Die Liebenden von Wiesbaden

Buch von Susanne Konrad

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Liebenden von Wiesbaden

    Inhalt (Quelle Amazon):
    "Such dir einen Mann in deinem Alter!", tobt die Mutter wieder einmal. Doch ihre Tochter Kirsten hat sich schon längst in Ernst Kämmerer verliebt. Ein gestandener Geschäftsmann: mit schmalem weißen Haarkranz und dazu die hellblausten Augen, die man sich vorstellen kann. Helle, klare Augen voller Wärme. Hans Albers wäre niemand dagegen gewesen. Dass er 61 Jahre alt ist und verwitwet stört die 40-jährige Kirsten nicht. Im Gegenteil, sie hat schon immer eine Schwäche für ältere Männer gehabt. "Diese Herren, nach denen du schaust, können dir doch deinen Vater nicht ersetzen ..." Die Mutter versucht ihr Vernunft einzureden, doch Kirsten blieb standhaft. Sie will diesen Mann und keinen anderen.
    Auch wenn niemand behaupten kann: "Das ist ein tolles Liebespaar!", kommt es, wie es kommen soll: Sie lieben sich, Kirsten wird schwanger, sie heiraten und gründen eine glückliche Familie in Wiesbaden. Doch wenn etwas die Menschen und ihre Liebe vernichten kann, so sind es Diagnosen. Sie wirken wie Stempel, die den Geliebten verurteilen und kategorisieren. Und es folgt eine schwere Zeit. Für alle Beteiligten eine lange schlimme Zeit.
    Susanne Konrad kartographiert die Gefühle einer starken Frau, die ihren Mann über alle Maßen liebt. Ihre Geschichte dokumentiert das Leben eines Paares, das durch den enormen Altersunterschied auf Grenzen stößt. Die Konfrontation von Alltag und Wunschvorstellung ist unvermeidlich. Doch Susanne Konrads Novelle ist gleichzeitig ein Plädoyer für die Liebenden. Denn nur Menschen mit inniger Zuneigung füreinander sind fähig, das Schicksal zu ertragen. Ja, das Unheil zu meistern. Die Zeit des Älterwerdens, die Gesellschaftsnormen, die Ängste über das Morgen. Die Liebe kann alles ertragen.
    Autorin (Quelle Amazon):
    Susanne Konrad, 1965 in Bonn geboren, studierte sie Literaturwissenschaft und Geschichte. 1995 promovierte sie über Goethes Wahlverwandtschaften. 2005 erschien ihr erster Roman Camilles Schatten. Die Autorin hat Fachbücher über »Integration« und »Kreatives Schreiben« veröffentlicht, ferner zahlreiche literarische und redaktionelle Beiträge. Schwerpunkte ihrer schriftstellerischen Arbeit sind der Entwicklungsroman sowie Prosa zu den Themen Migration, Heimat und lokale Identität. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
    Mein Leseeindruck:
    Auf rund 140 Seiten wird in dieser Novelle die Geschichte des in Wiesbaden lebenden Ehepaares Kämmerer erzählt. Dies erfolgt aus Sicht der Protagonistin, die sich - während dem sie sich um ihren pflegebedürftigen Mann kümmert - in Gedanken mit ihm spricht und sich an die zurückliegenden gemeinsamen Jahre und Begebenheiten erinnert. Aufgrund dessen ist dieser Monolog, an dem der Leser teilnimmt, sehr persönlich und lebendig gehalten.
    Kirsten und Erich trennt ein Altersunterschied von immerhin 22 Jahren, den sie jedoch durch ihre tief empfundene und sehr ehrliche Liebe mehr als nur ausgleichen. Sie entscheiden sich sogar im bereits fortgeschrittenem Alter von 41, bzw. 63 Jahren, für ein gemeinsames Kind. Daniela, so der Name der Tochter, wird sich zeitlebens ihrer alten Eltern schämen und gerade ihren Vater so manches Mal verleugnen und gar als ihren Opa vorstellen.
    Im Laufe der Jahre erleidet Erich - mittlerweile über 70 Jahre alt - einen Schlaganfall, der ihn infolge zum Pflegefall macht. Kristin ist stehts an seiner Seite und pflegt ihn fortan bis zu seinem Tod in den eigenen vier Wänden aufopferungsvoll und pflichtbewusst. Aber auch das eheliche Liebesleben kommt - erstaunlicherweise - nicht zu kurz.
    Mit diesem Teil der Geschichte habe ich mich, ehrlich gesagt, etwas schwer getan. Kann ich dem Thema Sexualität ganz allgemein in Romanen nichts abgewinnen, so war dies in dem vorliegenden Format noch sehr viel weniger der Fall. Es erschien mir, in Anbetracht von Erichs fortschreitendem körperlichen Zerfall, doch ein wenig übertrieben, welchen Schwerpunkt dieses Thema nach wie vor im Eheleben der beiden einzunehmen schien. Nicht zuletzt das Ende war mir definitiv zu klischeebehaftet, doch ich möchte niemanden spoilern und werde dies an dieser Stelle nicht weiter ausführen.
    Sehr gut hingegen hat mir der Schreibstil der Autorin gefallen. In völliger Unaufgeregtheit, in eine klare, schnörkellose Sprache verpackt, sehr flüssig und lebhaft, hat er mich von der ersten bis zur letzten Seite eingefangen, durch die Zeilen getragen und am Ende scheinbar nicht mehr los lassen wollen.
    So fühlte ich mich für ein paar Stündchen sehr gut unterhalten und kann guten Gewissens vier hervorragende Sterne vergeben.
    Ein Wort noch zu den Örtlichkeiten, die dem ortskundigen Leser definitiv vorm geistigen Auge erscheinen werden. Manche wurden auch zusätzlich mit schwarz-weiß Fotografien unterlegt. Dieses kleine Sahnehäubchen war es, was mich überhaupt erst auf dieses Büchlein aufmerksam machte.
    Zwar hatte ich beim Durchlesen des Klappentextes eher das Gefühl, die Geschichte würde zu viel früheren Zeiten als die geschilderten 1990er Jahre statt finden, aber letztlich behinderte dieses Missverständnis das Lesevergnügen in keinster Weise.
    Bewertung:
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Ausgaben von Die Liebenden von Wiesbaden

Taschenbuch

Seitenzahl: 190

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