Frau Marta Oulie

Buch von Sigrid Undset, Gabriele Haefs

  • Kurzmeinung

    Hypocritia
    Dass eine Frau vor 100 Jhr. so zutiefst ehrlich und authentisch geklungen hat, lässt mich nicht kalt

Bewertungen

Frau Marta Oulie wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,3 Sternen.

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Meinungen

  • Dass eine Frau vor 100 Jhr. so zutiefst ehrlich und authentisch geklungen hat, lässt mich nicht kalt

    Hypocritia

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Frau Marta Oulie

    Zum Inhalt:
    Marta Oulie hat ihren Mann betrogen. Überzeugt, ihre Ehe sei auf einem Tiefpunkt angelangt, fängt sie eine Affäre mit Henrik, dem besten Freund und Geschäftspartner ihres Mannes, an. Aber es kommt ganz anders: Otto Oulie erkrankt an Tuberkulose. Marta und Henrik beschließen, ihre Beziehung zu beenden. Doch die Ereignisse überstürzen sich: Ottos Krankheit spitzt sich dramatisch zu, seine zuvor blühende Firma gerät in Schwierigkeiten, und Marta muss feststellen, dass sie von ihrem Liebhaber schwanger ist. In dieser Situation beginnt sie, Tagebuch zu führen. Sie will über sich und ihre Ehe Klarheit gewinnen.
    Sigrid Undsets erster Roman verursachte bei Erscheinen wegen seiner Freimütigkeit einen Skandal. Zugleich ist er ein lebendiges Zeitbild Norwegens des frühen 20. Jahrhunderts (...)
    (Quelle: Inhaltsangabe im eBook, gekürzt)
    Meine Meinung:
    Manchmal denke ich, auch NobelpreisträgerInnen müssen erstmal üben... Das ist so ein Roman (bei nur 73 Seiten im eBook eigentlich eher eine Erzählung) mit viel Potenzial, von dem jedoch längst nicht alles genutzt wird.
    Zunächst die Thematik: Zu ihrer Zeit revolutionär, das allein verdient schon Anerkennung. Eine berufstätige Frau, die sich für die Unabhängigkeit, die Selbstbestimmung, das Wahlrecht von Frauen einsetzt, dann eine den Familien gar nicht so genehme Liebesheirat eingeht, Kinder bekommt, allmählich von ihrem zwar lieben, aber doch sehr konventionell denkenden Mann auf das Heimchen am Herd und schmückende Beiwerk reduziert wird - und aus dieser Situation ausbricht, indem sie ihren Mann betrügt. Was nach einem Wendepunkt in ihrem Leben aussieht, wird dann aber doch keiner...
    Mehr sei zum Inhalt nicht verraten. Es ist allerdings ohnehin schwer, Inhalte zu spoilern, wenn ein Buch so angelegt ist, dass gleich auf den ersten Seiten im Prinzip alles verraten wird und man dann v.a. in den Tagebuchrückblenden nur noch erfährt, wie es aus der Sicht der tief bereuenden Heldin dazu gekommen ist. Das finde ich erzähltechnisch nicht besonders gelungen; ich hätte die Entwicklung lieber "live" mit verfolgt, anstatt sie im Nachhinein erzählt zu bekommen. Oder wenn schon in Rückblenden, dann bitte nicht alle interessanten Verwicklungen gleich in einem Rutsch am Anfang des Buches. Da habe ich mich viel zu heftig ins Geschehen hineingeworfen gefühlt, und danach ist meiner Wahrnehmung nach nicht mehr sonderlich viel passiert. Manche Entwicklungen wurden aufgedröselt, andere nicht.
    Das Setting an sich korrespondiert ja sehr stark mit Ibsens "Nora", die ebenfalls ihr enges Puppenheim am Ende verlässt. Allerdings hatte sie es zunächst retten wollen. Marta Oulie verlässt es gleich am Anfang, um dann doch wieder zurückzukehren - aber von Rettung keine Spur. Die Handlung verliert sich im Zerstörerischen.
    Sigrid Undset hätte aus diesem durchaus interessanten Stoff viel machen können, wenn sie einen ordentlichen Spannungsbogen aufgebaut hätte. Den habe ich ebenso vermisst wie eine glaubwürdige Schilderung der Entwicklungen, die dazu führen, dass die Figuren ihre Einstellungen zum Leben und zueinander so sehr verändern, dass es am Ende nur auf die im Buch geschilderte Katastrophe hinauslaufen kann. Die zunehmende Entfremdung zwischen Marta und Otto ist m.E. gut nachvollziehbar dargestellt; dieses Phänomen zieht sich auch noch über hundert Jahre später durch etliche Beziehungen. Die anderen Konflikte dagegen (v.a. Martas seltsame Haltung ihren Kindern gegenüber) lassen bei mir am Ende zu viele Fragen offen.
    Positiv hervorzuheben ist aus meiner Sicht vor allem die im Buch angelegte Debatte über Geschlechterrollen, wo Sigrid Undsets Werk sicher eine große Bedeutung zukommt. Ich kannte bisher nur ihr Mittelalter-Epos "Kristin Lavransdotter" und werde nun gern noch weitere ihrer Gegenwartsromane lesen, da mich die Lebenssituation der Menschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als so viel Bewegung in die klassischen Rollenmodelle kam, sehr interessiert.
    Fazit: Spannend fand ich das Büchlein nicht. Es bietet aber ein interessantes Bild der norwegischen Gesellschaft vor gut hundert Jahren.
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Ausgaben von Frau Marta Oulie

Hardcover

Seitenzahl: 125

Hörbuch

Laufzeit: 00:02:52h

Besitzer des Buches 3

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