Das Haus der verlorenen Kinder

Buch von Linda Winterberg, Eva Gosciejewicz

Zusammenfassung

Über Linda Winterberg

Die Autorin Linda Winterberg entführt die Leser in ihren historischen Romanen ins Zeitalter des frühen bis mittleren 20. Jahrhunderts. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich Nicole Steyer, die auch Bücher unter den Namen Anke Petersen und Anna Liebig veröffentlichte. Mehr zu Linda Winterberg

Bewertungen

Das Haus der verlorenen Kinder wurde insgesamt 22 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Das Haus der verlorenen Kinder

    Inhaltsangabe:
    Die junge Marie ist schon ihr ganzes Leben lang herum gereicht worden. Nach dem Unfalltod ihrer Eltern wuchs sie bei verschiedenen Pflegeeltern auf, aber wirklich familiäre Nähe hat sie nie erfahren. Doch sie erhielt einen Hinweis auf ihre elterliche Herkunft und landet in einem Seniorenheim in Wiesbaden.
    Die recht eigenwillige, aber sehr liebenswerte Seniorin Betty hat es Marie angetan. Plötzlich taucht Jan auf und bringt Maries und Bettys Leben durcheinander. Ohne es zu ahnen ist er mehr mit ihrer Leben verknüpft, als Marie es ahnen kann.
    Zusammen mit ihrer Kollegin Gertrud machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und sie finden sie ausgerechnet bei Betty und in Norwegen.
    Mein Fazit:
    Ich liebe ja Geschichten, wo Vergangenheit und Gegenwart langsam miteinander verknüpft werden. Und diese Geschichte versprach auch so einiges. Immerhin wird dort ein wichtiger Teil unserer deutschen Geschichte behandelt, nämlich die Besatzungszeit der Deutschen in Norwegen während des 2. Weltkrieges.
    Es ist allgemein bekannt, dass gerade die Norwegerfrauen beim deutschen NS-Regime hoch angesehen waren. Sie stellten den Ursprung der arischen Rasse dar und die Soldaten wurden sogar ermuntert, sich mit den norwegischen Mädchen einzulassen. Wenn die „Deutschenmädchen“ es taten, hatten sie aber oft ein Leben lang mit den Folgen zu kämpfen.
    Nach dem Ende des Krieges verloren sie die norwegische Staatsbürgerschaft, von deutscher Seite erfuhren sie auch nicht oft Hilfe. Wo die Kinder aus den Beziehungen geblieben sind, wurde verschleiert und vertuscht. Aufarbeitung fand nicht immer statt oder nur ungenügend.
    Die Folgen solcher Beziehungen werden hier nur am Rande beleuchtet. Lisbet und Oda, zwei Freundinnen, verlieben sich in deutsche Männer während der Besatzung. Beide werden schwanger und von den Lebensborn-Heimen aufgenommen, um in Ruhe ihre Kinder zur Welt zu bringen. Denn die Familien und das soziale Umfeld haben sie verstoßen, weil sie sich in deutsche Männer verliebt haben. In Folge dieser Spannungen passiert ein tragisches Unglück, was bis in die Gegenwart ausstrahlt.
    Auch wenn ich die Thematik durchaus interessant finde und die atmosphärische Erzählung genossen habe, so muss ich auch gestehen, dass es mir in einigen Teilen zu langatmig war. Gerade der Gegenwartsstrang war nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht habe. Es zog sich manchmal hin und einiges wurde mir zu detailliert beschrieben, während anderes – meiner Meinung nach Wichtiges – zu knapp behandelt wurde.
    Die Figuren allerdings sind alle sehr liebevoll gezeichnet und ich konnte mich sehr gut in sie reinversetzen. Ich spürte die Liebe zum Land und zum Leben in Norwegen in jeder Zeile von Lisbets und Odas Leben.
    Daher ist mir das Buch nur vier Sterne wert. Da die historischen Ereignisse jedoch sehr authentisch wirken und wohl auch sind, ist es in jedem Falle lesenswert und lehrreich.
    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.
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  • Rezension zu Das Haus der verlorenen Kinder

    1941 in Norwegen leben Lisbet und Oda in einem beschaulichen Dorf direkt am Meer. Ihr Leben ist nicht besonders aufregend, bis zu dem Tag, als die deutschen Soldaten kamen. Die jungen Frauen merken schnell, dass die Männer nicht unbedingt nur Feinde sind. Beide verlieben sich in einen jungen Soldaten und müssen später dann die Konsequenzen tragen. Als es für Lisbet und Oda nicht mehr weiter zugehen scheint, bekommen sie Hilfe von einer deutschen Organisation und fühlen sich gut versorgt. Doch der Schein trügt.
    2005 in Deutschland, versucht die junge Marie das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Ihr Weg führt sie in ein Seniorenheim. Hier bekommt sie unerwartet Hilfe und macht sich auf das Rätsel zu lösen.
    Linda Winterberg erzählt ihre Geschichte in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen. Zum einen erzählt sie, was im Jahre 1941 in Norwegen begann. Erzählt von dem Leben dort und wie schwer es gerade Frauen hatten, die sich in einen deutschen Soldaten verliebten und dazu standen. Auch wenn das Thema dieser sogenannten Deutschenmädchen sehr bedrückend ist, konnte mich dieser Teil nicht wirklich fesseln. Mir waren die Charaktere zu blass und nicht wirklich greifbar. Viele Szenen dann wieder zu lang, ohne eine richtige Aussage zu treffen. Die Autorin hat es nicht geschafft, mich hier zu begeistern. Obwohl deutlich spürbar ist, dass sie dieses Thema gut recherchiert hat. Die Geschichte von Listbeth und Oda ist durchaus glaubwürdig. Sie ist traurig und bedrückend und gleichzeitig auch voller Hoffnung auf ihre Liebe und den Zusammenhalt der Familien.
    Ganz anderes der Handlungsstrang im Jahre 2005. Hier sucht die junge Marie nach ihrer Herkunft und trifft dabei auf Betty, die ihren Lebensabend in dem Seniorenheim fristet, in dem Marie arbeitet. Diesen Teil fand ich spannend, fast schon wie ein Krimi. So nach und nach erfährt man dann, wie die ganze Geschichte zusammenhängt. Hier versteht es Liv Winterberg, die Spannung zu halten.
    Das Thema der Lebensbornheime und der Deutschenmädchen ist dabei sehr interessant. Ich hatte davon jetzt noch nicht so viel gelesen und habe hier einiges für mich neues erfahren.
    In einem Nachwort klärt Winterberg noch kurz Fiktion und Wahrheit, was interessant zu lesen war. Das Haus der verloren Kinder ist ein trauriger Roman über eine dunkle Zeit. Aber auch gleichzeitig ein ans Herz gehender Liebesroman, der mich einfach nur nicht voll überzeugt hat. Ich hatte aber trotzdem schöne Lesestunden mit Lisbeth, Oda, Marie und Betty und am Ende brauchte ich dann doch auch noch ein paar Taschentücher.
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  • Rezension zu Das Haus der verlorenen Kinder

    Ein paar Worte zum geschichtlichen Hintergrund:
    Während der deutschen Besetzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg verliebten sich zahlreiche junge Norwegerinnen in den Feind im eigenen Land. Geschätzte 12.000 Tyskerbarna ("Deutschenkinder") entstanden aus solchen Verbindungen, was von deutscher Seite ausdrücklich gewünscht und gefördert wurde, galten die Norweger doch als "reine arische Rasse" (mit Ausnahme der dunkelhäutigen samischen Frauen, deren Blut als minderwertig angesehen wurde).
    Von Seiten ihrer Landsleute wurden den Frauen überwiegend Hass und Verachtung entgegengebracht: von den eigenen Familien verstoßen, als Tyskertøs ("Deutschenflittchen") beschimpft. Vielen jungen Müttern blieb als einziger Ausweg das sogenannte "Lebensborn"-Projekt der Nazis. In dessen Heimen konnten schwangere Frauen nicht nur bis zur Geburt, sondern noch mehrere Monate darüber hinaus unentgeltlich leben. Einige der Kinder wurden letztendlich an parteitreue deutsche Familien zur Adoption abgegeben.
    Nach dem Krieg wurden zwischen 3.000 und 5.000 der "Verräterinnen" in Norwegen in Lager eingesperrt. Nicht selten wurden sie vorher mit geschorenem Haar durch den Ort gejagt und mit faulem Obst beworfen. Letztendlich wurden viele aus Norwegen ausgewiesen.
    Vor diesem Hintergrund entfaltet sich nun die Geschichte von "Das Haus der verlorenen Kinder".
    Als Tochter einer Tyskebarn war ich natürlich sehr neugierig auf das Buch! Inwieweit würden die Erlebnisse von Lisbeth und Oda die Erlebnisse meiner Großmutter wiederspiegeln? Ich muss sagen, ich habe tatsächlich viele davon hier wiedergefunden - und war beeindruckt davon, wie überzeugend und authentisch alles geschildert wird, die Autorin scheint gründlich recherchiert zu haben.
    Aber ich denke, auch für LeserInnen ohne persönlichen Bezug ist es ein mehr als lohnendes Buch! Nicht nur ist es ein sehr bewegendes Kapitel der Geschichte, sondern Linda Winterberg erzählt auf dieser Grundlage eine spannende, rührende, manchmal traurige, manchmal schöne Geschichte, die sich über zwei Länder und drei Generationen erstreckt. Trotz allem ist es eine Geschichte, in der es immer auch um Liebe geht - die Liebe zwischen Freundinnen, die Liebe zwischen Mutter und Kind, natürlich die Liebe zwischen Mann und Frau, aber auch die selbstlose Nächstenliebe. Kitschig wird es dabei in meinen Augen nie.
    Vom Aufbau her hat mich das Buch an die Bücher von Lucinda Riley erinnert: die Geschichte springt hin und her zwischen den Zeiten und den Personen, und so nach und nach setzen sich die Puzzleteile zu einem großen Bild zusammen.
    Manches kann man sich schon früh denken, manches erschien mir dann doch ein bisschen zu viel des Zufalls... Aber im Großen und Ganzen fand ich diese Verbindung von Historie, Liebesgeschichte und Familiengeheimnis gelungen umgesetzt.
    In dem Teil der Geschichte, der in den 40er Jahren spielt, stehen die junge Norwegerin Lisbeth und ihre beste Freundin Oda im Mittelpunkt. Wir sehen die Geschehnisse aus Lisbeths Augen, und sie war mir direkt sehr sympathisch - sie ist liebenswert, mitfühlend, großzügig und aufgeschlossen, wenn auch ein bisschen naiv. Die aufbrausende, gelegentlich egoistische Oda ist in vielem ihr Gegenteil, aber auch sie habe ich schnell lieb gewonnen. Die Autorin bringt wunderbar rüber, mit welchen Gewissensbissen und Ängsten die beiden Frauen zu kämpfen haben. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck, dass die beiden es auch nur im Geringsten verdient hatten, als Verräterinnen abgestempelt zu werden.
    Der andere Teil der Geschichte spielt im Jahr 2005, und in diesem lernen wir Marie kennen, die gerade in einem Altenheim ihr Soziales Jahr absolviert und auf der Suche nach ihren Wurzeln ist - sie ist Vollwaise und ist den Spuren ihrer verstorbenen Mutter bis zu diesem Altenheim gefolgt, das in der Vergangenheit wohl einmal ein ganz anderes Heim war... Dort lernt sie Betty kennen, eine alte, aber immer noch lebenslustige Frau, die ebenfalls eine persönliche Suche an diesen Ort geführt hat. Auch diese beiden Frauen haben mir sehr gut gefallen, sie werden sehr lebendig beschrieben, mit all ihren Stärken, Schwächen und kleinen Marotten.
    Überhaupt fand ich alle Charaktere gut gelungen, auch die eher nebensächlichen. Nur bei den Dialogen hatte ich manchmal den Eindruck, dass sich ganz verschiedene Charaktere gelegentlich zu ähnlich ausdrücken.
    Der Schreibstil ist meines Erachtens eher einfach, mit oft kurzen Sätzen, aber dennoch flüssig, emotional und voller Atmosphäre.
    Fazit:
    Zwei junge norwegische Frauen verlieben sich im Krieg in deutsche Soldaten - mit Folgen... Zwei Generationen und 60 Jahre später treffen in Deutschland mehrere Menschen aufeinander, die alle auf verschiedene Weise auf der Suche sind. Dadurch brechen einerseits alte Wunden wieder auf, andererseits werden aber auch alte Geheimnisse aufgeklärt und alte Ungerechtigkeiten finden ein versöhnliches Ende.
    Ich fand das Buch gut recherchiert und dabei spannend und emotional geschrieben, mit lebendigen Charakteren mit denen man gut mitfühlen kann.
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  • Rezension zu Das Haus der verlorenen Kinder

    1941 Norwegen: Seit ihrer Kindheit sind Lisbet und Oda eng miteinander befreundet und fast wie Schwestern. Als ihr Ort von deutschen Soldaten besetzt wird, verlieben sich die beiden gleichzeitig in den “Feind”, was in ihrer Umgebung nicht gern gesehen wird. Sowohl Lisbet als auch Oda lassen sich diese Liebe nicht ausreden und schon bald müssen sie sich von ihren Liebsten trennen, die an eine andere Kriegsfront geschickt werden. Doch beide Frauen sind schwanger und gelten fortan bei ihrem eigenen Volk als Geächtete, als Deutschenmädchen, was ihnen das Leben zur Hölle macht. Ganz auf sich allein gestellt und nur die jeweilige Freundin an der Seite versuchen Oda und Lisbeth, dem Schicksal zu trotzen, doch dann passiert etwas Furchtbares…
    2005 Wiesbaden: Die junge Marie hat jahrelang in Heimen und Pflegefamilien zugebracht, nachdem sie ihre Eltern als Zweijährige durch einen Unfall verloren hat. Als sie durch das sie betreuende Amt einige wenige Dinge ihrer verstorbenen leiblichen Eltern erhält, macht sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und landet in einem Seniorenpflegeheim in Wiesbaden, wo zur Zeit des 2. Weltkrieges ein Lebensbornkinderheim untergebracht war. Im Heim lernt sie die 84-jährige Norwegerin Betty kennen, die beiden mögen sich sofort und unternehmen einiges miteinander. Einiges Tages verschwindet Betty spurlos und ein One-Night-Stand klaut Marie das Tagebuch ihrer Großmutter. Marie macht sich auf den Weg sowohl Betty als auch Antworten zu finden und reist nach Norwegen.
    Linda Winterberg hat mit ihrem Roman “Das Haus der vergessenen Kinder” einen sehr emotionalen und berührenden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und fesselt den Leser ab der ersten Seite. Die beiden Handlungsstränge sind parallel angelegt und durch die jeweiligen Kapitelüberschriften gekennzeichnet. Der Spannungsbogen ist sehr schön angelegt und zieht sich wie ein roter Faden durch beide erzählten Geschichten hindurch. Der Leser wird dazu angehalten, mitzurätseln und sich seine eigenen Gedanken zu machen, während man wie im Flug durch die Handlung läuft, so wunderbar ist dieser Roman geschrieben. Auch der historische Hintergrund über die Lebensborneinrichtungen und die Besatzung in Norwegen sind sehr schön recherchiert und der Handlung unterlegt.
    Die Charaktere wurden von der Autorin sehr liebevoll gestaltet und ausgearbeitet. Sie wirken alle durchweg sehr lebendig, lebensecht und authentisch. Lisbeth ist in einem liebevollen und behüteten Zuhause aufgewachsen. Sie wirkt eher zurückhaltend und etwas unsicher, ist sich ihrer eigenen Körperlichkeit nicht so sehr bewusst wie ihre Freundin Oda. Doch Lisbeth hat ein besonders gutes Herz, versucht immer, das Beste in den Dingen zu sehen und nicht den Mut zu verlieren. Oftmals wirkt sie dann überraschenderweise wie die Stärkere der beiden Frauen. Oda ist impulsiv, fröhlich und draufgängerisch, aber sie ist auch oftmals boshaft, verletzend und missgünstig, was unter Freundinnen eigentlich nicht sein sollte. Marie ist eine sehr zurückhaltende junge Frau, die schon sehr viel Schlimmes im Leben erlebt hat und nach ihren Wurzeln sucht, um sich endlich eine Identifikation zu geben und ihr eigenes Leben starten zu können. Die ganze Unwissenheit hält sie gefangen in ihrer momentanen Lebenssituation, doch sie möchte endlich die Wahrheit wissen.
    “Das Haus der vergessenen Kinder” ist ein wundervoller und gefühlvoller Roman, der den Leser durch die zauberhafte Erzählweise der Autorin nicht loslässt und auch nach der letzten Seite noch in Gedanken verharren lässt. Nur ungern lässt man Marie, Oda und Lisbet ziehen, hat man doch das Gefühl, man wäre mit ihnen nach der Lektüre regelrecht verwachsen. Ein absolutes Lesehighlight für alle, die sich sowohl für historische Romane als auch für Familiengeheimnisse interessieren und die es lieben, sich in einem Roman verlieren zu können. Chapeau, wundervoll gemacht!
    Verdiente !!!
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Ausgaben von Das Haus der verlorenen Kinder

Taschenbuch

Seitenzahl: 512

E-Book

Seitenzahl: 491

Hörbuch

Laufzeit: 00:14:17h

Besitzer des Buches 39

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