeichen von Autismus, darum duldet er keine Abweichung von der täglichen Routine. Bei dem Besuch auf der Insel schreit Kogito Choko (rund 70 Jahre alt) seinen Sohn zum ersten Mal - überfordert - an und muss sich der Grenzen seiner Kräfte bewusst werden. Die Auseinandersetzung mit seinem Vater müsste demnach zur Reflektion des eigenen Alterns führen und in Pläne münden zur zukünftigen Versorgung des behinderten Akari. Im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass zuhause in Matsuyama Chokos Frau an Krebs erkrankt ist und die Reise von Mann und Sohn auch ihrer Entlastung dient.
    Choko arbeitet an einer Inszenierung mit der Theatertruppe Die Caveman (Die Theaterszenen fand ich wenig interessant, daher der Punktabzug) und vollzieht in Rückblenden Erlebnisse seiner Kindheit nach. Für westliche Leser interessant sind hier Szenen, wie der Großvater Seidelbast züchtete zur Papierherstellung, weil er mit schlechten Zeiten rechnet, oder der Einfluss einer Freundin der Mutter, der „Tante aus Shanghai“. Da Chokos Vater mit der Ultrarechten Japans sympathisierte, hätte ich mir eine tatsächliche Auseinandersetzung des Sohnes mit der politischen Einstellung seines Vaters gewünscht. Soll das 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs alles gewesen sein? Stattdessen beschränkt sich der Text auf eine kurze Szene im Yasukuni-Schrein und setzt voraus, dass Leser mit der japanischen Geschichte vertraut oder bereit sind, sich in sie einzuarbeiten.
    Fazit
    Kenzaburô Ôe schildert einen alternden Schriftsteller, der sich in seinem vermutlich letzten Roman mit seinem Vater auseinandersetzen will. Sein eigenes Altern und seine Ängste vor dem Scheitern werden überschattet von Krankheiten, Todesfällen und dem aufreibenden Leben mit einem behinderten Sohn. Die Figur Vater eines Behinderten entwickelt sich in Ôes Werk nicht linear zur Wahrnehmung von Behinderung weltweit. Wurde Ôe mit der Veröffentlichung von „Eine persönliche Erfahrung“ noch zur Leitfigur betroffener Väter, weil er die Behinderung seines Sohnes nicht vor der Öffentlichkeit verbarg, warfen „Stille Tage“ und „Licht scheint auf mein Dach“ in westlichen Ländern u. a. die Frage auf, warum aus Ôes Sicht allein Mütter und Schwestern von Behinderten ihr Leben zu opfern haben. Im vorliegenden Roman ist es folgrichtig die schwer erkrankte Mutter, die darauf drängt, dass sie sich über Akari „Gedanken machen“.
    „Der nasse Tod“ schließt an die biografischen und halbbiografischen Werke Ôes an. U. a. sollte man zum Verständnis in der Reihenfolge der Veröffentlichung lesen:
    Eine persönliche Erfahrung (1994), (Kojinteki na taiken, 1964)
    Stille Tage (1994), (Shizuka na seikatsu, 1964), 1995 verfilmt
    Licht scheint auf mein Dach (2014), (Kaifukusuru Kazoku) (1994)
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Ausgaben von Der nasse Tod

Hardcover

Seitenzahl: 432

E-Book

Seitenzahl: 432

Besitzer des Buches 2

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