Ein Held dunkler Zeit

Buch von Christian Hardinghaus

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Ein aufwühlender historischer Roman, der hart an der Grenze zum tatsächlich Erlebten liegt.
  • Kurzmeinung

    Hiyanha
    Schwülstig, hochgradig kitschig, unerträglich seicht und gespickt mit Fehlern

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Ein Held dunkler Zeit

Winter 1941/42, deutsche Stellungen in der Südukraine. Wilhelm Möckel, Unterarzt in der Panzer-Aufklärungs-Abteilung 16, kämpft einen verzweifelten Kampf – er benötigt das EK I. Klasse. Es ist die einzige Chance, in den Offiziersrang aufzusteigen und beim Führer ein Gnadengesuch einzureichen, um seine halbjüdische Frau „arisieren“ zu lassen. Eine Ausnahmeregelung der Nazis verspricht ihr „deutsches Blut“; wenn er zum Helden wird … Mit großer Präzision für historische Details zeichnet Christian Hardinghaus nach einer wahren Begebenheit die Liebesgeschichte von Wilhelm Möckel und Annemarie Gutenberg.
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Bewertungen

Ein Held dunkler Zeit wurde insgesamt 7 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Meinungen

  • Ein aufwühlender historischer Roman, der hart an der Grenze zum tatsächlich Erlebten liegt.

    Bellis-Perennis

  • Schwülstig, hochgradig kitschig, unerträglich seicht und gespickt mit Fehlern

    Hiyanha

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Ein Held dunkler Zeit

    Eine Hommage an die Liebe ... Historiker Christian Hardinghaus entführt seine Leser in eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: In die Zeit des Nationalsozialismus.
    Inhalt:
    Als der Augenarzt Wilhelm Möckel 1932 die Medizinstudentin Annemarie kennenlernt, weiß er sofort, dass sie die Frau fürs Leben ist, aber er ahnt noch nicht, wie sehr diese Redewendung der Wahrheit entsprechen wird.
    Annemarie hat nämlich, ohne dies bisher zu wissen, eine jüdische Mutter. Nach der Machtübernahme Hitlers und des Inkrafttretens der Nürnberger Rassegesetze gilt Annemarie als „Mischling ersten Grades“ und wird sukzessive vom sozialen Leben ausgeschlossen.
    Freunde wenden sich ab, Wilhelms gutgehende Praxis wird von einem Tag auf den anderen gemieden und muss geschlossen werden. Um seine Familie, er ist inzwischen stolzer Vater zweier Söhne, zu schützen, fasst Wilhelm, nach Beratung mit seinem Zwillingsbruder Karl, der seit Langem als Jurist für die NSDAP arbeitet, einen folgenschweren Entschluss: Er meldet sich freiwillig als Mediziner zur Wehrmacht. Es gibt nämlich die Möglichkeit, als deutschblütig anerkannt zu werden, wenn ein Familienmitglied das „Eiserne Kreuz I. Klasse“ wegen besonderer Leistungen erhält. Ein Gnadenakt, der nur vom Reichskanzler höchspersönlich gewährt werden kann.
    Dieses Ziel vor Augen zieht Wilhelm Möckel als Arzt mit der 16. Panzer-Aufklärungsdivision 1941 in die Südukraine. Immmer an seiner Seite: Der junge Sanitätsgehilfe Friedrich Tönnies.
    Meine Meinung:
    In diesem historischen Roman, der nach der wahren Geschichte des Helmut Machemer, geschrieben wurde, zeigt sich das wahre Gesicht des Krieges. Junge Männer werden auf beiden Seiten der Front(en) verheizt. Ein Menschenleben zählt nichts. Die Menschen werden zu Nummern degradiert, sowohl als Soldaten als auch als Insassen der Konzentrationslager.
    In eindringlichen Worten, aber nicht Effekt haschend und weit abseits von heroisiernden „Landser-Geschichten“ á la Konsalik schildert der Autor das Leben an der Front. Besonders interessant ist die Erzählperspektive: Der nunmehr 95-jährige, ehemalige Sanitätsgehilfe Friedrich, schreibt die Lebensgeschichte „seines“ Arztes in der Ich-Form nieder. Auslöser ist ein Halbwüchsiger, der mit seinem Modellpanzer des Typs T34 (jenem sowjetischen Panzer, der im Krieg zum Einsatz kam) im Garten der Seniorenresidenz herumfährt und bei Friedrich einen Flashback verursacht.
    Die Leser finden sich inmitten von Kugelhagel, Granatsplittern und sterbenden Männern wieder. Man kann förmlich das Rasseln der Panzerketten hören, den Brandgeruch, den Gestank der Latrinen und der Verwundeten wahrnehmen. Man kann die Verzweiflung und die Angst der Soldaten spüren. Es werden nur wenige an Körper und Seele unverletzt zurückkehren. An einigen Stellen schleicht sich auch ein wenig Menschlichkeit in der Unmenschlichkeit ein. So hilft Wilhelm verwundeten und im Stich gelassenen russischen Soldaten. Er fühlt sich an den Hippokratischen Eid gebunden. Er operiert, amputiert und verbindet die fremden Männer. Da kann auch die plötzlich auftauchende Gruppe von SS-Schergen wenig ausrichten. Geistegegenwärtig und auch gewitzt, schützt Wilhelm eine Seuche vor und rettet die Verwundeten vor der Ermordung.
    Ein zweiter Erzählstrang ist der Blick auf die Heimat. Hier wird – in der dritten Person von den Repressalien, denen Annemarie und ihre Familie ausgesetzt ist, berichtet. Von Seite zu Seite steigert sich die Angst, ebenso wie ihre Mutter in ein KZ deportiert zu werden. Eindrucksvoll ist die zunehmende Beklemmung, die Furcht von irgendeinem missgünstigen Nachbarn denunziert zu werden geschildert. Die bedrückende Stimmung in diesem Land leben zu müssen, lähmt beinahe den gesamten Alltag. Der völlige Irrsinn des Rassenwahns zeigt sich, als Annemarie von Wecker, einem Nazi der ersten Stunde, sexuell bedrängt wird: Eine Ehe mit einer Jüdin/Juden einzugehen ist Rassenschande, sich an einer Jüdin zu vergreifen, ist ok. Hier greift Karl helfend ein. Ich denke, dies ist auch der Punkt, an dem er erkennt, mit welchem System er sich da eingelassen hat.
    Christian Hardinghaus ist es gelungen die Gräuel des Krieges so darzustellen, dass die Leser zwar eine Ahnung davon bekommen, aber nicht durch allzu blutrünstige Details verschreckt werden.
    Einige, für das Verständnis der Handlung, notwendige militärische Begriffe sind unaufgregt in die Geschichte eingeflochten. Die Interessierten unter uns Lesern können den einen oder anderen Fachbegriff dann noch nachlesen.
    Charaktere:
    Hauptperson ist natürlich Wilhelm, der aus Liebe zu seiner Frau, dieses Wagnis auf sich nimmt. Er unterzieht sich diesem Himmelfahrtskommando, immer das Ziel vor Augen, seine Familie zu retten.
    Friedrich Tönnies ist die zweite, sehr sympathische Figur, die „seinem Arzt“, wie er Wilhelm respektvoll nennt, in die Hölle folgt, obwohl er mehrmals die Möglichkeit hat, in eine andere Einheit versetzt zu werden. Auch wenn die beiden durch Alter und Rang getrennt scheinen, sind sie einander freundschaftlich verbunden. Ja, diese Freundschaft geht soweit, dass Friedrich einen ehemaligen Freund Wilhelms brutal zusammenschlägt, als sich der über die Soldaten der Wehrmacht lustig macht und sich im Selbtmitleid suhlt, obwohl er im heimatlichen Osnabrück, die Front nur vom Hörensagen kennt.
    Die verschiedenen Charakterzüge von Vorgesetzten – von wohlwollend bis menschenverachtend – sind gut herausgearbeitet.
    Karl, Wilhelms Bruder, zu Beginn ein ordentlicher Parteisoldat, macht eine erstaunliche Entwickung durch, die vermutlich nicht einmal er selbst vorhergesehen hat. Er zieht Fäden, um Annemarie und Wilhelm zu helfen, kann aber nicht allzu zu offensichtlich auftreten, da Denunzianten überall sind.
    Annemarie ist zu bewundern, wie sie mit dem Druck, Wilhelm an der Front und die ständige Bedrohung durch ihre Herkunft, umgeht. Selbst der Umzug nach Augsburg hilft wenig, da ihr die Bürokratie, für die die Deutschen bekannt bzw. berüchtigt sind, vorauseilt.
    Nachvollziehbar ist ihr Verhalten als sie als deutschblütig anerkannt, sich von ihrer ehemaligen Freundin, die nun wieder angekrochen kommt, distanziert.
    Fazit:
    Ein erschütternder Roman abseits jeder Heldenstilisierung, der auf der wahren Lebensgeschichte des Helmut Machemers beruht. Dazu gibt es auch noch das Sachbuch „Wofür es lohnte, das Leben zu wagen“, das Christian Hardinghaus gemeinsam mit Helmut Machemers Sohn Hans geschrieben hat.
    Ich gebe diesem aufwühlenden Roman fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.
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  • Rezension zu Ein Held dunkler Zeit

    Wilhelm Möckel, Unterarzt in der Panzer-Aufklärungs-Abteilung 16 in der Uraine, muss ein Held werden. Nur wenn er das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhält, hat er eine Chance, seine Frau Annemarie zu retten., denn eine Ausnahmeregelung erlaubt es dann, ein Gnadengesuch einzureichen, um Annemarie zu arisieren. Was für eine Liebe muss das sein, wenn er das alles auf sich nimmt, den Krieg, das Gemetzel und das unerträglich Leid.
    Erzählt wird diese Geschichte aus Sicht des inzwischen 95-jährigen Friedrich Tönnis, der mit Wilhelm als Sanitätsassistent an der Front war und sein Freund wurde.
    Um Wilhelm ist es direkt geschehen, als er Annemarie das erste Mal gesehen hat. Trotz eindringlicher Warnungen seines Zwillingsbruders Karl heiratet er diese Frau, die Halbjüdin ist. Mit der Machtergreifung Hitlers treten die Nürnberger Rassengesetze in Kraft und es wird für die Familie immer schwieriger. Er verliert seine Zulassung. Doch Wilhelm will Deutschland nicht verlassen. Sie sind ziemlich blauäugig und erkennen nicht, wie ernst die Lage ist. Während Wilhelm dann auf dem ungewöhnlichen Weg versucht, seine Familie zu retten, sieht sich Annemarie immer mehr bedrängt. Werden sie eine Chance haben?
    Die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Ich habe mit Wilhelm und seiner Familie gelitten. Nicht nur die Repressalien gegen Annemarie waren schwer zu ertragen, auf andere Art war das was die Soldaten ertragen mussten genauso schrecklich. Sie mussten all dieses Leid ertragen, obwohl sie das alles nicht gewollt haben.
    Ein erschütterndes Buch, dass noch lange nachhallt und welches ich nur empfehlen kann.
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  • Rezension zu Ein Held dunkler Zeit

    Der Augenarzt Wilhelm Möckel trifft im Sommer 1932 auf seine große Liebe, die Medizinstudentin Annemarie, die er auf jeden Fall heiraten möchte, obwohl Annemarie halbjüdischer Abstammung ist, wie sich im Nachhinein herausstellt. Als Hitler 1933 an die Macht kommt und die Nürnberger Rassengesetze in Kraft treten, gelten diese auch für Annemarie, sie wird fortan vom sozialen Leben ausgeschlossen, was sich auch auf Wilhelms Praxis auswirkt: die Patienten bleiben weg und er muss sie aufgeben. Wilhelm sieht keinen anderen Ausweg und meldet sich freiwillig als Arzt bei der Wehrmacht, um seine Familie zu schützen. So hat er die Möglichkeit, für besondere Leistungen das Eiserne Kreuz 1. Klasse zu erhalten, bei dem Hitler die Gnade gewähren kann, dass Juden als Arier anerkannt werden. So zieht Wilhelm 1941 mit der 16. Panzer-Aufklärungsdivision in die Südukraine zusammen mit seinem Sanitätsgehilfen Friedrich Tönnies. Wird Wilhelm sein Ziel erreichen und seine Familie retten können?
    Christian Hardinghaus hat mit seinem Buch „Ein Held dunkler Zeit“ einen sehr tiefgründigen, bewegenden und fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser schon deshalb fasziniert, weil er auf einer wahren Begebenheit fußt und die Geschichte des Arztes Dr. Helmut Machemer zu Grunde liegt. Der Schreibstil ist flüssig und packend zugleich, der Leser wandert während der Lektüre zurück in die düsterste Zeit deutscher Geschichte und erlebt hautnah die Verzweiflung und die Kraftanstrengungen der Familie und vor allem von Wilhelm mit, die ihn immer wieder vorantreiben, um seine Lieben zu retten. Der Autor hat mit Hilfe des Sohnes von Dr. Machemer in alten Dokumenten recherchieren dürfen und hält sich sehr nah an den überlieferten Briefen und Zeitdokumenten, was seinem Roman viel Authentizität verleiht. Sehr schön auch die Idee, den ehemaligen Sanitätsgehilfen Friedrich Tönnis im hohen Alter von 95 Jahren aus seinen Erinnerungen in der Ich-Form erzählen zu lassen. Der Leser darf das harte Leben an der russischen Front miterleben, wo die Soldaten nicht nur extremen Wetterbedingungen ausgesetzt sind, sondern auch unerträglichem Leid und ständiger Angst. Gleichzeitig erhält der Leser Einblick in die familiäre Situation der Möckels, die sich im fernen Deutschland großen Repressalien ausgesetzt sehen und deren Umgang damit.
    Die Charaktere sind sehr differenziert ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken sehr individuell und authentisch, wachsen dem Leser zum Teil ans Herz, was ihm mitfühlen, mitleiden und mitbangen sehr leicht macht und durch ein Wechselbad der Gefühle gejagt wird. Wilhelm ist ein offener und ehrlicher Mann, der seinen Beruf liebt, seine Familie aber noch mehr. Er tut alles nur Menschenmögliche und nimmt jedes Opfer auf sich, damit er sie in Sicherheit weiß. Sein Bruder Karl ist ein Charakter, den man immer mehr zu schätzen lernt, je mehr man vom ihm liest. Erst mag man Zweifel an seiner Loyalität haben, das ändert sich aber schnell, wenn man seine Anstrengungen sieht, seine Beziehungen zu nutzen, um Wilhelm und dessen Familie zu unterstützen. Annemarie ist eine bewundernswerte Frau, die sich mutig allem stellt und gleichzeitig ihre Familie beschützt. Friedrich Tönnies ist ein Held der besonderen Art. Er hält Wilhelm unabdingbar die Treue und bleibt ihm in jeder Situation ein wahrer Freund. Auch die weiteren Protagonisten verleihen der Handlung mit ihrem Erscheinen Spannung und Realität.
    „Ein Held dunkler Zeit“ ist ein großartiger Roman, der vor allem von der Erzähl- und Recherchekunst seines Autors lebt. Christian Hardinghaus hat den Helden von damals eine Stimme gegeben und lässt sie dadurch wieder lebendig und unvergesslich werden. Absolute Leseempfehlung für ein besonderes Buch!
    Verdiente
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Ausgaben von Ein Held dunkler Zeit

Hardcover

Seitenzahl: 368

E-Book

Seitenzahl: 368

Taschenbuch

Seitenzahl: 368

Besitzer des Buches 16

Update: