Die verlorene Schwester

Buch von Linda Winterberg

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Die verlorene Schwester

Das Leben, von dem wir träumten. Bern, 1968: Nach dem Tod des Vaters werden die Schwestern Marie und Lena der kranken Mutter von der Fürsorge entrissen. Die Mädchen werden getrennt und an Pflegefamilien 'verdingt', bei denen sie schwer arbeiten müssen. Als eine der beiden schwanger wird, soll ihr das Baby weggenommen zu werden. Doch sie will die Hoffnung nicht aufgeben, mit ihrem Kind in Freiheit zu leben - und auch ihre Schwester wiederzufinden. Jahre später zeigt sich eine Spur, die nach Deutschland führt... 'Die Verdingkinder in der Schweiz sind ein Thema, das betroffen macht und nicht vergessen werden darf.' Ulrike Renk, Autorin von 'Die Zeit der Kraniche'
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Über Linda Winterberg

Die Autorin Linda Winterberg entführt die Leser in ihren historischen Romanen ins Zeitalter des frühen bis mittleren 20. Jahrhunderts. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich Nicole Steyer, die auch Bücher unter den Namen Anke Petersen und Anna Liebig veröffentlichte. Mehr zu Linda Winterberg

Bewertungen

Die verlorene Schwester wurde insgesamt 16 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die verlorene Schwester

    „Die verlorene Schwester“ ist für mich der erste Roman, von Linda Winterberg, den ich gelesen habe, aber ganz bestimmt nicht der Letzte. In diesem Roman greift Linda Winterberg ein Thema auf, dass mir bis dahin leider völlig unbekannt war. Und ich bin da mit Sicherheit nicht die Einzige. „Verdingkinder“, so wurden Kinder genannt die von den Eltern weggeben oder von den Behörden weggenommen wurden und anschließend an Pflegeeltern verdingt wurden. Dies geschah nicht nach dem Auswahlkriterium, wo das Kind es gut haben wird, sondern welche Pflegeeltern das wenigste Kostgeld verlangte. Diese Kinder sind meist auf Bauernhöfen gelandet, auf denen sie schwerste Arbeiten verrichten mussten und zudem ausgebeutet, geschlagen und missbraucht wurden.
    Das solche Zustände in der Schweiz bis in die 1980er Jahre herrschten war für mich sehr erschreckend.
    In der Geschichte befinden wir uns abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Einmal ab dem Jahre 1968, in dem wir die beiden Schwestern Marie und Lena begleiten und erfahren, wie sie als „Verdingkinder“ gelebt haben.
    Und auf der zweiten im Jahre 2008, in welcher wir die erfolgreiche Investmentbankerin Anna kennenlernen, die zufällig herausfindet das sie adoptiert wurde. Sie ist tief erschüttert über diese Entdeckung und macht sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter.
    Linda Winterberg hat einen Schreibstil und eine Erzählweise, die mich von der ersten Seite gefangen genommen und mich zutiefst berührt hat. Auch wenn man von Anfang an weiß, dass Anna nur das Kind von Marie oder Lena sein kann und es auch schon nach wenigen Seiten klar ist, welche Schwester die leibliche Mutter ist, verliert es überhaupt nicht an Spannung. Im Gegenteil, gerade mit Marie und Lena fühlt man einfach jede Seite mit, man hofft, bangt und weint mit ihnen über diese Ungerechtigkeit die sie erleben mussten.
    Ein Buch, dass mich sehr berührt und zum Nachdenken angeregt hat. Eine klare Leseempfehlung für jeden, besonders aber für jene, die noch nichts von „Verdingkindern“ gehört haben. Schaut es euch an! Diese Kinder verdienen es, nicht vergessen zu werden. Danke an die Autorin, die den Kindern eine Stimme gegeben hat.
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  • Rezension zu Die verlorene Schwester

    Durch Zufall erfährt die erfolgreiche Investmentbankerin Anna, dass sie adoptiert wurde. Sie ist sehr enttäuscht, dass ihre Adoptiveltern nicht ehrlich zu ihr waren und muss nun ihr neues Wissen erst einmal verarbeiten. Sie erinnert sich daran, kürzlich einen Artikel über Verdingkinder gelesen zu haben. Daher macht sie sich an die Recherche, um herauszufinden, wer ihre Mutter ist und wer sie selbst ist.
    Neben diesem Handlungsstrang erfahren wir die Geschichte von Lena und ihrer zwei Jahre älteren Schwester Marie, die in der Vergangenheit (1969) spielt. Da die Mutter der Schwestern nach dem Tod des Vaters depressiv wird und sich nicht richtig um die Mädchen kümmern kann, steckt die Fürsorge die beiden zunächst ins Heim und etwas später als Verdingkinder getrennt in Pflegefamilien.
    Die Autorin hat einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil. Während mich der Handlungsstrang um Lena und Marie vollkommen in den Bann gezogen hat, konnte mich der Teil um Anna nicht so packen.
    Einerseits konnte ich die Enttäuschung von Anna nachvollziehen, als sie erfährt, dass sie adoptiert ist. Doch mir war Anna nicht besonders sympathisch, da sie mit anderen nicht so besonders freundlich umging. Auch ihre Handlungen fand ich teilweise überzogen. Mit Lena und Marie konnte ich jedoch wirklich mitfühlen, denn ihr Schicksal ist wirklich tragisch. Dabei hat Lena den schlimmeren Part gehabt. Sie musste hart arbeiten und wurde misshandelt. Marie ging es in ihrer Pflegefamilie wesentlich besser. Doch dann wird sie schwanger.
    Es ist erschreckend, wie die Kinder, die von der Schweizer Fürsorge als Verdingkinder in die Familien gegeben wurden, ausgenutzt, misshandelt und missbraucht wurden. Diese Fremdunterbringung begann 1800 und wurde bis in die 1980er Jahre so gehandhabt. Ähnliches gab es aber auch in Deutschland und Schweden. Besonders betroffen gemacht hat mich, dass diese schrecklichen Dinge noch so lange möglich waren.
    Es ist ein sehr emotionaler Roman, der noch lange nachhallt.
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  • Rezension zu Die verlorene Schwester

    1968 Schweiz. Als ihr Vater stirbt, werden die Schwestern Marie und Lena vom Berner Jugendamt in ein Kinderheim verbracht, weil die depressive Mutter sich nicht richtig um sie kümmern kann. Doch das Kinderheim ist nicht die letzte Station der beiden Mädchen. Nach einiger Zeit kommen sie in ein von Nonnen geführtes Erziehungsheim, wo sie Demütigungen und Spott ertragen müssen. Aber ihr Alptraum ist noch lange nicht beendet, denn sie werden plötzlich voneinander getrennt als Pflegekinder in unterschiedliche Schweizer Familien gesteckt als sogenannte Verdingkinder, dort beginnt für sie die wahre Hölle…
    2008. Ganz zufällig erfährt die Investmentbankerin Anna, dass ihre Mutter ein Verdingkind war und sie selbst in einem Gefängnis geboren und danach adoptiert wurde. Anna macht sich mit der Unterstützung einer Journalistin auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter und erfährt dabei das düstere Vermächtnis der schweizerischen Verdingkinder…
    Linda Winterberg hat mit ihrem Roman „Die verlorene Schwester“ einen sehr fesselnden, bildhaften und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an gefangen hält und ihn auf eine sehr emotionale Reise schickt. Der Schreibstil ist flüssig, schnell taucht der Leser in die Handlung ein und sieht sich drei Frauen und ihrem Schicksal gegenüber, das einen mitten ins Herz trifft. Die Geschichte ist über zwei Zeitebenen angelegt, der eine Erzählstrang gibt die Gegenwart um Anna und ihre Recherche wieder, der andere lässt den Leser am Leben von Marie und Lena in der Vergangenheit teilhaben. Durch die wechselnden Perspektiven wird die Spannung der Handlung stetig gesteigert. Die Autorin versteht es dabei geschickt, den Leser durch gut eingebaute Wendungen und die häppchenweise Preisgabe der Vergangenheit zu überraschen. Der gut recherchierte historische Hintergrund wurde sehr schön mit der Handlung verflochten und gibt dem Leser einen guten Eindruck darüber, was es mit den Verdingkindern auf sich hatte. Dies geht bei der Lektüre ziemlich ans Herz und ist fast nicht zu glauben, dass es noch vor 60 Jahren solche Zustände gegeben hat. Man fragt sich die ganze Zeit, wie viele von diesen Kindern heute noch auf der Suche nach ihren Eltern sind und was sie alles ertragen mussten.
    Die Charaktere sind sehr individuell ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Durch ihre besondere Authentizität kann sich der Leser gut in sie hineinversetzen und mit ihnen fühlen, leiden, hoffen und bangen. Anna ist eine toughe Bankerin, die so schnell nichts umhaut oder beeindruckt. Doch die Nachricht ihrer Adoption gibt ihr ein Gefühl der Wurzellosigkeit. Sie ist hartnäckig und mutig, will unbedingt herausfinden, wer ihre Mutter ist. Marie und Lena sind ihrem Schicksal hilflos ausgeliefert. Sie haben nur sich und klammern sich deshalb auch aneinander, deshalb ist die Trennung für beide wie ein Todesstoß. Ihre Kindheit ist früh beendet, beide müssen hart arbeiten, sich gegen Spott, Misshandlungen und Demütigungen wappnen, was ihren Kinderseelen einiges an Narben beschert. Beide leiden unter der Trennung und wissen nicht, was mit der jeweils anderen ist. Gleichzeitig bewahren sie sich über all die Jahre die Hoffnung, sich doch irgendwann einmal wiederzusehen. Sie stellen sich ihrem Schicksal mutig entgegen, beweisen Stärke und Kraft bei allem, was andere mutlos und verzweifeln lassen würde.
    „Die verlorene Schwester“ ist ein hochemotionaler und tiefgründiger Roman über das Schicksal von Schweizer Verdingkindern, der von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält und noch lange nachhallt. Absolut verdiente Leseempfehlung!
    Emotionale
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  • Rezension zu Die verlorene Schwester

    Ein dunkles Kapitel....
    Klappentext (Quelle amazon):
    Bern, 1968: Nach dem Tod des Vaters werden die Schwestern Marie und Lena der kranken Mutter von der Fürsorge entrissen. Die Mädchen werden getrennt und an Pflegefamilien „verdingt“, bei denen sie schwer arbeiten müssen. Als eine der beiden schwanger wird, soll ihr das Baby weggenommen zu werden. Doch sie will die Hoffnung nicht aufgeben, mit ihrem Kind in Freiheit zu leben – und auch ihre Schwester wiederzufinden. Jahre später zeigt sich eine Spur, die nach Deutschland führt.
    Die Anwaltstochter Anna Volkmann erfährt zufällig, dass sie als Kind adoptiert wurde. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter und erfährt, dass sie 1973 als uneheliches Kind einer "administrativ versorgten Frau" im Frauengefängnis Hindelbank, in der Nähe von Bern, zur Welt kam. Ihre Mutter wurde, wie damals üblich, eingesperrt, weil sie ein uneheliches Kind unter dem Herzen trug. Als sogenanntes Verdingkind hatte sie keinerlei Rechte und so wurde Anna kurz nach der Geburt zur Adoptionen frei gegeben.
    Dieses Buch thematisiert eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte. Die Schicksale der sogenannten Verdingkinder, die ihren Eltern aus nichtigen Gründen weg genommen wurden, berühren mich als Schweizerin seit jeher. Dies auch, weil ein sehr naher meiner Verwandten, als Verdingkind seinen Eltern weggenommen wurde und als Zehnjähriger bei einem Bauern arbeiten musste. Schläge, Hunger, Misshandlungen von klein auf und arbeiten bis zum Umfallen, prägte das Leben vieler Verdingkinder. Ganze Familien wurden auseinander gerissen, weil entweder ein Elternteil starb oder die Eltern sich nicht um die Kinder kümmern konnten. Die Kinder wurden als billige Arbeitskräfte vorwiegend auf Bauernhöfen eingesetzt oder in Heimen platziert. Mit einer Schulbildung, die lückenhaft oder gar nicht gefördert wurde. Denn wer zur Schule geht, kann in dieser Zeit nicht arbeiten. Und dies alles mit der Genehmigung der Regierung. Noch heute kämpfen Tausende Verdingkinder um eine nachträgliche Vergeltung.
    Die Geschichte wechselt zwischen der Gegenwart, in der Anna Stück für Stück erfährt, wer ihre Mutter war und wie sie lebte. Hier gab es für mich doch eine Überraschung, denn sehr schnell dachte ich zu wissen, wer Annas Mutter ist. Die Autorin hat hier eine überraschende Wendung eingebaut. Dann erleben wir hautnah, wie es damals für die Kinder war, die aus heiterem Himmel ihren Familien entrissen wurden um bei fremden Leuten zu arbeiten. Im Mittelpunkt dieser Passagen stehen zwei Schwestern, deren Platzierung authentisch beschrieben wurde. Teilweise ging mir das so nahe, dass ich das Buch eine Weile zur Seite legen musste. Harte Kost, da ich aus den Medien und der Erzählung meines nahen Verwandten weiss, dass diese Erzählung sehr realistisch ist. Und, dass Tausende von Kindern genau dies so erlebt haben. Schockierend ist, dass bis ins Jahr 1981 Fremdplatzierungen in der Schweiz praktiziert wurden.
    Der Wechsel zwischen der Karrierefrau Anna und dem Leben der zwei Schwestern um 1969 macht das Buch ausserordentlich vielseitig. Eine dezent gehaltene Liebesgeschichte in beiden Strängen ergänzt die Geschichte.
    Der Schreibstil ist sehr fesselnd und man spürt die hervorragenden Recherchen von Linda Winterberg. Ich würde diesen Roman nun nicht unbedingt als historischen Roman bezeichnen, da doch ein grosser Teil der Story in der Gegenwart spielt. Empfehlen kann ich ihn allemal, gerade um das Thema "Verdingkinder" auch ausserhalb der Schweiz bekannt zu machen.
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Ausgaben von Die verlorene Schwester

Taschenbuch

Seitenzahl: 448

E-Book

Seitenzahl: 442

Besitzer des Buches 24

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