Der Reisende

Buch von Ulrich Alexander Boschwitz, Peter Graf

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Der Reisende

Deutschland im November 1938. Otto Silbermanns Verwandte und Freunde sind verhaftet oder verschwunden. Er selbst versucht, unsichtbar zu bleiben, nimmt Zug um Zug, reist quer durchs Land. Inmitten des Ausnahmezustands. Er beobachtet die Gleichgültigkeit der Masse, das Mitleid einiger Weniger. Und auch die eigene Angst. »Ein wirklich bewegender, aber auch instruktiver Text. Ein großer Gewinn! Für einen Dreiundzwanzigjährigen ein ganz erstaunliches Werk.« Brigitte Kronauer Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novemberpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland fliehen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu überqueren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnsteigen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen. Noch nie hat man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklichkeit jener Tage.
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Serieninfos zu Der Reisende

Der Reisende ist der 2. Band der Zwischenkriegsjahre Reihe. Diese umfasst 2 Teile und startete im Jahr 1937. Der letzte bzw. neueste Teil der Serie stammt aus dem Jahr 1939.

Bewertungen

Der Reisende wurde insgesamt 20 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Der Reisende

    Ulrich Alexander Boschwitz - Der Reisende
    Irrfahrt
    Dieses Buch von Boschwitz spielt in den Tagen der Novemberpogrome 1938. Es geht um den jüdischen Kaufmann Otto Silbermann, der versucht sich selbst zu retten. Das klingt eigentlich nach einer Geschichte, von der man annehmen könnte, dass man schwer mit seinen Gefühlen kämpfen muss. Aber nicht so in diesem Buch. Die Figur des Otto Silbermann ließ mich seltsam ungerührt und unberührt zurück. Der Autor schafft es leider nicht mich zu erreichen, dass Geschriebene ließ mich recht kalt. Etwas was mich auch erschreckt zurück lässt. Seltsamerweise regt mich die Hauptperson auch recht stark auf, wirkt auf mich recht auf sich bezogen, dieses so wenig an seine Frau denken, finde ich schon sehr seltsam, auch das Einwirken auf seinen Sohn stellt mich vor einige Fragen. Mir kam es so vor, als ob der Autor bewusst jemanden mit seinen Fehlern zeichnen wollte, um die Menschlichkeit/Fehlbarkeit dieser Person zu demonstrieren und um die Leser aufzurütteln/wachzurütteln und gleichzeitig auch zu erreichen. Okay, das ist mir bewusst. Hat aber bei mir nicht wirklich funktioniert.
    Zur Handlung: Der ehemals sehr angesehene jüdische Kaufmann Otto Silbermann kann gerade noch so, vor den Schergen des Naziregimes fliehen und so sein Leben retten. Ihm gelingt es mit Verlusten auch einen Teil seines Vermögens zu retten. Mit diesem Vermögen reist er nun allein durch Deutschland, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit oder einem Unterschlupf. Da er im ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatte, und immer der Meinung war, das deutsche Vaterland achtet ihn deshalb, fällt es ihm sichtlich schwer zu erkennen, was das Land nun wirklich in ihm sieht, "ein Schimpfwort auf zwei Beinen". Obwohl ihn andere gewarnt hatten, hat er die Zeichen der Zeit nicht erkannt, sondern eher vollkommen missverstanden. Jetzt erkennt er nach und nach seine Situation und kämpft mit seinen Gedanken/seinen Wünschen.
    Schlussendlich ist dieses Buch ein interessantes Zeitdokument, hat einen großen Sog, ist auch ganz nett zu lesen. Aber definitiv keine Empfehlung. Für mich gibt es Besseres zu diesem Thema.
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  • Rezension zu Der Reisende

    Klappentext:
    Deutschland im November 1938. Otto Silbermanns Verwandte und Freunde sind verhaftet oder verschwunden. Er selbst versucht, unsichtbar zu bleiben, nimmt Zug um Zug, reist quer durchs Land. Inmitten des Ausnahmezustands. Er beobachtet die Gleichgültigkeit der Masse, das Mitleid einiger Weniger. Und auch die eigene Angst.
    Autor:
    Ulrich Alexander Boschwitz, geboren am 19. April 1915 in Berlin, emigrierte 1935 gemeinsam mit seiner Mutter zunächst nach Skandinavien, wo sein erster Roman erschien. Der Erfolg ermöglichte ihm ein Studium an der Pariser Sorbonne. Während längerer Aufenthalte in Belgien und Luxemburg entstand »Der Reisende«, der 1939 in England und wenig später in den USA und in Frankreich veröffentlicht wurde. Kurz vor Kriegsbeginn wurde Boschwitz in England trotz seines jüdischen Hintergrunds als »enemy alien« interniert und nach Australien gebracht, wo er bis 1942 in einem Camp lebte. Auf der Rückreise wurde sein Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert und ging unter. Boschwitz starb im Alter von 27 Jahren, sein letztes Manuskript sank wohl mit ihm.
    Allgemeines:
    Erscheinungsdatum:
    Seitenanzahl: 303
    Verlag: Klett-Cotta
    Eigene Meinung:
    Was an diesem Buch beeindruckt ist meiner Meinung nach die Intensität der Erzählung. Der Autor selber verarbeitet wohl seine Erfahrungen in diesem Roman und man spürt es ihm an. Die Bedrängnis, die Verzweiflung und die Gefahr, die der Protagonist Otto Silbermann verspürt, übertragen sich beim Lesen auf den Leser. Was ich besonders erschreckend fand war, wie seine Gedanken sich änderten je mehr Verzweiflung er spürte. Er fing selber an gegen sein Volk zu denken.
    Ein wenig störend waren einige Wiederholungen, aber dieses Buch weiß zu fesseln und versteht auch den Leser zum Nachdenken anzuregen. Denn auch der Schluss lässt den Leser nicht los und hallt noch nach.
    Fazit: Ein Buch, dass davon lebt, wie nah der Protagonist den Leser an das damalige Geschehen führt
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  • Rezension zu Der Reisende

    Irrwege
    Der Reisende, Roman von Ulrich Alexander Boschwitz, 304 Seiten, erschienen bei Klett-Cotta.
    Eine Erzählung über den jüdischen Geschäftsmann Otto Silbermann, der zuerst sein Hab und Gut, dann seine Würde und am Ende seinen Verstand verliert.
    Vorliegender Roman wurde schon 1938 verfasst, als die Verfolgung der Juden im Dritten Reich gerade begann. Der Autor zu diesem Zeitpunkt erst 23 Jahre alt schrieb diesen Roman in wenigen Wochen und nachdem er selber schon geflüchtet war. In den 60er Jahren gelangte das Manuskript nach Frankfurt ins Exilarchiv der deutschen Nationalbibliothek. Erst jetzt, 80 Jahre nach seiner Fertigstellung wurde diesem beeindruckenden Werk die Form gegeben, die ihm gebührt. (Aus editorische Notiz)
    Das Buch gliedert sich in 11 überschaubare Kapitel, im auktorialen Erzählstil verfasst. Schon auf den ersten Seiten wurde ich von diesem Text derart gefesselt, dass ich dieses Buch nur in einem Zug lesen konnte. Schon auf den ersten Seiten beginnt es sehr spannend. Der Protagonist Silbermann, versucht an den Geschäftsmann Becker, ein Haus zu verkaufen. Die verzweifelten Versuche noch wenigstens die Immobilie, letztendlich zwar weit unter Wert, zu veräußern, werden vom Erscheinen eines SA-Schlägertrupps im Zuge der Reichsprogromnacht zunichte gemacht. Silbermann kann fliehen und muss seine Frau zurücklassen. Die beiden haben es versäumt rechtzeitig zu ihrem Sohn nach Frankreich zu flüchten. Sehr viele interessante Dialoge und auch Monologe machen die Geschichte äußerst lebendig. Besonders die Monologe die der Protagonist in Gedanken führt, zeigen auf, wie sich Silbermann innerhalb einer Woche verändert. Verraten von Freunden, Verwandten und Geschäftspartnern fühlt er sich nur noch in Zügen sicher und reist quer durch Deutschland. Von seinem Teilhaber erhält er noch eine größere Geldsumme, die er fortan in einer Aktenmappe mit sich trägt. Als er auch noch um seine letzte Hoffnung gebracht wird, erkennt Silbermann, dass er von nun ab, zum Staatsfeind Nr.1 geworden ist.
    Dieses Buch hat mich erschüttert. Vor allem, dadurch, dass es von einem 23Jährigen auf so eine „reife Art“ geschrieben werden konnte. Obwohl es sich hier wirklich um ein ernstes Thema handelt, empfand ich den Schreibstil als fesselnd, unterhaltsam und leicht zu lesen. Am Ende des Buches sind noch wichtige Informationen des Herausgebers angeführt die man sich nicht entgehen lassen sollte.
    Leider finde ich, dass im Klappentext zu viel vom Plot verraten wird. Gerne hätte ich auch gewusst wie Silbermanns „Geschichte“ endet, mir fehlt sozusagen der Schluss der Geschichte.
    Da es sich bei vorliegendem Werk um eine etwas anders erzählte Perspektive der Thematik handelt finde ich dieses Buch auch als Schullektüre geeignet. Auf jeden Fall gebe ich eine Leseempfehlung und verdiente 4 Sterne.
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  • Rezension zu Der Reisende

    Zum Inhalt: Berlin 1938: Otto Silbermann ist ein jüdischer Geschäftsmann und mit einer Deutschen verheiratet. Durch die Rassengesetze und die Reichsprogromnacht ändert sich das Leben von Otto Silbermann und tausenden anderen Juden aufs Unvorstellbare.
    Eigentlich will Otto nur noch ein letztes Geschäft abschließen und dann mit seiner Frau Deutschland endgültig den Rücken kehren, doch dazu kommt es nicht mehr. Sein Sohn, der bereits in Frankreich lebt, schafft es nicht, gültige Ausreisegenehmigungen zu erwirken.
    Als Otto Silbermann Zuhause fast verhaftet wird, gelingt ihm in letzter Sekunde die Flucht. Seine Frau flieht zu ihrem Bruder und ist dort als Nichtjüdin in Sicherheit. Otto Silbermann weiß nicht, wohin er gehen soll. Seine Freunde haben sich von ihm abgewandt, Hilfe hat er dort keine mehr zu erwarten. In heutigen Zeiten will niemand mehr mit einem Juden befreundet sein. Also setzt er sich in den Zug und reist quer durch Deutschland….
    Meine Meinung:
    Das Buch, welches zwar schon 1939 in England und 1940 in Amerika erschienen ist, ist nun erstmals lektoriert und auf Deutsch erschienen. Der Autor Ulrich Alexander Boschwitz hat es mit gerade 23 Jahren geschrieben, zum Teil sind seine eigenen Erlebnisse und Erfahrungen in der Geschichte von Otto Silbermann mit eingeflossen.
    Ein erschütterndes Zeitdokument, dass dem Leser ganz klar vor Augen führt, wie sich das „normale“ Leben der jüdischen Bevölkerung innerhalb kürzester Zeit zu einem Leben ohne Rechte und Perspektiven gewandelt hat. Otto Silbermann verliert nicht nur seine Firma, sein Haus, seine Familie, seine Rechte, sondern – am Schluss – auch seinen Verstand. Was vielleicht auf eine gewisse Art und Weise sogar barmherzig sein mag. Denn anders hätte man den Wahnsinn, der damals in Deutschland Einzug hielt, vermutlich nicht ertragen können. Denn er übersteigt - meiner Meinung nach - jeden gesunden Menschenverstand.
    Es war auf eine sehr traurige Art faszinierend, mitzuerleben, wie Silbermann sich vom rechtschaffenden Unternehmer, vom unbescholtenen Bürger, vom Familienvater, vom Kriegshelden zu einem Menschen gewandelt hat, wandeln musste, der unter der Flucht teilweise die gleichen erschreckenden Verhaltensmuster an den Tag gelegt hat, die er den Menschen, die ihm Hilfe verweigerten, vorgeworfen hat. Durch den Verlust jeglicher Rechte und Perspektiven, durch diese „Vogelfreiheit“ hat er ungewollt seine eigene Rechtschaffenheit, seine Werte und Prinzipien verloren. Nur noch das Überleben zählt. Verständlich. Natürlich. Und dennoch erschreckend.
    Die Geschichte endet bereits kurze Zeit später. Die wirklichen Gräueltaten gegen die jüdische Bevölkerung haben gerade erst ihren Anfang gefunden.
    „Der Reisende“ besticht durch seine Schlichtheit. Jeder Leser kann sich vorstellen, wie die Geschichte enden könnte, denn wie das Leben der meisten Juden nach der Reichsprogromnacht weiterging, ist uns allen hinlänglich bekannt.
    Die Geschichte ist ein Plädoyer gegen das Vergessen. Ein Mahnmal dafür, was niemals mehr geschehen sollte. Wir dürfen nicht vergessen. Niemals!
    Meine Rezension findet Ihr auch unter www.buchspinat.wordpress.com
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Ausgaben von Der Reisende

Hardcover

Seitenzahl: 303

E-Book

Seitenzahl: 176

Taschenbuch

Seitenzahl: 304

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:25h

Besitzer des Buches 33

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