Die Mauer

Buch von John Lanchester, Dorothee Merkel

  • Kurzmeinung

    Conor
    Lahm erzählte Dystopie mit Logiklücken und ohne Erklärungen, sowie flache Charaktere
  • Kurzmeinung

    Emili
    Abgebrochen, da ich schon viele bessere Umsetzungen des Themas gelesen habe. Dieser Roman war gar nicht meins.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die Mauer

In Großbritannien gilt das Gesetz des Stärkeren. Das Land ist von einer hohen Mauer umgeben, die von den Bewohnern um jeden Preis gegen Eindringlinge verteidigt wird. Während in England der Brexit vorbereitet wird, legt Bestsellerautor John Lanchester einen brisanten neuen Roman vor. Joseph Kavanagh tritt seinen Dienst auf der Mauer an, die England seit dem großen Wandel umgibt. Er gehört nun zu jener Gruppe von jungen Menschen, die die Mauer unter Einsatz ihres Lebens gegen Eindringlinge verteidigt. Der Preis für ein mögliches Versagen ist hoch. Schaffen es Eindringlinge ins Land, werden die verantwortlichen Verteidiger dem Meer – und somit dem sicheren Tod – übergeben. Das Leben auf der Mauer verlangt Kavanagh einiges ab, doch seine Einheit wird zu seiner Familie, und mit Hifa, einer jungen Frau, fühlt er sich besonders eng verbunden. Gemeinsam absolvieren sie Kampfübungen, die sie auf den Ernstfall vorbereiten sollen. Denn ihre Gegner können jeden Moment angreifen. Und die sind gefährlich, weil sie für ein Leben hinter der Mauer alles aufs Spiel setzen. John Lanchester geht in seinem neuen Roman alle Herausforderungen unserer Zeit an – Flüchtlingsströme, wachsende politische Differenzen und die immer größer werdende Angst in der Bevölkerung – und verwebt diese zu einer hochgradig spannenden Geschichte über Liebe und Vertrauen sowie über den Kampf ums Überleben.
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Bewertungen

Die Mauer wurde insgesamt 18 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Meinungen

  • Lahm erzählte Dystopie mit Logiklücken und ohne Erklärungen, sowie flache Charaktere

    Conor

  • Abgebrochen, da ich schon viele bessere Umsetzungen des Themas gelesen habe. Dieser Roman war gar nicht meins.

    Emili

  • Prima Grundthematik, phasenweise etwas schwächelnd umgesetzt, jedoch durch das abrupte Ende völlig zerstört.

    Federfinderin

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Mauer

    Seit dem „Wandel“ ist der Wasserspiegel der Erde gestiegen und viele Menschen auf der Flucht. Großbritannien hat eine Mauer um die britische Insel gebaut, um „Andere“ abzuhalten, ins Land zu kommen. Die Mauer wird von „Verteidigern“ bewacht, die, sollte es jemand schaffen, die Mauer zu überwinden, Gefahr laufen, selbst auf dem Meer ausgesetzt zu werden. Jeder Brite muss wenigstens einmal im Leben auf die Mauer.
    Der Leser begleitet Joseph Kavanagh, von seinen Mauerkameraden Yeti genannt, der zu Beginn des Romans seinen Dienst auf der Mauer antritt. Wer die Anderen sind, ist ihm nicht ganz klar, er weiß nur, das diese Menschen wegen des Wandels ihre Heimat verlassen mussten und nun verzweifelt nach etwas suchen, wo sie in Sicherheit sind. Diejenigen, die an der Mauer erwischt werden, haben zwar nur die Wahl zwischen Tod und Sklaverei (wer sich für letzteres entscheidet, wird verniedlichend „Dienstling“ genannt), aber ihre Kinder haben die Chance, britischer Bürger zu werden (wohl auch, weil das britische Volk selbst die benötigte Geburtenrate nicht mehr gewährleisten kann). Für mich dabei mit am schockierendsten war die Aussicht der Verteidiger selbst auf dem Meer zu landen, nicht, weil sie etwa Schuld daran sein könnten, dass jemand illegal ins Land gekommen ist, sondern einfach nur, weil für jeden, der es geschafft hat, einer gehen muss.
    Der Dienst auf der Mauer ist langweilig, 12 Stunden müssen die Männer und Frauen ausharren und aufs Meer starren. Kommt es tatsächlich zu einem Überfall wird es brandgefährlich, denn die Anderen tun alles, um die Mauer zu überwinden, und so kommt es immer zu Toten auf beiden Seiten. Und selbst wenn man das überlebt, hat man noch lange nicht überlebt, denn dann droht die Aussetzung auf dem Meer.
    Leider ist, trotz dieses Hintergrundes, auch der Roman relativ langweilig. Kavanagh erzählt in Ich-Form, und er erzählt ausführlich und erstaunlich sachlich, wenig emotional. Und das, obwohl er sich auf der Mauer verliebt, mehr als einmal in Lebensgefahr gerät und erleben muss, wie Kameraden sterben. Auch erfährt der Leser leider wenig über die gesellschaftlichen und sozialen Hintergründe des Landes bzw. der Welt und das alltägliche Leben, alles bleibt relativ abstrakt, die Charaktere blass. Das hat zwar einerseits auch etwas Bedrückendes, weil man als Leser so im Ungewissen bleibt, aber, es hätte den Roman auch interessanter machen können, hätte man mehr erfahren.
    Die Geschichte ist hochaktuell, und oft hat man das Gefühl, die Situation zu kennen, auch der Bau einer Mauer, um sich abzuschotten, alles Fremde draußen zu lassen, ist eine durchaus mögliche und von einigen gewünschte Zukunftsversion. Das ist im Grund auch das, was den Roman letztlich ein wenig rettet. Mehr hätte man aber mit einer emotional packenderen und interessanteren Geschichte erreichen können. Erst im letzten Drittel kommt mehr Spannung auf, man kann nur hoffen, dass es viele Leser bis hierhin geschafft haben. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten empfinde ich das Ende der Geschichte übrigens als sehr passend.
    Die Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück, zum einen macht sie mich betroffen, auch, weil so die Zukunft möglich sein könnte, zum anderen hätte ich mir eine weniger langatmige und sachliche Erzählweise und greifbarere Charaktere gewünscht, um wirklich emotional beteiligt sein zu können, vielleicht hätten der Geschichte auch einige Seiten weniger gut getan. Dass die Geschichte eine durchaus mögliche Zukunftsvision darstellt, ist bedrückend, sie aus der Sicht eines Einzelnen darzustellen, gar nicht einmal eine so schlechte Idee, die Umsetzung lässt aber leider zu wünschen übrig, da sie emotional nicht packt und wegen ihrer Langatmigkeit Gefahr läuft, dass das Buch schnell wieder aus der Hand gelegt wird. Bis zum Ende lesen lohnt sich aber. Ich vergebe 3 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung – lasst euch auf die Geschichte ein und zum Nachdenken anregen.
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  • Rezension zu Die Mauer

    […]
    Es ist schon immer spannend, wie unterschiedlich wir alle Geschichten lesen, Charaktere wahrnehmen und den Plot realisieren - da macht die Diskussion gleich noch mehr Spaß. Mir ist auch tatsächlich erst heute bewusst im Kopf herumgegangen, dass der Protagonist der Erzähler ist.
    […]
    Und dadurch wissen wir im Prinzip auch, dass er überlebt haben muss, denn sonst könnte er die Geschichte nicht mehr erzählen. Was aber bedeutet das nun für die Geschichte? Bedeutet es überhaupt etwas? Es könnte zumindest einen Erklärungsansatz bieten für dein Empfinden, dass Charakter und Ausdruck für Dich nicht zusammen passen - da erzählt dann nämlich jemand mit einer uns unbekannten Weiter-Entwicklung über das Erzählte hinaus eine kurze, aber sein Leben prägende Episode seiner Jugend. Es spricht ein Erwachsener, ein in irgendeiner Art gereifter Mensch über sein Leben in jungen Jahren, da können Sprache und Charakter sich unterscheiden.
    […]
    Seine Gedankenwelt soll auch gar nicht mehr hergeben - ich glaube, genau darum ging es zu einem guten Teil doch auch. Was macht so ein Dienst als Verteidiger mit einem jungen Menschen, wie prägt ihn so eine harte Zeit des Wartens und Ausharrens, wie formt es seinen Charakter? Ändert es seine Sicht auf die Dinge? Und wie ändert es ihn als Mensch wenn es hart auf hart kommt?
    Wobei mir trotzdem einfach noch Hintergründe in der Erzählung fehlen, auch wenn ich jetzt evtl. anders klinge.
    […]
    In dieser Geschichte passt es für mich perfekt, aber ich glaube, ich weiß genau was Du meinst. Ich mag es auch nicht immer und ich bin auch nicht per se ein Freund von offenen Enden - auch ich mag es, wenn eine Geschichte geschlossen ist, einen runden Abschluss findet.
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  • Rezension zu Die Mauer

    Inhalt
    Nach einer Klimakatastrophe ist der Meeresspiegel gestiegen und auf der nördlichen Halbkugel hat es einen Kälteeinbruch gegeben. Unter der Kälte leiden besonders die Wachposten auf der 10 000 km langen Mauer, die England komplett umgibt. Es gibt keine Küstenlinie und keinen Strand mehr, nur die Mauer. „Nationale Künstenverteidigungsbefestigung“ nennt sich das Projekt. Diktaturen tun sich ja häufig als Sprachverhunzer hervor. Joseph Kavanagh, ein „Hiesiger“, leistet hier mit seiner Kompanie Wachdienst, um das Land vor „den Anderen“ zu schützen, die angeblich ins Land eindringen werden. Sollte es einem Fremden gelingen, die Mauer zu überwinden, werden die Verantwortlichen in kleinen Rettungsbooten ausgesetzt und müssen sich fortan allein durchschlagen. Eine simple Rechnung Mann gegen Mann. Die Enterer der Mauer dürfen sich dagegen in die Altbevölkerung der Insel integrieren. Den Dienst auf der Mauer kann man sich in der knackigen Kälte wie jeden Wachdienst als ungeheuer öde vorstellen. Die Gedanken der Wächter kreisen zwanghaft um Wärme, Essen und um die Angst davor, im entscheidenden Moment zu versagen. Entkommen können die Wächter nur, wenn sie sich als „Fortpflanzer“ melden und damit für die Reproduktion der Wachmannschaft sorgen. Da die Welt von der vorhergehenden Generation zerstört wurde, wundert die mangelnde Motivation zur Fortpflanzung nicht.
    Der Icherzähler Joseph, Spitzname Yeti, sieht sich selbst als jemand, dessen Erwachsenenleben nach dem Ende des Wächterdiensts liegen wird. Glaubwürdig, als kritischer Geist und in der Sprache eines reifen Mannes in der Lebensmitte berichtet er aus seinem Leben. Seinen Gedanken bin ich anfangs gern gefolgt, fand es jedoch zunehmend unglaubwürdig, dass Joseph wie frisch aus dem Ei geschlüpft wirkte und sich zugleich wie ein gebildeter mittelalter Mann ausdrückte. Alles, was ihn zu der erzählenden Person gemacht hat, scheint ausradiert zu sein. Den Kontakt zu seinen Eltern, den Mit-Schuldigen an der Klimakatastrophe, hat er abgebrochen. Im letzten von drei Teilen wird Joseph tatsächlich verbannt und muss seine bisher gepflegte Insulaner-Sicht der Dinge abrupt revidieren.
    Fazit
    Mit dystopischen und postapokalyptischen Szenarien bin ich eigentlich leicht zu erfreuen, wenn sie mir eine Veränderung meiner Sichtweise ermöglichen und wenn mich die Entwicklung der Figuren interessiert. Auch die vielfältige Mauer-Symbolik (einschließlich der Mauer im Kopf und der unvermeidlichen Projektion auf anonyme Feinde von außen) finde ich höchst faszinierend. Der erhobene pädagogische Zeigefinger passend zum Brexit ist hier deutlich zu spüren. „Die Mauer“ konnte mich jedoch nicht völlig überzeugen, weil ich die Figur des Icherzählers nicht glaubwürdig charakterisiert finde.
    Eine Punktebewertung finde ich schwierig, weil sich der Roman zwar gut lesen lässt, man ihn aber m. A. nicht gelesen haben muss.
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  • Rezension zu Die Mauer

    Es ist kalt auf der Mauer
    Die Mauer, Dystopie von John Lanchester, 320 Seiten, erschienen bei Klett – Cotta.
    Ein sehr aktueller Zukunftsroman von John Lanchester über Klimawandel, Migration, Zukunftsangst.
    Dieser Roman schildert was passieren könnte, wenn wir unser Umweltbewusstsein nicht ändern. Und wie unsere Kinder und Enkel einst die Folgen dafür zu tragen haben.
    Nach dem „Wandel“ ist der Meeresspiegel soweit angestiegen, dass Großbritannien, bzw. was davon noch zu sehen ist, mit einer riesigen Mauer umgeben werden muss. Zum Schutz vor dem Wasser aber hauptsächlich vor den „Anderen“. In dieser Zeit scheint Britannien der einzige Ort zu sein, an dem es sich noch einigermaßen gut leben lässt. John Kavanagh beginnt, wie alle jungen Briten seinen Dienst an der Mauer. D. H. sein Land gegen eindringende Flüchtlinge zu verteidigen. Für jeden Anderen, der es über die Mauer schafft, muss ein Verteidiger hinaus aufs Meer. Was John auf der Mauer erlebt und was er dort findet und verliert, ist in dieser Dystopie formidabel beschrieben.
    Die 320 Seiten des Romans sind in drei Teile gegliedert, Die Mauer, Die Anderen und Das Meer. Diese teilen sich in 25 Kapitel auf. Die einzelnen Kapitel sind mit einer Kapitelzahl versehen und in einer leserfreundlichen angenehmen Länge. Oft endet ein einzelnes Kapitel , besonders die im 2. Und 3. Teil so spannend, dass ich das Buch nur schwer zur Seite legen konnte. Das sorgt für ein hohes Lesetempo. Die 2.Hälfte habe ich in einem Rutsch ausgelesen, weil ich wissen wollte wie die Geschichte zu Ende geht. Der Autor erzählt in einer ausdrucksstarken, bildmalerischen Sprache aus der Sicht des Protagonisten John Kavanagh. Jederzeit ist der Leser somit ganz nahe am Geschehen. Schon zu Beginn war ich gefangen genommen, z.B. von der Beschreibung, wie der Protagonist an der Mauer ankommt und sie betritt, jede einzelne Stufe bin ich mit ihm emporgestiegen. Immer wieder schaffte es Lanchester mich mit den Augen des Hauptcharakters „sehen und fühlen“ zu lassen, das ist ihm wirklich hervorragend gelungen. Der Protagonist hat in diesem Roman eine beachtliche Wandlung gemacht. Seine anfängliche Einstellung den Eltern gegenüber finde ich schäbig, nicht sie allein und nicht ihre Generation allein ist für den Wandel verantwortlich. Doch im Verlauf der Geschichte wurde er immer sympathischer, da durch den Dienst, die Kameradschaft und spätere Notlage sein Charakter sich positiv veränderte. Die Beschreibung seiner Gefühle in Extremsituationen war einfach nur genial. Den Wind und die Kälte auf der Mauer habe ich beim Lesen gespürt, den ersten Energieriegel, den John auf der Mauer aß, habe ich selbst geschmeckt, unglaublich stark erzählt. Einige Sätze haben mich zum Nachdenken gebracht, z.B. auf S.46 „Wir haben die Welt zerstört und haben kein Recht mehr sie noch weiterhin zu bevölkern“. Oder auf S. 257 „Wenn ich ein Anderer war und sie Andere waren, dann war vielleicht keiner von uns mehr ein Anderer, sondern wir waren stattdessen einfach nur ein neues Wir“. In der ersten Hälfte des Buches geschieht nichts Aufregendes, aber das Unaufgeregte ist so genial beschrieben, dass es überhaupt nicht langweilig wird. Als später im Buch eine effektvoll inszenierte Wende eintritt, stieg die Spannung enorm. Die Charaktere sind gut gelungen, die Handlung ist nachvollziehbar.
    Diese Geschichte hat mich berührt, mich nachdenklich gemacht und wird wohl noch einige Zeit nachwirken. Das Buch beginnt mit demselben Satz, mit dem es auch endet: Es ist kalt auf der Mauer. Von mir einen absolute Leseempfehlung und wohlverdiente 5 Sterne – volle Punktzahl.
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  • Rezension zu Die Mauer

    Für mich war "Die Mauer" ein außergewöhnlicher Roman, der mich eine ganze Weile beschäftigt hat. Dystopische Szenarien sind mir geläufig, die Thematik schreckt und fasziniert mich gleichermaßen, so dass ich gern darüber lese. Doch diese Geschichte ist mir besonders unter die Haut gegangen. Zum einen weil vieles so plausibel wirkt und bereits jetzt in unserer Gesellschaft zu spüren ist, wie z.B. die Abschottung gegen „ Andere“ , sowie die Skrupellosigkeit und Gier, mit der knapper werdende Resourcen beansprucht werden ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist zu befürchten, dass der Kampf ums Überleben in unserer sich zunehmend verändernden Welt ähnlich brutal geführt werden könnte wie hier. Zum größten Teil aber wegen der ungewöhnlichen Erzählweise, die mich, obwohl insgesamt eher nüchtern, begeistern konnte mit ihren philosophischen Momenten und den atmosphärisch ungeheuer eindringlichen Beschreibungen. Verblüffende Wendungen, dramatische Ereignisse und tatsächlich auch eine vorsichtig zarte Liebesgeschichte halten den Spannungsbogen oben, unterbrechen die gelegentlich aufblitzende, sicher so beabsichtigte Monotonie, kurz bevor es monoton wird *g*.
    Zum Inhalt möchte ich nichts weiter sagen, weil ich es gerade spannend fand, eben nicht zu wissen, wo es hingehen wird. Die Kurzbeschreibung hält sich hier schon sehr bedeckt, mit Recht, wie ich finde.
    „Kälte“ dominiert die ersten Seiten auf eine sprachlich geniale Weise, fühlt sich aber auch ein wenig befremdlich an und ist ein zwar interessanter, aber nicht unbedingt mitreißender Einstieg „Kälte ist Kälte ist Kälte“…
    Joseph Kavanaugh, der junge Mann, aus dessen Perspektive erzählt wird, beginnt seinen Dienst auf der Mauer, eine Art zweijähriger Wehrpflicht, denn: „In Großbritannien gilt das Gesetz des Stärkeren. Das Land ist von einer hohen Mauer umgeben, die von den Bewohnern um jeden Preis gegen Eindringlinge verteidigt wird.“
    Kavanaughs Weg mitzugehen, seinen Blick auf diese Welt, seine Frustration und seine Hoffnungen zu teilen und die Entwicklung seiner Persönlichkeit mitzuerleben, hat mich nach anfänglicher Distanz zunehmend fasziniert an dieses Buch gefesselt.
    John Lanchester kenne ich aus seinem Roman Kapital als großartigen Erzähler, und die Art und Weise, wie er dieses beklemmende Thema anpackt und darstellt, bestätigt diesen Eindruck. Eine erschreckend realistische Dystopie, ich bin gespannt auf sein nächstes Werk.
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Die Mauer

    Wann genau diese Dystopie spielt, wird an keiner Stelle des Romans erwähnt. Jedoch kann man erahnen, dass es in nicht all zu ferner Zukunft zu sein scheint. John Lanchester greift die aktuellen Probleme unserer heutigen Zeit auf - Klimawandel, steigende Meeresspiegel und daraus resultierende Landveränderungen, massenhafte Fluchtbewegungen Richtung Norden, Kampf um die immer knapper werdenden Ressourcen - und lässt ein düsteres Bild einer Zukunft entstehen, die uns und unseren Nachfahren so in der Art durchaus blühen könnte.
    Großbritannien hat sich zum Schutz gegen das immer weiter ansteigende Meer, aber auch gegen das Eindringen von Flüchtlingen, mit einer riesigen Mauer umgeben. Diese Mauer wird unter Einsatz ihres Lebens von einer großen Anzahl junger Briten bewacht und verteidigt. Jeder junge Mensch, egal ob männlich oder weiblich, muss im Laufe seines Lebens für insgesamt zwei Jahre Dienst auf der Mauer verrichten. Doch trotz aller militärischen Finessen, gelingt es immer wieder Flüchtlingen die Mauer zu überwinden und an Land zu kommen. Was dazu führt, dass jeweils in gleicher Anzahl Verteidiger auf dem Meer ausgesetzt werden.
    Als Hörer begleitet man fortan den jungen Protagonisten - er heißt Joseph Kavanagh - und bekommt die Story aus seiner Perspektive erzählt. Dem Autor gelingt das Kunststück, seine Geschichte in dermaßen unspektakulären, ruhigen und fast schon monotonen Worten zu erzählen, ohne dabei jedoch Monotonie zu verbreiten. Und das finde ich absolut erstaunlich! Denn obwohl sich gerade zu Beginn sehr viel Handlung wiederholt und wirklich nichts Aufregendes passiert, entstehen keine Längen und es wurde mir beim Zuhören zu keiner Zeit langweilig. Was natürlich auch ein Stück weit dem Können des Sprechers Johannes Klaußner zu verdanken ist. Er trifft, wie ich finde, genau den richtigen Ton für diese Lesung.
    Doch die Geschichte plätschert nicht lange so vor sich hin. Bald schon überschlagen sich die Ereignisse und es kommt zu wirklich brutalen Kampfhandlungen. Kavanagh und seine Genossen werden auf dem Meer ausgesetzt und sich selbst überlassen. Ausführlicher möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht auf die weitere Handlung eingehen, um niemanden das Hörerlebnis zu nehmen.
    Denn das ist es in der Tat: Ein Hörerlebnis. Wie bereits erwähnt, finde ich es durchaus meisterlich, mit welchen Methoden John Lanchester dieses düstere und deprimierende Zukunftsszenario entstehen lässt. Und wenn er dies bis zum Ende der Geschichte durchgehalten hätte, hätte ich ohne Bedenken volle Punktzahl für sein Werk vergeben. Aber leider kommt das Ende so dermaßen abrupt und sinnlos daher, dass es den bis dahin so guten Eindruck völlig ruiniert.
    Sinnlos deswegen - ich denke, dass kann ich ohne Spoilergefahr erwähnen - weil der Autor dem Ende hin eine Figur kreiert, deren Sinn und Zweck überhaupt nicht zu erkennen ist, wenn er den Roman so enden lässt, wie er es getan hat. Allenfalls könnte er in einem möglichen Folgeband darauf aufbauen und der Story dadurch eine neune Wendung geben. Aber mir ist bislang noch nicht zu Ohren gekommen, dass der Autor weitere Bände in Planung hätte. Von daher kommt es in meiner Wertung leider zu einem Punktabzug ヽ(ヅ)ノ
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Ausgaben von Die Mauer

Hardcover

Seitenzahl: 348

E-Book

Seitenzahl: 332

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

Besitzer des Buches 24

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