Der englische Liebhaber

Buch von Federica de Cesco

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der englische Liebhaber

Münster, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Stadt ist zerstört, es ist Winter, die Menschen kämpfen um ihre Existenz. Die junge Anna hält ihre Familie mit einer Stelle als Dolmetscherin bei der britischen Besatzungsmacht über Wasser. Als sie eines Tages mit Fieber bei der Arbeit erscheint, bietet ihr der englische Captain Jeremy an, sie nach Hause zu bringen – es ist der Beginn einer leidenschaftlichen Liaison, die im Nachkriegsdeutschland verpönt ist, denn mit dem Feind lässt man sich nicht ein. Doch als Anna schwanger wird, ist Captain Jeremy verschwunden, und die Engländer verweigern ihr jede Auskunft. Vierzig Jahre später findet Annas Tochter Charlotte Tagebuchaufzeichnungen und alte Tonbandaufnahmen – und sie macht sich daran, das Geheimnis der großen verbotenen Liebe von Anna und Jeremy zu lüften. Warum verschwand er eines Tages spurlos aus Annas Leben, obwohl sie seine große Liebe war? Was ist das Geheimnis des charismatischen und so undurchschaubaren Mannes, der ihr Vater ist? Und was ist der Grund für Annas Selbstmordversuch Jahrzehnte später? Je mehr Charlotte in die Geschichte ihrer Familie eintaucht, desto lebendiger wird für sie – und die Leser – auch die deutsche Nachkriegszeit, als die europäischen Völker einander als Feinde galten und in vielen Familien das Gespenst des Nationalsozialismus noch lebendig war.
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Bewertungen

Der englische Liebhaber wurde insgesamt 5 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der englische Liebhaber

    Mädelein
    Der englische Liebhaber, Historischer Roman von Federica de Cesco, 360 Seiten erschienen im Europa-Verlag.
    Ein historischer Liebesroman aus der Nachkriegszeit.
    Charlotte hatte keinen guten Start ins Leben, 1947 in Münster geboren, noch dazu als uneheliche Tochter und ein Kind eines englischen Besatzungsoffizier. Sie hat sehr darunter gelitten und musste deshalb viel einstecken. Mit ihrer Mutter Anna hat sie kein gutes Verhältnis. Als Anna schwer erkrankt reist sie nach Münster. Dort bekommt sie den Auftrag etwas Schmuck, die Tagebücher ihrer Mutter und Tonbandaufnahmen an sich zu nehmen. Es ist auch ihre Geschichte die sie in den Aufzeichnungen findet.
    49 Kapitel, die zum Großteil von Annas Lebensgeschichte erzählen. Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, zum einen nach dem Tod Annas 1988 und rückblickend in den Briefen, Tagebucheintragungen und Tonbändern, die Charlotte an sich genommen hat. Die Erzählungen aus der Nachkriegszeit und den folgenden Jahren werden in der Ich-Form, aus der Sicht Annas erzählt. Briefe, Gedanken und englische Phrasen erscheinen kursiv gedruckt und werden dadurch deutlich hervorgehoben. Der Plot war stets logisch und plausibel und ich konnte der Erzählung folgen, doch es fiel mir nicht schwer, das Buch immer wieder aus der Hand zu legen. Richtige Spannung kam kaum auf. Die Autorin erzählt jedoch sehr wortgewandt und in einer bildhaften Sprache.
    Ich ging mit ganz anderen Voraussetzungen an den Roman heran, durch das Cover und auch den Klappentext habe ich eine traurig-romantische Liebesgeschichte erwartet. Anna ist durch ihr hartes Schicksal eine verbitterte Frau geworden und so wird die Geschichte auch erzählt. Am besten gefallen, haben mir die letzten Kapitel und der Epilog, da habe ich doch noch ein paar Tränen vergossen, zu schmerzhaft waren die Erinnerungen der Protagonistin. Die Erzählung spielt hauptsächlich nach dem 2. Weltkrieg und in der Zeit des kalten Kriegs, als die europäischen Völker einander als Feinde galten und in vielen Familien das Gespenst des Nationalsozialismus noch lebendig war. Betroffen gemacht hat mich dabei auf S. 107 folgende Zeilen…. „Denn wie auch immer wir uns zu rechtfertigen versuchten, wir waren nicht die Opfer. Wir waren die besiegten Täter.“ Oder auf S. 108 „ Ich musste mir gefallen lassen, was man über uns sagte. Weil das Schuldgefühl auch in mir steckte, Teil meines Körpers geworden war.“
    Auch Charlotte war mir äußerst unsympathisch, sie ging so frech und respektlos und ohne Mitgefühl mit ihrer Mutter um, das hat mich geradezu abgestoßen. Obwohl ihre Mutter so viel für sie tat und so oft für ihre rebellischen Taten auch finanziell aufkam. Das finde ich ungerecht, denn Anna ist ja nicht leichtsinnig schwanger geworden, sie hat auf eine Ehe mit Jeremy gehofft. Auch mit Jeremy konnte ich bei der Lektüre nicht warm werden, dazu fehlte mir die Beschreibung charakterlicher Züge, so blieb er ziemlich blass. Sogar Annas Schwester Linchen fand ich dumm und herzlos. Die Szenen die vom Tod Jeremys handelten und ob und wie, sein Freund Oliver Taylor und Annas Kollegin Ingeborg darin verwickelt waren, blieben nur angedeutet, das hat mir nicht gefallen.
    Insgesamt habe ich mich nur mäßig unterhalten gefühlt, wer bei diesem Roman auf eine unerfüllte, romantische Liebe aus der Nachkriegszeit hofft, wird enttäuscht. Von mir dafür 3 gutgemeinte Sterne.
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  • Rezension zu Der englische Liebhaber

    Nach einer wahren Begebenheit
    Wie Charlotte in Federica De Cesco's Roman „Der englische Liebhaber“ den Nachlass ihrer Mutter Anna regelt und dabei deren Lebensschicksal besser verstehen lernt, so hat sich die Autorin selbst mit Schmuckstücken, Bild- und Tonaufnahmen sowie Tagebucheintragungen ihrer sterbenskranken Tante beschäftigt, Anlass und Motivation genug, eine außergewöhnliche Geschichte niederzuschreiben, die Fiktion mit Realem verbindet und ins Nachkriegs-Münster zu einer Liebe führt, die zwischen zwei ehemaligen Feinden eigentlich nicht sein durfte.
    Die junge Anna, Dolmetscherin bei der britischen Besatzungsmacht verliebt sich in den geheimnisvollen Offizier Jeremy. Trotz verschiedener Nationalitäten und unterschiedlicher Herkunft entdecken die beiden Gemeinsamkeiten in Bezug auf Kriegsereignisse und die Frage nach dem Warum und der Schuld für Vernichtung und Tod. Sie vertrauen einander und erleben eine Zeit unter Argwohn und Beobachtung. Doch so plötzlich wie Jeremy in Anna's Leben aufgetaucht ist, so plötzlich ist er verschwunden. Zurück bleibt die schwangere Anna, die Jeremy nicht vergessen kann und fortan das uneheliche Kind eines britischen Soldaten groß ziehen muss.
    Schnell und recht flüssig, in klarer, direkter Sprache, zum Teil philosophisch und poetisch, liest sich die gesamte Erzählung, wenn auch für meine Begriffe an manchen Stellen etwas hölzern, dennoch bildhaft, gefühlvoll und keinesfalls kitschig. Die Figurenzeichnung gelingt der Autorin in meinen Augen perfekt, ebenso wie die Situationsbeschreibung auf mehreren Zeitebenen. Alles ist vorstellbar und nachzuvollziehen. Der Ausgang der über Jahrzehnte andauernden Liebe lässt sich zwar erahnen und klärt nicht jede offene Frage, ist aber für mich stimmig und passend.
    Ich bin sofort ins Buch eingetaucht und konnte es kaum aus der Hand legen. Der beachtliche Schreibstil, das Thema wie auch die Umsetzung und Vermittlung des Zeitgeists haben mir sehr gefallen. Wer sich für die Neuere Geschichte Deutschlands interessiert und zudem nicht alltägliche Romanfiguren mag, wird sich vielleicht genauso an dem „englischen Liebhaber“ erfreuen wie ich.
    Noch ein Wort zu Buch-Cover und Text: Zum einen finde ich das Titelbild nicht besonders originell, Jeremy trägt übrigens einen Schnurrbart, zum anderen hat der Inhalt aus meiner Sicht wenig mit „Vom Winde verweht“ zu tun.
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  • Rezension zu Der englische Liebhaber

    Die Filmemacherin Charlotte kehrt nach langer Zeit noch einmal in ihre Heimatstadt Münster zurück, denn ihre Mutter Anna liegt im Sterben. Das Verhältnis zwischen den beiden war schon immer angespannt und unterkühlt, obwohl Charlotte sonst keinerlei Familie hat, denn ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Nach dem Tod ihrer Mutter sortiert Charlotte deren Nachlass und findet dabei alte Notizen und Tonspuren, die Charlotte die Vergangenheit ihrer Mutter näher bringen und die auch endlich die Frage beantworten, wer Annas große Liebe und ihr Vater war. Werden diese Enthüllungen Charlotte ein neues Bild ihrer Mutter aufzeigen und wird sie ihr verzeihen können?
    Francesca De Cesco hat mit ihrem Buch „Der englische Liebhaber“ einen sehr mitreißenden und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der sich an eine wahre Begebenheit anlehnt und dadurch den Leser noch mehr zu berühren weiß. Der Schreibstil ist flüssig, emotional und wunderschön, die Seiten fliegen nur so dahin. Der Leser von Beginn an direkt in das Buch hineingezogen und erlebt die Dramatik der ganzen Geschichte aus erster Hand mit. Die Handlung erstreckt sich über zwei verschiedenen Zeitebenen und gibt dem Leser zum einen Einblick in die Zeit von 1988 und die gegenwärtige Situation von Charlotte, zum anderen tritt er eine Reise in die Vergangenheit an und erlebt das Jahr 1946 in Münster kurz nach dem Krieg, wo er Anna und ihr Schicksal kennenlernt. Die Autorin hat den historischen Hintergrund gut recherchiert und ihn mit ihrer Geschichte sehr schön verwebt. Die Diskriminierungen von deutschen Frauen, die sich auf eine Beziehung mit einem Mitglied der damaligen Siegerkräfte einließen, ist hier ebenso ein Thema wie das Leben als alleinerziehende Mutter oder die verzweifelte Lage, in unsicheren und recht instabilen Zeiten einen Job zu haben, um sich ernähren zu können. Auch die verzweifelten Nachforschungen von Anna zeigen deutlich auf, wie prekär die damalige Lage für eine alleinstehende Frau kurz nach dem Krieg war. Das nationalsozialistische Gedankengut war immer noch in den Köpfen der Bevölkerung und hat es vielen weiterhin schwer gemacht, endlich freier leben und sich äußern zu können. Ebenso wird die komplizierte Beziehung zwischen Anna und ihrer Tochter Charlotte beleuchtet, die unter der harten Fassade der Mutter schwierig und unerträglich war.
    Die Charaktere sind liebevoll und menschlich ausgearbeitet worden, sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, was ihnen Authentizität verleiht und sie sehr lebendig wirken lässt. Gleichzeitig geben sie Zeugnis über die damalige Zeit. Charlotte ist eine gestandene Frau, doch sie hat Zeit ihres Lebens darunter unter dem Makel der unehelichen Tochter gelitten. Sie wirkt unterkühlt, bitter und sehr reizbar. Innerlich ist sie zerrissen, denn obwohl das Verhältnis zur Mutter mehr als distanziert ist, ist sie doch ihre einzige Familie. Gleichzeitig wollte sie immer Geborgenheit bei ihrer Mutter finden und sich geliebt fühlen, was ihr verwehrt blieb. Dadurch fehlt Charlotte jegliche Empathie oder das Gefühl von Mitleid, zumindest zeigt sie es nicht. Anna ist eine Frau, die sich hart durchs Leben kämpfen musste, um zu überleben. Sie liebte ohne Wenn und Aber, um dann alles zu verlieren, wobei ihr nur die Hoffnung blieb, auf die sie ihr ganzes Leben ausrichtete und die nach und nach immer weniger wurde. Das hat sie hart und unerbittlich gemacht, vor allem gegenüber ihrer Tochter. Jeremy ist die Leuchtfigur ohne Fehl und Tadel, die sang-und klanglos verschwindet und sämtliche Träume und Sehnsüchte mit sich nimmt. Auch die übrigen Protagonisten tragen dazu bei, dass die Handlung rundum glaubhaft und sehr real wirkt.
    „Der englische Liebhaber“ ist eine tiefgründige tragische Geschichte, die niemanden kalt lässt, vor allem mit dem Gedanken daran, dass es sich hier um eine ausgearbeitete wahre Begebenheit handelt und dieses Schicksal wohl einige Frauen zu jener Zeit ereilt hat. Wunderschön erzählt und mit einer absoluten Leseempfehlung ausgestattet!
    Bittersüße
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Ausgaben von Der englische Liebhaber

Hardcover

Seitenzahl: 360

E-Book

Seitenzahl: 360

Besitzer des Buches 10

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