Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen

Buch von Agustín Martínez, Vera Teltz, Lisa Grüneisen

Bewertungen

Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen wurde insgesamt 19 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen

    Endlich!
    Kein Serienmörder. Keine böse Mama, die Schuld trägt an den psychopathischen Auswüchsen ihres Killer-Sohnes. Kein depressiver Kommissar (jedenfalls fast). Keine Liebeständelei zwischen Chef und Mitarbeiterin.
    Das ist so eine Wohltat und lässt den verzweifelten Krimileser wieder an das Gute im Krimiautor, bzw. an seine Phantasie glauben.
    Schon von der ersten Seite an packte mich die Handlung. Nachdem ich dann die Bewohner des Ortes voreinander unterscheiden und in ihren Familien- und Freundschaftsbeziehungen zuordnen konnte, riss mich die Geschichte um das aufgetauchte und das noch immer verschwundene Mädchen immer stärker mit. Ein Dorf, das seit fünf Jahren im Ausnahmezustand lebt, wofür der Vater des einen Mädchens sorgt. Der Verdacht, der oft unbegründet und haltlos mal den einen, mal den anderen trifft. Familiengeheimnisse zuhauf, Gemauschel, Männerkumpanei, Affären, Sex and Drugs - und das Ganze vor der grandiosen Kulisse der Pyrenäen.
    Auch wenn Martínez einige Szenen straffer erzählen könnte und einige Details mehrmals erwähnt werden, bleibt die Spannung hoch, was sicher auch an den (meist bösen) Überraschungen liegt, die er einbaut. Auch wenn "Monteperdido" sich als klassischer Whodunit-Krimi präsentiert, ist der Weg zur Auflösung mindestens so fesselnd wie die Frage nach der Person des Täters.
    Monte perdido - der Titel ist Programm.
    Dank an @Jessy1963 für die Leihgabe.
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  • Rezension zu Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen

    Inhalt
    Die Freundinnen Ana und Lucia waren 11 Jahre alt, als sie mitten am Tag aus ihrem Dorf Monteperdido verschwanden. Im Leben ihrer Angehörigen hat sich das Unglück seitdem wie ein Ölfleck ausgebreitet. Álvaros und Raquels Ehe zerbrach an der Tat; Joaquín Castáns würde über Leichen gehen, um an der Polizei vorbei selbst zu ermitteln. In dem abgelegenen Tal der spanischen Hochpyrenäen kennt man sich; die Familien der Mädchen leben in nebeneinanderliegenden Doppelhaushälften.
    Fünf Jahre später verunglückt ein Autofahrer tödlich in einer Schlucht. Aus seinem Fahrzeug kriecht schwer verletzt Ana, eines der Entführungsopfer. Víctor Gamero, dem Leiter der örtlichen Polizeiwache, werden zwei Kriminalbeamte aus Madrid zur Seite gestellt, Sara Campos und Santiago Baín. Das Verhältnis im Team ist gespannt, niemand traut dem anderen. Gamero hält nichts von den Städtern; Santiago schüttelt beim Aktenstudium den Kopf über die schlampigen Ermittlungen zur damaligen Entführung. Während die schwerverletzte Ana im Krankenhaus behandelt wird, beginnt ein Wettlauf um die Rettung von Lucia. Irgendwo in dieser rauen Landschaft muss der Täter sie noch immer gefangen halten. In den Wäldern wird gejagt, Touristen sind im Gebirge unterwegs. Wer hier jahrelang Gefangene versorgt, kann doch nicht unbeobachtet geblieben sein. Jeder Schritt der Ermittler kann ein Schritt in die falsche Richtung sein. Der Druck auf alle ist beklemmend deutlich zu spüren. Dass die geschwächte Ana ohne ihre Mutter von männlichen Kriminalpolizisten vernommen wird, befremdet. Sara Campos ist sich sicher, dass Ana mehr weiß, als sie sagt. Um Lucia zu schützen? Um den Täter zu schützen? Einige im Tal haben Gründe, jemandem eins auszuwischen. Kaum jemand, der keine illegalen Geschäfte macht oder auf andere sonderbar wirkt. Die Fäden der Beziehungen bilden ein dichtes Netz, das die Madrider Ermittler ohne Hilfe Einheimischer nicht durchdringen können. „Hier spricht sich alles rum, und trotzdem weiß keiner was“, bringt Sara die Lage auf den Punkt. Nur wem können die Madrider Ermittler trauen, wer ist Opfer und wer ein geschickter Manipulator?
    Fazit
    Das Tal von Monteperdido wird im Winter nur selten von der Sonne erreicht. Diese raue Landschaft mit sintflutartigen Regenfällen, die nicht selten Todesopfer fordern, sorgen in Agustín Martínez' Kriminalroman für eine düstere Atmosphäre. Das Setting des abgelegenen Tales vor dräuenden Unwettern lässt eine antike Tragödie vermuten. Wenn in einem Krimi Kinder Opfer von Gewalttaten werden, lasse ich mich darauf ungern ein. Doch die Menschen an diesem Ort haben von Beginn an meine Neugier geweckt. Ob ein Tierarzt als Hobbyautor, Leute, die vom Tourismus leben müssen, oder die Angehörigen der Mädchen – Martínez zeichnet differenzierte Figuren und trifft Zwischentöne. Zum Ende hätten mir einige Verzögerungsmomente weniger genügt; dennoch vor gewaltiger Kulisse ein beeindruckender Erstlingsroman.
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  • Rezension zu Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen

    Kein Schutz am vertrauten Ort
    "Haben wir vielleicht schon zu viele Krimis gelesen? Oder sind wir einfach zu anspruchsvoll?"
    Diese zweifelnde, fast schon verzweifelte Frage hört man oft, wenn sich einmal im Monat der Krimi-Lesekreis in meiner Lieblingsbuchhandlung trifft. Für gewöhnlich dann, wenn unsere Debatte über den Krimi des Monats sehr kurz ausfällt, weil wir uns alle einig darüber sind, dass a) das Ende vorhersehbar ist und b) die Themen alle schon mal dagewesen sind.
    Denn wirklich, manchmal hat man das Gefühl, dass man dem müden Kommissar mit Ehe- und Alkoholproblemen schon tausendmal (mindestens!) begegnet ist, und man die dramatische Wendung gegen Schluss nur noch müde belächeln kann, weil man sie auf Seite 25 schon kommen sehen hat.
    Deswegen ist es immer eine große Freude, beinahe eine Erleichterung, wenn ein Krimi dann doch noch begeistern, vielleicht auch verstören, aber auf jeden Fall mitreißen kann. Wenn einem die Geschichte so nahe geht, dass zwischendurch das Herz poltert oder man sich sogar ein Tränchen verdrücken muss. Und für mich war "Monteperdido" so ein Krimi, den man zuklappt und überlegt, ob man wohl noch jemanden aus dem Bett klingeln kann, um mit ihm über das Buch zu reden.
    Es ist nicht nur die spannende Geschichte einer zweifachen Kindesentführung. Der Autor zeichnet auch das bedrückende Bild - beinahe schon eine Sozialstudie! - eines kleinen Bergdorfes, in dem jeder jeden kennt und dennoch alle ihre Geheimnisse haben. Man ist stolz darauf, dass man zusammenhält wie eine eingeschworene Gemeinschaft, aber wenn Zivilcourage gefragt wäre, schauen die Leute lieber weg, als den Dorffrieden zu gefährden. Je mehr man als Leser über die Menschen erfährt, desto weniger hat man das Gefühl, sie wirklich zu kennen, und desto verlogener und zerbrechlicher wirkt die heile Welt. Und das entfaltet eine ungeheure Sogwirkung.
    Die Geschichte verästelt sich, bis man gar nicht mehr weiß, was nun wirklich mit dem Fall zu tun hat, und was einfach nur das schäbige kleine Geheimnis einer schäbigen kleinen Unlauterkeit ist. Die Ermittler interessiert im Grunde nicht, wer Drogen nimmt oder seine Frau betrügt, aber auszusortieren, wer wirklich Schuld auf sich geladen hat und wer nur seinen Status im Dorf gefährdet sieht, zehrt an Kraft und Ressourcen, während die Uhr tickt...
    Agustín Martínez verzichtet auf Pathos, billige Spannungseffekte, inhaltsleeres Drama und Gewalt um der Gewalt willen. "Monteperdido" wirkt durch seine Atmosphäre und das, was sich zwischen den Zeilen verbirgt. Und das hat mich weit mehr gefesselt, als ich anfänglich erwartet hatte, denn zunächst erschien mir der Schreibstil ein wenig einfach und unterkühlt. Aber das trügt, denn er mag zwar einfach sein, in meinen Augen aber sehr wirkungsvoll.
    Trotz aller falschen Fährten und unerwarteten Wendungen verzettelt sich der Autor nicht, es bleibt alles glaubhaft, logisch und in sich schlüssig, auch wenn man vieles erst im Rückblick wirklich einordnen kann.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht zum einen Kommissarin Sara Campos von der Bundespolizei. Da sie als Außenstehende nach Monteperdido kommt, wird sie von der Dorfbevölkerung misstrauisch beäugt, und besonders die Eltern der beiden Mädchen sind nach fünf zermürbenden Jahren wütend auf die Polizei, die ihnen bisher nicht helfen konnte. Mir war Sara sehr sympathisch, gerade weil sie sich emotional sehr einbringt in den Fall.
    Die andere Schlüsselfigur ist nach meinem Empfinden Ana, die nach fünf endlosen Jahren, in denen sie nur zu ihrem Entführer und zu ihrer Mitgefangenen Lucia Kontakt hatte, gar nicht mehr weiß, wer sie eigentlich ist. Sie ist halb Kind, halb junge Frau, und was sie mehr will als alles andere, ist vergessen. Aber das geht nicht, denn ohne sie haben die Ermittler keine Chance, Lucia zu finden... Agustín Martínez zeichnet ein sehr behutsames, einfühlsames Portrait von Ana.
    Wie schon gesagt, bei den anderen Charakteren hatte ich das paradoxe Gefühl, sie immer weniger zu kennen, aber dennoch erschienen sie mir alle gut geschrieben und vielschichtig.
    Fazit:
    Zwei kleine Mädchen werden entführt. Fünf Jahre später glaubt nur noch einer der verzweifelten Väter daran, dass seine Tochter Lucia noch lebt - doch dann ist es das andere Mädchen, Ana, das wieder auftaucht, und sie kann den Täter nicht beschreiben... Klar ist nur, für Lucia tickt die Uhr.
    "Monteperdido" war für mich ein echtes Krimi-Highlight. Es lebt von seiner Atmosphäre, seinen Beschreibungen der Natur, seiner Studie des Lebens in einem kleinen Bergdorf, in der die heile Welt bröckelt, als das Misstrauen um sich greift. Der Autor beschreibt glasklar, wie sich die Geschehnisse auf die Psyche der Menschen auswirkt, besonders auf die beiden Mädchen, die ihrer halben Kindheit beraubt wurden.
    Die Spannung hat mich bis zum Schluss nicht losgelassen, und das Ende war dann so unerwartet wie konsequent. Überhaupt fand ich das Buch erfrischend anders, definitiv kein Krimi-Einheitsbrei.
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Ausgaben von Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen

Taschenbuch

Seitenzahl: 496

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:29h

E-Book

Seitenzahl: 496

Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Monteperdido: Das Dorf der verschwundenen Mädchen (Details)
  • Französisch: Monteperdido (Details)
  • Spanisch: Monteperdido (Details)

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