Loyalitäten
Buch von Delphine de Vigan, Doris Heinemann
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Buchdetails
Titel: Loyalitäten
Delphine de Vigan (Autor) , Doris Heinemann (Übersetzer)
Verlag: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Format: Taschenbuch
Seitenzahl: 174
ISBN: 9783832165031
Termin: März 2020
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Kurzmeinung
SiriNYCFür die Kürze zu überambitioniert. Unbefriedigendes Ende. -
Kurzmeinung
PotatoPeelPieZwischenmenschliches faszinierend beobachtet und dargestellt!
Zusammenfassung
Inhaltsangabe zu Loyalitäten
Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène, besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. In ihren Augen ist also so weit alles gut. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, doch wie soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, aber Théo ist sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Außerdem würde er damit auch demjenigen in den Rücken fallen, der den Minderjährigen den Alkohol besorgt. Und der ist es, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.
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Bewertungen
Loyalitäten wurde insgesamt 15 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4 Sternen.
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Meinungen
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Für die Kürze zu überambitioniert. Unbefriedigendes Ende.
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Zwischenmenschliches faszinierend beobachtet und dargestellt!
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Bedrückender Roman mit unbefriedigendem Ende
Rezensionen zum Buch
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Rezension zu Loyalitäten
- Magdalena
Théo ist zwölfeinhalb und lebt seit der Scheidung seiner Eltern mal bei seiner Mutter, mal bei seinem Vater. Das Verhältnis zwischen den Eltern ist angespannt, der Vater mit dem Leben überfordert, die Mutter überbehütend. Doch nun hat Théo einen Ausweg gefunden. Wenn er, am liebsten mit seinem Freund Mathis, heimlich in irgendeinem Versteck Alkohol trinkt, kann er spüren, wie ihn das Getränk beruhigt und wie ihm auf einmal alles egal ist.Weiterlesen
Théos Lehrerin Hélène hat das diffuse Gefühl, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt, nicht nur, weil er im Unterricht mehrmals fast eingeschlafen wäre. Sie versucht Alarm zu schlagen, doch die Anzeichen sind zu unbestimmt und sie wird nicht ernst genommen, sie kann nur hoffen, dass Théo sich eines Tages aus eigenem Antrieb ihr oder wenigstens irgendwem anvertraut.
Mathis' Mutter hingegen mag diesen neuen Freund ihres Sohnes nicht. Warum genau vermag sie gar nicht zu sagen, aber sie verspürt eine Abneigung gegen Théo und hat das Gefühl, dass er kein guter Umgang für Mathis ist. Aber unternehmen kann sie nichts, so lange sie keine konkreten Anhaltspunkte hat. Und außerdem ist sie gerade mit einer schrecklichen Erkenntnis über ihren eigenen Mann beschäftigt.
In kurzen, prägnanten Kapiteln versetzt sich Delphine de Vigan in Théo, Mathis, Hélène und Mathis' Mutter Cécile hinein, zeichnet in glasklarer, knapper Sprache deren Gedanken- und Gefühlswelten nach und nimmt dabei mit scharfem Blick persönliche und gesellschaftliche Probleme aufs Korn. In diesen nicht einmal 200 Seiten steckt sehr viel Stoff zum Reflektieren und vieles, was betroffen macht: Théos Abgleiten in die Alkoholsucht, seine Hilflosigkeit angesichts seiner schwierigen Familiensituation, der Mangel an Vertrauenspersonen, das Thema Hass im Netz, aber auch die Schwierigkeiten, auf die Hélène stößt, als sie Théo helfen möchte und Céciles permanentes Gefühl der Unzulänglichkeit, weil sie aus einfachen Verhältnissen kommt und sich wie eine Hochstaplerin fühlt.
Lösungen bietet Delphine de Vigan nicht an in diesem Buch, das ich angesichts des Endes recht überrascht zugeklappt habe. Aber sie regt zum Nachdenken über verschiedene Missstände an und - das ist die Botschaft, die ich zumindest aus dem Buch mitnehme - appelliert an ihre Leserschaft, nicht wegzusehen, da zu sein und zu handeln. -
Rezension zu Loyalitäten
- Buchdoktor
InhaltWeiterlesen
Théo und seinen Freund Mathis könnte man für Zwillinge halten, so nahe stehen die Zwölfjährigen sich. Eine raffinierte Symbiose verbindet einen Jungen, der Schutz sucht, mit einem, der ihm diesen Schutz im Tausch gegen Loyalität zu bieten hat. Theo ist ein Kofferkind, das zwischen seinen getrennt lebenden Elternteilen hin und her pendelt. In keiner seiner Welten findet Theó Rückhalt. Seine Mutter benutzt ihn als Pfand im Kleinkrieg gegen ihren Ex-Partner und Théos Vater gleitet in einer Beziehung zu einer komplizenhaften Partnerin zusehends in Alkohol und Gleichgültigkeit ab. In letzter Zeit haben Théo und Mathis begonnen, gemeinsam in einem Versteck Alkohol zu trinken. Théo will den Vater unbedingt schützen, damit seine Mutter keinen neuen Sorgerechtsstreit vom Zaun bricht. Der Schulkrankenschwester fällt zuerst auf, dass Théo schlecht aussieht, und sie nähert sich ihm zunächst sehr zurückhaltend. Lehrer und andere Betreuer denken inzwischen außer an übermäßiges PC-Zocken vermutlich an häusliche Gewalt oder Missbrauch, wenn Kinder in sich gekehrt wirken und ihnen so offensichtlich ausweichen wie Theó. Hélène, die Lehrerin des Jungen, ist durch eigene Erlebnisse sensibilisiert. Wie und warum Kinder sich aus Scham unsichtbar machen möchten, weiß sie nur zu genau. Leider findet Hélène keine Unterstützung bei ihrem Direktor, der die Dinge so sieht, wie er sie gern hätte, und sicher das Ansehen der Schule nach außen schützen will. Als ältere Jugendliche die Jüngeren zu einer gefährlichen Mutprobe verführen, liegt die ganze Verantwortung auf Mathis Schultern.
Fazit
Erzählt wird abwechselnd in der Ich-Form von Hélène und Mathis Mutter Cécile und aus der Sicht eines neutralen Erzählers in der dritten Person über Mathis und Théo. Nicht nur Mathis und Théo befinden sich in einem Loyalitätskonflikt, sondern auch die Erwachsenen und die Schule als Institution. Den Buchtitel finde ich daher ausgesprochen treffend gewählt. Delphine de Vigan kennt die Situation ihrer jugendlichen Figuren aus eigener Erfahrung. Sie weiß, wie Kinder versuchen, selbst erwachsen zu handeln, um ihre suchtkranken oder gewalttätigen Eltern zu schützen und die Familie irgendwie zusammenzuhalten. Falsch verstandene Loyalität ist de Vigans ganz persönliches Thema. In einem bewegenden, prägnanten Text, der beinahe zu kurz wirkt, blickt sie hinter die Fassade der betroffenen Familien und kritisch auf das System Schule, das einige Schüler durchs Raster fallen lässt.
(14.9.2018) -
Rezension zu Loyalitäten
- Yurmala
Zitat von Yurmala [In 365 Büchern durch das Jahr 2018 / 4. Quartal, 16.12.2018, #5.396]Weiterlesen
350. Ein Autor, von dem Du mindestens zwei Bücher gelesen hast und der Dich dennoch nicht überzeugen konnte
Delphine de Vigan, ganz sicher, und kürzlich die Lesung mit ihr hat mich noch weniger überzeugt.
Zitat von findo [In 365 Büchern durch das Jahr 2018 / 4. Quartal, 16.12.2018, #5.397]
"Loyalitäten" hatte für mich zwar ein paar Schwächen, war aber im großen und Ganzen eine runde Sache. Hier würden mich die genauen Gründe interessieren.
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Eigenzitat [In 365 Büchern durch das Jahr 2018 / 4. Quartal, 16.12.2018, #5.428]
Irgendwie hat mich bei Delphine de Vigan immer etwas abgestoßen. Zu journalistisch, nicht genügend literarisch für ein Buch, immer wieder surft sie auf einer Welle von Themen, die gesellschaftlich gerade en vogue sind. Lange habe ich mich geweigert mehr als ein paar Seiten von ihr zu lesen, dann haben mich aber die Umstände von D’après une histoire vraie in den Bann gezogen. Da bin ich am Buch kleben geblieben; ein lebendiger Stil, Besonnenheit, Versuch den Dingen auf den Grund zu gehen, Emotionen aber keine Rührung, Kämpfe gegen die innere Unruhe.
Davon war in Les loyautés wiederum nichts zu finden. Viel Personal, viel Drama, wenige Seiten, wo alles undifferenziert an der Oberfläche schwimmt. Helden und Fieslinge, makellos vs. beschränkt, die Bösen oder die Guten, zu viele Dramen, bei mir ist einfach nichts haften geblieben (doch, der Taxifahrer, der eine Überlebensdecke der Lehrerin in die Hand drückt, während das Samu schon im Anrücken ist).
Dieser Roman ist weder locker geschrieben noch komplex, Delphine de Vigan wackelt mit dem erhobenen Zeigefinger. Seht her, auch dieses und jenes Thema habe ich noch untergebracht. Keine Tageszeitungsseite mit den vermischten Meldungen aus einer Großstadt hat mehr zu bieten, kein Artikel einer Frauenzeitschrift zu den Themen Psychologie oder Pädagogik analysiert weniger in die Tiefe oder ist breiter angelegt als Les loyautés.
Je mehr ich nachdenke, desto häufiger möchte ich das Wort Gefühlskitsch in Zusammenhang mit Delphine de Vigan verwenden und bei der Sternenzahl von Les loyautés noch einen Punkt abziehen. Mache ich aber nicht, da ich hier immer recht kurzfristig nach dem Lesen ein Buch bewerte. -
Rezension zu Loyalitäten
- findo
@Marie Das passiert nicht. Es ist ein großartiger kleiner Roman.Weiterlesen
Autorin: Delphine de Vigan
Titel: Loyalitäten
Seiten: 174
ISBN: 978-3-8321-8359-2
Verlag: Dumont
Übersetzerin: Doris Heinemann
Autorin:
Delphine de Vigan wurde 1966 geboren und zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Neben ihrer Arbeit in einem Meinungsforschungsinstitut schrieb sie, zunächst unter Pseudonymk, ihre ersten Romane, welche ab 2001 veröffentlicht wurden. 2007 gelang ihr mit "No & ich" der Durrchbruch, seit dem lebt sie vom Schreiben. Sie erhielt mehrfach Auszeichnungen, u.a. den Prix des Libraires 2008. Ihre Romane wurden bereits in über 20 Sprachen übersetzt, teilweise auch verfilmt.
Inhalt:
Theo ist ein vorbildlicher Sohn: selbstständig, fürsorglich und ein guter Schüler. Er scheint zu funktionieren. Doch eine Lehrerin schlägt Alarm, und auch die Mutter seines besten Freundes beobachtet ihn mit Misstrauen. Die beiden Frauen haben die richtige Ahnung: Theo ist mit seinem Leben überfordert und sucht einen gefährlichen Ausweg. (Klappentext)
Rezension:
Es gibt Romane, die zunächst so unscheinbar sind, dass sie bereits auf den ersten Seiten vermögen zu überraschen und dann immer noch mit einem großen Knall aufwarten können. Solch ein Werk ist der Autorin delphine de Vigan gelungen. Die französische Schriftstellerin beschreibt in "Loyalitäten" eine Welt kaputter Erwachsener, die die Probleme der Kleinsten kaum wahrnehmen, so dass diese immer mehr in einen Strudel Richtung Katastrophe hineingeraten.
Hauptfigur ist der zwölfjährige Theo. zurückhaltend und verschlossen, gilt er als unkompliziert. Seine Noten sind gut. Diese Fassade bröckelt jedoch mit dem Verlassen des Schulgebäudes, wenn der Junge zwischen seinen geschiedenen Eltern hin- und herpendeln muss. Die Mutter misstrauisch, ob des vorangegangenen Aufenthaltes bei seinem Vater, der Vater arbeits-, kraft- und mutlos, dazwischen der Junge, der allem versucht gerecht zu werden und seinen Kummer in Alkohol ertränkt, den er sich über seinen besten Freund Matthi beschafft.
Die Erwachsenen um ihn herum, nehmen die wachsenden probleme kaum war, haben selbst mit sich genug zu kämpfen, selbst seine Lehrerin, die die ersten Anzeichen zu deuten weiß. Mit unaufhaltsamen Schritten naht die Katastrophe. Immer größer und bedrohlicher. Doch, Theos Umgebung ist so sehr in einem Netz aus Loyalitäten gefangen, dass ihnen der wahre Gefangene entgleitet. Immer mehr.
In wechselnden Kapiteln erzählt die Autorin kurzweilig diese Geschichte, die mehr Aufmerksamkeit verdient als sie bekommt. Ohne erhobenen zeigefinger, auch wenn das erste Lesens des Inhaltes so klingen mag, nähert sie sich der Wahrnehmung der beiden gerade noch kindlichen und fast jugendlichen Hauptfiguren an, die als Einzige Sympathieträger sind. Selbst die Protagonistin Helene, Theos Klassenlehrerin, ist zunächst einfach nur nervig, auch wenn de Vigan es schafft, sie im Verlauf der Handlung etwas differenzierter zu beschreiben. Alle anderen Erwachsenen taugen zu nichts Positiven, als den Kontrast zur Verletztheit der Kinder darzustellen, die ungeschützt immer mehr die Kontrolle verlieren. Insbesondere eben Theo.
Um Distanz zu schaffen wird nur den beiden Erwachsenen, die zunächst nur ansatzweise begreifen, die ich-Perspektive zugebilligt. Alles andere wird in der dritten Person erzählt und bekommt dadurch einen größeren Kontrast, der die Wirkung noch einmal verstärkt. Die Wirrungen der Gefühlswelt der Kinder und die Zerrissenheit Theos, die schiere Ausweg- und Hoffnugnslosigkeit hätte die Autorin noch mehr ausbauen können.
Noch ein paar Seiten mehr den Jungen zu widmen, der so befürchtet man beim Lesen kurzzeitig, beinahe Randfigur wird, was de Vigan dann doch glücklicherweise nicht passiert, hätten dem Gesamteindruck gut getan. Dennoch ist "Loyalitäten" eine gut erzählte Geschichte, die es wert ist, gelesen zu werden, um seinen Blick zu schärfen. So ähnlich beschrieben kommt sie wahrscheinlich tausendfach in der Realität vor. Wie oft sind wir da, um den Schwächsten zu helfen, ohne die Angst vor richtigen und falschen Loyalitäten zu haben? Darüber nachzudenken lohnt sich. -
Rezension zu Loyalitäten
- Naraya
Es ist eine bedrückende Geschichte, die Delphine de Vigan in "Loyalitäten" erzählt. Der Titel ist dabei durchaus themengebend, denn im Prinzip kreist die gesamte, aus vier Perspektiven erzählte Handlung um dieses eine Wort. Da ist zunächst der 12-jährige Théo, eigentlich der Protagonist des Romans. Trotz seines jungen Alters hat er schon viel mitgemacht. Die Trennung seiner Eltern stürzt ihn in eine tiefe Zerissenheit, die er mit Alkohol zu füllen sucht. Befindet er sich in der Obhut der Mutter, ist der Vater allein und niemand kümmert sich um ihn. Lebt er beim Vater, ist die Mutter einsam und verletzt - ein wöchentlich wechselndes Spiel, das der Junge nur verlieren kann. Denn wie soll er sich da auf eine Seite schlagen?Weiterlesen
Seine Lehrerin Helena wurde in ihrer Kindheit vom Vater misshandelt und hat daher umso feinere Antennen für das Leid ihrer Schüler. Théo möchte sie unbedingt vor dem drohenden Absturz bewahren, ihn beschützen - doch niemand will ihr so recht zuhören. Denn an sich hat der Junge ja keine schlechten Noten und zum Unterricht erscheint er ebenfalls regelmäßig. Kollegen und Schulleitung scheint das zu genügen, eine Tatsache, die Helena gleichermaßen fassungslos und wütend macht.
Mathis sieht der Veränderung seines besten Freundes Théo hilflos zu. Wie kann er ihm helfen, ohne ihn an die Erwachsenen zu verraten? Aber inzwischen hat Mathis schon selbst keine Lust mehr auf das ständige Sich-Betrinken. Auch seine Mutter Cécile ist bereits stutzig geworden und beginnt, ihn auszufragen. Dabei steht diese plötzlich vor den Scherben ihrer Ehe und muss sich selbst neu definieren. Wie soll sie gleichzeitig ihren Sohn retten, wenn dessen Vater immer nur lapidar verkündet, sie übertreibe doch. Und will sie tatsächlich zu solch einem Mann noch länger loyal sein?
Die Autorin zeichnet ein düsteres Bild in ihrem Roman. Eigentlich gibt es keine Hauptperson, die ein normales, glückliches Leben führt. Die Erwachsenen sind ausnahmslos unglücklich oder unzufrieden und tragen mehr oder minder große Geheimnisse mit sich herum. Mittendrin die beiden 12-Jährigen, die nicht wissen, wie sie mit all dem umgehen sollen. Man muss sich bei der Lektüre immer wieder vor Augen halten, wie jung diese zwei sind und wie erschreckend es ist, dass sich Kinder schon in diesem Alter in den Alkohol flüchten. Doch von wem sollen sie denn auch den richtigen Umgang mit Problemen lernen, wenn nicht einmal die eigenen Eltern ihnen das vorleben können?
Und so kämpft Helena einen aussichtslosen Kampf. Einen Kampf gegen Kollegen, die es lieben, ihre Schüler zu demütigen. Gegen den Schulleiter, der sich bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will. Und gegen Eltern, die nicht wahrhaben wollen, dass ihre Söhne ihretwegen leiden. Es sind zahlreiche Themen, die in dieser Geschichte zur Sprache kommen: Gewalt, Missbrauch, Scheidung, Alkoholsucht, Arbeitslosigkeit, Ehebruch usw. Der Schreibstil ist durch die wechselnden Perspektiven sehr sprunghaft und doch immer nah an den Charakteren. Die beiden Frauen erzählen emotionaler und aus der Ich-Perspektive, die beiden Jungen schmuckloser und aus der Er-Perspektive.
Unaufhörlich steuert die Handlung auf die unvermeidliche Katastrophe zu. Bei jeder umgeblätterten Seite bereitet man sich als Leser auf das Schlimmste vor - und doch lässt einen das Ende schließlich mit gemischten Gefühlen zurück. Ich nehme an, Delphine de Vigan wollte gerade diesen Effekt erzeugen, dennoch hätte ich mir für die Geschichte einen anderen Schluss gewünscht. Aber wie in der Handlung selbst bekommt man im Leben eben nicht immer das, was man möchte.
Fazit: Ein bewegender Roman mit einem unbefriedigenden Ende
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