Der Ball

Buch von Irène Némirovsky

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Verblüffend aufrühreri.Blick auf Eltern-Kind-Beziehungen.Scharf beobachtetes Neureichenmilieu.Der Schluss ist ganz groß!

Bewertungen

Der Ball wurde insgesamt 18 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Meinungen

  • Verblüffend aufrühreri.Blick auf Eltern-Kind-Beziehungen.Scharf beobachtetes Neureichenmilieu.Der Schluss ist ganz groß!

    Jean van der Vlugt

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Ball

    Nach "Herbstfliegen" und "Die Familie Hardelot" habe ich nun eine dritte Geschichte von Irène Némirovsky gelesen, und bin einmal mehr begeistert. Nicht einmal 100 Seiten lang ist die Geschichte (dank des Nachworts der Übersetzerin Claudia Kalscheuer und Werbung umfasst das Buch 112 Seiten) - schade, denn ich hätte so gerne mehr von dieser unsympathischen Familie gelesen, und wie es nach diesem Abend mit ihnen weiterging. Eine dreiköpfige Familie, in der jeder sich selbst der nächste ist, auf Reichtum, Ruhm und Anerkennung durch "die höhere Gesellschaft" hofft - und das so humorvoll, entlarvend, ironisch dargestellt, dass es einfach eine kurzweilige Lektüre ist. Okay, die Geschichte ist ab der zweiten Hälfte etwas vorhersehbar, und der vermutlich spontane "Streich" auch etwas zu geglückt, aber unterhaltsam und bissig ist die Geschichte dennoch. Ein empfehlenswerte Geschichte, die man an einem sommerlichen nachmittag prima genießen kann.
    Ach ja: die französische Originalausgabe heisst "Le bal"
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  • Rezension zu Der Ball

    Der Klappentext:
    Paris 1926. Das Ehepaar Kampf plant einen großen Ball, der ihren Aufstieg in die feine Pariser Gesellschaft besiegeln soll. Seit die Familie unerwartet zu Reichtum gekommen ist, will Madame ihr Leben endlich in vollen Zügen genießen. Ihre halbwüchsige Tochter, die lebenshungrige 14-jährige Antoinette, ist ihr dabei nur im Weg. Sie darf an dem großen Fest nicht teilnehmen. Antoinette grollt ihren Eltern, bis sich plötzlich die Gelegenheit zur subtilen Rache auftut … (btb)
    Die Autorin:
    Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zu marschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als „Suite française“ veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde. (btb)
    Meine Meinung:
    Paris Ende der 1920er Jahre: Eine kleinbürgerliche Familie mit jüdischer Abstammung ist durch Börsenspekulationen sehr schnell zu sehr viel Geld gekommen. Die 14-jährige Tochter empfindet den Reichtum eher als Belastung denn als Segen. Während der Vater vornehmlich um gesellschaftlicher Anerkennung ringt, sehnt sich die Mutter nach der Süße des Lebens und Aufnahme in die gehobenen Kreise. Ein großer Ball soll ausgerichtet werden. Doch als die Tochter um Teilnahme an diesem Ball bittet, um sich als Teil der Familie zu fühlen, empfindet die Mutter sie als Kontrahentin und schließt sie kategorisch aus. Durch Zufall ergibt sich ihr jedoch die Möglichkeit schmerzlicher Rache.
    Irène Némirovsky beschreibt in diesem szenischen Sittengemälde auf eindrucksvolle Weise, wie sich durch plötzlichen Reichtum eine Familie von sich selbst entfremdet. Eine Familienvater, dem das Geldverdienen der einzige Lebensinhalt zu sein scheint. Eine Mutter, die sich, am Ziel ihre Träume angekommen, endlich ausleben möchte. Und eine pubertierende Tochter, die in ihrer Suche nach Halt, Weisung und Liebe nichts von allem erhält, doch erfährt, wie machtvoll die Rache sein kann.
    Die Autorin hält der feinen Pariser Gesellschaft, speziell den Neureichen, mit viel Ironie den Spiegel vor. Auf die Spitze getrieben und in seinen Auswüchsen pervertiert wird die ganze Dekadenz in den spitzen Dialogen, wenn die Handelnden gar nicht so schnell ihre Gedanken umkehren können, um sie ihren Gegenüber mit feinen Worten mitzuteilen. Auch wenn die mögliche Auflösung schnell auf der Hand liegt, es ist ein Genuss die Auswirkungen zu lesen. Dafür entschädigt eine feine und auf den Punkt gebrachte Sprache.
    Ein bitterer Beigeschmack bleibt jedoch, dass die jüdische Autorin Mitte der 1920er bis in die 1930er Jahre hinein auch mit dieser Novelle dem Antisemitismus unfreiwillig Schützenhilfe geleistet hat. Hat sie aus ihrem eigenen Umfeld heraus begründet ihren Geschichte Akteure mit jüdischem Hintergrund gegeben, so wurde dieses Bild eines reich gewordenen Kleinbürgers für die Nazis eine willkommene Schilderung des raffgierigen Juden an sich. Die Autorin erkannte bereits Mitte der 1930er Jahre das Wesen des Nationalsozialismus und bedauerte, ihren Büchern diese überspitzten Charaktere gegeben zu haben. Irène Némirovsky starb 1942 an Typhus erkrankt in Auschwitz.
    Eine ironische kleine Geschichte für einen entspannten Nachmittag, wenn auch mit bitterem Beigeschmack.
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Rezensionen zum Hörbuch

  • Rezension zu Der Ball

    Originaltitel: Le Bal
    2 CDs, 5. Folge der Brigitte Hörbuch-Edition Starke Stimmen, gelesen von Nina Hoss
    Inhalt (von Amazon-Taschenbuchausgabe kopiert):
    Paris 1926. Das Ehepaar Kampf plant einen großen Ball, der ihren Aufstieg in die feine Pariser Gesellschaft besiegeln soll. Seit die Familie unerwartet zu Reichtum gekommen ist, will Madame ihr Leben endlich in vollen Zügen genießen. Ihre halbwüchsige Tochter, die lebenshungrige 14-jährige Antoinette, ist ihr dabei nur im Weg. Sie darf an dem großen Fest nicht teilnehmen. Antoinette grollt ihren Eltern, bis sich plötzlich die Gelegenheit zur subtilen Rache auftut.
    Eine kurze Erzählung. Das Papier-Buch umfasst nur 120 Seiten.
    Frau Rosine Kampf kam aus schlechten Verhältnissen und hat anscheinend ihr großes Lebensziel erreicht, als ihr Mann durch Börsenspekultaionen reich wird. Als typische Aufsteigerin gekennzeichnet, scheucht sie das Personal herum, kommandiert ihren Mann und empfindet Im Grunde Verachtung für alle Leute. Auch wenn sie sich mit ihren adligen Bekanntschaften brüstet und sich nichts sehnlicher wünscht als die Anerkennung der reichen und vornehmen Gesellschaft.
    Ein Ball als Einstieg ins gesellschaftliche Leben ist geplant. Ein Großereignis, das prunkvoll und unübertrefflich sein und alle ähnlichen Festlichkeiten anderer Familien in den Schatten stellen soll. Die Gästeliste wird sorgsam zusammengestellt, Einladungen werden gedruckt, und von Antoinette wegen ihrer schönen Schrift adressiert.
    Aber Antoinette hasst ihre Eltern, besonders die Mutter. Sie fühlt sich unverstanden, weint heiße Pubertätstränen und wünscht sich einen baldigen Tod, als die Eltern ihr die Teilnahme am Ball verbieten. Einziger Trost: Irgendwann wird ein Märchenprinz ihr wahres Wesen erkennen und sie auf ewig lieben.
    Auch wenn Rosine passagenweise stark überzeichnet wirkt, trifft die Autorin doch genau den Ton, um die typische Mutter-Tochter-Beziehung der Pubertätszeit darzustellen. Anfangs liegen alle Sympathien des Lesers / Hörers auf Seiten Antoinettes. Als sie, nicht planvoll, sondern eher der Laune des Augenblicks gehorchend, die Rache an der Mutter in Angriff nimmt und dabei überlegt, wie sie, im Fall einer Entdeckung, die Tat ihrer Gouvernante in die Schuhe schieben kann, wendet sich das Blatt. Zum Schluss bleibt Mitleid mit einer Frau, die sich als Ausgestoßene erlebt, und Zorn auf die Göre, die den Schmerz der Mutter als persönlichen Sieg feiert.
    Nina Hoss als Vorleserin gefiel mir, sie hat eine angenehme Stimme und imitiert Rosines hektische Betriebsamkeit sehr gut. Leider hat sie die englische Gouvernante nicht durchgehend mit Akzent gesprochen.
    Marie
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Ausgaben von Der Ball

Taschenbuch

Seitenzahl: 112

Hardcover

Seitenzahl: 104

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