Der kleine Freund

Buch von Donna Tartt, Rainer Schmidt

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der kleine Freund

Alexandria, eine kleine Stadt in den Südstaaten: Hier wächst Harriet Cleve in einem Zuhause voller Geborgenheit auf, und dennoch lastet ein dunkler Schatten auf ihrer Kindheit. Zwölf Jahre sind seit jenem Moment vergangen, in dem für die Familie Cleve die Welt jäh zum Stillstand kam: Eine Nachbarin fand Harriets neunjährigen Bruder Robin erhängt an einem Baum. Die Umstände seines rätselhaften Todes blieben in all der Zeit ungeklärt, und so fasst in diesem heißen Sommer die eigensinnige Harriet den Entschluss, Robins Mörder um jeden Preis ausfindig zu machen ...
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Bewertungen

Der kleine Freund wurde insgesamt 21 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der kleine Freund

    Die amerikanische Autorin Donna TARTT ist eine Spezialistin für die großen Erzählungen. Ihre drei bekannten Romane füllen jeweils mehr als 700 Seiten; der grandiose „Distelfink“ markiert dabei quantitativ und qualitativ die Spitze.
    Hier geht es um das mittlere Werk, an dem TARTT zehn Jahre lang gearbeitet hat.
    Im Zentrum dieses Südstaaten-Romans stehen zwei sehr unterschiedliche Familien, deren interne Dynamik und gegenseitigen Verstrickungen entscheidend für den Handlungsverlauf sind.
    Die Protagonisten (Harriet) ist ein recht eigenwilliges Mädchen an der Grenze zum Jugendalter. Sie lebt in einer reinen Frauenwelt, in der ihre (psychisch angeschlagene) Mutter und ihre ältere Schwester eine eher kleine, Ihre Großmutter, ihre Großtanten und die farbige Haushaltshilfe dagegen eine sehr große Rolle spielen. Der Vater lebt – ohne offizielle Trennung – in einem anderen Bundesstaat. Der eigentliche Vertraute ist ein gleichaltriger Junge, mit dem sie eine Reihe von – teils spektakulären – Abenteuer erlebt.
    Die Familie hat ihre beste Zeit hinter sich; Wohlstand und Status sind schon ein wenig abgebröckelt. Die größte und nachhaltigste Erschütterung wurde aber durch den ungeklärten Mord an dem 9-jährigen Robin ausgelöst. Wir erfahren in dem Buch, wie sein mysteriöser Tod auch 12 Jahre danach noch auf die Geschicke in dieser Kleinstadt einwirkt.
    Den Gegenpol zur bürgerlichen Welt stellt eine (klein-)kriminelle Randgruppenfamilie dar, deren vier männliche Sprösse mit ihrer Großmutter leben – unter denkbar chaotischen Bedingungen (eigenes Drogenlabor inklusive). Alle Beteiligten sind psychisch bzw. emotional tief gestört und leben ihre biografischen Verletzungen in verschiedene Richtungen aus.‘Berührungspunkte zu der Familie von Harriett reichen bis in die Zeit von Robin zurück, werden im Verlauf der Erzählung durch die detektivischen Aktivitäten des Mädchens dramatisch aktualisiert.
    Wie in jedem anspruchsvollen Roman gibt es im „Kleinen Freund“ mehrere Ebenen. Es ist ebenfalls nicht untypisch, dass die Handlungsebene (mit ihrem Spannungsbogen) den Rahmen schafft, in dem die „eigentlichen“ Kernthemen des Werkes eingewoben werden.
    Der Handlungsstrang lässt sich schnell beschreiben: Harriett versucht, den Tod ihres Bruders aufzuklären und zu rächen. Sie gerät dabei in abstrus-gefährliche Situationen, bei denen Schlangen eine zentrale Rolle spielen (das Buch ist eindeutig nichts für Schlangen-Phobiker).
    Bei den Hintergrundthemen geht es differenzierter zu. TARRT seziert die familiären Beziehungsmuster in beiden Familien, sie entlarvt die (noch von Rassismus geprägte) Haltung der „besseren“ Damen gegenüber ihren Hausangestellten; sie legt die (oft verlogenen) Muster frei, mit deren Hilfe eine vergangene familiäre und gesellschaftliche Ordnung aufrechterhalten werden soll; sie beschreibt die Zwangsläufigkeit, mit der aus desolaten Lebensbedingungen schwer gestörte Menschen entstehen und sie gibt Einblick in das Erleben und in die Kraft, die in sehr jungen Menschen und deren Freundschaftsbeziehungen entstehen können.
    Die Aufzählung ließe sich problemlos fortsetzen.
    TARTT hat eine feinfühlige Wahrnehmung für innerpsychische und zwischenmenschliche Prozesse. Sie nimmt sich Zeit für die Details – für Wahrnehmungen, innere Bewertungen, emotionale Regungen. Da sie auch den äußeren Bedingungen (Räume, Licht, Gerüche) eine Stimme gibt, entstehen eigene Welten mit spezifischen Atmosphären.
    Sie ist schlichtweg eine begnadete Erzählerin.
    Die Intensität des ihres Schreibstils tut dem Roman aber nicht nur gut. Es gibt zentrale Episoden in diesem Buch, da wäre weniger vermutlich mehr gewesen (das gilt nicht nur für die Schlangen). Es geht immer mal wieder sehr extrem zu: sowohl bei den Grausamkeiten, als auch bei den Fähigkeiten und Kräften, die den Kindern (Harriet und ihrem Freund) zugeschrieben werden. Es ist manchmal von allem etwas zu viel.
    Meine Empfehlung: Wer nach dem „Distelfink“ (ein Muss!) noch einen weiteren TARRT-Roman lesen möchte, sollte vielleicht erst „Die geheime Geschichte “ lesen. Wer dann noch dabei ist und über die entsprechende Zeit verfügt, dem/der sei auch „Der kleine Freund“ ans Herz gelegt.
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  • Rezension zu Der kleine Freund

    Den hätte ich vielleicht viel früher schon lesen sollen. Und wieder hat Donna Tartt bei mir den richtigen Nerv getroffen. Ich kann mich der dichten Atmosphäre in keinem ihrer Bücher entziehen. Hinterher habe ich jedesmal ein Riesenproblem damit, einen einigermaßen würdigen Nachfolger zu finden. Ich hätte nichts auf die überwiegend negativen Rezensionen geben sollen. Nur wegen der vielen eher enttäuschten Stimmen habe ich den kleinen Freund so lange hinausgezögert. Ja, ich gebe zu, ich ließ mich beeinflussen und erst nachdem ich den Distelfink gelesen hatte, las ich endlich auch den kleinen Freund. Dabei lag das Buch schon lange auf dem Sub. Allerdings ist die Kategorisierung etwas daneben. Es ist kein Thriller. Die 12 jährige Harriet ist zwar auf der "Suche" nach dem Mörder ihres Bruders, doch nur weil das Wörtchen "Mörder" in der Inhaltsangabe vorkommt, darf man nicht glauben, es handele sich um einen typischen Krimi. Obwohl in den Handlungen schon enorme nicht von der Hand zu weisende kriminelle Energien vorhanden sind.
    Die Handlung spielt in den 1960er Jahren in den Südstaaten der USA, in den herrschaftlichen Häusern arbeiten oft noch farbige Hausangestellte, die u.a. auch die Kinder erziehen oder den Garten pflegen usw.
    Ich halte den Roman eher für eine Mischung aus Familienroman, Gesellschaftssatire, Entwicklungs- und Abenteuerroman, sowie Südstaatenportrait. Das Buch hat vielleicht ein paar Längen und Schwächen, zumindest kam es mir am Anfang so vor, es dauerte auch eine Weile bis ich mich eingelesen hatte. Doch im Prinzip fand ich genau das, was die meisten anderen Bücher eben nicht haben. Eine wunderbare und präzise Sprache. Das finde ich nicht allzu oft. Mir hat es sehr sehr gut gefallen.
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  • Rezension zu Der kleine Freund

    So, dann will ich den Thread doch mal wieder ausgraben.
    Vielleicht erinnert sich dann ja wieder jemand daran, dass das Buch noch SUBt. ;)
    Ich bin vor etwa einer Stunde mit dem Buch fertig geworden und weiß genau, dass es mich noch eine ganze Weile beschäftigen wird.
    Der Klappentext hatte mich eigentlich eher auf einen krimi vorbereitet, aber die Frage nach dem Mörder des kleinen Robin immer weiter in den Hintergrund ab und die Familiengeschichte rückt in den Vordergrund.
    Die Charaktere werden sehr eingängig beschrieben und haben auf über 750 Seiten natürlich auch jede Menge Zeit sich zu entfalten.
    "Die geheime Geschichte" habe ich leider noch nicht gelesen, auch wenn sie schon auf meiner Wunschliste steht, die Frage, ob "Der kleine Freund" genauso gut ist kann ich also nicht bentworten.
    Amazon sagt dazu aber folgendes:
    [...] Die Erwartungshaltung könnte größer nicht sein.
    Enttäuscht der Roman diese Erwartungen? Ja und nein.
    Ja, weil er etwas gänzlich anderes ist, eine andere Geschichte erzählt, sich eines anderen Stils, einer anderen Erzählweise, einer anderen Sprache, einer anderen Struktur bedient. Wer etwas Ähnliches wie Die geheime Geschichte, womöglich eine Art Fortsetzung erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht sein.
    Und nein, weil der Roman großartig ist.
    Und auch wenn sich das Buch meiner Meinung nach zwischendurch sehr lang hingezogen hat, fand ich es doch sehr spannend und habe mich sowohl von der Geschichte als auch vom Schreibstill mitreißen lassen!
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Ausgaben von Der kleine Freund

Taschenbuch

Seitenzahl: 784

Hardcover

Seitenzahl: 768

E-Book

Seitenzahl: 785

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:00h

Der kleine Freund in anderen Sprachen

  • Deutsch: Der kleine Freund (Details)
  • Englisch: The Little Friend (Details)

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