Warten auf die Barbaren

Buch von J. M. Coetzee, Reinhild Böhnke

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Warten auf die Barbaren

Jahrzehntelang ist der Magistrat ein loyaler Diener des Staates gewesen und hat die Amtsgeschäfte der winzigen Garnisonsstadt in einem Grenzdistrikt des Reiches geführt, ohne sich von der vermeintlichen Bedrohung durch die 'Barbaren ', einem benachbarten Nomadenstamm, beirren zu lassen. Als jedoch eine Spezialeinheit der Staatspolizei eintrifft, um den Nachweis für kriegerische Absichten der 'Barbaren 'zu erbringen, wird er Zeuge der grausamen und ungesetzlichen Behandlung von Gefangenen. Vom Mitleid mit den Opfern aufgerüttelt, will der alte Mann ein Zeichen setzen. Gleichsam in einem Akt privater Wiedergutmachung nimmt er ein schwer misshandeltes 'Barbaren '-Mädchen bei sich auf, um es schließlich zu seinem Volk zurückzubringen. Diese Expedition brandmarkt ihn als Verräter, er wird nun seinerseits Opfer von öffentlicher Demütigung und Folter. J. M. Coetzees früher Roman 'Warten auf die Barbaren' (1980) gilt als eines der zentralen Werke des Autors. Das mehrfach ausgezeichnete Werk stellt die Frage nach Würde und Mitverantwortung des Einzelnen unter einem Regime, das sich über Recht und Anstand hinwegsetzt.
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Bewertungen

Warten auf die Barbaren wurde insgesamt 8 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Warten auf die Barbaren

    Autor: John Maxwell Coetzee
    Titel: Warten auf die Barbaren, aus dem Englischen von Reinhild Böhnke
    Originaltitel: Waiting for the Barbarians, erschien erstmals 1980
    Seiten: 288 Seiten
    Verlag: Fischer Taschenbuch
    ISBN: 9783596155859
    Der Autor: (von der Verlagsseite)
    J. M. Coetzee, der 1940 in Kapstadt geboren ist und von 1972 bis 2002 als Literaturprofessor in seiner Heimatstadt lehrte, gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Er wurde für seine Romane und sein umfangreiches essayistisches Werk mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, u. a. zweimal mit dem Booker Prize, 1983 für ›Leben und Zeit des Michael K.‹ und 1999 für ›Schande‹. 2003 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Coetzee lebt seit 2002 in Adelaide, Australien.
    Inhalt:
    Ein loyaler, etwas amtsmüder Magistrat verwaltet die beschaulichen Aufgaben in einer Grenzstadt. Mit der Ruhe ist es rasch vorbei, als eine Art Geheimpolizei eintrifft, um Gerüchten nachzugehen, wonach die kriegerischen Barbaren einen Angriff auf das Reich planen. Plötzlich geht die Angst um, und erste Erkundungstruppen bringen auch schon Gefangene mit, die mit der richtigen Verhörmethode sicherlich barbarische Angriffspläne bestätigen werden. Der Magistrat ist angeekelt von der angewandten Gewalt, der Ignoranz gegenüber der kulturlosen Völker vor den Toren der Stadt und empfindet Mitleid mit den Gefangenen, die eher arme Fischer als bösartige Barbaren sind – und doch bleibt er zunächst passiv. Erst als die Truppen wieder abziehen, fühlt er sich verantwortlich und hilft einem zurück gelassenen Mädchen, pflegt es gesund und bringt es quer durch die Wüste, zurück zu den Barbaren. Bei seiner Rückkehr in die Garnisonsstadt wird sein Humanismus als Verrat gedeutet, und es zeigt sich, welche Zivilisation eigentlich barbarisch handelt...
    Meinung:
    Welch eine finstere Einsicht in die Natur des Menschen dieser spannende Roman bietet! Eine vielschichtige Erzählung, die mit gutem Grund in manchen Rezensionen als «kafkaesk» bezeichnet wird. Ein Erzähler führt durch die Handlung, die keine klaren Orts- und Personenangaben enthält. Die Atmosphäre ist bedrohlich, eine übermächtige Regierung, verkörpert durch den Oberst, ist unangreifbar, undurchschaubar und «steht über den Dingen», was zum Teil zu unmenschlichem Verhalten führt. Zudem ist auch der Erzähler selbst eine komplexe Person, ein Mensch, der gerne sein Verhalten reflektiert, aber doch trotz humanistischer Gedanken eher opportun handelt. Ein Held ist der Magistrat sicher nicht. Die Erzählung wirft außerdem eine Menge Fragen auf, ohne eindeutige Antworten zu geben. Eine Menge Leitmotive tauchen immer wieder auf, und ich fand es beispielsweise spannend zu lesen, wie sich die Lesart der «historischen Holzplättchen» der Barbaren zu «Geheimcodes» entwickeln. Unschuldige Dinge scheint es nach dem Einmarsch der Geheimpolizei nicht mehr zu geben, und das Verhalten der Bewohner entwickelt sich entsprechend der dauernden Bedrohung – sowohl durch die Geheimpolizei, als auch aus Furcht vor den gegnerischen Barbaren, die jederzeit Angreifen müssten... Und im letzten Drittel wendet sich das Verhalten wieder, nachdem der Konflikt sich anders entwickelt als geplant. Und auch dies gefiel mir außerordentlich: die Erzählung macht großartige Wendungen durch, ohne unglaubwürdig zu werden. Die komplexe Geschichte wird mit einfachen Worten erzählt, bietet verschiedene Deutungsmöglichkeiten, ohne aufdringlich zu sein oder den moralischen Zeigefinger strecken zu wollen. Für mich sicherlich eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr las.
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Ausgaben von Warten auf die Barbaren

Taschenbuch

Seitenzahl: 288

Besitzer des Buches 28

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