Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

Buch von Lindsey Fitzharris

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Einblicke in die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts
  • Kurzmeinung

    Gaymax
    Informatives, blutiges und gut recherchiertes Stück Medizingeschichte

Zusammenfassung

Serieninfos zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner ist der 1. Band der Medizin Geschichte Reihe. Diese umfasst 3 Teile und startete im Jahr 2017. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 2023.

Bewertungen

Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner wurde insgesamt 43 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Einblicke in die Medizingeschichte des 19. Jahrhunderts

    Bellis-Perennis

  • Informatives, blutiges und gut recherchiertes Stück Medizingeschichte

    Gaymax

  • Sehr interessant und unterhaltsam erzählt. Trotz manchem Horrorszenarium, aber das gehört dazu

    Emili

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

    Ich habe gerade gemerkt, dass ich dieses tolle Buch hier überhaupt nicht rezensiert hatte - das hole ich hiermit nach:
    Anfang des 19. Jahrhunderts war die Chirurgie fast mehr Handwerk als Medizin und bestand hauptsächlich aus blutiger Knochensägerei, gerne auch vor Publikum und mit "Showeffekten" wie einer Amputation bei laufender Stoppuhr - und stets begleitet von einem erheblichen Infektionsrisiko. Aus heutiger Sicht ist das kein Wunder, wenn man die hygienischen Verhältnisse am Operationstisch und auf den Stationen im Krankenhaus betrachtet. Man hatte sich mehr oder minder damit abgefunden, dass Blutvergiftungen, eitrige Entzündungen der Wunden und ähnliche Komplikationen mit chirurgischen Eingriffen einhergehen und legte es in Gottes Hand, ob der Patient überlebte oder an den Folgen der Operation verstarb. (Paradoxerweise hatten Menschen, die sich nach einem Eingriff zu Hause erholen konnten, bessere Überlebenschancen als solche, die ihre Rekonvaleszenz im Krankenhaus verbrachten.)
    Der junge Arzt Joseph Lister entwickelte schon früh in seiner Laufbahn eine gesunde Skepsis angesichts dieser fatalistischen Einstellung und schrieb es sich auf die Fahnen, die Gründe für die so häufigen schlimmen Nachwehen von Operationen herauszufinden und vor allem Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Der Erfolg gab ihm letztendlich recht. Trotz zahlreicher Anfeindungen aus dem Kollegenkreis hat sich nach und nach sein Fokus auf die "Antisepsis" durchgesetzt und den Grundstein für die heute noch gültigen Hygieneanforderungen in der Medizin gelegt.
    Was für ein toller Ritt durch eine bewegte Zeit in der Medizin - Lindsey Fitzharris hat mich vom ersten bis zum letzten Satz ungemein gefesselt.
    Medizinische, physiologische und biologische Details werden auch für Laien verständlich erläutert, so dass immer nachvollziehbar bleibt, welch große Fortschritte Listers Forschung und Praxistests für die Medizin bedeuten, und es gibt auch einige sehr bildhafte und ziemlich bluttriefende Szenen direkt vom OP-Tisch. Eine Aversion gegen Skalpelle, Blut und andere, eher unappetitliche Absonderungen sollte man beim Lesen besser nicht haben, aber gerade diese Abschnitte führen ganz wunderbar vor Augen, welche riesige Entwicklung sich da in den letzten nicht mal 200 Jahren zugetragen hat.
    Dass Lister als Person so viel Raum im Buch einnimmt, hatte ich so nicht unbedingt erwartet, aber ich habe gerne über seinen persönlichen und beruflichen Werdegang gelesen, zumal ihn das naturwissenschaftliche Interesse seines Vaters früh beeinflusst und auch das Aufwachsen in der Glaubensgemeinschaft der Quäker den jungen Joseph geprägt hat. Die akademische Welt scheint damals auch schon ein ganz schönes Haifischbecken gewesen zu sein. Einige Konkurrenzkämpfe und fachliche Auseinandersetzungen waren wahrlich nicht ohne, da wurde mit ganz schön harten Bandagen gekämpft.
    Ein spannender, hochinteressanter und überdies auch noch ziemlich unterhaltsamer Mix aus biographischen Elementen und Medizingeschichte, den ich sehr gerne weiterempfehle.
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  • Rezension zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

    Eine großartige Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert.
    Autorin Lindsey Fitzharris nimmt ihre Leser mit in eine Zeit in der Chirurgen Handwerker sind und studierte Ärzte ihre Patienten oft gar nicht zu Gesicht bekommen. Sie entführt uns in eine Epoche in der der sich die Leute vehement weigern, in ein Krankenhaus zu gehen, weil sie selten genug lebend oder gar geheilt entlassen werden.
    Wir befinden uns im 19. Jahrhundert. Wir begleiten den Chirurgen Robert Liston bei seinen spektakulären (öffentlichen) Amputationen, bei denen blitzschnell wegschneidet was wegmuss (und manchmal auch ein wenig mehr). Erst mit der Erfindung und Verbreitung der Äthernarkose kann er sich ein wenig Zeit lassen.
    "Das begeisterte Publikum sah gebannt zu, wie der Anatom die aufgeblähten Bäuche verwesender Leichname aufschnitt, aus denen Blut und stinkender Eiter quoll. Manchmal wurde das makabre Schauspiel von lieblicher Flötenmusik begleitet." (S. 10)
    Ein paar Jahre später betritt ein Mann die medizinische Bühne, der einen Meilenstein setzen wird: Dr. Joseph Lister, Sohn eines Arztes. Wir begleiten Lister auf seinem medizinischen Lebensweg, können teilhaben an seiner Neugier und trauern mit ihm, wenn er von Zweifeln geplagt, die Medizin an den Nagel hängen will. Hier muss man seinem Vater Hochachtung aussprechen, der ihn immer wieder, auch nach Misserfolg, ermuntert hat, seinen medizinischen Weg unbeirrt zu gehen.
    Neben Joseph Lister begegnen wir auch Louis Pasteur, Robert Koch und Ignaz Semmelweis, die sich mit der mangelnden Hygiene in Krankenhäusern und den damit verbundenen Infektionen beschäftigen und auch Abhilfe schaffen. Allen ist gemeinsam, dass sie belächelt, verspottet und verachtet werden.
    Sehr interessant ist, dass Lister neben seiner Arbeit als Chirurg und Krankenhausleiter Zeit findet, zu forschen und zu publizieren.
    Erst als Lister Queen Victoria komplikationslos von einem faustgroßen Abszess befreit, findet sein Verfahren zur Infektionen vermeidenden Wundbehandlung seine Verbreitung.
    Meine Meinung:
    Die Autorin bietet einen sachlichen Einblick in die Medizingeschichte. Jedes Kapitel wird mit einem Zitat eines Forschers, Wissenschaftlers oder Arztes eingeleitet.
    Das Buch besticht durch penible Recherche und gute Aufmachung. Im Anhang finden sich weiterführende Informationen.
    Der Schreibstil ist flüssig, klar und plastisch, ohne voyeuristisch zu sein. Dennoch ist das Buch nichts für Zartbesaitete, wird doch der Horror der frühen Medizin offensichtlich.
    Wir können nur froh sein, im hier und heute zu leben. Dennoch müssen sich auch Ärzte der Gegenwart den Herausforderungen stellen: Stichwort „Krankenhauskeime“, denen Jahr für Jahr einige Tausend Patienten zum Opfer fallen.
    "Alles war infrage gestellt, alles war unerklärt, alles war zweifelhaft, nur die große Anzahl der Toten war eine unzweifelhafte Wirklichkeit." (Ignaz Semmelweis S. 119)
    Fazit:
    Eine großartige Biografie eines Pioniers der Medizin, der ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.
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  • Rezension zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

    Endlich auch gelesen und begeistert Lange genug lag das Buch auf meinem riesigen Buchstapel, jetzt hab ich es verschlungen. Mich fasziniert Medizingeschichte und gleichzeitig bin ich nach dem Lesen von Büchern über die langsame und langwierige Entwicklung der Medizin bis zu unseren heutigen Standards immer wieder froh, in der heutigen Zeit zu leben.
    Der Aufbau des Buches mit den einleitenden Zitaten hat mir sehr gefallen. Überhaupt hat die Autorin hier ein hervorragend recherchiertes Sachbuch geschrieben, das gleichzeitig unterhaltsam und spannend geschrieben ist. Ich bin (für meine Verhältnisse) durchgeflogen. Neben den ganzen Darstellungen der damaligen Medizin, die die anderen schon beschrieben haben, war für mich vor allem eines faszinierend an dieser Biografie:
    die Autorin arbeitet wunderbar heraus, wie sehr Joseph Lister von seinem Charakter und auch seiner Erziehung her getrieben wird, den Ursachen der hohen Mortalitäts- und Infektionsraten auf den Grund zu gehen - er konnte schlicht nicht anders, alles in seinem Wesen und seinem Charakter trieb diesen Mann in seine Forschung und Arbeit hinein. Sehr prägend war für ihn sein Leben lang sein Vater, der selbst wissenschaftlich tätig war neben seinem Beruf und dem wir die Weiterentwicklung des Mikroskops verdanken (eine Tatsache, die mir völlig neu war). Dieser Vater prägte schon das Kind Joseph und sorgte somit dafür, dass bereits der Student wissenschaftlich arbeitete indem er alles auch auf der mikroskopischen Ebene betrachtete und untersuchte. Diese Untersuchungen, seine Gründlichkeit und dann die Entdeckung von Pasteurs Arbeiten brachten Lister schließlich auf den richtigen Ansatz zur Entwicklung der Antisepsis.
    Aufgrund meines Berufs war mir der Name Lister natürlich ein Begriff, aber tatsächlich hatte ich nicht im Kopf, dass er auf einer derart breiten Basis die Antisepsis entwickelte und auch derart hartnäckig verteidigte und verbreitete. Ich verband ihn in meinem Kopf immer mit dem Karbolspray, dass er in den Operationssälen einführte. Ob das jetzt an Erinnerungslücken liegt oder daran, dass es uns während der Ausbildung nur einseitig vermittelt wurde, kann ich nicht sagen. Was ich vom Zusammenhang her genauso spannend fand war die Tatsache, wie sehr der französisch-deutsche Krieg von 1870 die Verbreitung der antiseptischen Methoden auf dem Kontinent vorantrieb während Mediziner in England und den USA sich noch lange dagegen sträubten. Da kommt einem spontan der Gedanke an den Prophet im eigenen Lande.
    Ich kann jedem, der sich für Medizingeschichte interessiert, dieses Buch wirklich nur empfehlen - trotz aller teils grauslichen Details, die manches Mal beschrieben werden.
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  • Rezension zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

    Grausig sind die Anfänge der Medizin: Leichenraub, blutige Operationen wie Kirmesspektakel, Arsen, Quecksilber, Heroin als verschriebene Heilmittel. Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Unwissen der Ärzte sagenhaft, wie sie praktizieren, ein einziger Albtraum. Bis ein junger Student aus London mit seinen Entdeckungen alles verändert … Lindsey Fitzharris erzählt vom Leben dieses Mannes und vom Horror, den ein einfacher Arztbesuch damals bedeutete – schaurig, unterhaltsam, erhellend....(Klappentext)
    ✚✚✚✚✚
    "Alles war infrage gestellt, alles war unerklärt, alles war zweifelhaft, nur die große Anzahl der toten war eine unzweifelhafte Wirklichkeit."
    (Ignaz Semmelweis / S. 119)
    Der Titel des Buches könnte treffender nicht sein, denn es liest sich wie ein Roman im Sub-Genre Medizin-Horror.
    Leider war dies damals traurige Wirklichkeit - traurig vor allem für den Patienten, denn der Tod war ihm im Krankenhaus so gut wie sicher. Und doch wurde die Medizin durch ein paar Ärzte voran getrieben.
    Durch Ärzte die sich über Konventionen und andere Ärzte hinwegsetzten, Ärzte die nicht nur abhackten und rumschnippelten, sondern sich wirklich dafür interessierten ihren Patienten zu helfen, Ärzte wie Ignaz Semmelweis, Alexander Flemming, Robert Koch und eben auch Joseph Lister, den wir hier begleiten werden.
    Lister war nicht nur Arzt, sondern auch durch und durch Forscher und Wissenschaftler. Ihn begleitet man durch das kranke und tödliche viktorianische London.
    Doch auch andere Ärzte begegnen uns und auch an deren Leben und Geschichten darf man teilnehmen.
    Wie z. B. Robert Liston, dessen rohe Gewalt und Schnelligkeit schon vor der Erfindung der Äther-Anästhesie, sein Markenzeichen war. Diese Schnelligkeit war zwar vor allem bei Amputationen ein Segen, jedoch war er hierbei hin und wieder zu enthusiastisch. Zum Beispiel schnitt er dabei einem Patienten auch gleich noch den Hoden mit ab oder er hatte mit dem Messer so einen Zahn drauf, sodass er seinem Assistenten auch gleich drei Finger abtrennte.
    Oder Berkley Moynihan, der sich erinnerte, dass er und seine Kollegen in einem Kittel operierten, der vor lauter Blut und Dreck schon von alleine in der Ecke gestanden hätte. Dieser war übrigens auch der erste Chirurg der Gummihandschuhe verwendete.
    Man wohnt Amputationen, Ausschabungen und diversen äußerst ungewöhnlichen Behandlungsmethoden bei, die einem den Ekel ins Gesicht treiben. Und natürlich behandelt man auch Gangrän, Erysipel und Sepsis, welche Lister besonders interessierten.
    "Die Frau drohte an der Flüssigkeit in ihrer Lunge zu ersticken.
    Erichsen griff zu einer ungewöhnlichen Maßnahme:
    Er drückte den Mund auf die offene Wunde und saugte Blut und Schleim aus den Atemwegen.
    Dreimal musste er ausspucken, dann beschleunigte sich der Puls der Patientin wieder,...."
    (S. 81)
    Dies war der Ausgangspunkt seiner Forschungen über die Wundheilung und die Auswirkungen von Infektionen auf Körpergewebe und somit der erste Schritt in die Richtung der Wundhygiene. Hierbei kreuzen natürlich auch Ärzte wie Ignaz Semmelweis und Louis Pasteur unseren Weg.
    Dies alles erfolgt in einem flüssigen und klaren Schreibstil und der Erzählstil ist äußerst plastisch. Für schwache Nerven und sensible Mägen ist dieses geschichtliche Sachbuch der Medizin also definitiv nichts. Ich bin mir jedoch sicher, dass hauptsächlich Personen, welche im medizinischen Bereich tätig sind und Personen, welche ein allgemeines Interesse an Medizin und Geschichte haben, zu diesem Buch greifen. Und ich gehe davon aus, dass diese Personen keineswegs zimperlich sind.
    Jedes Kapitel wird mit einem Zitat eines Forschers, Wissenschaftlers oder Arztes eingeleitet und schon befindet man sich mitten in der Geschichte.
    So sehr ich das viktorianische Zeitalter bewundere, bin ich doch froh in der heutigen Zeit zu leben. Doch so schockierend es sich auch liest, so faszinierend und interessant ist es, in die damalige Zeit einzutauchen und damit die ersten Schritte in die Richtung der heutigen Medizin zu verfolgen.
    "Das begeisterte Publikum sah gebannt zu, wie der Anatom die aufgeblähten Bäuche verwesender Leichname aufschnitt, aus denen Blut und stinkender Eiter quoll.
    Manchmal wurde das makabre Schauspiel von lieblicher Flötenmusik begleitet."
    (S. 10)
    Dieses Buch besticht jedoch nicht nur durch interessante Fakten zur Geschichte der Medizin, sondern vor allem auch durch das Cover, wobei auch die Rückseite des Covers nicht zu verachten ist.
    Die Verarbeitung zeugt zusätzlich von guter Qualität...sonst hätte das Buch den Urlaub mit Strand, Meerwasser und Wind sicher nicht so gut überstehen können.
    Fazit:
    Ich bin von diesem Sachbuch über die Medizin und dessen Geschichte absolut begeistert und könnte es immer und immer wieder lesen. Es ist informativ wie ein Sachbuch, spannend wie ein Thriller und schaurig wie ein Horror.
    All diese Hürden, Fehler und auch Grausamkeiten, führten dazu, dass sich die Medizin weiterentwickelte.
    Mein Respekt und auch Dank gehört all den Ärzten von damals, die den Mut hatten sich gegen Kollegen, Konventionen und Aberglauben zu stellen, um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Damals erforderte dies nämlich Mut und vor allem auch Bereitschaft eventuell mit seiner eigenen Forschung unterzugehen.
    Dies ist mein absolutes Lesehighlight, welches ich jedem der sich für Geschichte und Medizin interessiert, ans Herz legen möchte - Ihr werdet es lieben.
    © Pink Anemone
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  • Rezension zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

    Das Buch ist mir in der Buchvorschau sofort ins Auge gesprungen, da mich das Thema sehr anspricht. Das englische Cover gefällt mir jedoch noch besser, zeigt es doch das Gemälde "The Gross Clinic" von Thomas Eakins aus dem Jahr 1875, das er auf Wunsch des amerikanischen Chirurgen Samuel D. Gross angefertigt hat und welches die recht grausamen und unsauberen Zustände in einem Operationssaal zeigt.
    Es handelt sich hier um ein Sachbuch, das ich jedoch innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe, da der Schreibstil äußerst fesselnd ist und es sich eher wie ein Roman mit so einigen schaurigen Details liest. Wie hier schon angemerkt wurde, kann man wirklich nur froh sein, im heutigen Zeitalter zu leben, denn wer im 19. Jahrhundert ins Krankenhaus (vom Volk verächtlich "Todeshaus" genannt) musste, war danach in der Regel kränker als vorher, wenn er es überhaupt lebend wieder verlassen konnte. Doch der Chirurg Joseph Lister erkannte recht früh nach Beginn seiner Karriere, dass es einen Zusammenhang zwischen der Wundversorgung und Hygiene während und nach Operationen und der Ausbreitung von Krankheiten sowie von Entzündungen in Wunden geben musste. Er war ein sehr fleißiger, ehrgeiziger Mann, der sein Leben lang Forschung betrieben hat, um Lösungen zu finden, die so vielen Menschen wie möglich das Leben retten sollten. Er hatte bald ein Mittel gefunden und versuchte es in Großbritannien und später auch auf dem Kontinent sowie in Amerika bekannt zu machen, aber ihm wurden so einige Steine in den Weg gelegt. Zum Glück hat er nie aufgegeben und für sein Ziel gekämpft, denn davon profitieren wir heute noch.
    Im Jahr 1889 hat Thomas Eakins übrigens ein weiteres Gemälde namens "The Agnew Clinic" gemalt. Wenn man beide Gemälde miteinander vergleicht, erkennt man deutlich den Fortschritt, der in der Zwischenzeit in den Operationssälen Einzug gehalten hat. Es ist viel heller und sauberer, nicht zuletzt dank Joseph Lister.
    Ich kann dieses Buch nur empfehlen, unbedingt allen, die sich für Medizingeschichte interessieren, aber eigentlich uneingeschränkt jedem, da es einfach eine spannende und lehrreiche Lektüre ist, die zu keinem Zeitpunkt langweilig oder unverständlich wird. Einige medizinische Fachbegriffe musste ich nachschlagen aber das hat mich nicht gestört.
    Von mir gibt es und eine Leseempfehlung
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  • Rezension zu Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

    Helden der Medizingeschichte
    Der Horror der frühen Medizin, Biographie von Lindsey Fitzharris, 276 Seiten, erschienen im Suhrkamp - Verlag.
    Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber und Knochenklempner.
    Die dunkle Zeit der viktorianischen Medizin. Im frühen 19.Jh. waren Operationen wegen der Folgerisiken strikt zu vermeiden. Chirurgische Eingriffe waren eine Seltenheit und wurden von Ärzten im Straßenanzug, ohne Betäubung und wie Jahrmarkttreiben zelebriert. Doch die Zeiten der Qualen fanden durch die Äthernarkose ein Ende. Weitaus schlimmer waren die Komplikationen durch postoperative Infektionen. Die Gründe für Sepsis, Wundbrand und Gangräne waren noch nicht erforscht. Doch Joseph Lister und viele seiner berühmten Kollegen konnten und wollten sich nicht damit abfinden, dass sie selbst durch unsaubere Instrumente, blutverschmierte Kittel und ungewaschene Hände ihren Patienten den Tod brachten. Hier wird die Lebensgeschichte von Joseph Lister und sein Kampf gegen den Hospitalismus eindrucksvoll beschrieben.
    Das Buch ist in 11 Kapitel unterteilt, die jeweils mit einer zum Inhalt passenden, in Großbuchstaben gedruckten Überschrift versehen sind. Darunter wurden Zitate in kursiver Schrift gedruckt, die überwiegend von berühmten Ärzten stammen. Lateinische Krankheitsbezeichnungen, Fachausdrücke und Eigennamen sind ebenfalls kursiv dargestellt. Am Anfang ist ein Inhaltsverzeichnis angegeben, welches sehr hilfreich war. Einzelne Textstellen sind mit Anmerkungsziffern versehen, die Fußnoten dazu sind im Anhang vermerkt.
    Lindsay Fitzharris hat mich mit ihrem Buch äußerst beeindruckt. Die promovierte Medizinhistorikerin veröffentlich regelmäßig in verschiedenen Zeitungen, auch medizinischen. Bekannt wurde sie durch ihre You Tube-Serie „Under the knife“. Dass die Autorin weiß wovon sie schreibt, merkt man unbedingt. Ich habe das Buch schnell gelesen und zwischendurch fast vergessen zu blinzeln, so spannend hat sich die Lektüre erwiesen. Jederzeit konnte ich der Erzählung folgen, die Charaktere handelten plausibel und nachvollziehbar. Allerdings sollte eine gewisse medizinische Vorbildung vorhanden sein. Fachbegriffe die einem Mediziner geläufig sind, werden nicht näher erläutert. Die hygienischen Zustände im 19. Jh., die infizierten Wunden, die blutigen Eingriffe, der empörende Gestank, auch Leichenhandel werden bis ins kleinste delikate Detail geschildert, deshalb sollte der Leser schon etwas abgebrüht sein. Wer sich für Medizingeschichte interessiert und etwas Fachkenntnisse mitbringt fühlt sich mit dieser Biografie sicher gut unterhalten. Die Person Joseph Lister wurde hervorragend charakterisiert und sympathisch beschrieben. Ihm und anderen Pionieren der Medizin z.B. Pasteur, Semmelweis usw. ist es durch ihre unermüdliche Forschungsarbeit zu verdanken, dass die Gefahr der Ansteckung oder einer postoperativen Infektion nahezu ausgemerzt ist. Ein hervorragendes Sachbuch zu keiner Zeit langweilig oder unverständlich, lebendig geschrieben und sehr unterhaltsam. Dafür von mir volle Punktzahl, 5 Sterne
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Ausgaben von Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner

Taschenbuch

Seitenzahl: 275

E-Book

Seitenzahl: 295

Hardcover

Seitenzahl: 304

Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der Horror der frühen Medizin: Joseph Listers Kampf gegen Kurpfuscher, Quacksalber & Knochenklempner (Details)
  • Englisch: The Butchering Art (Details)

Besitzer des Buches 59

  • Mitglied seit 7. Januar 2011
  • Mitglied seit 14. Juli 2018
  • Mitglied seit 15. Oktober 2019
  • Mitglied seit 13. Mai 2015
  • Mitglied seit 2. November 2014
  • Mitglied seit 8. September 2016
  • Mitglied seit 8. Februar 2014
  • Mitglied seit 28. September 2009
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